Arzt finden?

Hier könnt Ihr alles reinschreiben, was mit Eisenüberladung und hereditärer Hämochromatose zu tun hat.
ohjefisch
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Arzt finden?

Beitrag von ohjefisch »

An alle, die hier mitlesen!

Erst mal guten Tag, es ist mein erster Beitrag. Mitgelesen habe ich schon lange, aber ich habe jetzt konkrete Fragen.

Die Diagnose homozygot habe ich 2017 erhalten, nachdem auffällig hohe FE-Werte im Blutbild waren. 95 % Transferritsättigung, aber moderate Erhöhung von Ferritin und eher niedriges Transferrin.

Meine Hausärztin hat mich dann an einen Gastroenterologen überwiesen, der den Gentest gemacht und ein MRT der Leber veranlasst hat. Im MRT zeigten sich Eisenablagerungen, meine Leberwerte waren aber nie über 100.

Nun hatte ich seitdem ca. 2mal jährlich einen Aderlass. 2021 bin ich umgezogen und habe die Angelegenheit einem neuen Hausarzt vorgetragen, der ich drum kümmern wollte. Bei ihm war ich einmal zum Aderlass, seitdem sind meine Ferritinwerte knapp unter 300, das Transferrin um die 200.

Er will zuwarten, bis ich richtig hohe Ferritinwerte habe oder sich in der Leber (Untraschall ist für August geplant) sich was Auffälliges zeigt.

Ich habe jetzt gelesen, dass bei Risikopatienten das Ferretin unter 50 gehalten werden soll. Warum erst warten, bis die Leber rebelliert? Soll das nicht präventiv sein?

Beim Termin heute war ein Aderlass geplant, aber er ist nun auf unbestimmte Zeit verschoben. Ich habe noch angemerkt, dass mein Großvater väterlicherseits 1939 mit Ende 60 (Ich bin jetzt 64) an Leberkrebs gestorben ist. Irgendwoher muss ich es ja haben. (Lebende Angehörige gibt es nicht mehr, die ich fragen kann.) Da hat er gemeint, der war im 1. Weltkrieg und hat vielleicht Hepatitis gehabt ...

Ich fühle mich da nicht gut aufgehoben in Bezug auf diese Diagnose. (Ansonsten schon.) Aber ich wüsste auch nicht, wohin ich mich wenden soll. Raum Bonn/Köln habe ich im Internet schon durch, bei Hämotomachrose kommt da kein Treffer.

Bei einem Gastroenterologen in der Nähe hatte ich mal angefragt, der hat zwar einige Informationen auf seiner Website, will aber diesbezüglich nicht behandeln.

Blut spenden kann ich leider nicht, weil ich eine Krebserkrankung hatte. Höchtens, wenn ich nachher diese als nicht verwertbar kennzeichne. (Das habe ich vorhin nachgelesen.) Aber das entspricht mir eher nicht.

Was meint Ihr?

Etwas ratlos und rat suchend und liebe Grüße,

Monika
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Lia
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Re: Arzt finden?

Beitrag von Lia »

Hallo Monika, herzlich willkommen im Forum! :winken

Du suchst eine Arztpraxis in Bonn/Köln, die Aderlässe durchführt? Frag mal hier:
Köln: https://www.transfusionsmedizin-koeln.d ... stellungen Dort führt man Aderlasstherapie und Erythrozytapherese durch (Erythrozyapherese wird als Selbstzahlerleistung angeboten.)
Oder ebenfalls Köln hier: https://www.dhzcologne.de/leistungen/ (Aderlass, ebenfalls auch Erythrozytapherese)

Scheint ein Trend zu sein, Patienten die Erythrozytapherese "anzudrehen", die viel kostspieliger ist als der herkömmliche Aderlass, so mein Eindruck auch hier in den Formulierungen der Patienteninfos. Der normale Aderlass ist aber nicht antiquiert, sondern m.E. weiterhin modern problemlose u. günstige Kassenleistung. Die Apherese ist teuer, macht die intensive Phase der Aderlässe kürzer, da besonders effektiv, ist aber Selbstzahlerleistung, es sei denn, die Kasse entscheidet sich je nach Fall, zu übernehmen. Da ich beide Praxen nicht kenne, würde ich Dir gerne mitgeben, keine Selbstzahlerleistungen aufschwatzen zu lassen, die nicht einen besonderen Mehrnutzen bringen, was eher besondere Fälle betrifft. Bei geringen Ferritinerhöhungen u. unkompliziertem Fall genügt m.E. der herkömmliche Aderlass völlig.

