Das Eisen-Kupfer-Gleichgewicht

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Hanns
Alter Hase
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Das Eisen-Kupfer-Gleichgewicht

Beitrag von Hanns »

1. Teil: Allgemeines über den Zusammenhang zwischen Eisen und Kupfer

Wie komme ich dazu?

Erst mal will ich Euch erzählen, wie ich dazu komme, etwas aus dieser alternativmedizinischen Ecke zu schreiben, denn ich war nie bei den Antroposophen und hab mich bisher auch nicht viel mit Rudolf Steiner (dem Begründer dieser Richtung) beschäftigt. Aber ich bin ein Freizeitbotaniker und hab mich bei zahllosen Wald- und Wiesenwanderungen immer schon für die Pflanzen interessiert. Mittlerweile kenn ich mich da auch sehr gut aus. Irgendwann wollte ich noch etwas über Heilwirkung dieser Pflanzen wissen, aber das meiste, was es dazu an Büchern gab, war mir zu naturwissenschaftlich hausbacken, also zu sehr auf das Auseinanderfieseln der Inhaltsstoffe aus pharmakologischer Sicht hin orientiert. Irgendwann fiel mir dann ein 3-bändiges Werk von einem gewissen Wilhelm Pelikan („Heilpflanzenkunde") in die Hände. Das fand ich spannend; allein diese Sprache, dieses leicht altertümliche, aber bildhafte und ausdrucksstarke Sprache hat mich richtig gefesselt. Vor ein paar Jahren hab ich mir dann, weil es mir über den Weg lief, ein weiteres Büchlein von Wilhelm Pelikan (abgekürzt „WP") gekauft, das heißt „Sieben Metalle ". Damals hab ich es überflogen, fand es ganz interessant und legte es wieder beiseite. Nach der Diagnose HH (vor 2 Monaten) fiel es mir wieder ins Auge und ich fing gleich mal an, das Kapitel über Eisen zu lesen. Und dann war ich wie gebannt, weil ich plötzlich einige Zusammenhänge verstehen konnte und mit einer ganz anderen Sichtweise über die Vorgänge im Organismus konfrontiert wurde. Wie auf dem Buchrücken zu lesen ist, lebte Wilhelm Pelikan von 1893 bis 1981. Er war studierter Chemiker und wurde bekannt mit Rudolf Steiner. 1922 übernahm er die Heilmittelproduktionsstätte einer heutzutage recht bekannten anthroposophisch orientierten Firma, die z.B. auch diese extrem salzig schmeckende Zahnpasta herstellt. Ich glaube, dass Wilhelm Pelikan wohl Anregungen von Steiner bekommen hat, dass er aber alles, was er beschreibt, für sich erfahren und erkannt hat. Dadurch wird das, was er schreibt, sehr authentisch. Und wenn ich mich auf ihn einlasse, kann ich alles verstehen, ich brauche nicht noch andere Bücher mit Grundlagenwissen vorher zu lesen.

Es kann sein, dass das, was ich jetzt beschreibe, einigen von Euch unseriös erscheint, weil die moderne naturwissenschaftliche Medizin in ganz andere Richtungen gegangen ist und dieses alte abendländische Wissen, das ja nur zu einem kleinen Teil von den Anthroposophen weiterentwickelt wurde, gerne verschweigt oder verunglimpft. Mir selbst hat es die Augen geöffnet und das Gefühl gegeben, dass es da Zusammenhänge gibt, die ich selber verstehen kann - nicht im Widerspruch, sondern als Ergänzung zur Naturwissenschaft. Ich will versuchen, Euch einige dieser Erkenntnisse, gerade im Bezug zur Hämochromatose, verständlich zu machen, so dass ihr nicht auch das ganze Büchlein lesen und Euch einen Reim draus machen müsst. Wenn ihr skeptisch seid, dann lasst das Folgende trotzdem einfach mal auf Euch wirken - so wie einen guten Science Fiction-Roman vielleicht.


Von Kupferwesen und Eisenwesen

Wenn man sich die Entwicklungsgeschichte der Lebewesen auf dieser Welt anschaut, dann gibt es irgendwann einen Übergang von den Weichtieren (Würmer, Muscheln, Schnecken, Tintenfischen) und Gliedertieren (Asseln, Krebse, Spinnen, Insekten) zu den Wirbeltieren (Fische, Vögel, Säugetiere). Dieser Weiterentwicklung drückte sich aus in der Zusammensetzung des Blutes, mit dem diese Organismen funktonieren.

Wie wir wissen, funktioniert der Sauerstofftransport im Wirbeltierblut mit Hämoglobin: das ist ein kompliziertes Eiweißmolekül, das mit Eisen verbunden ist. Das Eisen macht den Blutfarbstoff (das Hämoglobin) rot. Mit diesem Molekül kann in der Lunge Sauerstoff aufgenommen, durch den ganzen Körper transportiert und in der entlegendsten Ecke abgegeben werden. Auf dem Rückweg nimmt das Hämoglobin Kohlensäure mit, was dann mit der Atemluft wieder ausgeschieden wird.

