Re: ich bin neu und habe leider auch viele fragen
Verfasst: Fr 17. Feb 2012, 23:18
Hallo Jasmin,
Finde ich klasse, dass Du Dich dafür interessierst, wie das alles zusammenhängt.
Und find ich auch schön, dass Du gern in Bildern denkst
Für gute Bilder bin ich heute allerdings leider zu ko und schlechtsichtig.
Zudem muss ich die Schnipsel, die ich Dir zu BLutbildung und Eisenstoffwechsel schreiben kann, sehr vereinfachen. Beim Eisenstoffwechsel ist übrigens selbst für die größten Eisenforscher vieles noch unklar.
Vorsicht, wieder lang
:
Eisen wird für viele Vorgänge des Körpers benötigt und ist wichtig u.a. für Sauerstofftransport (Hämoglobin in den roten Blutkörperchen) und Sauerstoffspeicherung (Myoglobin in den Muskeln) und für die Energiegewinnung der Zellen. Hier gehts jetzt um Eisen und Blutneubildung.
Orte der Blutneubildung
Zitat:
"Die Blutneubildung findet im roten Knochenmark statt.
Beim Erwachsenen findet sich rotes Mark in den flachen Knochen des Kopfes, des Beckens, des Brustbeins, der Rippen und Wirbelkörper. Die langen Röhrenknochen von Oberarmen und Oberschenkeln enthalten nur noch in der nähe des Körperstamms rotes Mark."
Quelle http://www.medizinfo.de/haematologie/an ... dung.shtml
Ich beschränke mich im folgenden auf die Bildung roter Blutkörperchen (=nennt sich Erythropoese), alles andere lasse ich mal weg.
Regulation der Eisenaufnahme
Eisen aus der Nahrung wird im Körper über den Darm aufgenommen, von Zellen der Darmschleimhaut, den Enterozyten.
Das in der Leber gebildete Hormon Hepcidin wirkt als Hemmstoff der Eisenaufnahme und somit als Hauptregulator des Eisenstoffwechsels: Soll nur wenig Eisen aufgenommen werden, weil schon genug im System ist, wird viel "Eisenaufnahme-Hemmstoff" Hepcidin gebildet. Braucht der Körper viel Eisen, wird nur wenig hemmendes Hepcidin gebildet und somit wird die Eisenaufnahme aus dem Darm erhöht. Leider gibt es nur einen Regelmechanismus für die Eisenaufnahme, nicht jedoch für die Eisenausscheidung.
HFE-Hämochromatose= defekter Eisenaufnahmeregulator
Normalerweise klappt die Regulation mittels Hepcidin gut, nicht aber, wenn genetisch bedingt zu wenig Hepcidin gebildet wird, wie dasz.B. bei erblicher HFE-Hämochromatose der Fall ist. Bei HFE-Hämochromatose könnte man den leider fehlenden Regulationsmechanismus für die Ausscheidung von überschüssigem Eisen als Konstruktionsmangel des Körpers werten. Dem Körper wird bei HFE-Hämochromatose nicht "Stopp-es reicht!" gesagt- und das, obwohl schon längst zu viel Eisen drin ist.
Stattdessen wird dem HFE-Hämochromatosler durch den angeborenen Mangel an Hepcidin dringender Eisenbedarf vorgegaukelt, drum wird entsprechend viel Eisen aufgenommen. Nun aber wieder zum allgemeinen Eisenstoffwechsel:
Zielorte des Eisens
Das aufgenommene Nahrungseisen wird durch Transporter an verschiedene Orte gebracht, wo es genutzt wird, z.B. ins rote Knochenmark zur Bildung des roten Blutfarbstoffs und auch in die Muskulatur zur Bildung von Myoglobin, dem roten Muskelfarbstoff. Eisen wird aber auch als Depot-Eisen oder auch Speichereisen eingelagert, hauptsächlich in der Leber.
Der Eisenberg von nicht direkt verwendetem Eisen ist also in der Leber.
Bei normalen Menschen ohne Eisenüberladung und ohne Eisenüberschuss ist es eher ein Eisenhaufen. Bei Menschen mit hochgradiger Hämochromatose ist es ein Eisen-MountEverest
.
Bildung von Hämoglobin mithilfe von Eisen
Ständig werden im Körper neue rote Blutkörperchen gebildet, (erfolgt über diverse Reifestadien) und andererseits sterben alte Zellen ab. Ein Kommen und Gehen.
Für die Blutneubildung wird Eisen benötigt. Denn im Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff, ist ganz viel Eisen.
Eisen aus alten roten Blutkörperchen wird wiederverwendet und für die Blutneubildung herangezogen. Oder es wird von Nahrungseisentransportern oder von den Eisenspeichern, hauptsächlich der Leber, herantransportiert. Freies Eisen ist immer giftig, daher sorgt der Organismus dafür, dass es möglichst immer in gebundener Form gelagert oder transportiert wird.