Du könntest bei Deinem Hausarzt bleiben und die Hämochromatose-Thematik/Aderlass bei einer der obigen Praxen machen. Vermutlich wird Dein Hausarzt froh darüber sein, da in der hausärztlichen Praxis Aderlässe Zeit und Personal binden, somit Stress für die Praxis bedeuten. In meiner früheren Gemeinschaftspraxis ging das gut mit Aderlass, zumal ich anfangs die einzige AL-Patientin war, aber in meiner neuen Praxis wäre das gar nicht zu leisten, da nur 1 Arzt plus seine Frau als MTA, die sich ohnehin schon wohl heimlich geklont hat. Sie ist überall, Empfang, Blutabnehmen und nebenbei noch Telefon :wink: . Wie sie dabei immer gute Laune hat, ist mir ein Rätsel, aber Aderlass wäre da nicht drin.

So viel von mir für heute, viel Erfolg! Vielleicht melden sich hier ja noch Leute, die konkret AL-Erfahrungen/Praxen kennen in Köln/Bonn, das wäre toll! :nick

liebe Grüße
Lia
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wolle
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Re: Arzt finden?

Beitrag von wolle »

Moin Monika,

auch von mir ein Willkommensgruß aus den hohen Norden.

Gruß

:hallo Wolle :winke
LG Wolle
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Meine Daten:
Heteor H63D; Ferritin 1160/Transferin 289/ -sättigung 49%/ Eisen 35,4(2005) - Diabetes (09.2012) -
Abstinent (ab 2010 ) - Nichtraucher (auch schon ganz schön lange ) jetzt Erhaltungs-AL´s ( 56 / 25275 [gesamt Al / ml.] )
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ohjefisch
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Re: Arzt finden?

Beitrag von ohjefisch »

Hallo Lia und Wolle,

herzlichen Dank für das Willkommen uns an Lia für die Informationen. Ich habe überlegt, dass ich mich mal an das dhzcologne und an diese Praxis in Bonn, die ich gerade gefunden habe: https://www.lunow.de/component/tags/tag/18, erst mal schriftlich wende.

Meine Werte habe ich ja, und ich möchte einfach nur wissen, ob die prophylaktisch was machen. Evt. schreibe ich auch noch mal meinem Hausarzt, warum er warten will, bis die Leberwerte steigen. Man soll nicht rauchen, wenig Alkohol trinken, kein Übergewicht ansammeln, um Erkrankungen vorzubeugen. Da heißt es auch nicht, erst wenn du einen Lungenschaden oder Diabetes hast, dann musst du was machen.

Aber ich will da auch nicht panisch sein. Gibt noch mehr Baustellen ...

Liebe Grüße und für heute schon mal gute Nacht,

Monika
ohjefisch
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Re: Arzt finden?

Beitrag von ohjefisch »

Hallo an alle, die mitlesen,

inzwischen habe ich einen Arzt gefunden, der sich der Sache angenommen hat. Und zwar mein Hausarzt, der sich seit einiger Zeit die Praxis mit 2 weiteren Ärzten teilt. Einer davon hat sich wohl eingelesen und wie in Richtlinien empfohlen einen Zeitplan erstellt, bis ich auf den Ferritinwert von 50 runterkomme.

Die Prozedur ist eher schlicht, es wird eine Nadel gelegt mit einem Schlauch, und das Blut wird in einem Kanister gesammelt. Beim ersten Mal im Sommer kamen tatsächlich 500 ml zusammen, Anfang Oktober waren es nach ca. 2 Stunden nur 300 ml, und heute wurde bei 100 ml abgebrochen, weil mein Ferritinwert inzwischen sowieso bei 90 liegt.

