Hallo alle Zusammen,
lang, lang, lang ist es her, dass ich im Forum rumgestöbert habe oder geschrieben habe.
Es ist viel passiert! Es hat sich viel geändert!
1 Jahr ist es her, als mein Eintrag das letzte mal von Lia beantwortet wurde.
Die angedachte Schmerztherapie habe ich im August-September 2012 absolviert.
In der Schmerztherapie wurde schnell erkannt, dass die jahrelangen Gelenkschmerzen sich zu einer eigenen Schmerzkrankheit ausgebreitet hatte und dass die Psyche soweit angegriffen war, dass man von einer Depression sprechen konnte.
Die Schmerzen wurden zum einen medikamentös behandelt. Tilidin, Celebrex und Amineurin waren die Medikamente, mit denen die Gelenkschmerzen langsam gesenkt wurden.
Zum Anderen kamen psychologische Gespräche zum Einsatz sowie Entspannungsübungen und Bewegungsarten die dem Körper gut taten.
Ich ließ einen Aderlass während der 2 wöchigen Schmerztherapie machen, um mich nicht noch mehr zu strapazieren.
Die Müdigkeit und Abgeschlagenheit war enorm. Ich war froh, wenn die Behandlungen vorbei waren und ich mich hinlegen und ausruhen konnte. Mein Ferritinwert lag während der Schmerztherapie um die 1500µg/l.
Ich wollte einfach mal weg vom Aderlass, da dieser immer enorm an mir zerrte.
Ich wurde krank und arbeitsunfähig aus der Schmerztherapie entlassen. Die Schmerzen waren zu dem Zeitpunkt ok und für mich zu ertragen. Mir machte die Konzentrationsschwäche, die Antriebslosigkeit und die enorme Müdigkeit zu schaffen.
Ziel war es jetzt: Ersteinmal den Ferritinwert in den Normbereich bringen, parallel dazu eine Psychotherapie zu starten sowie die Schmerzen mit Entspannungsmethoden, Bewegungsübungen und Medikamenten zu kontrollieren. Es wurde gehofft, dass durch den sinkenden Ferritinwert die Gelenkschmerzen zurückgehen würden. Als abschließende Maßnahme sollte dann eine Psychosomatische Reha mich wieder langsam ins Berufsleben zurückbringen.
In der Schmerzterapie hatte ich zum erstenmal in meinem Leben Zeit mit mir. Der ständige berufliche Leistungsdruck, das immer funktionieren müssen, das immer weiter immer weiter immer mehr, hatte mir es nie erlaubt einmal an mich zu denken.
Ich hatte Existensängste, ich machte mich zum Versager, ich der sonst alles unter Kontrolle hatte, so schien es jedenfalls, wusste nicht wie mit dem Ganzen umzugehen war.
Ich kam nach Hause. Die "Oase" Schmerzklinik hinter mir gelassen, entstand sofort wieder dieser negative Druck. In der Schmerzklinik konnte ich mich "verstecken" dort war ich krank. Zuhause aber, da gab es kein Versteck. Ich fühlte mich als Versager. Die Verspannungen, der Druck.... alles nahm wieder zu, auch die Schmerzen.
Den Aderlass führte ich Woche für Woche weiter. Der Ferritinwert sank. Die Gelenkschmerzen stiegen an. Die Hände konnte ich morgens nicht mehr zudrücken. Erst durch langsame Bewegungen und "Streicheleinheiten" war dies möglich.
Meine Sprunggelenke machten vermehrt auf sich aufmerksam. Spaziergänge mit unserem Hund wurden zur Qual. Treppensteigen zur Tortur.
Im Oktober meldete sich die Krankenkasse. Obwohl die Abmachung darin bestand, erst den Normalwert vom Ferritin abzuwarten, wurde ich aufgefordert einer Reha zuzustimmen und diese zu beantragen.
Ich hatte die Dokumente noch nicht ganz eingereicht, da hatte ich auch schon die Genehmigung der Reha auf dem Tisch.
Schnell waren auch der Termin und der Ort fixiert.
5 Wochen Bad Camberg von Anfang Januar bis Mitte Februar 2013.
Ich fuhr mit einem noch erhöhten Ferritinwert nach Bad Camberg. Ebenso mussten die Schmerzmittel zwischenzeitlich umgestellt werden. Die Nebenwirkungen waren zu heftig. Ich bekam jetzt Fentanylpflaster, Tilidin, Celebrex, Citalopram und Amineurin.
Mein Ziel bei der Reha war es: "Zuversichtlich nach Hause fahren".
Dieses Ziel habe ich nicht erreicht.
Die Reha hat schnell gezeigt, dass es nicht so einfach war die auftretenden Schmerzen durch psychologische Anwendungen oder Maßnahmen zu beeinflussen.
Ich fiel mehr und mehr in ein Loch. Mehr und mehr erkannte ich aber auch, dass ich den Weg, den ich fast 35 Jahre lang gegangen bin
(Leistung, Verantwortung, Funktionieren,immer weiter, immer mehr, noch mehr Arbeit, fast 7 Tage Woche...) nicht mehr gehen wollte geschweige denn konnte.
Die viele Zeit mit mir, mit mir ins Reine kommen, mit mir den Weg ausloten die hat mich kapitulieren lassen.
Mir war klar geworden, dass ich nur über Ruhe, Geduld, eins nach dem Anderen wieder aufstehen konnte.
Die Gelenkschmerzen, die Schmerzkrankheit, die Depressionen, die Gelenkbeschwerden sie waren nicht weg zu denken.
In Übereinstimmung mit den leitenden Ärzten, den Psychologen und den Physiotherapeuten, meiner Hausärztin und meiner Heimpsychologin wurde ich erwerbsunfähig entlassen.
Die Entlassung galt gleichzeitig als Rentenantrag.
Im Mai diesen Jahres wurde mir rückwirkend bis Oktober 2012 die volle Erwerbsminderungsrente zugesprochen.
Es ist nicht viel aber es geht.
Mein Ferritinwert liegt heute bei ca 40µg/l.
Die Schmerzen lassen sich zur Zeit ertragen.
Die Schmerzmittel sind nochmals umgestellt worden, da die Fentanylpflaster zu extremen Schweißausbrüchen führten.
Ich nehme jetzt Targin, Celebrex, Amineurin und Citalopram.
Die Abgeschlagenheit und Müdigkeit sind immer noch gegenwärtig.
Die Hände lassen sich am Morgen kaum zudrücken. Langsame Bewegungen über den Tag helfen mir.
Die Sprunggelenke spüre ich bei fast jedem Schritt. Treppensteigen geht nur step by step.
Ich bin bis zum 31.12.2014 vorerst Rentner.
Ich weiß nicht was passieren wird, wie sich alles entwickelt.
Ich schaue heute nicht mehr soweit nach vorne, versuche heute zu leben.
Es ich immer wieder schwer um sich kein Versagen vorzuwerfen.
Es ist immer wieder schwer auch die ganz kleinen Dinge als Erfolg zu sehen.
Ich hoffe, dass die Zeit die Wunden heilt.
Macht es gut und passt auf Euch auf
Achim
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