Hallo,
für alle in Hessen und Baden-Württemberg!
so

, ich habe heute bei der Blutspendeaktion in Kassel vorbeigeschaut.
Ein schönes Gespräch mit einem ernsthaft interessierten Arzt, der sich dafür sogar zwanzig Minuten nahm (!). Er weiß, daß ich über dieses Gespräch im Forum berichte.
Nach ein paar Minuten bereits war klar: Ich hätte heute bei ihm trotz meiner genetischen Disposition in der Einzelfallentscheidung zum Blutspenden gedurft- machen werde ich das dann in der Urlaubszeit. Bei meiner letzten Kasseler Anfrage am Blutspendemobil hatte man mich noch abgelehnt.
Beim Regionalverband Hessen-Baden-Württemberg sind gute Chancen, als Hämo in Erhaltungsphase zugelassen zu werden, wer die Vorgabe der internen Richtlinien erfüllt, wer
-
medizinisch gesehen blutspendefähig, also gesund ist,
- normales Serumferritin hat (Hat man als Hämo ein Ferritin von z.B. 200 ng/ml und erfüllt die sonstigen Kriterien, kann man zugelassen werden. )
- und nicht mehr als vier (Frauen) oder sechs(Männer) Erhaltungsaderlässe pro Jahr braucht.
Aber: wenn man als Frau z.B. insgesamt fünf Aderlässe pro Jahr braucht, und gerne 4 als Blutspende und 1 beim Hausarzt als Normalhämoaderlaß machen möchte, dann wird man generell von der Blutspende ausgeschlossen, so sagte er.
Weil diese Aderlässe dann allesamt in der internen Richtlinie des Regionalverbandes als
therapeutische Aderlässe gesehen werden.
4(Frauen) oder 6(Männer) notwendige Erhaltungsaderlässe pro Jahr, also so oft, wie auch Ottonormalmensch zur Blutspende darf, sind da sozusagen KEINE therapeutischen Aderlässe (verstehe wer will...

)
Diese verkrungelte Verenkung bei "therapeutischer Aderlaß", ist aus meiner Sicht wieder ein Zeichen dafür, wie künstlich schwer man es sich seit Jahren beim Thema Freiwilligkeit macht. Und wie sich ein 1 mal nicht profund gedachter Gedanke "therapeutischer Aderlaß ist nix freiwillig ist nix Spenden", der vermutlich sogar nicht aus Deutschland stammt, wie sich eine solch verkomplizierende und nicht sachdienliche Argumentation über Jahre hält.
Ich wies bzgl. Freiwilligkeit wie auch beim Telefonat mit der Ärztin des Ministeriums darauf hin, daß wir in Deutschland eine völlig andere Situation als in den USA haben, wo Menschen ohne Krankenversicherung zur Blutspende drängen, weil sie sonst keine für sie bezahlbare Möglichkeit haben, Blut loszuwerden. In Deutschland HABEN wir hämoweit pflichtversichert die Alternative und daher die für die Blutspendetauglichkeit wichtige Freiwilligkeit. Wir KÖNNEN Blutspenden ablehnen, beispielsweise zum Hausarzt zu gehen und dort Aderlässe "für den Gulli"

machen.
Sowohl bei der Ärztin vom Ministerium als auch bei diesem Arzt wurde meine Argumentation zur Freiwilligkeit nicht angefochten.
Ich freue mich über das ernsthafte Interesse des Arztes. Er sieht die Grauzone bei der Definition von Hämochromatose und sieht auch, daß bei Überschreiten der "magischen" Anzahl der jährlichen Erhaltungsaderlässe (z.B weibl, fünf Aderlässe pro Jahr) dem Blutspendedienst jede Menge wertvoller Spender verloren gehen, nur weil das dann als "therapeutischer Aderlaß" und generell nicht spendefähig einsortiert wird. Jedoch hält er sich natürlich an die vorgegebenen internen Richtlinien.
Die Aderlässe bei genetischer Disposition für Hämochromatose müssen seiner Ansicht anders bewertet werden als etwa die Aderlässe bei Polyzythämie. (Polyzythämie ist eine Bluterkrankung mit potentiell bösartiger Vermehrungvon Blutkörperchen und einem erhöhten Leukämierisiko und einer potentiellen Gefährdung eines Spendeempfängers.)
Aderlässe senken die bei Polyzythämie chronisch vermehrten roten Blutkörperchen ab. Die wiederholten Aderlässe sind die einzige Gemeinsamkeit beider Erkrankungen. Hämochromatose kann also nicht in einen Blutspendetopf mit Polyzythämie geworfen werden.
Die Nachfrage nach Blutspenden wird seiner Ansicht nach in den nächsten Jahren ansteigen, weil die Menschen immer älter werden. Man wird also mehr Spenden brauchen.
Er ist interessiert, wie die Bundesärztekammer das Thema bearbeiten wird.
Ihm ist auch klar, daß heute beim Blutspendeaktionstag wohl auch unerkannte Menschen mit Hämochromatosedisposition gespendet haben.
Neu war ihm, daß auch außerhalb von Studien an verschiedenen Kliniken Blutspenden für unsere Personengruppe möglich ist.
Fazit:
Dialog bringts

:
Freundlicher Arzt, freundliches Gespräch und ich kann jeden ermutigen, der nach obigen Kriterien für eine Blutspende in Hessen/Baden-Württemberg in Frage kommt und spenden möchte, bei der nächsten Blutspendeaktion vorbeizuschauen. Oder auch so mal vor Ort nachfragen.
Liebe Grüße
Lia