Ich bin also mit dem Prozedere zufrieden.

ABER: Bei meinem Mann waren über die Jahre die Ferritinwerte immer ziemlich hoch, wurde auf Entzündungen geschoben. Bis jetzt vor 3 Wochen einer der Ärzte in unserer Hausarztpraxis einen Gentest veranlasst hat. Der Ferritinwert war inzwischen bei ca. 2500 und alle Leberwerte erhöht.

Mein Mann ist nun nicht wie ich homozygot für C 282y, sondern compound hetereozygot für C282y/H63d. Wir waren heute zusammen zum Aderlass, getrennt durch eine Wand. Der ihn betreuende Arzt hat auch mal kurz nach mir geguckt, und ich habe mitgekriegt, dass er für meinen Mann eine Kontrolle in 2, 3 Monaten vorsieht. Ich habe gefragt, warum man das nicht beschleunigen könnte? 'Naja, ist besser, wie auch beim Blutdruck, alles langsam zu senken.'

Der andere Arzt, der mich betreut, hat mir 2 Minuten später erklärt, dass es bei mir ja schon ganz gut aussähe, 1 bis 2 Aderlässen pro Woche würde man nur bei hohen Ferritinwerten machen. Das entspricht dem, was ich über die Jahre gelesen habe.

Aber mich regt es auf, dass mein Mann jetzt quasi vertröstet wird. Und er hat einige Beschwerden, die sich mit der Eisenüberladung in Verbindung bringen lassen könnten: permanente Müdigkeit, Muskelschwäche, Arthrose.

Aber was soll ich machen? Ich werde morgen anrufen, um neue Termine für mich zu machen. Und gleichzeitig fragen, ob ich auch für meinen Mann eine Blutabnahme im Dezember vereinbaren kannn.

Ich mache mir im Moment wirklich mehr Sorgen um ihn als um mich. Aber er ist in der Materie noch nicht drin.

Danke fürs Lesen und liebe Grüße,

Monika
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wolle
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Re: Arzt finden?

Beitrag von wolle »

Hallo Monika,

schön das Du einen Arzt gefunden hast.

Aber AL in einen Kanister??? Warum nimmt der Doc. keine Vakuum Flasche, - sind Arzt Hilfsmittel und entsprechend im Püdje enthalten,
dort dauert dann der Al wenn es hoch kommt halb so lang, - und Du siehst den Blutfluss in der Flasche, - ... So bei mir, wenn sich die Nadel festsaugt,
muss ich ein wenig mit Finger die Nadel führen, - und dann läuft es wieder.

Wie hoch ist der HB-Wert Deines Mannes, wenn dieser zu niedrig ist, kann oder sollte kein AL gemacht werden.
Wie alt seit Ihr, 2 AL in der Woche finde ich persönlich zu heftig, - bei mir waren es anfangs 2 AL im Monat!
LG Wolle
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Re: Arzt finden?

Beitrag von ohjefisch »

Hallo Wolle,

vielen Dank für die Antwort! Ja, das mit dem Kanister mutet schon etwas altertümlich an. Der Gastroenterologe vor meinem Umzug hat den Aderlass auch mit einem Behälter mit Unterdruck gemacht. Dafür musste ich 15 Euro zuzahlen. Aber ich bin ja froh, dass sich überhaupt jemand neu der Sache angenommen hat.

Wie gesagt, bei mir ist der Zielwert fast erreicht. Aber auch nur auf Drängen des mir zugeteilten Arztes. Der andere, der für meinen Mann aktuell zuständig ist, wollte auch bei mir abwarten, bis irgendwas ganz in die Höhe schießt.

Die Eckpunkte: Ich bin 64, mein Mann 66. An Nebenerkrankungen habe ich 2 Krebserkrankungen (Hals, Speiseröhre), die nach Operation, Bestrahlung und Chemotherapie unter Kontrolle sind. Mein Mann hat noch erblich bedingte Arteriosklerose, schon einige Stents.

