Alkohol und Hämochromatose

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
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Pat
Frischling
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Alkohol und Hämochromatose

Beitrag von Pat »

Hallo zusammen

Ich bin neu im Forum, guten Tag miteinander. Seit kurzem ist Hämochromatose bei mir definitiv festgestellt worden. Ich bin 26 und habe noch nicht allzu erhöhte Werte, und habe soeben den zweiten Aderlass gehabt und sollte bald wieder auf den Normalwerten sein. Ich habe mich auch schon weitgehend über die Krankheit informiert und kann mich so damit abfinden.

Eine wichtige Frage habe ich trotzdem, welche mir die gefunden Artikel oder Literatur noch nicht beantwortet hat. Und zwar ist immer wieder die Rede von der enormen Gefahr von Alkoholkonsum und Hämochromatose die Rede. Man könne wieder "etwas" Alkohol konsumieren, sobald die Werte im Normalbereich sind, ist so der allgemeine Tenor.
Was hat es genau auf sich?
Darf man bei normalen Werten regelmässig Alkohol konsumieren?
Was ist schlimmer, "regelmässig ein wenig trinken" oder ein "Absturz"?

Ich wäre froh, wenn mir jemand zu diesem Thema Auskunft geben könnte, da ich doch jeweils gewaltig Kopfschmerzen hatte, auch wenn ich nur ein wenig getrunken habe (natürlich trinke ich seit der Kenntnisnahme der Krankheit kaum mehr Alkohol).

Vielen Dank
Liebe Grüsse
Pat
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wolle
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Beitrag von wolle »

Hi Pat,

du sprichst mir aus der Seele, und herzlich willkommen hier im Forum!
Der Alk. das Teufelszeug.... ? Mein Internist hats mir fast verboten, -
siehe dazu Wolles Tagebuch ... In meinem Fall ist meine Leber schon verfettet, mittelstark wird da gesagt! Mir tut nichts weh, - so dachte ich
kann es ja noch nicht so schlimm sein. Aber als mir der Doc. sagte, das ich HH im Heteorzygotenstatus habe, - und das mit sehr ernster Stimme und Mimik, - und mir dazu riet den Alk.-konsum einzustellen... wurd mir doch schon ganz anders!
Nun ja, und es hat geklappt, - und ich bin froh drüber!

Damit habe ich dir Deine Frage nicht beantwortet, - aber ich denke, das man auf das Zeug zu gunsten seiner Gesundheit verzichten sollte!

Vielleicht trifft man sich mal im Chat, - dann können wir mal das ausdiskutieren!

Gruß

Wolle
LG Wolle
Mein HC Tagebuch: http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=83&t=352



Meine Daten:
Heteor H63D; Ferritin 1160/Transferin 289/ -sättigung 49%/ Eisen 35,4(2005) - Diabetes (09.2012) -
Abstinent (ab 2010 ) - Nichtraucher (auch schon ganz schön lange ) jetzt Erhaltungs-AL´s ( 56 / 25275 [gesamt Al / ml.] )
Stand: 12.2016
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wolle
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Beitrag von wolle »

Hab beim Lesen noch ein Link gefunden:

http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=43882 ( nicht mehr gültig bzw. gelöscht )
Zuletzt geändert von wolle am Sa 28. Mai 2016, 07:40, insgesamt 1-mal geändert.
LG Wolle
Mein HC Tagebuch: http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=83&t=352



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Pat
Frischling
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Beiträge: 6
Registriert: Fr 5. Aug 2005, 18:49

Beitrag von Pat »

Hi Wolle

Danke für Deine Antwort. Ich führe nun einige Zitate auf:

http://www.lebernetz.de/leberinfo/erkra ... /haemo.htm

Zitat aus diesem Link:
"Die Behandlung mit Desferrioxamin (Desferal), einem Medikament, das Eisen zu binden und auszuscheiden vermag, wird heute praktisch nicht mehr durchgeführt. Ebenso hat der Versuch an Bedeutung verloren, eine Drosselung der Eisenzufuhr über eine eisenarme Diät (Vermeiden von Wein, Bier, gegorenen Obstsäften, Blutwurst, Leber) und das Meiden von Eisen-Kochgeschirr und -Bratpfannen zu erreichen."

Weitere Zitate auf Englisch gemäss Deinem Link:


"This study provides precise quantitative data about the impact of alcohol on expression of hereditary hemochromatosis in C282Y-homozygous patients. Excessive alcohol consumption accentuates disease expression and therefore the risk of cirrhosis and cancer. Consequently, these patients should be encouraged to consume very moderate quantities of alcohol."

Weiterer Artikel:

"Hemochromatosis subjects who drink more than 60 g alcohol per day are approximately 9 times more likely to develop cirrhosis than those who drink less than this amount, and the range of hepatic iron concentration associated with cirrhosis in the absence of cofactors was 233-675 micromol/g dry weight."

Offensichtlich gibt es da ganz unterschiedliche Meinungen. Ich denke man muss es für sich entscheiden. Dass Alkohol ohnehin die Gesundheit beinträchtigt, wissen wir ja alle.

Wäre natürlich froh, wenn jemand noch weiteres Material darüber hat, sowie auch Listen mit Eisengehalt von verschiedenen Weinen, Bier etc.

Danke nochmals
Pat
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Lia
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Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Beitrag von Lia »

Hallo Pat,

sowohl das viele Eisen als auch Alkohol sind Lebergifte, die als Kombination (!) auf die Leber schädigenderen Einfluß haben, als sie das einzeln unabhängig voneinander ohnehin schon haben.