Eisentransporter
"DER" Eisentransporter heisst Transferrin. Eisen wird im Blut fast ausschließlich an diesen Eisentransporter gebunden transportiert. Transferrin ist sowas wie ein mit Eisen beladbarer Laster, der mit seiner Eisenladung zum Knochenmark, zu den Muskeln, zur Leber usw. unterwegs ist. Ist der Laster voll, ist die Eisensättigung mit Transferrin hoch (=hohe Transferrinsättigung). Ist der Laster übervoll, kann er das Eisen nicht mehr binden, die Ladung ist nicht mehr gesichert und das freie Eisen kann Schaden anrichten. Sehr vereinfacht gesagt. Bei erblicher Hämochromatose sieht man eine hohe Transferrinsättigung als Zeichen, dass viel Eisen im System ist.
Ein anderer Eisentransporter, um jetzt nur schon bekannte Namen zu nennen, ist z.B. das Ferroportin, ein sog. Transmembranprotein. Ferroportin transportiert Eisen vom Zellinneren nach "außerhalb der Zelle". Ferroportin hängt in der Funktion vom Hepcidin ab und befindet sich auf Zellen, die für die Aufnahme und Speicherung von Eisen zuständig sind. Mutationen im Ferroportin-Gen können zu der von mir erwähnten "Ferroportin-Disease" führen, einer erblichen Hyperferritinämie.
Serumferritin zeigt Lebereisen an
Das Speichereisen ist ja in der Leber, also kann man es nicht direkt im Blut messen, sondern nur, wenn man in die Leber guckt. Es gibt aber glücklicherweise auch ein Ferritin im Blutserum, das sehr gut mit dem im Leber vorhandenen Speichereisen korreliert. Daher kann man das Serumferritin sehr gut als Laborwert für die in der Leber vorhandenen Eisenreserven verwenden. Aber: Serumferritin kann auch ein Entzündungsanzeiger sein oder bei Lebererkrankungen oder durch sonstige Gründe erhöht sein und gibt in solchem Fall bezüglich Eisenspeicher falsche Aussage.
Und es gibt noch andere "Sorten Ferritin", die nicht die Eisenreserven der Leber anzeigen. Mutationen in und "ums" sogenannte L-Ferritin sieht man beim Hyperferritinämie-Katarakt Syndrom und anderen teilweise noch nicht restlos geklärten erblichen Ferritinerhöhungen.
Der Trick mit der Aderlasstherapie
Wenn im Knochenmark Speichereisen für die Erythropoese gebraucht wird, wird es aus der Leber hertransportiert.
Die Aderlasstherapie trickst, um der Leber das gebunkerte Eisen abzuluchsen. Es ist eine indirekte Methode des Eisenentzugs-man kann nicht direkt in die Leber greifen und das Eisen rausholen. Aber die Aderlässe sind dennoch eine sehr effektive Methode:
Das Kochenmark wird durch den wöchentlichen oder zumindest in kurzem Abstand durchgeführten gewollten Blutverlust und die dadurch bedingte ständige gesteigerte Blutneubildung gezwungen, seine Eisenreserven aus der Leber anzupacken und aufzubrauchen.
Blutverlust und Eisenmangel
Das körpereigene Hormon Erythropoetin, abgekürzt EPO genannt, stimuliert die Blutbildung. (Das ist das, was manche Sportler zum Blutdoping verwenden...)
Besteht ein erhöhter Bedarf an roten BLutkörperchen z.B. aufgrund von Blutverlust (durch bsp zu aggressive Aderlasstherapie bei Eisenüberladung oder zu häufige Aderlässe, wenn überhaupt keine Eisenüberladung vorliegt), kann der Körper die Bildung im Knochenmark um das acht- bis zehnfache der Normalproduktion steigern.
Dafür braucht er aber genügend Eisen.
Wird zu viel Eisen verbraucht und/oder reicht eine gesteigerte Aufnahme des vorhandenen Eisenangebots aus der Nahrung nicht aus, kommt es zur Eisenmangelanämie, was sich im Laborbild u.a. an leeren Eisenspeichern und zu niedrigem Hämoglobin zeigt.
Es kann aber beim Eisenspeicherwert Serumferritin wie gesagt sein, dass nicht die tatäsächlichen Eisenspeicher angezeigt werden. Die Messung bestimmter Eisenwerte lässt eine Klärung zu, ob trotz erhöhtem Serumferritin ein Eisenmangelzustand vorliegt oder nicht.
uff!
Das war jetzt ultragrob wies gröber nicht geht
, aber immerhin mit ein paar Namen von Laborwerten, die Du schon kennst und ein bischen Bezug genommen auf Deine spezielle Situation.
