Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Hallo zusammen,
ich muss vorweg sagen, dass ich nicht selbst betroffen bin, sondern mein Mann. Aber da ich immer alles ganz genau wissen will, hat er mir die Internet-Recherche überlassen :wink:

Bei einer Blutuntersuchung bei seinem neuen Hausarzt wurde ein Ferritin-Wert von 690 mikrog/l festgestellt und im Laborbericht mit „+++“ gekennzeichnet. Von der behandelnden Ärztin wurde der Verdacht auf Hämotomachrose geäußert – von dieser Erkrankung hatten wir noch nie etwas gehört. Der nächste Blutabnahmetermin wurde für Mitte Oktober vereinbart. Ich begann, mich im Internet über diese Erkrankung zu informieren. Etwas besorgt rief ich nochmals in der Praxis an, um zu fragen, welche Blutwerte denn beim nächsten Mal untersucht werden sollen und ob auch gleich ein Gen-Test gemacht würde (ich hielt das für sinnvoll, da mein Mann aus 1. Ehe drei inzwischen erwachsene Kinder hat). Man stellte mich zur Ärztin durch (nicht dieselbe, die den Verdacht geäußert hatte, die ist leider nicht mehr in der Praxis tätig). Ich brachte meine Fragen vor und erhielt zur Antwort, das Ferritin sei ja nur „mäßig“ erhöht und von daher würde nächstes Mal nur die Transferrinsättigung untersucht. Und nur, wenn dieser Wert außer der Norm sei, würde danach ein Gen-Test gemacht. Nun bin ich etwas irritiert. Der Wert liegt um mehr als das Doppelte über dem Normalwert, ist aber nur „leicht erhöht“?? Bis man dann Gewissheit hat (durch einen Gen-Test), können ja noch locker 6 Monate ins Land gehen. Ist das die standardisierte Vorgehensweise, Leitlinien-konform?

Anlass des Hausarztwechsel war übrigens der „Zufallsbefund“ von Ablagerungen in der Art. carotis interna (größenmäßig nicht näher bezeichnet, aber nichtstenosierend und nicht strömungsrelevant). Bisher konnte nicht geklärt werden, wie die bei seiner Lebensweise und Blutfettwerten entstehen konnten. Aber ich las, dass Hämotomachrose die Entstehung von freien Radikalen und oxydativem Stress begünstigt, der für die Bildung von Ablagerungen in den Gefäßen verantwortlich gemacht wird. Wenn eine Verschlimmerung durch Aderlässe und Abbau von Eisenüberschuss verhindert werden könnte, wären wir sehr froh!

Noch ein paar Infos zum allgemeinen (Gesundheits-)Zustand:
57 Jahre alt, 1,75 m, 81 kg, nie geraucht, kein Bluthochdruck, aktiver Lebensstil (also kein Couchpotato ;-)), Ernährung mit wenig Fleisch (in letzter Zeit vermehrt Gemüse und Obst), Blutfette im Normalbereich, kein Diabetes, keine weiteren Vorerkrankungen, Operationen oder ähnliches.
Diagnostizierter Morbus Meulengracht, Bilirubin (gesamt) 4.0 mg/dl
Blutwerte im Juli 2022:
Eisen 29.1 mikromol/l CRP <0.6 mg/l Creatinin 0.9 mg/dl GFR 96 ml/min
GPT (ALT) 21 U/l GOT (AST) 22 U/l Gamma-GT 17 U/l TSH basal 1.67 mikrolU/ml
HABA1C 4.6 % Glucose/Serum 94 mg/dl Folsäure 7.0 ng/ml
Vitamin B12 248 pg/ml Vitamin D25 23.8 ng/ml
BSG 5 mm/h Leukozyten 5.4 /nl Erythrozyten 4.6 /pl Hämoglobin 15.4 g/dl
Hämatokrit 0.46 l/l MCV 99 fl MCH 33 pg MCHC 34 g/dl
Erythrozytenverteilung 11.9 %

Sorry für diesen „Roman“ gleich im Vorstellungs-Post. Falls nötig, kann der Admin das auch gerne in den Bereich „Fachsimpelei“ verschieben. Ich hatte hier schon einiges gelesen und gesehen, dass nach anderen Blutwerten gefragt wird.
Ich bin gespannt auf die Meinungen hier!
LG Barbara
Benutzeravatar
Lia
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 5823
Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von Lia »