Ist die Leber gesund, die Leberwerte ok und ist nur eine geringe Eisenüberladung vorhanden, kann man in Maßen Alkohol trinken, so die Epfehlung der Experten.
Sind bei Hämochromatose die Leberwerte erhöht, gibt es Hinweise auf einen Leberschaden, dann sollte man Alkohol strikt meiden, da dann die Gefahr eines Leberschadens sich deutlich erhöht und bei schon bestehendem Leberschaden das Risiko für die Ausbildung einer Leberzirrhose deutlich erhöht ist.

Eine strikte Diät ist bei normalen Hämochromatose-Betroffenen nicht nötig, da duch die Aderlässe viel mehr Eisen entfernt werden kann als durch die ALs. Dennopch wird allgemein geraten, v.a. während des "Enteisens" per Aderlaßtherapie stark eisenhaltige Nahrungsmittel eher zu meiden.
Auch Alkohol wie enthält viel Eisen (Rotwein) bzw fördert die Eisenaufnahme aus der Nahrung(Bier)
Man muß also unterscheiden zwischen dem Alkohol als eisenhaltiges Nahrungsmittel und Alkohol per se, als einer in größeren Mengen toxisch auf die Leber wirkende Substanz.
Alkoholiker haben oft erhöhte Eisenwerte durch den vielen eisenhaltigen bzw die Eisenaufnahme fördernden Alkohol. Daher kam es früher vor Zeiten des Gentests vor, daß Hämochromatose-Patienten manchmal als heimliche Alkoholiker tituliert wurden. Ich bin froh, daß solcherartige Verdächtigungen wohl der Vergangenheit angehören, die früher sicher psychologisch übel für die Betroffenen
waren und soziale Folgen hatten, wenn man zu Unrecht verdächtigt wurde.


Also eine Liste mit Eisengehalt von verschiedenen Weinsorten und Bieren habe ich nicht. Sollte mir sowas "zufliegen", werde ichs hier reinstellen.

Rotwein hat viel Eisen, aber enthält auch größere Mengen die Eisenaufnahme hemmende Substanzen.
Bier hat diese die Eisenaufnahme hemmenden Stoffe nicht -so viel ich weiß- Bier wirkt fördernd auf die Eisenaufnahme, d..h. wenn man Bier zu einer Mahlzeit mit z.B. Lammfleisch und grüne Bohnen isst, dann wird auch das Eisen aus dem Fleisch und den Bohnen besser aufgenommen. Und umso mehr, wenn dazu ein vitamin-C reicher Salat mit Säure z.B. Zitronensaft dabei als Beilage dabei ist.
Trinkt man hingegen ein großes Glas Milch, wird die Aufnahme des Eisens aus Fleisch und Bohnen und VitaminCreichem Salat gehemmt und der Körper nimmt nicht so viel Eisen auf.
Um die Eisenzufuhr zu beschränken wird empfohlen, VitaminCreiche Speisen erst mind. zwei Stunden vor oder nach einer eisenhaltigen Nahrung zu sich zu nehmen.
Mit demz.B. Bier könnte man es ebenso machen, wenn man jetzt darauf unbedingt achten möchte:
Bier zwei Stunden nachm Essen bequem auf der Couch zum Spätfilm oder so 8)

Ich habe es so gemacht, daß ich (meine Leberwerte waren da top in Ordnung) während der Phase der intensiven Aderlässe Alkohol fast gemieden habe-war auch der psychologische Hintergund, daß ich aif etwas mit viel Eisen, von dem ich ab da wußte, daß ich zuviel davon habe und es meine Gelenke angreift, keinen besondern Appetit verspürte und ich zudem Alkohol eh nicht so gut vertrage.
Heute trinke ich schon ab und an ein Glas. Aber ich bekomme die Quittung für Alkohol in größeren Mengen negativ an den Gelenken und am Immunsystem zu spüren :roll: ....

Liebe Grüße

Lia
Pat
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Registriert: Fr 5. Aug 2005, 18:49

Beitrag von Pat »

Hi Lia

Vielen Dank für Deine Informationen, die sehr verständlich sind und mir nun erlauben den Zusammenhang zu verstehen.

Alles Gute :D
Gruss
Pat
Taischi
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Registriert: Di 26. Apr 2005, 19:15

Beitrag von Taischi »

Hallo,

zum Thema Alkohol, besonders Rotwein (den ich leidenschaftlich gerne trinke), kann ich nur sagen: wenn ich darauf verzichte, habe ich weniger Schmerzen in den Gelenken. Man sagte mir, daß im Rotwein (Weißwein mag ich nicht), die Gerbsäure (Tannin) diese Schmerzen verursachen würde. Mit der Leber habe ich, gottseidank, keine Probleme, da bei mir die Hämochromatose relativ früh entdeckt wurde.
Gruß, Heide
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Lia
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Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Beitrag von Lia »

Hallo Heide, ist bei mir ähnlich mit den Gelenken. Rotwein vertrage ich auch schlechter als z.B. Bier. (Weißwein vertrage ich gar nicht mehr, aber nicht wegen Gelenken.. habe im Studium zu viel davon gesoffen :oops: seitdem sagt der Magen grundsätzlich dazu nein danke :mrgreen:)
Noch einen schönen Sonntag wünscht

Lia
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