Von dem HB-Wert hat 'mein' Arzt auch gesprochen. Also dass der ca. 1 Woche nach Aderlass kontrolliert werden sollte, wenn in Ordnung, dann weitermachen. (Meine längere Pause war jetzt wegen Urlaub. Mein HB-Wert war bei 14.) Der andere Arzt, der aktuell für meinen Mann zuständig ist, hat dieses Schema noch gar nicht angesprochen. Da wäre es eben auch gut, in den nächsten 2 Wochen mal den HB-Wert zu kontrollieren. Und da habe ich eben die Befürchtung, dass er sich noch gar nicht richtig mit der Sache befasst hat. (Sein Schwerpunkt ist Kardiologie.)

Heute habe ich nicht angerufen, weil ich nach Impfung (Grippe und Covid) heute etwas angeschlagen war. Morgen versuche ich Termine auszumachen.

Körpergewicht spielt wahrscheinlich auch eine Rolle. Ich bin dünn, 52 kg bei 1,68 cm. Mein Mann wiegt mehr als doppelt so viel, im Moment wohl 106 kg bei 1,85 cm. Seine Venen sind gut (meine nicht), da floss das Blut einfach so raus, weil auch eine dickere Nadel genommen wurde.

Also wenn ich 500 ml verkraften kann, könnte er das sicher auch mindestens alle 2 Wochen. Also wo wie bei dir.

Es ist eben einfach schwierig, jemanden zu finden, der wirklich kompetent ist.

Mal sehen, was ich erreichen kann.

Liebe Grüße, Monika
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Lia
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Re: Arzt finden?

Beitrag von Lia »

Hallo Monika,

und hallo Wolle

wollte grad antworten, sehe aber grad, inzwischen wurde schon mehr geschrieben. :)
Heute ko, melde mich morgen :)

Liebe Grüße
Lia
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Lia
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Re: Arzt finden?

Beitrag von Lia »

Hallo Monika,

nun komme ich jetzt erst dazu, hab grad einiges um die Ohren. :)
Zu Deinem Mann: da sehe ich Handlungsbedarf und ich kann Deine Sorgen nachvollziehen.

Die meisten Menschen mit Genkonstellation Compound Heterozygotie C282Y/H63D bekommen durch diese Genkombi unbehandelt keine relevante Eisenüberladung. So liest man es auch im Internet. Aber in selteneren Fällen und bei erhöhter Transferrinsättigung kann eben doch eine behandlungsbedürftige Eisenüberladung vorhanden sein. Zumeist finden sich dann dabei zusätzlich zur Compound-Heterozygotie weitere (begünstigend für Eisenüberladung wirkende) Faktoren z.B. zusätzliche weitere Genmutationen.

Daher ist die bloße Compound-Heterozygotie m.E. keine per se schon ausreichende Erklärung, wenn ein Patient eine so deutliche Ferritinerhöhung von Ferritin 2500 ng/ml aufweist.
(Alles was ich schreibe, gilt für 2500 ng/ml bzw. = 2500 µg/l.)
2500 ng/ml ist ein hochgradig erhöhter Wert. Wir reden hier also nicht über die z.B. moderat erhöhten Ferritinwerte bei einfacher Fettleber, wie sie viele Menschen in der Allgemeinbevölkerung haben, sondern über eine Ferritinhöhe, wo entweder eine Hämochromatose oder ein Leberschaden anderer Ursache oder eine völlig andere Ursache bzw. Erkrankung vorhanden ist bzw. der Ferritinerhöhung nachgegangen werden muss.
Ferritin scheint, wie ich es lese, schon länger erhöht zu sein, wurde als entzündungsbedingt gewertet und Leberwerte sind erhöht. Eine genaue Diagnostik lese ich da aber nicht raus und scheint mir bislang nicht erfolgt zu sein.?

Grundsätzlich immer bei Hämochromatose-Konstellation, aber insbesondere bei der Compound Heterozygotie sollten auch andere mögliche Erklärungen für erhöhtes Ferritin ausgeschlossen werden, damit da nicht diagnostisch was verpasst wird.
Das Serumferritin kann ganz ohne Hämochromatose bei diversen Erkrankungen hoch oder sehr hoch ausfallen, z.B. entzündlich bedingt (CRP hoch) o. bei Leber (Leberwerte auffällig) o. Tumorkrankung, hämatologische Erkrankung (Tumormarker, Blutbildauffälligkeiten…) u.ä.

