Hallo Vlad,
nun komme ich dazu, Dir zu schreiben. Wow, 10 000 Euro, ne Menge Geld. Wie es zu einer so hohen Summe kommen konnte, obwohl die dargestellte Symptomatik nicht so gravierend klingt -Rate Dir eher ab, weiter viel Geld zu investieren, denn manch Heiler wird immer neue "Erkrankungen" und teure Therapien finden. Was ist krankhaft und was nicht? Kinder und Jugendliche sind immer wieder mal müde und antriebslos. Ein blasser Hautteint ohne Anämie ist nicht zwangsläufig krankhaft, Taubheitsgefühl Kopfhaut kann auch stressbedingt sein usw. Es ist normal, nicht immer fit zu sein, auch wenn unsere Leistungsgesellschaft, Werbung und Pseudomedizin anderes suggerieren mag.
Zu H63D Homozygotie und Eisen:
Die von Dir beschriebene Symptomatik Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Taubheitsgefühl auf der Kopfhaut und Blässe besteht seit Kindheit/Jugend. Typ-1-Hämochromatose verursacht erst im Erwachsenenalter durch deutlich erhöhtes Ferritin mit nachfolgenden Organschäden Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Kinder mit Typ-1 Hämochromatose-Genen hingegen haben durch genügend Eisen eher einen kognitiven und motorischen Vorteil gegenüber Gleichaltrigen mit Eisenmangel, wären also -pauschal gesagt- eher fitter als Kinder mit Eisenmangel.
Zudem sprach vor 10 Jahren das Serumferritin nicht für eine relevante Eisenüberladung.
Die Genkonstellation H63D homozygot macht sowieso meist keine Hämochromatose im Sinne von Organerkrankung.
Damaliger Hämatologe hat mit jährl Kontrolle der Eisenwerte völlig korrekte Empfehlung gegeben.
Zu dauerhaft hohem Ferritin mit oder ohne Eisenüberladung kann es über die Jahre allerdings kommen, wenn weitere eisenerhöhende Faktoren mitspielen:
Das sog. Metabolische Syndrom mit Fettleber ist in Deutschland eine sehr häufige Wohlstandsfolge. Ursache oft falsche Ernährung mit zu wenig Bewegung. Bei Fettleber kann es zu erhöhtem Serumferritin und auffälligen Leberwerten kommen- ohne Eisenüberladung oder mit leichtgradiger Eisenüberladung.
Deine Eisenwerte könnten in diese Richtung sprechen: Transferrinsättigung ist bei fettleberbedingter Ferritinerhöhung meist unauffällig.
Manch Mittelchen, als Nahrungsergänzung teuer gekauft und als gesund beworben, kann die Leber belasten: krank machen statt gesund. Man kann sich dadurch versehentlich sogar seine eigene Blei-, Arsen-, Kadmium- o. Quecksilbervergiftung basteln, an der dann wiederum ein "Heiler" Geld verdient. Mehr:
https://www.verbraucherzentrale.de/wiss ... alle-13363)
Ich halte auch von teuren "Entgiftungskuren" wenig, die Leber kann sich hervorragend selbst entgiften, solange man sie gesund erhält. Schwermetallbelastung ist ein beliebtes Feld für Heilpraktiker, das muss man wissen- denn als Heilpraktiker darf man viele Erkrankungen nicht therapieren, keine rezeptpflichtigen Medikamente verordnen, wohl aber darf man Laboruntersuchungen veranlassen und Schwermetallvergiftungen "finden" und "ausleiten" oder "wegzappen" o.ä. Daher suchen sich Heilpraktiker gerne solche nicht verbotenen Nischen als Geschäftsfelder.
Es mag einzelne hervorragende Heilpraktiker geben, die wissen, was sie können und was nicht, aber bei der großen Masse ist leider gesunde Skepsis angebracht. (Wie kann ein Laie feststellen, ob der Hp kompetent ist? Welche Untersuchungen zur Schwermetallbelastung, welche Therapie? welche Kosten?)
Nochmal zum aktuellen Ferritin: sehe das etwas anders als der jetzige Hämatologe- würde schon etwas unternehmen.
Was?
Zum Hausarzt gehen, mit ihm sprechen: Ferritin erneut messen, wenn wieder so hoch, abklären: Gewicht/Bauchfett? Bewegung? Ernährung? CRP(=Entzündungswert), Blutzucker-, Blutfettwerte wurden sicher bereits abgeklärt. Einnahme potentiell lebertoxischer Substanzen= div.Medikamente,Nahrungsergänzungen ? Psychische Belastungen? (Nicht immer denkt man zuerst daran. Die körperlichen Beschwerden- zumindest von außen besehen- erscheinen mir nicht sehr gravierend; die hohe Geldsumme =hoher Leidensdruck lässt m.E. in diese Richtung denken. Psychische Belastungen sind häufig, sind ernstzunehmen und können großes Krankheitsgefühl und Leiden verursachen.)
Mit dauerhaft hohem Ferritin 600 ng/ml + leicht erhöhten Leberwerten wäre eine Fettleber eine hierzulande sehr häufige Erklärung für die Ferritinerhöhung und ist meist symptomfrei, ggfls etwas Müdigkeit. Deine Genkonstellation H63D/H63D kann sich evtl. etwas ungünstig auf die Leber auswirken, eine leichtgradige Eisenüberladung kann vorhanden sein.
Ist bei dauerhaft hohem Ferritin eine Fettleber zu vermuten, würde ich bei H63D/H63D und beginnender SG-Arthrose wie folgt empfehlen: eine allgemein gesunde Lebensweise (gesunde Ernährung, wenig Alkohol und auch nur wenig Fruchtsäfte (!)), geeigneten Sport (mögl. m. fachl. Anleitung, ggfls Gangbild, Fehlhaltungen beim Physio checken, gute Schuhe). Bei Übergewicht schrittweise Gewichtsabnahme und auch Eisen in der Nahrung etwas im Blick behalten. Rotes Fleisch nur in Maßen. Je röter das Fleisch, desto eisenreicher. Fisch u.Algen können viel Quecksilber enthalten. Schweinefleisch kann bei den Gelenken entzündungsfördernd wirken durch hohen Gehalt an Arachidonsäure. Im Forum steht schon viel. Suchfunktion "Ernährung". Ich würde daraus aber auch keine Religion machen, denn zu streng eisenarme Ernährung zieht weitere Mängel nach sich, zumal die Ferritinerhöhung bei normaler Transferrinsättigung auch bei H63D/H63D nicht zwangsläufig überhaupt Eisenüberladung bedeutet.
Danach nach einiger Zeit Blutwerte beim Arzt erneut abnehmen (Eisen-u. Leberwerte) und schauen, ob Ferritin und GPT runtergegangen sind. Das würde ich mal mit dem Hausarzt besprechen, wie er das sieht.
Liebe Grüße
Lia