Hallo Marcus,
herzlich willkommen im Forum

Wie Marie ja auch schon schrieb:
bei männlich 31 Jahre, ERHÖHTEM Ferritin, erhöhtem Serumeisen, erhöhter Transferrinsättigung von 70%, eher hohem MCV, Hb im oberen Normbereich passen solche Laborwerte zu erblicher Hämochromatose mit Eisenüberladung. Wobei die Transferrinsättigung zumeist viel höher ist, also eher 80-100% als 70%.
Dein Ferritin ist aber nicht erhöht. Deswegen sieht die Sache anders aus.
Dein Arzt sieht deswegen keinen Hinweis auf Eisenüberladung, weil Dein Ferritin normal ist.
Und zudem, wenn Transferrin nur minimalst unter dem Referenzbereich liegt, heißt das noch nicht, dass Transferrin auf erbliche Hämochromatose deuten muss. Da sieht man oft deutlich erniedrigtes Transferrin.
Ist die Transferrinsättigung immer hoch? Oder nur 1 mal erhöht gemessen? Du hast wohl nur diesen Wert, schreibst Du, wenn ich richtig verstehe?
Eine genetisch bedingte Tendenz zu gesteigerter Eisenaufnahme, eine genetische Disposition für Hämochromatose oder eine einfach vorliegende Mutation ist aus der Internetferne für einen Laien erstmal nicht auszuschließen, wenn die Transferrinsättigung dauerhaft sehr hoch ist, auch wenn das Ferritin normal ist. Männer im Alter von 30 mit Hämochromatose haben aber oft schon sehr deutlich erhöhtes Ferritin und manche haben auch schon Symptome aufgrund gravierender Eisenspeicherung, erste Leberprobleme etc.
Eine einfach vorhandene Hämochromatosemutation, eine einfache Heterozygotie, ist sehr häufig in der Allgemeinbevölkerung, da können Eisenwerte, auch die Transferrinsättigung, über den Durchschnittswerten der allgemeinen Bevölkerung liegen.
Es gibt zudem Menschen, die die genetische Disposition haben, also homozygot sind, aber völlig gesund sind, auch keinen chronischen Eisenverlust im Körper haben und dauerhaft ohne Behandlung tortzdem keine Eisenüberladung der Organe bekommen. Bei solchen Gesunden mit Hämochromatoseveranlagung, die nur eine erhöhte Transferrisättigung haben, aber kein erhöhtes Ferritin, gibt es keinen Grund, sich krank zu fühlen und keine Therapienotwendigkeit. Weil eben das Ferritin normal ist. Solche gesunde Betroffene lassen in längeren Abständen Eisenwerte kontrollieren und haben ansonsten mit dem Thema Hämochromatose nix zu tun.
Dein Arzt hält es vermutlich nicht für sinnvoll, aus rein medizinischem Interesse heraus, ohne Hinweis auf Handlungsbedarf, einen Gentest zu machen. Das kann unnötig Geld kosten und angenommen, es gibt einen positiven Befund, einem Menschen unnötig ein Krankheitsgefühl geben.
Bei Vitamin B12 Mangel kann die Transferrinsättigung meines Wissens erhöht ausfallen. Eine hohe Transferrinsättigung ist für die definitive Bestimmung eines Vitamin B12 Mangels aber nicht aussagekräftig.
Mein Vorschlag:
Sprich beim nächsten Arztermin mal mit Deinem Arzt, wenn Du beunruhigt bist.
Vielleicht hält er es für sinnvoll, die Transferrinsättigung demnächst erneut zu messen, Du kannst ihn das fragen.
-Falls die Transferrinsättigung wieder erhöht ist und der Arzt einen Vitamin B12 Mangel vermuten kann, weil z.B erhöhtes Risiko für einen Vitamin B12 Mangel besteht erkrankungsbedingt oder aufgrund von Ernährungsgewohnheiten etc und/oder Hinweise aus Laborwerten vorliegen könnten. Kannst ihn fragen, ob er es für sinnvoll hält, darauf zu untersuchen.
Kannst Du auch selber zahlen, wenn Du für Dich eine Notwendigkeit siehst und der Arzt das aber nicht für sinnvoll hält.
(Falls die Transferrinsättigung weiter deutlich erhöht ist:) Du kannst ihm sagen, dass Du verstanden hast, dass aufgrund des normalen Ferritins aktuell keine überschüssige Eisenspeicherung vorliegt und ihn fragen, ob er ausschließen kann, dass Du symptomfreier Träger einer einfachen Hämochromatose-Mutation bist oder einer doppelten Hämochromatose-Mutation ohne vermehrte Eisenanspeicherung. Und ob er da weiteren Handlungsbedarf sieht oder ob man Gesunde zu Kranken macht. Ich persönlich bin ganz klar gegen vorschnelle Gentests, da vermutlich nicht alle Versicherer genügend Ahnung davon haben, dass eine doppelt vorhandene Hämochromatose-Mutation noch keine Erkrankung macht und da das bloße Wissen über einen Genstatus nicht immer einen medizinischen Nutzen verspricht.
Noch etwas, was ich immer beim Thema Hashimoto loswerde

Das Thema wird leider im Internet bisweilen unseriös benutzt. Dasselbe gilt für andere "Mode"diagnosen wie Borrelliose und ADHS. Diese Erkrankungen gibt es wirklich, aber es wird auch viel Schindluder damit getrieben. Es werden unter Betroffenen gerade im Internet und durch selbsternannte Spezialisten Probleme suggeriert, die medizinisch nicht haltbar sind. So werden Patienten mit einer angeblichen oder mit tatsächlich von einem seriösen Arzt diagnostizierter Hashimoto-Erkrankung in manchem Schilddrüsenforum schnell zu ziemlich verunsicherten Menschen, was ihre Gesundheit angeht.
Klar ist, die Schilddrüse braucht genügend Eisen, um gut funktionieren zu können.
Hoffe, das hat Dir weitergeholfen.
Liebe Grüße
Lia