Weiss jetzt nicht, welche diagnostizierten Erkrankungen er neben der Arteriosklerose und der kardialen Erkrankung hat, aber es wäre jedenfalls nicht gut, wenn durch das Compound-Heterozygot-HFE-Gentestergebnis die Ferritinerhöhung vorschnell als hämochromatosebedingt abgehakt wäre und weitere relevante Diagnostik dadurch nicht stattfände.
Und es wäre andererseits auch nicht gut, wenn es denn eine Hämochromatose ist, sie aufgrund der Compound-Heterozygotie nicht ernst zu nehmen bei einem so hohen Ferritin. Bei einem Ferritin von 500 ist die Compound-Heterozygotie viel lockerer zu nehmen als bei einem Ferritin von 2500. (Hoffe, das ist denjenigen Ärzten klar, die in der Kaffeepause nur mal eben beim Compound-Het.-Abschnitt von HH-Texten querlesen.)

-Wie hoch ist bei Deinem Mann die Transferrinsättigung? Ist die Transferrinsättigung bei einem Compound-Heterozygoten nicht erhöht (also nicht >45%) oder nicht wesentlich erhöht, spricht das eh nicht für eine behandlungsbedürftige HFE-Hämochromatose. Bei nicht erhöhter Transferrinsättigung würde ich nicht „ins Blaue“ hinein weiter Aderlässe machen, weil die Diagnose womöglich nicht stimmt. (Wie verhält sich der Hb-Wert nach den bisherigen Aderlässen? Wie schnell erholt der sich?).
Ich würde an Eurer Stelle den Hausarzt bitten, durch entsprechenden Überweisung an spezialisierte Stelle die Diagnose für das ungewöhnlich deutlich erhöhte Ferritin bei Compound-Heterozygotie absichern zu lassen.
Heutzutage stehen sehr gute Mittel zur Verfügung: z.B. erweiterte Gentests und moderne bildgebende Untersuchungen. Ob eine Eisenüberladung die (alleinige) Ursache für das bei deinem Mann deutlich erhöhte Ferritin ist, lässt sich mit Überweisung zum Leberspezialist/-Hämochromatoseambulanz durch spezielle nicht invasive „Eisenmessungs“-MRT-Untersuchung der Leber zuverlässig feststellen. Bleibt die Diagnose unklar und/oder soll ein Leberschaden genauer untersucht werden, kann eine Leberbiopsie auch heute noch nötig sein.

Kurzum ich würde: Hämochromatose-Diagnose absichern, indem Höhe der Eisenbelastung, Ausmaß Leberschaden etc. an spezialisierter Stelle untersucht wird, welche geeignete Diagnostik durchführt (Leber-Eisenbelastung m.Leber-MRT(R2*/T2*), je nachdem ggfls Leberbiopsie usw.), zusätzlich begünstigende Faktoren eruieren.
Dementsprechend die Therapie: Nur wenn das deutlich hohe Ferritin aufgrund von Hämochromatose-Erkrankung erhöht ist, dann entsprechend Eisen zügig mittels Aderlässen runter. (Das ist dann -anders als der Doc meint-, nicht wie mit n bischen erhöhtem Blutdruck, sondern bei Hämochromatose besteht ab Ferritin >1000 ng/ml ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Leberzirrhose, also für irreparable Schöden, daher gehört Ferritin so schnell als gesundheitlich möglich gesenkt, d.h. viele Aderlässe in möglichst kurzer Zeit, damit Entwicklung/Fortschreiten irreparabler Schäden verhindert wird.)
Desweiteren sollten bei gesicherter Hämochromatose mit so hohem Ausgangsferritin neben Untersuchung d. Leberschädigung bei bereits zügig eingeleiteter intensiver Aderlasstherapie auch noch weitere Untersuchungen auf Organ-/Hormonfunktionen gemacht werden, die durch Hämochromatose beeinträchtigt sein können (z.B. Blutzucker, Testosteron, Schilddrüsenwerte).
Liegen zusätzliche begünstigende schädigende Faktoren vor (Lebererkrankung, Alkohol, Metabolisches Syndrom o.ä.) sind diese unabhängig von der Hämochromatose-Therapie ebenfalls zu therapieren.