Hallo Barbara, herzlich willkommen im Forum! :winken
Du bist nicht die erste Frau im Forum, die für ihren Mann schreibt. :) :mrgreen
Noch nie allerdings in fast 20 Jahren Forum kam es vor, dass ein Mann für seine Frau schreibt. :)
Vielen Dank für Deine sehr gute Beschreibungen auch mit Laborwerten in Deinen Threads, auf die man gut antworten kann.

Ferritin-Wert von 690 µg/L bedeutet erhöhtes Ferritin, bedeutet aber noch lange nicht Hämochromatose, denn es gibt sehr viele verschiedene Ursachen für erhöhtes Ferritin.

MCV ist bei Hämochromatose oft im oberen Normbereich oder erhöht. MCV liegt bei Deinem Mann im oberen Normbereich oder leicht darüber, je nach Referenzbereich des jew. Labors.
Angesichts des eher im unteren Referenzbereich angesiedelten Vitamin B12-Werts wäre m.E. evtl ein funktioneller Vitamin-B12-Mangel nicht ganz auszuschließen, falls vegetarische Ernährung vorliegt oder andere Risikofaktoren, auch wenn keine Anämie vorliegt. (Aber hier bin ich aktuell vielleicht überkritisch, da übersensibilisiert für dieses Thema) Zurück zur Hämochromatose:
Heutzutage ist medizinischer Konsens, dass es nicht sinnvoll ist, bei einem 1 Mal erhöht gemessenen Ferritin gleich einen HFE-Gentest zu machen. Da wie gesagt andere Ursachen für Ferritinerhöhung viel häufiger sind, z.B. Fettleber usw.
(Erst!)Wenn beim nächsten Blutabnehmen neben Ferritin auch die Transferrinsättigung erhöht ausfällt, besteht Verdacht auf Hämochromatose. Der Gentest ist dann der Schritt, um das Vorliegen einer HFE-Hämochromatose festzustellen.
Das geplante schrittweise Vorgehen in der Praxis ist also korrekt.(Man könnte natürlich die Transferrinsättigung auch eher messen, damit Ihr nicht so lange bis zum nächsten Quartal rumrätseln müsst. Freundlich fragen schadet nix :D )

Ablagerungen in der Art. Carotis interna:
Arteriosklerose ist bei Hämochromatose-Patienten eher auffallend selten. (Hämochromatose = erbliche Eisenüberladung mit Hepcidinmangel, erhöhter Transferrinsättigung und fortschreitender Eisenüberladung, die weitaus häufigste Form: C282Y Homozygotie). Man hat vor einiger Zeit festgestellt, dass homozygote Hämochromatose vor hohen LDL-Werten schützend wirken könnte.
Bei sehr hochgradiger Hämochromatose (hauptsächlich der hierzulande sehr sehr seltenen juvenilen Form, die schon in jungem Lebensalter auftritt und besonders schwer verläuft) kann das Herz geschädigt werden. Dann finden sich eher relativ geringe Eisenablagerungen in den Koronararterien, auch wenn erhebliche Eisenablagerungen im Herzmuskelgewebe vorhanden sind.
Grob gesagt: Eisen spielt eine große Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose, aber Eisen ist nicht gleich Eisen. Klar ist, dass das sog. Nicht an Transferrin gebundene Eisen (abk.NTBI) ein Risikofaktor für Arteriosklerose ist. Bei Hämochromatose (erbliche Eisenüberladung) kommt es bei deutl. erhöhter Transferrinsättigung zu NTBI und labilem Plasmaeisen, was eigentlich erhöhtes Risiko für Arteriosklerose bei Hämochromatose bdeuten müsste. Aber paradoxerweise ist das nicht so. Es spielt eine wichtige Rolle, wo im komplizierten Eisenstoffwechsel in welchen Bereichen von Körperfunktionen das Eisen ist und wo es nicht ist und wo es in welcher Form gebunden oder ungebunden auftritt (ungebunden: Risiko für oxidativer Stress).