Liebe Grüße
Lia
uff, da wären wir beim komplizierten Eisenstoffwechsel und bei der Blutbildung.ferritin is mein eisenspeicher (ich stell mir nen großen berg vor, der eisen lagert) - ich brauch sowas immer bildlich liegt an meinem beruf
so - hb sind meine roten blutkörperchen die durch den eisenspeicher genährt werden. und dazwischen fährt ein auto rum und transportiert das eisen vom speicher zum hb. ist das so ungefähr zu erklären???
oder wie kommt das blut vom speicher weg???
Finde ich klasse, dass Du Dich dafür interessierst, wie das alles zusammenhängt.
Und find ich auch schön, dass Du gern in Bildern denkst

Zudem muss ich die Schnipsel, die ich Dir zu BLutbildung und Eisenstoffwechsel schreiben kann, sehr vereinfachen. Beim Eisenstoffwechsel ist übrigens selbst für die größten Eisenforscher vieles noch unklar.
Vorsicht, wieder lang

Eisen wird für viele Vorgänge des Körpers benötigt und ist wichtig u.a. für Sauerstofftransport (Hämoglobin in den roten Blutkörperchen) und Sauerstoffspeicherung (Myoglobin in den Muskeln) und für die Energiegewinnung der Zellen. Hier gehts jetzt um Eisen und Blutneubildung.
Orte der Blutneubildung
Zitat:
"Die Blutneubildung findet im roten Knochenmark statt.
Beim Erwachsenen findet sich rotes Mark in den flachen Knochen des Kopfes, des Beckens, des Brustbeins, der Rippen und Wirbelkörper. Die langen Röhrenknochen von Oberarmen und Oberschenkeln enthalten nur noch in der nähe des Körperstamms rotes Mark."
Quelle http://www.medizinfo.de/haematologie/an ... dung.shtml
Ich beschränke mich im folgenden auf die Bildung roter Blutkörperchen (=nennt sich Erythropoese), alles andere lasse ich mal weg.
Regulation der Eisenaufnahme
Eisen aus der Nahrung wird im Körper über den Darm aufgenommen, von Zellen der Darmschleimhaut, den Enterozyten.
Das in der Leber gebildete Hormon Hepcidin wirkt als Hemmstoff der Eisenaufnahme und somit als Hauptregulator des Eisenstoffwechsels: Soll nur wenig Eisen aufgenommen werden, weil schon genug im System ist, wird viel "Eisenaufnahme-Hemmstoff" Hepcidin gebildet. Braucht der Körper viel Eisen, wird nur wenig hemmendes Hepcidin gebildet und somit wird die Eisenaufnahme aus dem Darm erhöht. Leider gibt es nur einen Regelmechanismus für die Eisenaufnahme, nicht jedoch für die Eisenausscheidung.
HFE-Hämochromatose= defekter Eisenaufnahmeregulator

Normalerweise klappt die Regulation mittels Hepcidin gut, nicht aber, wenn genetisch bedingt zu wenig Hepcidin gebildet wird, wie dasz.B. bei erblicher HFE-Hämochromatose der Fall ist. Bei HFE-Hämochromatose könnte man den leider fehlenden Regulationsmechanismus für die Ausscheidung von überschüssigem Eisen als Konstruktionsmangel des Körpers werten. Dem Körper wird bei HFE-Hämochromatose nicht "Stopp-es reicht!" gesagt- und das, obwohl schon längst zu viel Eisen drin ist.

Zielorte des Eisens
Das aufgenommene Nahrungseisen wird durch Transporter an verschiedene Orte gebracht, wo es genutzt wird, z.B. ins rote Knochenmark zur Bildung des roten Blutfarbstoffs und auch in die Muskulatur zur Bildung von Myoglobin, dem roten Muskelfarbstoff. Eisen wird aber auch als Depot-Eisen oder auch Speichereisen eingelagert, hauptsächlich in der Leber.
Der Eisenberg von nicht direkt verwendetem Eisen ist also in der Leber.
Bei normalen Menschen ohne Eisenüberladung und ohne Eisenüberschuss ist es eher ein Eisenhaufen. Bei Menschen mit hochgradiger Hämochromatose ist es ein Eisen-MountEverest


Bildung von Hämoglobin mithilfe von Eisen
Ständig werden im Körper neue rote Blutkörperchen gebildet, (erfolgt über diverse Reifestadien) und andererseits sterben alte Zellen ab. Ein Kommen und Gehen.
Für die Blutneubildung wird Eisen benötigt. Denn im Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff, ist ganz viel Eisen.
