Hämochromatose Kind

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
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Amore2011
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Hämochromatose Kind

Beitrag von Amore2011 »

Hallo ihr Lieben, ich bin neu hier da bei meinem kleinen Sohn (4Jahre) HC diagnostiziert wurde.
Allerdings eine leichte?Form, da der Ferritinwert noch im Normbereich ist.
Wir probieren es erst mal mit einer pflanzlich-medikamentösen Therapie aus, bevor es an die Aderlässe geht. :(

Nun meine Frage:Was ausser Leberwurst darf er gar NICHT mehr essen???
Er ist im Wachstum und ist eh ein schlechter Esser.. :? :?

LG :blumen
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Lia
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von Lia »

Hallo Amore2011,

herzlich willkommen im Forum :winke

Was genau ist bei Deinem Sohn diagnostiziert worden?
Magst Du mehr erzählen? Dann kann man genauer antworten.
Hintergrund meiner Rückfrage ist: Die erbliche Dipsosition für die übliche erbliche Form der Hämochromatose Typ1 hat man zwar schon als Kind, weil die Mutationen ja geerbt sind, aber es besteht dann noch keine Eisenüberladung und keine Behandlungsnotwendigkeit. Also wären auch Ernährungsvorschläge völlig unsinnig. (1 einziger Aderlass kann sowieso so viel Eisen entziehen wie ein ganzes Jahr Ernährungskasteiung auf eisenarm.)
Das Kind sollte sich ganz normal gesund ernähren dürfen. Und besonders wichtig wäre, das Kind ja nicht als "krank" zu deklarieren, dem Kind ein "Krankgefühl" zu geben, wäre schlimm, weil ein solches Kind ja nicht krank ist. Im Gegenteil :Kinder mit erblicher Disposition für die übliche Form der Hämochromatose (Typ1) haben sogar eher einen Vorteil in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung gegenüber Kindern mit Eisenmangel. Eine Kind ohne Eisenüberladung braucht keine medikamentöse "Therapie ob mit oder ohne pflanzlich. Und erst recht soll ein Kind mit erbl. Disp f. Hämochromatose Typ1 keine Aderlässe bekommen, erst recht nicht ohne Eisenüebrladung. Bei Kindern ist der Eisenbedarf erhöht. Man kann froh sein, wenn ein Kind genug Eisen (in der Norm) zur Verfügung hat, um gesund aufzuwachsen. Irgendwann im Erwachsenenalter, je nachdem ob Mann oder Frau, wird es dann nötig (nicht immer!), mit ab und an mal Aderlässen das Eisen in Balance zu halten.

Eine andere Situation ist, wenn der Arzt eine andere Eisenstörung als die oben genannte Hämochromatose Typ1 festgestellt hat, die eine Behandlung in Kindesalter notwendig macht. Kommt äußerst selten vor. Hatten da auch schon Fälle im Forum.
Aber bei Deinem Kind ist das Ferritin in der Norm. Das spricht deutlich gegen Eisenüberladung. Daher meine Frage, was genau "diagnostiziert" wurde und wer das diagnostiziert hat (Heilpraktiker ?? )

Liebe Grüße

Lia
Amore2011
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von Amore2011 »

Hui, also in dem Befund steht "hereditäre HC"
Eisen im Serum liegt bei 156 ug/dl, andere Blutwerte für Leber,Galle,Pankreas sind auch sehr hoch.
Diagnostiziert wurde es durch eine Blutabnahme..
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Lia
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von Lia »

Hallo,

jetzt sind wir ein bischen weiter, aber noch nicht viel.
Kinderarzt ,Uniklinik, Heilpraktiker?

Kannst Du noch mehr zu dem Befund schreiben?
Hereditäre Hämochromatose heisst nur, erbliche Hämochromatose, sagt aber nicht, welche Form, sprich welche Genmutation.

Serumeisen ist einer der Eisenwerte, die bei einer Hämochromatose mitspielen. Aber Serumeisen für sich gesehen hat noch keine Aussagekraft für den Eisenstatus oder die Diagnose. Bitte bei Laborwerten immer den vom Labor angegebenen Normbereich mitangeben, hast Du den vorliegen?
Für Kinder sowieso je nach Alter unterschiedlich, es gelten andere Normwerte als bei Erwachsenen.
Der Eisenspeicherwert ist das Ferritin. Ist das Serumferritin unauffällig, so spricht das gegen eine Eisenüberladung.
Besteht aber keine Eisenüberladung, so stehen eventuelle auffällige Blutwerte nicht mit einer Eisenüberladung in Verbindung und müssen eine andere Ursache haben.
Warum wurde Dein Kind untersucht? Welche Beschwerden hat es?