Hämochromatose (Erbliche Eisenüberladung) macht relativ eisenarme (!) Makrophagen. Makrophagen sind Fresszellen des Körpers, sie haben eine wichtige Funktion (Immunsystem), z.B. bei Entzündung und Infektion. Menschen ohne Hämochromatose mit erworbener Eisenüberladung, erhöhter Nahrungseisenzufuhr, oder bei Entzündungsprozessen haben grob gesagt relativ eisenreiche(!) Fresszellen.
Das Verteilungsmuster der Eisenüberladung ist bei erblicher und erworbender Eisenüberladung also unterschiedlich.
Bei Eisenüberladung in den Makrophagen bei erworbener Eisenüberladung oder bei Entzündungsprozessen kann es zur Entstehung freier Sauerstoffradikale und somit zu oxidativem Stress kommen.

Hoffe, ich konnte das grob beschreiben. Kurzum:
Hämochromatose (erbl. Eisenüberladung=Hepcidinmangel): eher kein Risikofaktor für Arteriosklerose, eher Schutzwirkung.
Keine Hämochromatose(keine erbl. Eisenüberladung), aber erworbene Eisenüberladung, sehr viel Eisenzufuhr in der Nahrung: Risikofaktor für Arteriosklerose.
Risikofaktoren, an denen man nichts machen kann, sind männl Geschlecht, Alter und familiäre Vorbelastung.
Aber der BMI ist bei Deinem Mann erhöht. An dem kann man was machen. (Der BMI -Rechner spuckt nur ungefähre Richtung aus und kann sich irren z.B. Muskeln wiegen mehr als Fett…) Warum also zeigt der BMI Übergewicht an? Bauchfettanteil? Ernährung wirklich gesund? Wie aktiv ist der Lebenstil wirklich? Wieviel Sport?
Ansonsten wird der Arzt sicher weitere mögliche (Mit-)Ursachen abklopfen. Fragen könnten sein: Harnsäure ? Homocystein? Fibrinogen? Psych. Stress? Was sagt der Arzt?

Das wärs erstmal von mir, würde mich freuen zu hören, was bei Deinem Mann rausgekommen ist.
Liebe Grüße

Lia
Zuletzt geändert von Lia am Do 25. Aug 2022, 12:47, insgesamt 1-mal geändert.
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Hallo Lia, danke für deine ausführliche Antwort. :blumen
Was mir weiterhin unklar ist: ist ein Ferritin-Wert von 690 denn jetzt viel oder wenig?
Nur, um das nochmal klar zu machen: Wir ernähren uns nicht vegetarisch. Wir essen hin und wieder Fleisch, meistens Hähnchen (nicht mehr als 1 x die Woche). In den letzten Monaten vor der Blutabnahme kamen oft Blattsalat, Spinat, Champions auf den Teller. Gurken und Tomate täglich. Aber ich denke, dass das nicht ausreicht, um das Ferritin derart ansteigen zu lassen. Zumal das Eisen in pflanzlicher Nahrung eh nicht so gut aufgenommen wird wie aus Fleisch (wenn ich das richtig verstanden habe) .
MCV, MCH und MCHC sind bei allen vorangegangenen Blutentnahmen in den letzten 4 Jahren (ältere Unterlagen liegen nicht vor) immer am oberen Ende der Normalwerte.
Die Leberwerte liegen aber doch im mittleren Normalbereich? Von daher kann doch eigentlich keine Fettleber vorliegen? :gruebel
Und der BMI, nun ja... Er ist sicherlich kein Leistungssportler. Aber er hat Bewegung im Alltag (Beruf), geht 2 x die Woche ins Fitnessstudio und 2 x 1,5 Stunden walken. Das ist sicherlich schon mehr, als der Durchschnittsdeutsche in seinem Alter macht. Bauchfett ist zwar da, aber im Taillenumfang bei 94 cm auch an der oberen Normgrenze.

Und den Termin für die Transferrin-Sättigung vorzuziehen geht nicht, macht die Praxis nur einmal im Quartal, hab schon gefragt. :down
LG Babs
Benutzeravatar
Lia
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 5823
Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von Lia »

Hallo Babs,
ist ein Ferritin-Wert von 690 denn jetzt viel oder wenig?