Eisen aus alten roten Blutkörperchen wird wiederverwendet und für die Blutneubildung herangezogen. Oder es wird von Nahrungseisentransportern oder von den Eisenspeichern, hauptsächlich der Leber, herantransportiert. Freies Eisen ist immer giftig, daher sorgt der Organismus dafür, dass es möglichst immer in gebundener Form gelagert oder transportiert wird.
Eisentransporter
"DER" Eisentransporter heisst Transferrin. Eisen wird im Blut fast ausschließlich an diesen Eisentransporter gebunden transportiert. Transferrin ist sowas wie ein mit Eisen beladbarer Laster, der mit seiner Eisenladung zum Knochenmark, zu den Muskeln, zur Leber usw. unterwegs ist. Ist der Laster voll, ist die Eisensättigung mit Transferrin hoch (=hohe Transferrinsättigung). Ist der Laster übervoll, kann er das Eisen nicht mehr binden, die Ladung ist nicht mehr gesichert und das freie Eisen kann Schaden anrichten. Sehr vereinfacht gesagt. Bei erblicher Hämochromatose sieht man eine hohe Transferrinsättigung als Zeichen, dass viel Eisen im System ist.
Ein anderer Eisentransporter, um jetzt nur schon bekannte Namen zu nennen, ist z.B. das Ferroportin, ein sog. Transmembranprotein. Ferroportin transportiert Eisen vom Zellinneren nach "außerhalb der Zelle". Ferroportin hängt in der Funktion vom Hepcidin ab und befindet sich auf Zellen, die für die Aufnahme und Speicherung von Eisen zuständig sind. Mutationen im Ferroportin-Gen können zu der von mir erwähnten "Ferroportin-Disease" führen, einer erblichen Hyperferritinämie.
Serumferritin zeigt Lebereisen an
Das Speichereisen ist ja in der Leber, also kann man es nicht direkt im Blut messen, sondern nur, wenn man in die Leber guckt. Es gibt aber glücklicherweise auch ein Ferritin im Blutserum, das sehr gut mit dem im Leber vorhandenen Speichereisen korreliert. Daher kann man das Serumferritin sehr gut als Laborwert für die in der Leber vorhandenen Eisenreserven verwenden. Aber: Serumferritin kann auch ein Entzündungsanzeiger sein oder bei Lebererkrankungen oder durch sonstige Gründe erhöht sein und gibt in solchem Fall bezüglich Eisenspeicher falsche Aussage.
Und es gibt noch andere "Sorten Ferritin", die nicht die Eisenreserven der Leber anzeigen. Mutationen in und "ums" sogenannte L-Ferritin sieht man beim Hyperferritinämie-Katarakt Syndrom und anderen teilweise noch nicht restlos geklärten erblichen Ferritinerhöhungen.
Der Trick mit der Aderlasstherapie
Wenn im Knochenmark Speichereisen für die Erythropoese gebraucht wird, wird es aus der Leber hertransportiert.
Die Aderlasstherapie trickst, um der Leber das gebunkerte Eisen abzuluchsen. Es ist eine indirekte Methode des Eisenentzugs-man kann nicht direkt in die Leber greifen und das Eisen rausholen. Aber die Aderlässe sind dennoch eine sehr effektive Methode:
Das Kochenmark wird durch den wöchentlichen oder zumindest in kurzem Abstand durchgeführten gewollten Blutverlust und die dadurch bedingte ständige gesteigerte Blutneubildung gezwungen, seine Eisenreserven aus der Leber anzupacken und aufzubrauchen.
Blutverlust und Eisenmangel
Das körpereigene Hormon Erythropoetin, abgekürzt EPO genannt, stimuliert die Blutbildung. (Das ist das, was manche Sportler zum Blutdoping verwenden...)
Besteht ein erhöhter Bedarf an roten BLutkörperchen z.B. aufgrund von Blutverlust (durch bsp zu aggressive Aderlasstherapie bei Eisenüberladung oder zu häufige Aderlässe, wenn überhaupt keine Eisenüberladung vorliegt), kann der Körper die Bildung im Knochenmark um das acht- bis zehnfache der Normalproduktion steigern.
Dafür braucht er aber genügend Eisen.
Wird zu viel Eisen verbraucht und/oder reicht eine gesteigerte Aufnahme des vorhandenen Eisenangebots aus der Nahrung nicht aus, kommt es zur Eisenmangelanämie, was sich im Laborbild u.a. an leeren Eisenspeichern und zu niedrigem Hämoglobin zeigt.
Es kann aber beim Eisenspeicherwert Serumferritin wie gesagt sein, dass nicht die tatäsächlichen Eisenspeicher angezeigt werden. Die Messung bestimmter Eisenwerte lässt eine Klärung zu, ob trotz erhöhtem Serumferritin ein Eisenmangelzustand vorliegt oder nicht.
uff!
Das war jetzt ultragrob wies gröber nicht geht

Liebe Grüße
Lia