Vielleicht ist dir das zu viel, all diese Informationen zu posten, denn Du hattest ja nur nach der Ernährung/Leberwurst gefragt. Würde ich verstehen. Aber, es ist leider so, solange man von hier aus nicht annähernd einschätzen kann, was los ist, und das klingt bislang noch nicht nachvollziehbar, solange kann man auch zur Ernährung nicht viel sagen.

Liebe Grüße

Lia
Zuletzt geändert von Lia am Mi 21. Jan 2015, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.
Amore2011
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von Amore2011 »

Kinderarzt hat es vermutet, aufgrund des hohen Eisenwertes,anderer hoher Werte: Alkalische Phosphatase und LDH, Infektanfälligkeit und Bauchschmerzen.
Es wurde eindeutig im Blut nachgewiesen, da steht "Nachweis einer heterozygotie der Mutationen für C282Y und H63D"

Alkalische Phophatase: 214 U/l (Normwert 40-129)
LDH: 395 U/l (Normwert 120-300)
Eisen im Serum: 156 ug/dl (Normwert 50-90)
Ferritin: 35,7 ng/ml (Normwert 4-67)
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Lia
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von Lia »

Hallo Amore2011,

nun wird es klarer. Vorsicht lang. :wink:
Nachweis einer Heterozygotie für C282Y und H63D bedeutet lediglich, dass das Kind eine genetische Disposition hat zu der häufigen Form erblicher Hämochromatose, Typ1. (bei Deinem Sohn Genstatus kombiniert heterozygot C282Y /H63D) Es hat also lediglich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, später mal im Erwachsenenalter unbehandelt eine Eisenüberladung zu bekommen. Hämochromatose Typ 1 ist eine "Erwachsenenkrankheit", keine Erkrankung von Kindern. (Deswegen wird betroffenen Eltern nicht empfohlen, bei ihren Kindern unter 18 den HFE-Gentest zu machen. Die Kinder sollen später selbst entscheiden, ob sie sich testen lassen wollen)
Durch die Genkonstellation kombiniert heterozygot C282Y/H63D ist ein 4-jähriges Kind aber aktuell nicht eisenkrank, wie ja auch ein völlig unauffälliges Ferritin deutlich anzeigt. Das Kind hat durch seine besonderen Eisenfähigkeiten derzeit eher einen Vorteil als Nachteil.
Laborwertauffälligkeiten, wie sie zu einer Hämochromatose-Erkrankung durch langjährige Eisenüberladung eines Erwachsenen passen könnten, dürfen bei einem 4jährigen Kind nicht darauf geschoben werden (weil wie gesagt keine Ferritinerhöhung = kein Eisenschaden an Organen.)
Durch die Gentestung auf Hämochromatose Typ 1 erklärt sich nun allenfalls das erhöhte Serumeisen.

Auffälligkeiten bei Laborwerten wie schlechte Leberwerte, hohe AP etc. erklären sich bei einem 4 jährigen Kind nicht mit dem Genstatus kombiniert-heterozygot C282Y/H63D; erst recht angesichts völlig unauffälligen Ferritins.
Man kann und soll sich also m.E. auf dieser "Diagnose" nicht ausruhen, wenn man eine Erklärung für den nicht guten Gesundheitszustand und für auffällige Laborwerte haben möchte. Daher habe ich nachgehakt. Zu Deiner ursprünglichen Fragestellung: Für ein 4 jähriges Kind mit erbl Disp. f. H. Typ 1 Ferritin 35,7 ng/ml (Normwert 4-67) eisenarme Ernährung? nein. Aderlässe? Auf GAR KEINEN Fall, das Kind braucht genug Eisen, damit es gesund bleibt. Das Kind soll seine Leberwurst essen, wenn es sie denn gern mag :ham und die Ernährungsempfehlungen sind diesselben wie für die Allgemeinbevölkerung. (Ausserdem ist so wirklich viel Eisen in Blutwurst und auch das isst man ja nicht in Bergen...) Auch als Erwachsener kann er normal essen. Im frühen Erwachsenenalter, so vielleicht ab 17-18 sollte er Ferritin in Abständen messen lassen, damit er rechtzeitig das Eisen in Balance halten kann, falls sein Ferritin ansteigen sollte. Manchmal reicht zur Eisenbalance schon aus, regelmäßiger Blutspender zu sein.

