Eure Einschätzung

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
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Luna12
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Eure Einschätzung

Beitrag von Luna12 »

Hallo,
seit kurzem beschäftige ich mich mit dem Thema Hämochromatose und bin auch auf dieses Forum gestoßen. Es wäre schön, wenn mir jemand antworten würde:

Ich bin 34 Jahre alt (weiblich) und habe schon jahrelang verschiedener Beschwerden. Nach der Geburt meiner Tochter vor 4,5 Jahren wurde es besser, doch ist seit einiger Zeit wieder eine Verschlechterung da. Sprich, Infektanfälligkeit, verschiedenste Bauchbeschwerden, Übelkeit, ab und an Gelenkschmerzen. Seit einem Jahr weiß ich nun auch, dass meine Blutwerte verschoben sind. So sind meine Leukos zu niedrig (der niedrigste war 2,8/nl, meist so um die 3-3,5/nl), die Thrombos sind auch zu niedrig (der niedrigste 104/nl), das GPT steigt langsam aber stetig (höchster Wert 63 U/l) GGT und GOT sind normal. Bilirubin war 2 mal minimal erhöht.

Mich beunruhigen die verschobenen Werte, es wurde letzten Herbst auch eine Knochenmarksbiopsie durchgeführt, war aber Gott sei dank o.B.
Ich hätte auch mit den erniedrigten Thrombos und Leukos leben können, aber das das GPT ständig von Kontrolle zu Kontrolle steigt beunruhigt mich doch. Ich nehme keine Medikamente, höchstens mal ne Kopfschmerztablette und selbst die nur selten. Alkohol ist auch kein Thema, da ich kaum welchen trinke.
Ich rauche nicht, bin normalgewichtig und hab auch sonst keine großen Unarten. Also nichts auf das ich einen Leberwertanstieg schieben könnte.

Nun wurden bei einer Routineuntersuchung meines Vaters dessen Transferrin und Transferrinsättigung (77%) gemessen. Sein Vater ist vor ein paar Jahren an Leberkrebs gestorben und so begann ich zum stöbern und überlegen. Meinem Arzt teilte ich meine Überlegungen mit und so wurde diese Tage bei mir
das Ferritin (21) und Transferrin (349) gemessen. Mein Eisenwert der vor 3 Wochen (kurz vor meiner Periode) 170, 3 und ist nun bei 50. Der hohen Eisenwert hat mich deswegen sehr irritiert, da ich schon ca. 15 Jahren Vegetarierin bin.

Könnte mir jemand eine Einschätzung oder Tip geben, kann die Periode die Diagnostik verschleiern? Wäre es denkbar, das die Eisenbelastung bis zur Periode hin zu nimmt und es zu diesem Zeitraum zu einer Belastung der Leber kommt, nach der Periode mein Eisenwert so niedrig ist, das es nicht mehr relevant ist...

Danke schon mal

Luna12

:winken
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Lia
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Re: Eure Einschätzung

Beitrag von Lia »

Hallo Luna,

herzlich willkommen im Forum :winken

Grundsätzlich ist denkar, dass bei dem Leberkrebs Deines Großvater eine Hämochromatose zugrundelag.
Die Werte Deines Vater sind auffällig und wenn ich es recht lese, wird er auf das Vorliegen einer Hämochromatose-Disposition untersucht?
Dies finde ich gut.

Was Dich angeht, auch wenn Dein Vater es geerbt haben sollte, heisst das nicht, das Du es auch hast. Denn die übliche Form der Hämochromatose wird autosomal rezessiv vererbt. Für eine genetische Hämochromatose-Disposition muss jeweils von Vater und auch von der Mutter eine veränderte Genkopie geerbt worden sein. Hat man nur eine veränderte Genkopie geerbt und die andere Genkopie vom anderen Elternteil ist unmutiert, liegt keine Hämochromatose-Disposition vor.
Allgemein gesprochen:Erhöhte Leberwerte kommen auch bei anderen Erkrankungen vor, müssen also nicht zwingend auf Hämochromatose hinweisen. Ein Ferritin von 20 ng/ml bei einer Frau von ca. 35 zeigt keine Eisenüberladung an und legt auch keinen Verdacht auf Hämochromatose-Disposition nahe. Im Gegenteil, das Ferritin ist recht niedrig, Eisenmangelsymptome können bei einem niedrig normalen Ferritin von 20 ng/ml bereits nicht ausgeschlossen werden.
(Der Vollständigkeit halber sei gesagt: es ist grundsätzlich möglich, dass eine Frau mit Eisenmangel eine genetische Hämochromatose-Disposition hat, aber das wäre dann eh nicht erheblich in punkto Eisenüberladungsgefahr, weil eben das Ferritin so niedrig ist.)