Muss man immer im Kontext sehen, abhängig von Ursache, Geschlecht, Alter.
Ferritin von 690 bedeutet: ist erhöht. Wert sollte im Auge behalten werden, Ursache sollte gesucht und gefunden werden. Kann man auch im nächsten Quartal, da Allgemeinzustand gut, CRP ok usw..
Viel häufiger als Hämochromatose sind andere Ursachen. Die häufigste ist Fettleber(-erkrankung), hat jeder Dritte/Vierte in Deutschland.
Bei Fettleber sieht man oft Werte in der Größenordnung von 700 ng/ml, also Ferritinerhöhung unter 1000 ng/ml.
Bei einem C282Y homozygoten Mann sieht man im Alter von 60 Jahren nach Jahrzehnten von erhöhter Eisenspeicherung mitunter sehr hohes Ferritin 1000, 2000 oder höher.
Neben Fettleber und Hämochromatose gibt es noch diverse weitere mögliche Ursachen.
Fettleber kann auch bei normalen Leberwerten vorhanden sein.
(Gut ist, Dein Mann bewegt sich viel aktiv, das ist überdurchschnittlich und schon mal sehr gut.)
Dann gibt es seltene Erkrankungen und fulminante Entzündungen mit exorbitant hohem Ferritin 10 000.
Grundsätzlich in der Medizin: ein deutlich erhöhter Laborwert muss nicht immer schon gleichbedeutend sein mit schwerer Erkrankung, ein unauffälliger schließt eine schwerwiegende Erkrankung nicht immer aus. Es hängt vom jeweiligen Laborwert ab und mit welchen anderen Laborwerten und Beschwerden er in Kontext steht.

Eine Hämochromatose kann man zum jetzigen Zeitpunkt mangels Transferrinsättigung bei Deinem Mann nicht ausschließen, daher wird sie im Oktober gemessen. (Auch der MCV-Wert, da im oberen Normalbereich, schließt Hämochromatose nicht aus). Falls Hämochromatose, bedeuten Werte wie Ferritin 700 keine hochgradige Eisenüberladung. Schwere eisenbedingte Organschädigung ist unwahrscheinlich bei Ferritin <1000 ng/ml.

Beim Andrologen wird man Testosteronspiegel messen. T.-Mangel kann unterschiedliche Ursachen haben, das Alter spielt da eine große Rolle bei vielen Männern. Bei Testosteronmangel kommt es zu einer Zunahme insb. des Bauchfetts.

Bauchumfang 94 cm ist immerhin grenzwertig.

Liebe Grüße

Lia
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Oh, danke, das mit dem Testosteron und dem Bauchfett ein Zusammenhang besteht, wusste ich nicht. Bisschen gewundert haben wir uns schon, dass bei der ganzen Aktivität und der Ernährung so'n Bäuchlein da ist.
Dann werden wir uns in Geduld üben und auf den Termin im Oktober warten
.
LG Babs
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Hallo in die Runde!
Der nächste Bluttest steht für den 14.10. kurz vor der Tür! Nur nochmal als Erinnerung: Beim letzten Mal wurde "nur" Ferritin bestimmt. Laut Arzt noch kein Gentest nötig. Aber was sollte man denn jetzt alles bestimmen lassen? Eisen im Serum? Transferrin? Transferrin-Sättigung? Auch die Leberwerte (wegen z.B. mögl. Fettleber)? Für kurze Antwort wäre ich sehr dankbar.

Lieben Gruß,

Babs
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Nur kurz zur Info: Wir haben den Termin zur Blutabnahme morgen abgesagt. Mein Mann hat eine Erkältung mit erhöhter Temperatur - kein Covid, Tests waren negativ. Da ich es so verstanden habe, dass akute Infekte zu erhöhtem Ferritin führen können, habe ich angenommen, dass dann die Ergebnisse ggf. verfälscht sind. Neuer Termin war erst für den 2.11. zu bekommen - also noch länger warten!
LG Babs
Benutzeravatar
Lia
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 5823
Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von Lia »

