Hallo Mausi,
mausi hat geschrieben:
Ja das Leben stellt uns vor große Prüfungen, das stimmt, aber ich glaube nur ich habe diese Prüfungen.
Liebe Grüße Mausi
ich kann sehr, sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst. Du darfst nicht denken, dass nur Du alleine solch "große Prüfungen" erdulden mußt. Das ist leider gar nicht so selten der Fall. Man bekommt es vielmehr sehr oft gar nicht mit.....erst dann, wenn man selbst plötzlich mittendrinsteckt.
Damit Du siehst, dass Du nicht alleine dastehst mit all den Wahnsinns-Problemen, die solch ein Pflegefall mit sich bringt, möchte ich ganz kurz berichten:
2001 starb meine Mutter mit 72 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das alleine war schon eine harte Zeit. (Meine Eltern wurden bereits 1962 geschieden)
2002 starb meine Stiefmutter (70) an Brustkrebs...der sich über drei Jahre hinzog...mit allen Höhen und viel mehr Tiefen. In dieser Zeit pflegte sie mit aller Kraft auch noch meinen Vater der seit 10 Jahren nach einer Hirnblutung linksseitig gelähmt (mit 64 Jahren) im Rollstuhl saß und sie und auch mich voll beanspruchte. Er ließ sie nicht einmal nach der Brust-OP zur Reha gehen und erwartete vollen Einsatz von ihr.
Als sie verstorben war, begann für mich ein sehr zermürbendes Hin und Her. Er wollte auf gar keinen Fall in ein Pflegeheim...wollte in seinem Haus bleiben. Mit Pflegedienst und danach mit nacheinander 2 verschiedenen sogenannten "Pflegerinnen", die in seinem Haus auch eine kostenlose 3-Zimmerwohnung, Gehalt, sowie selbstverständlich Kost frei hatten, suchte er sich selber "entsprechende Damen" aus....und wenn es nicht so lief wie er wollte, (er meinte sie müssten nun Tag und Nacht für ihn dasein.....) mußte ich täglich oft 2-3 mal anrücken. Im Endeffekt habe ich die ganze Arbeit selbst gemacht...ihn Duschen, Waschen, Bettenmachen...das ganze Programm...und er hatte nun mehr oder wenig äußerst gut bezahlte Unterhaltungsdamen.
Ich kann gar nicht schildern, wie sie ihm das Geld aus der Tasche gezogen haben....also ganz ehrlich...in überaus "großem Stil".
Er beschwerte sich ständig bei mir und meinem Bruder, aber wollten wir eingreifen und die Damen entlassen, wurde er total ungehalten und verbat sich das.
Damals glaubte ich auch, ich könnte dies Alles gar nicht mehr aushalten...es war jeder Tag ein Kampf. Jeder bemitleidete mich...und keiner konnte mir so richtig helfen. Da bin ich heute noch froh, dass mein Mann mich immer wieder aufgerichtet hat und meinte, auch diese Zeit vergeht. Ich hatte in diesen 3 Jahren täglich das Gefühl, total angebunden zu sein....
Das Schlimmste aber war, dass er, nur um wieder eine Frau zu haben die letzte dieser Pflegerinnen fast noch geheiratet hätte...und zwar Jene, die ihm das allermeiste Geld aus der Tasche zog....!
Im August 2005 verstarb mein Vater dann innerhalb von 6 Wochen an Lungenkrebs...ganz überraschend.
Ich könnte noch ganze Romane schreiben, aber eigentlich wollte ich Dir, liebe Mausi nur zeigen, dass es bei Anderen auch nicht immer glatt läuft.
Heute, nach 5 Jahren tut es mir sehr leid um meinen Vater, denn vor seiner Hirnblutung war er ein ganz toller Mann und Papa. Krankheit verändert sehr oft das ganze Wesen eines Menschen...und es ist verdammt schwer damit immer einfühlsam umzugehen.
Ich wünsche Dir von Herzen ganz viel Kraft und Stärke.
Vor Allem darfst Du Dich selbst nicht vergessen. Tu Dir öfter mal etwas ganz Gutes und gönne Dir persönliche Auszeiten. Dieses Recht hast Du und mußt es Dir nehmen.
Ganz liebe Grüße und auch alles Gute für Deinen Vater
Elena