Periode und Eisen: Die Periode spielt keine Rolle für die Hämochromatose-Diagnostik bei einem Ferritin von 20 ng/ml. Eine starke Periode sowie Vegetarismus können aber Ursache für niedrige Eisenreserven sein. Grundsätzlich ist richtig, das bei jeder Periode Eisen verloren wird. Idealerweise wird der Verlust durch die Eisenaufnahme durch die Nahrung in den Phasen zwischen der Period wieder ausgeglichen Ist die Periode jedoch zu stark oder wird zu wenig Eisen mit der Nahrung aufgenommen, reicht der Aufbau der Eisenreserven zwischen den Perioden nicht aus und es kann zu Eisenmangel kommen. Hat man eine Hämochromatose-Disposition mit sehr starker Periode, so kann sich grob gesprochen weniger Eisen anreichern als bei einer Hämochromatose-Disposition mit schwacher oder ausbleibender Periode. Bei Eisenreserven von 20 ng/ml hat man keine Eisenbelastung der Leber, zu keinem Zeittpunkt des weibl Zyklus, ganz unabhängig vom Vorliegen einer Hämochromatose-Dispostition.

Was sagt Dein Arzt? Wie ordnet er Deine Beschwerden und die Blutwerte ein?
Wenn Du Fragen hast, stell sie ruhig, dazu sind wir da :) !

Liebe Grüße

Lia
Luna12
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Re: Eure Einschätzung

Beitrag von Luna12 »

Hallo Lia,

danke schon mal für die rasche Antwort. Leider wird mein Vater dahingehend nicht untersucht. Er betreibt Vogel-Strauss-Politik. Der Arzt denke ich macht auch nichts, sonst hätte er ihn ja darauf angesprochen.

Das ich zu niedrige Eisenwerte habe, hätte mich nicht überrascht, das ich allerdings erhöhte hatte, bei der Untersuchung schon.

Bei meinem HA fühle ich mich bzgl. meiner Blutwerte nicht ernst genommen, dort wurde mir auch lange nicht mitgeteilt, dass die Leukos zu niedrig sind, erst der Internist hat mich dann auf zu niedrige Thrombos hingewiesen, und da hab ich dann wirklich mal alle Ausdrucke intensiv gehortet und beobachtet. Mir wurde erklärt, dass ich einfach zu den wenigen Prozent gehöre, die halt niedrige Werte haben, das konnte ich noch akzeptieren - dass nun allerdings das GPT von früher normal nun stetig steigt, beunruhigt mich einfach.Und diese massiven Erkältungen letzten Herbst und Winter auch. Mir ging es den ganzen Winter extrem schlecht, hatte natürlich einige Fehltage und nun Angst, dass es diesen Herbst so weiter geht.

Nun bin ich erst mal beruhigt, aber nicht unbedingt schlauer. Ich möchte mich auch nicht zu sehr reinsteigern, aber ich denke mir dann wieder - ich bin für mich selbst verantwortlich und kann mich da nicht nur auf Dritte blind verlassen.

Liebe Grüße
Luna
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Lia
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Re: Eure Einschätzung

Beitrag von Lia »