Ich würde das, was Du jetzt gehört hast, mal mit dem Kinderarzt besprechen.
Vielleicht gab es ja zwischen Dir und Kinderarzt ein Missverständnis. Falls er aber tatsächlich Hämochromatose als Ursache nicht nur für erhöhtes Serumeisen, sondern für die anderen Laborwertauffälligkeiten und die vorhandenen Beschwerden sieht und somit für ihn die Ursachensuche abgeschlossen ist, so würde ich eine ärztliche Zweitmeinung als sehr sinnvoll ansehen.
Sollte der Arzt demnächst gar unsinnige Maßnahmen zur Eisenreduktion vornehmen wollen wie Aderlässe etc, so kann ich Dir auch da nur ganz dringend raten, vorab eine Zweitmeinung von erfahrener Stelle anzuhören (Ich empfehle UKE Hamburg Eisenstoffwechselambulanz, die zudem jede Menge mit wirklich eisenüberladenen Kindern haben und gebe ggfls gerne weitere Kontaktdaten.) Aber jetzt würde ich erst mal mit dem Kinderarzt sprechen. Vielleicht ist das eher ein Missverständnis gewesen.
Wenn Du magst, lass uns wissen, was da herausgekommen ist. :) Alles Gute für Dich und Deinen Sohn :nick

Liebe Grüße

Lia
Zuletzt geändert von Lia am Sa 24. Jan 2015, 14:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Hanne
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von Hanne »

Hallo! :hallo

Lia hat Dir ja schon wunderbar geantwortet, so daß ich mich darauf beschränken kann, Dich herzlich bei uns willkommen zu heißen. :blumen

Liebe Grüße,
Hanne
Liebe Grüße :winke
Hanne
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Elena
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von Elena »

Hallo Amore,

auch von mir ein Herzliches Willkommen bei uns! :blumen

Liebe Grüße
Elena :winken
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wolle
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von wolle »

Auffälligkeiten bei Laborwerten wie schlechte Leberwerte, hohe AP etc. erklären sich bei einem 4 jährigen Kind nicht mit dem Genstatus kombiniert-heterozygot C383Y/H63D; erst recht angesichts völlig unauffälligen Ferritins.
Schreibfehler?

Sonst hat Lia das wirklich super geschrieben :applaus
Und ich finde, und das hat Lia besonders auch hervor gehoben,
das dabei zu berücksichtigen ist, das es hier um ein Kind geht,
und damit vielleicht was kaputt mache ....

Was ich damit meine, ---
mir wurden als Kind unnötig Zähne gezogen ....
und heute habe ich panische Angst vor Zahnärzten ....

aber als Kind konnte ich nicht entscheiden, ob die Zähne raus müssen oder nicht, - ...
heute sagt mir jeder Zahnarzt, dass mein Kindheitszahnarzt, sich bei mir ausgetobt hat ....

Umso wichtiger finde ich auch die 2 oder vielleicht auch 3 Meinung, wie Lia schreibt :daumen

Und somit möchte ich Dich auch hier im Forum begrüßen!

Eine andere Frage wäre jetzt vielleicht von allgemeinem Interesse, und hier vielleicht auch aktuell,
sonst bitte lieber Admin in neuen Beitrag verschieben!

Erinnere ich mich daran, - das einem Gentest - die Zustimmung erteilt werden muss, - das ich da was unterschreiben muss, und damit einverstanden bin!

Wie verhält sich das bei Kindern bzw. Minderjährigen, wo der Erziehungsberechtigte unterschreibt,
wurdes du hier über ggf. Folgen aufgeklärt?
Ich finde das ein ganz heikles Thema, - und würde in diesem Fall einem Gentest NICHT zustimmen,
wenn mir ggf. Folgen nicht 100% klar sind!


:hallo wolle :daumen
LG Wolle
Mein HC Tagebuch: http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=83&t=352



Meine Daten:
Heteor H63D; Ferritin 1160/Transferin 289/ -sättigung 49%/ Eisen 35,4(2005) - Diabetes (09.2012) -
Abstinent (ab 2010 ) - Nichtraucher (auch schon ganz schön lange ) jetzt Erhaltungs-AL´s ( 56 / 25275 [gesamt Al / ml.] )
Stand: 12.2016
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Lia
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Re: Hämochromatose Kind

Beitrag von Lia »

wolle hat geschrieben:
Auffälligkeiten bei Laborwerten wie schlechte Leberwerte, hohe AP etc. erklären sich bei einem 4 jährigen Kind nicht mit dem Genstatus kombiniert-heterozygot C383Y/H63D; erst recht angesichts völlig unauffälligen Ferritins.
Schreibfehler?
Jepp, Schreibfehler :nick, habs geändert.

Liebe Grüße

Lia
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