Stellt sich heraus, die tatsächliche Eisenbelastung der Leber ist trotz des hohen Serumferritins nur geringgradig, liegt zwar die Compound-Heterozygotie mit etwas Eisenüberladung vor, aber für die deutliche Ferritinerhöhung von 2500 ng/ml gibt es eine andere Ursache. Diese andere(n) Ursache(n) gilt es zügig zu diagnostizieren und zu therapieren. Begleitend dazu je nach der festgestellten Leber-Eisenbelastung und nach Gesundheitszustand abstimmt gar keine Aderlässe oder nur „sanfte“ Aderlasstherapie. Läge gar keine Eisenbelastung vor, dann natürlich sowieso keine Aderlässe.

Soweit meine Sicht zu Deinem Mann. Lass mal hören, wie es bei ihm weiter geht.
Liebe Grüße Lia
ohjefisch
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Re: Arzt finden?

Beitrag von ohjefisch »

Liebe Lia,

vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort!
Lia hat geschrieben: Sa 9. Nov 2024, 23:47 aber es wäre jedenfalls nicht gut, wenn durch das Compound-Heterozygot-HFE-Gentestergebnis die Ferritinerhöhung vorschnell als hämochromatosebedingt abgehakt wäre und weitere relevante Diagnostik dadurch nicht stattfände.
Ich glaube, da müssen wir ansetzen. Ich dachte nämlich, gut, jetzt haben wir die Ursache. Und es wäre eben mit den Aderlässen getan.
Lia hat geschrieben: Sa 9. Nov 2024, 23:47 Ferritin scheint, wie ich es lese, schon länger erhöht zu sein, wurde als entzündungsbedingt gewertet und Leberwerte sind erhöht. Eine genaue Diagnostik lese ich da aber nicht raus und scheint mir bislang nicht erfolgt zu sein.?
Mein Mann sagt, es war über die Jahre schon immer etwas auffällig. Ich habe mir das früher aber nicht alles angesehen, da ging es eher um seinen Cholesterinwert. Vorhin habe ich mal die Werte vom 02.04.2024 mit denen vom 07.10.2024 verglichen.

02.04.2024:
Eisen: 54 µg/dl
Ferritin: 865 ng/ml
Transferrin: 216 mg/dl
Transferrinsättigung: 18
GOT: 35 (<50)
GPT: 43 (<50)
GGT: 47 (bis 60)
CRP-quantitativ: 4.3 (bis 0,5)

07.10.2024:
Eisen: 226 µg/dl
Ferritin: 2520 ng/ml
Transferrin: 227 mg/dl
Transferrinsättigung: 70
GOT: 90 (<50)
GPT: 99 (<50)
GGT: 90 (bis 60)
CRP-quantitativ: < 0.4 (bis 0,5)

Etwas erhöht sind die Retikolozyten (da hatte ich selbst aber schon höhere Werte) und ein leichter Folsäuremangel.

Also bei den Werten vom April hätte man noch von einem Entzündungsgeschehen ausgehen können. Nur was hat sich über die Sommermonate verändert? Er hat seit einem Gichtanfall Ende März Alloporinol zur Harnsäuresenkung verordnet bekommen. Dann noch Colchicin, um die Harnsäurekristalle auszuschwemmen.

Vitamin B12-Spritzen vom Arzt wegen unklarer Muskelbeschwerden. (Hat aber keine Veränderung bewirkt.)