Hallo Luna,
Leider wird mein Vater dahingehend nicht untersucht. Er betreibt Vogel-Strauss-Politik. Der Arzt denke ich macht auch nichts, sonst hätte er ihn ja darauf angesprochen.
Es steht Deinem Vater natürlich frei. Wenn er gesund ist und seine Leber fit ist (was wir von hieraus nicht beurteilen können), warum soll er sich dann weiter untersuchen lassen. Wenn ich gesundheitliche Probleme hätte, die zu Hämochromatose passen könnten und/oder evtl ein erblich bedingtes Risiko für einen Leberschaden bestehen könnte (Großvater), würde ich es bei einer Transferrinsättigung von 77% evtl. schon weiter abchecken wollen. Waren Leberwerte auffällig?
Das ich zu niedrige Eisenwerte habe, hätte mich nicht überrascht, das ich allerdings erhöhte hatte, bei der Untersuchung schon.
We gesagt, Du hast niedrig normales Ferritin und das Ferritin ist der ausschlaggebende Eisenwert für die Eisenreserven des Körpers. (Das Serumeisen ist kein aussagekräftiger Wert für die Eisenreserven und man sieht auch bei Eisenmangel immer wieder über der Norm liegendes Serumeisen.)
Die meisten Laborwerte sind nicht absolut zu sehen. Wenn ein Wert ausser der Norm liegt, heißt das noch nicht, dass man krank ist.
Dazu passend sagte Dein Arzt:
Mir wurde erklärt, dass ich einfach zu den wenigen Prozent gehöre, die halt niedrige Werte haben, das konnte ich noch akzeptieren - dass nun allerdings das GPT von früher normal nun stetig steigt, beunruhigt mich einfach.
Und diese massiven Erkältungen letzten Herbst und Winter auch. Mir ging es den ganzen Winter extrem schlecht, hatte natürlich einige Fehltage und nun Angst, dass es diesen Herbst so weiter geht.
Auch ich und viele Menschen in meinem Bekanntenkreis waren letztes Jahr viel, schwer und lange mit grippalem Infekt oder Grippe geplagt. 2 Monate am Stück... mit einigen Wochen Fehltagen.
Nun bin ich erst mal beruhigt, aber nicht unbedingt schlauer.
Bezüglich Deiner Sorgen, Du könntest Hämochromatose haben und Hämochromatose könnte die Ursache sein, nach der Du suchst, ist doch ein deutlicher Erkenntnisgewinn, oder? Vielmehr weisst Du, dass Du als Vegetarierin bei niedrignormalen Eisenreserven auf genügend Eisen in der Nahrung achten kannst, damit es nicht zu Eisenmangel und damit verbundener vermehrten Infektanfälligkeit kommt. Falsch wäre, wenn Du die Eisenaufnahme aus der Nahrung runterschraubst, weil Du ein mal einen erhöhten Serumeisenwert hattest. Damit würdest Du Dich vielleicht krank machen, weil Du dann Eisenmangel bekämst.
Jeder Mensch hat mal Gelenkschmerzen, von hier aus können wir nicht beurteilen, wie Deine Beschwerden einzuordnen sind. Ob das die ganz normalen Zipperlein sind, die jeder mal hat, oder ob das darüber hinausgeht: Fehlbelastungen, Arthrosen, Entzündungen. Für mich klingt "ab und zu mal Gelenkbeschwerden" erstmal nicht nach gravierenden Gelenkbeschwerden, das kann ich aber nicht beurteilen.
Ich möchte mich auch nicht zu sehr reinsteigern, aber ich denke mir dann wieder - ich bin für mich selbst verantwortlich und kann mich da nicht nur auf Dritte blind verlassen.
Würde mich auch nicht zu sehr reinsteigern, wenn Dir mehrere Ärzte und eine Knochenmarksbiopsie bescheinigen, dass alles ok ist. Aufmerksamkeit für den Körper ok, aber keine Panik. Der Mensch besteht nicht aus Laborwerten. Wenn Du Dir weiter Gedanken machst, so besprich Dich nochmal mit Deinem Arzt. Er soll Dir genau erklären, wie Deine Laborwerte einzuschätzen sind. Eine Arzt-Endlosschleife würde ich aber vermeiden, wenn Du keine gravierenden Beschwerden hast und die Ärzte bereits eine Knochenmarksbiopsie mit normalem Befund gemacht haben und in Kenntnis Deiner Laborwerte keinen Anlass zur Sorge haben.

Liebe Grüße

Lia
Luna12
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Re: Eure Einschätzung

Beitrag von Luna12 »

Hallo,
danke für die ausführliche Antwort, ich denke auch nicht, dass ich Hämochromatose habe, sondern mittlerweile eher das Gegenteil - dass meine Eisenspeicher bald leer sind. Da mein Hb bisher immer normal war, hielt ich es für ausreichend mich mit Eisenreiche Lebensmittel zu ernähren. Mein Körper hat es bisher scheinbar aber noch kompensiert. Beim letzten Wert war eigentlich alles zu niedrig. Fe, Ferrtin und die Transferrinsättigung bei 10%.
Somit war es doch gut mich mit diesem Thema zu beschäftigen, denn sonst hätte ich nicht auf diese Blutwerte bestanden, und wäre immer noch im Irrglauben meine Eisenwerte passen.
Was meinen Vater betrifft, so hat er schon erhöhte Leberwerte und ist gesundheitlich angeschlagen - aber dass muss er selbst wissen.

Danke nochmal und liebe Grüße
Luna12
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