Hallo Babs,
will man bei einer mäßigen Ferritinerhöhung die Transferrinsättigung bestimmen, um einen Hinweis auf das Vorliegen von Hämochromatose-Mutationen zu bekommen, wird bei nüchternem Patienten Transferrin und Serumeisen gemessen.
Die Transferrinsättigung errechnet sich aus Transferrin und Serumeisen. Rechner: https://www.med4you.at/laborbefunde/lbe ... in_sat.htm

Erhöhtes Ferritin und insb. nur mäßig erhöhtes Ferritin, hat wie gesagt meist andere Ursachen als Hämochromatose.
(Bei Männern in fortgeschrittenem Alter mit Diagnose Hämochromatose sieht man potentiell (sehr) hohes Ferritin, da mit fortschreitendem Lebensalter sich zunehmend Eisen anspeichert und entsprechend auch auffällige Leberwerte. Da Menschen mit Hämochromatose-Disposition nicht alle manifest erkranken, sondern viele Menschen (insb. Frauen) keine Gesundheitsprobleme mit ihrer genetischen Disposition entwickeln, gibt es auch Männer mit Hämochromatose-Disposition C282Y homozygot oder erst recht Männer mit kombinierter oder einfacher Heterozygotie mit nur geringgradiger Ferritinerhöhung und unauffälligen Leberwerten.)

Will man die Ursache für mäßig erhöhtes Ferritin finden, so schaut der Arzt sich einige gängige Laborwerte an. Ist bei Deinem Mann ja schon geschehen. Gängige Leberwerte wurden im Juli 2022 gemessen: bei Deinem Mann unauffällig.
Hohes Ferritin sieht der Mediziner in Praxis und erst recht im Klinikalltag häufig, nicht nur leberbedingt bei Lebererkrankung, bei Metabolischem Syndrom bzw. Risiko für Typ2-Diabetes oder bei Eisen-Mutationen, sondern auch bei Entzündungsvorgängen, malignen Geschehen und Anämien. Ferritin reagiert oft mit, wenn Gesundheitsprobleme vorhanden sind. Ferritin beurteilt der Arzt daher immer in Zusammenschau mit anderen Laborwerten und mit Gesundheitszustand und Lebensstil.

Zu Deiner Nachfrage zur Fettleber: Auch bei normalen Leberwerten kann die häufige Fettleber vorliegen, normale Leberwerte schließen das Vorliegen einer Fettleber nicht aus. Und wenn auch häufig sich eine vorhandene Fettleber durch Übergewicht, Diabetes, ungesunden Lebenstil o. bekannte leberschädigende Substanzen wie Alkohol o Eisen erklärt, manchmal ist die Ursache unbekannt und es gibt auch genetische Neigung zu Fettleber. Eine einfache Fettleber, die keine bis wenige Probleme macht, ist wie gesagt sehr häufig in der westl. Allgemeinbevölkerung (ca 25%). Wenn einfache Fettleber anhaltend geschädigt wird, kann ernsthafte Lebererkrankung entstehen, daher ist gut, wenn Ursache bekannt u entspr. therapiert.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der Plan des Arztes sowieso, beim nächsten Bluttest die Transferrinsättigung zu bestimmen.

Liebe Grüße

Lia
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Hallo in die Runde,
hier die Ergebnisse der letzten Blutabnahme:

Ferritin 747 µg/, Referenzbereich 30,0 - 400
Eisen/ Serum 115 µg/dl, Referenzbereich 33 - 193
Transferrin 2,6 g/l, Referenzbereich 2,0 - 3,6
Transferrinsättigung 31,4 %, Referenzbereich 16,0 - 45,0
CRP <0,6 mg/l, Referenzbereich <5,0
AST (GOT) im Serum 21 U/l, Referenzbereich <50
ALT (GPT) im Serum 21 U/l, Referenzbereich <50
GGT im Serum 14 U/l, Referenzbereich <60

Der Ferritinwert ist gegenüber letztem Mal (690) leicht gestiegen. Die Ärztin sah jetzt nicht so wirklich einen Grund dafür, außer vielleicht die Covid-Infektion.
Für den 14.11. hat sie dennoch neue Blutabnahme mit Gen-Test und allen Rheuma-Markern und Leberwerten bestimmt. Außerdem wird ein Ultraschall der Leber gemacht.
Sie fragte, ob mein Mann eine Hepatitis-Impfung erhalten hätte - den Zusammenhang verstehe ich jetzt gar nicht - oder ob eine Hepatitis bekannt sei? Dann müssten doch aber die bereits abgenommenen Leberwerte schlechter sein, oder?

