Liebe Birgitta,
auch Dir herzlichen Dank für die liebe Aufnahme und die aufmunternden Worte.
Bei meinem ersten AL wurden 400 ml abgenommen. Meine Werte poste ich gern, wenn ich sie bekommen habe. Zur Zeit ist mein Arzt aber im Urlaub. Damit habe ich kein Problem, aber du hast schon messerscharf erkannt, dass ich gern sehr anonym bleiben möchte. (Gähnend leeres Profil vielleicht?) Das hat auch einen Grund: Als Freiberuflerin musste ich vor vielen Jahren einmal einen Auftrag von der Intensivstation aus absagen. Die Folge war eine ziemliche berufliche Flaute ... Deswegen möchte ich dumme Zufälle à la "die Frau X hat Diabetes und so eine komische Erbkrankheit" dringend vermeiden. Wer neugierig ist, dem beantworte ich gern per PN alle Fragen - bis vielleicht auf sowas wie meine echte Haarfarbe oder meine Kleidergröße ...
Lieber Wolle,
inzwischen habe ich Dein Tagebuch gefunden (ist nämlich nicht einsehbar, wenn man kein Mitglied und nicht angemeldet ist). Also noch mal "Herzlichen Glühstrumpf" und gutes Durchhaltevermögen, nachdem ich's jetzt gelesen habe.
Wie blöd, dass es mit dem Blutspenden nicht recht geklappt hat. Das ist ja wahrscheinlich die einfachste Möglichkeit und das, was alle so als Ziel anstreben. Viel Glück fürs nächste Mal.
Von meinem ersten AL hatte ich ja schon im ersten Posting berichtet - schmerzhaft und langwierig. Als Andenken habe ich nach fast einer Woche am linken Unterarm immer noch ein Hämatom, das so langsam von blau-schwärzlich in die bräunlich-violette Phase mit dekorativen gelblichen Schattierungen übergeht. In der Mitte prangt sehr adrett der fehlgegangene Einstich, umgeben von einem kleinen weißen Hof. Solche "Orden" hattet Ihr bestimmt auch alle schon mal, oder?
Ja, wie geht's mir sonst? Einfache Frage, schwierige Antwort, aber ich geb sie jetzt mal etwas ausführlicher. Zuerst war da der totale Schock, denn ich habe nicht wie viele von Euch so massive Beschwerden gehabt, dass ich eine Arzt-Odyssee angetreten hätte, um herauszufinden, was mit mir los ist. Nööö, ich war nur mit meinen Blutdruckmitteln nicht zufrieden (Nebenwirkungen) und bin zu einem neuen Arzt gegangen. Und dann wirft mir der gute Mann doch "Eisenspeicherkrankheit" und "Diabetes" an den Kopf ... Mein oft geäußerter Vorsatz, gesund hundertzwanzig zu werden, erschien in weite Fernen gerückt! Identitätskrise ...
Dann kam die Recherche-Phase, denn ich bin der totale Nerd und habe mich ins Internet gestürzt, als gäb's kein Morgen. Ich kann inzwischen dank Pubmed sogar vermelden, dass es an der Uni von Wuhan in China eine Studie über eine ganze Hämochromatose-Familie gibt, bei der keine der bekannten Mutationen nachweisbar ist ...
Und dazwischen hänge ich ab und zu abends mal ganz erbärmlich durch und tue mir schrecklich leid.
Den wichtigsten Leuten (Kind, Familie, beste Freundinnen) habe ich es gesagt; zum Glück ist keiner dabei, der mich wie das sprichwörtliche "kranke Pferd" behandelt oder vor Bedauern in lauter "ahs" und "ohs" ausbricht. Obwohl wir da einen leichten Fall von "meine Krankheit ist aber schlimmer als deine" dabeihaben ...
Jetzt, nach einem Monat, kehrt so etwas wie Normalität ein. Diese Störung gehört eben zu mir, und der "Rest" von mir wie Herz, Gefäße usw. scheint ja noch ganz okay zu sein. Die Ruhe kann aber auch damit zusammenhängen, dass der nächste AL noch über zwei Wochen weit weg ist ...
Armer Wolle, jetzt hast du auf deine einfache Frage einen ziemlichen Seelen-Striptease abbekommen. Musste das aber einfach mal runterschreiben, weil ich mich hier in einem Kreis aufgehoben fühle, der all diese Reaktionen nachfühlen kann.
Ich grüße Euch alle ganz herzlich und wünsche noch einen schönen Rest-Sonntagabend (obwohl jetzt wahrscheinlich keiner mehr hier liest).
Alizon