Nach Ernährungsberatung (wegen Gicht und Übergewicht) hat er sich zumindest eine Zeit lang an die empfohlene Diät gehalten. (Er isst gerne gut, kocht aber alles frisch und ich sehe da auch keine Übertreibungen. Alkohol hat er den Sommer über sogar durch Früchtetee ersetzt.)
Lia hat geschrieben: Sa 9. Nov 2024, 23:47 Ich würde an Eurer Stelle den Hausarzt bitten, durch entsprechenden Überweisung an spezialisierte Stelle die Diagnose für das ungewöhnlich deutlich erhöhte Ferritin bei Compound-Heterozygotie absichern zu lassen.
Heutzutage stehen sehr gute Mittel zur Verfügung: z.B. erweiterte Gentests und moderne bildgebende Untersuchungen. Ob eine Eisenüberladung die (alleinige) Ursache für das bei deinem Mann deutlich erhöhte Ferritin ist, lässt sich mit Überweisung zum Leberspezialist/-Hämochromatoseambulanz durch spezielle nicht invasive „Eisenmessungs“-MRT-Untersuchung der Leber zuverlässig feststellen. Bleibt die Diagnose unklar und/oder soll ein Leberschaden genauer untersucht werden, kann eine Leberbiopsie auch heute noch nötig sein.
Daran hatte ich auch gedacht. Bei mir war es nach der Diagnose 2016 ja so, dass mich meine damalige Hausärztin an einen Gastroenterologen überwiesen hat, der MRT der Leber (Eisenüberladung wurde gesehen) und auch CRP der Gallengänge veranlasst hat. Aber bei meinem Mann war von solchen Maßnahmen bisher nicht die Rede. Ende Oktober hat der Hausarzt Ultraschall der inneren Organe gemacht und keine bedeutenden Auffälligkeiten gefunden. Aber beruhigt bin ich dadurch nicht.

Für mich selbst habe ich jetzt wieder Kontrolle Mitte Dezember. Mein Ferritinwert ist runter auf 96, GGT und GOT sind nur noch ganz leicht erhöht. Mein Mann hat erst Mitte Januar Kontrolltermine bei dem anderen Arzt in der Praxisgemeinschaft.

Wie du schon früher geschrieben hattest, die sind wahrscheinlich nicht so glücklich, Aderlasspatienten zu haben. Aber sie überweisen auch nicht, bzw. ich habe ja selbst vergeblich versucht, spezialisierte Praxen hier in der Nähe zu finden.

Es bleibt jetzt eigentlich nur abzuwarten bis Januar. Mein Mann selbst ist mit den ganzen Beschwerden (erblich bedingte Arteriosklerose, Arthrose, unklare Muskelschmerzen, Müdigkeit) irgendwie so gebeutelt, dass er sich nur noch drauf verlässt, was die Ärzte ihm sagen. Aber die Stimmung geht deutlich runter.

Das ist jetzt hier nicht Thema. Nochmals vielen Dank für deine Ausführungen, ich muss mir überlegen, wie eine weitere Diagnostik in die Wege geleitet werden kann. Vielleicht bin ich auch einfach ein bisschen zu panisch.

Dir alles Gute und liebe Grüße, Monika
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Re: Arzt finden?

Beitrag von wolle »

Hallo Monika,

danke für Deine Rückmeldung.

Es freut mich auch für Dich, dass Lia Dir soweit mit Rat unterstützen konnte, sie hat da wesentlich mehr auf dem Kasten als ich,
weil Sie sich damit auch mehr beschäftigt, - ist halt echt eine Gute.

Das Alles von Dir zu lesen, ist ja nicht so schön.
Mein Internist hat da vor Jahren mit mir viel über HC gelernt und lernen müssen, weil ich auch viel gefragt habe. Nun ist er in Rente gegangen
und Nachfolgerin hat noch nie Aderlass gemacht, - bin gespannt wie das wird. Hoffe nicht, dass ich mir da auch jemanden Neuen suchen muss.
Ich bin der Meinung, dass der AL doch ein sehr altes Heilmittel ist, - doch leider bekommen das Ärzte wohl nicht bezahlt. Und es fehlt vllt. auch
das Verständnist der HC. Lia möge mich berichtigen.

Ich wünsche Dir und Deinem Mann alles Gute
und das entsprechende Ursache schnell gefunden und richtig behandelt wird.
LG Wolle
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