Vielleicht läuft es ja doch auf eine - vielleicht "beginnende" - Fettleber hinaus? Könnte man das mit dem Ultraschall beurteilen oder muss man dafür diese MRT-Untersuchung machen?
Die Fragezeichen in meinem Kopf nehmen kein Ende! :down

Liebe Grüße, Barbara
Benutzeravatar
Lia
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 5823
Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von Lia »

Hallo Barbara,

komme jetzt erst dazu, Dir zu antworten.
Gut finde ich, dass die Ärztin dranbleibt und weiter abklärt.
Eine normale Transferrinsättigung weist nicht auf Hämochromatose.
Frage nach Hepatitis-Impfung erklärt sich vermutlich so:
Es gibt verschiedene Virushepatitis-Formen und -Erreger. Gegen Hepatitis A und B kann man impfen. Hepatitis B und C kann chronisch verlaufen. Bei chronischer Virushepatitis sind Leberwerte viel weniger erhöht als bei akuter Hepatitis, z.B. nur ca 2-5 fach erhöht. Die vorliegenden aktuellen Leberwerte Deines Mannes sind allerdings unauffällig. Ferritin ist auch bei chronischer Hepatitis oft erhöht, also eine mögliche Ursache für unklare Ferritinerhöhung. Daher fragte die Ärztin danach. Aber es wird da ja noch weiter geguckt. :wink:
Fettleber wäre eine häufige Erklärung und der Ultraschall geeignete Diagnostik zur Feststellung einer Fettleber.
Mehr kannst Du hier nachlesen:
https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-p ... armsignal/
Fettleber wäre auch eine fast wünschenswerte Diagnose, bei Entfernung der auslösenden Faktoren (z.B. bei erhöhtem BMI schrittweise Gewichtsreduzierung) kann sich die Leber wieder vollständig erholen.
Berichte mal, was weiter herausgekommen ist. Alles Gute für Dich und Deinen Mann! :winken

Liebe Grüße

Lia
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Liebe Lia,

vielen Dank für deine Erklärung. Nach erfolgter Ultraschall Untersuchung kann ich berichten, dass die Leber sich völlig normal dargestellt hat und keine Fettleber vorliegt. Mein Mann wurde auch vor zwei Jahren gegen Hepatitis geimpft. Der Gen-Test dauert ja etwas länger, aber ich glaube inzwischen, dass da auch nichts bei rauskommt. Die Ärztin wird sich melden, wenn bei den anderen Laborwerten etwas auffällt.

Meine anfängliche Panik hat sich mittlerweile gelegt. Mittlerweile frage ich mich, was denn an und dem erhöhten Ferritin so schlimm sei, wenn es in dem bisherigen Rahmen bleibt. Vom Morbus Meulengracht kennen wir es ja schon, dass das Bilirubin erhöht ist, aber "keinen Krankheitswert" hat (O-Ton Ärztin).

Eine Kontrolle beim Neurologen hat übrigens ergeben, dass der Gefäßzustand auch in Ordnung ist und es keine nennenswerten Gefäßablagerungen gibt. Auch das Herz wurde untersucht und Herzmuskel sowie Koronararterien sind okay.

Das war's erstmal an Neuigkeiten. Ich muss nochmal betonen, wie gut ich es finde, dass es dieses Forum gibt und was ihr hier alles an Infos bietet.

liebe Grüße, Barbara
Benutzeravatar
Lia
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 5823
Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von Lia »

Hallo Barbara,

das hört sich doch gut an. :)

Vor allem freut mich sehr der Zustand der Gefäße/Herz. :) Und natürlich, dass die Leber im Ultraschall unauffällig war. Die Ärztin ist engagiert dabei, schaut nochmal auf Laborwerte und macht Gentest, bei dem ich auch vermute, dass keine Hämochromatose dabei rauskommt. Sollte keine Ursache gefunden werden, kann man dann ja Gesundheit, BMI und Ferritin etwas im Auge behalten. :wink:
Einen schönen Abend und liebe Grüße

Lia
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Hallo zusammen,

das Ergebnis des Gen-Tests war - wie schon vermutet - negativ! Kein Nachweis gefunden. Auch sonst waren die neuerlichen Laborwerte unauffällig, bis auf den Kupferwert (i.Serum) am oberen Rand des Referenzbereiches bei 112 µg/dl (56 - 111 µg/dl). Dazu hatte ich ja im Bereich "Fachsimpelei" eine Frage gestellt.

