Hallo,
irgendwie kann ich es nachvollziehen, daß man nach Alternativen zum Aderlaß sucht.
Ideal wäre ein Pillebonbon zum mal eben einschmeißen
Ist jedoch noch Zukunftsmusik.
Eisenchelatoren(= Medikamente gegen Eisenüberladung), haben aber viel stärkere Nebenwirkungen als unsere Aderlaßtherapie oder auch als die besondere Aderlaßtherapie mittels Erythrozyapherese.
Daher werden diese Medikamente nur eingesetzt, wenn keine Aderlässe möglich sind.
Nur in schweren Ausnahmefällen bei sehr hoher Eisenbelastung, kann ein in Sachen Hämchromatose sehr erfahrener Arzt nach sehr sorgfältiger Nutzen-Risiko Abwägung zusätzlich zu einer Aderlaßtherapie noch eine
off-label Eisenchelat-Therapie für sinnvoll halten.
Es läuft derzeit eine Studie, ob ein Eisenchelator mit Wirkstoff Deferasirox auch bei Hämochromatosepatienten zum Einsatz kommen könnte. Diese recht neue "Eisenchelatpille" hat vielen Thalassämiepatienten durch die vereinfachte Anwendung das Leben erleichtert. Nebenwirkungen sind aber auch bei diesem Medikament ein großes und auch nicht restlich geklärtes Thema.
Du fragtest jetzt speziell nach einem Medikament mit Wirkstoff Deferipron:
Deferipron ist meines Wissens wegen gravierender Nebenwirkungen nur für Patienten mit einer Erkrankung mit sekundärer Eisenüberladung namens Thalassämie indiziert und auch bei denen nur als Second-Line-Therapie, wenn sie die Therapie mit anderen Eisenchelatoren nicht vertragen.
Betroffene von Anämien mit sekundärer Eisenüberladung können keine Aderlässe machen, sind also auf solche Eisenchelatoren angewiesen und sind für diese Menschen potentiell lebensrettend, so daß der Nutzen der Medikamente größer ist als die Nebenwirkungen.
(Ich würde mich freuen, wenn hier noch mehr Leute mit sekundärer Eisenüberladung vertreten wären, von denen wir "primäre Hämochromatosler" hier aus erster Hand Informationen bekämen. Ein paar gibt es hier schon, sind aber zur Zeit nicht sehr aktiv.)
Belegte Indikation von Deferipron:
Behandlung von Eisenüberladung bei Patienten mit Thalassaemia major, bei denen eine Behandlung mit Deferoxamin kontraindiziert ist oder bei denen unter Deferoxamin eine schwere Toxizität auftrat.
Quelle und weitere Informationen:
http://www.generika.cc/de/oekk/resolve/ ... hinfo,3126.
Einige unerwünschte Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen:
Frauen dürfen nicht schwanger werden unter Deferipron.
Es ist nicht auszuschließen, daß Deferipron die Leber belastet, z.B. eine durch Eisenüberladung hervorgerufene Leberfibrose verschlimmert.
Nieren- und Leberwerte müssen überwacht werden.
Es besteht das Risiko von teilweise tödlich verlaufenden Agranulozytosen und neurologischen Störungen bei ungenügender Überwachung einer Therapie mit Deferipron.
An obig beschriebenen möglichen Nebenwirkungen und nötigen Vorsichtsmaßnahmen kann man deutlich sehen, daß es sich bei dem Medikament um kein Bonbon handelt.
Darf ich fragen, woher Du davon gehört hast?
Liebe Grüße
Lia