Blöderweise hat das Gespräch über die Laborwerte aber eine andere Ärztin durchgeführt, mit der wir vorher noch nicht zu tun hatten. Sie vermutete, dass das Ferritin durch erhöhten Alkohol-Konsum kommt. Deshalb möchte sie jetzt im Februar wieder den Ferritin-Wert untersuchen (wo eigentlich nichts gegen spricht). Sollte dieser - trotz normalen Alkohol-Konsum - immer noch erhöht sein, soll mein Mann zum Hämatologen und Rheumatologen. Was soll jetzt das? Mein Mann ist kein Trinker. Er trinkt abends mal eine Flasche Pils, aber nicht jeden Abend, und mal etwas mehr zu irgendwelchen besonderen Anlässen (weniger als 1 x pro Monat). Er hatte zwei Wochen vor der letzten Ferritin-Bestimmung eine Covid-Infektion.
Der Hämoglobin-Wert und der CRP-Wert ist immer okay gewesen. Es gab also keine Anzeichen für "eine versteckte Entzündung". Die Leberwerte sind auch gut. Die Leber war im Ultraschall auch in Ordnung. Mein Mann hat keine Schmerzen in Gelenken oder Muskeln. Also warum dann zum Rheumatologen??

Ist das jetzt der reine Forscherdrang, weil er an einer Universitäts-Ambulanz in Behandlung ist?

Lia, du hast es in einer deiner Antworten so formuliert (oder so ähnlich): Die bloße Erhöhung eines Laborparameters macht noch keine Krankheit...
Uns wird das langsam alles etwas zuviel. Immerhin ist nun erstmal bis Februar Ruhe.

Ich wünsche allen schöne Feiertage und ein gesundes Neues Jahr!

LG Babs
BabsG
Frischling
Frischling
Beiträge: 19
Registriert: Sa 20. Aug 2022, 12:27

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von BabsG »

Hallo,
leider hat meine eigene Internet-Recherche zu meiner letzten Frage in diesem Thread nicht viel gebracht. Ich hatte in "Fachsimpelei" ja auch nochmal den Kupferwert angesprochen. Hierzu ist mir nur aufgefallen, dass Hagebutten einen hohen Kupferanteil aufweisen. Da mein Mann als "Durstlöscher" zwischen den Mahlzeiten täglich ca. 1 L Hagebuttentee trinkt, frage ich mich, ob hier ein Zusammenhang bestehen könnte. Was wäre, wenn seine erhöhten Werte also irgendwie ernährungsbedingt sind?
Zudem will mir auch der Morbus Meulengracht nicht aus dem Kopf. Es liegt hier ja ein Mangel eines bestimmten Leber-Enzyms vor, das für den Abbau bzw. Verstoffwechslung bestimmter Stoffe notwendig ist. Durch den Mangel dauert dieser Vorgang dann länger und somit verbleiben diese Stoffe länger im Körper. Was wäre also, wenn sich dadurch bestimmte Nahrungsbestandteile sozusagen "im Körper ansammeln" und somit zu erhöhten Werten führen???

LG Barbara
Benutzeravatar
Lia
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 5823
Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Re: Ferritin-Wert von 690 mikrog/l nur „mäßig erhöht“???

Beitrag von Lia »

Hallo Barbara,

hatte so ne Ahnung, dass ich im Forum was vergessen hab. :achso :wink: Tut mir leid, wollte zu Deinem vorigem Beitrag längst schreiben. Wird jetzt aber leider etwas dauern, bitte um Geduld. :blumen

Liebe Grüße Lia
Antworten