Auch die sog. niederen Tiere (eben die erwähnten Weichtiere und Gliedertiere) müssen ihren Körper mit Sauerstoff versorgen. Sie atmen aber mit einem Blutfarbstoff, der nicht Eisen enthält, sondern Kupfer ! Dieser kupferhaltige Farbstoff heißt Hämozyanin. Diese Tiere zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Inneren die Weichheit des belebten Eiweißes erhalten und alles Erhärtende nach außen ausscheiden. Sie atmen Wasser und nicht Luft und gehören eigentlich zu einer flüssigen Welt. Das Blut dieser Tiere ist durchsichtig oder gelblich. Und - nochmal - das charakteristische des Kupferblutes ist, dass diese Wesen im Inneren weich sind und das Harte nach Außen bringen (z.B. eine Muschelschale oder ein Schneckenhaus) oder einen Panzer bilden wie die Krebse und andere Gliedertiere. Und sogar die Tintenfische, die sich vielleicht aus schneckenähnlichen Tieren entwickelt haben, haben noch einen Restbestand von Kalkschale, das sogenannte Schulp.

Sämtlichen mit Eisen atmenden Wesen ist hingegen gemeinsam, dass sie ein Innenskelett haben, eine Wirbelsäule (daher „Wirbeltiere ") und Knochen. Das sind Verhärtungen im Inneren , so etwas wie ein inneres Grundgerüst.

Zusammengefasst:
Eisenblut: Außen weich, innen hart
Kupferblut: Außen hart, innen weich

Um Missverständnissen vorzubeugen:
Die Anthroposophen sprechen von „Bildekräften". Wenn das Eisen mit einer Verhärtung im Inneren im Zusammenhang steht, dann heißt das nicht, dass die Knochen aus Eisen bestehen müssen. Man muss sich das Eisen dann eher als einen Katalysator für Knochenbildung vorstellen. So wie es ausschaut, ist das Eisen generell Katalysator für Verhärtung (ins Feste bringen). Und so wie das Kupfer eine Tendenz bringt, das Harte nach Außen abzustoßen, kann man Kupfer auch als Katalysator für Erweichung ansehen (ins Flüssige bringen).


Das Kupfer und die Haut

Nun sind die Wirbeltiere aus den Kupferwesen ja gewissermaßen auch hervorgegangen, der damit verbundene äußere Panzer oder die äußere Schale muss jetzt selbst nichts tragen, weil es ja das innere Gerüst gibt, dennoch ist die Haut der Rest des kupferbestimmten Außengerüstes, das uns äußere Form verleiht. Außerdem kommt in der Haut der Wirbeltiere das Kupfer auch selbst zur Geltung. Die Farbigkeit der Haut bringt ihre Kupferbestimmtheit zum Ausdruck. Kupfer ist nämlich in der Natur eines der farbengebenden Grundelemente. Die meisten Pigmente, die die Farbigkeit der Lebewesen ausmachen, beruhen auf Kupfer. Man denke an die Farben der Fische oder an die wunderbare Vielfalt der Farben im Gefieder der Vögel. Das Kupfer scheint nach außen zur Haut, zur Luft zu drängen. Tatsächlich lassen sich in Vogelfedern relativ große Kupferanteile analysieren. Das Gefieder der Vögel ist ein kupferdurchwirkter, luftiger Außenpanzer. Auch die Bildung des Farbstoffes der Säugetierhaut, dem Melanin, scheint durch eine Kupfereiweißverbindung gefördert zu werden. Auch sind die dunkleren Haare von Säugetieren (Kaninchen, Katzen, Hunde) kupferhaltiger als die hellen Haare. Und wo das Kupfer fehlt, geht auch die Farbintensität verloren. Kupfermangelerscheinung bei Tieren gehen immer mit einer Ausbleichung der Haut und mit Farbveränderungen der Haare einher. Ich denke, dass auch die Neigung zu weißen Haaren bei Menschen mit einer Veranlagung zum Kupfermangel in Verbindung steht. (Anm. der Redaktion: Hanns hat auf'm Kopf fast nur noch weiße Haare, vielleicht schreibt er deshalb so viel zu dem Thema.)


Das Feste und das Weiche in den Gelenken

Kommen wir zurück zum Verfestigenden (dem Eisen) und dem Erweichenden (dem Kupfer). An bestimmten Stellen in unserem Körper müssen die beiden Kräfte bestmöglich zusammenwirken: besonders in den Gelenken. Einerseits sind da die harten Knochen, andererseits muss es dort, wo zwei harte Knochen aneinanderstoßen möglichst glatt, rutschig, wässrig sein. Und so ist es tatsächlich: An den Gelenkpfannen gibt es einen Übergang vom Knochen zum Knorpel, und im Gelenkspalt selbst ist reine Flüssigkeit. Knorpel ist noch nicht erhärteter Knochen. Und damit das so bleibt - damit die Gelenke funktionieren können - muss die erweichende Kraft dauernd wirksam sein. In den Gelenken muss es also ein Gleichgewicht zwischen erweichender und verfestigender Kraft geben. Sowohl übermäßige Verfestigung wie auch übermäßige Erweichung (was im Extrem Verflüssigung bedeutet) der Gelenke sind als Krankheitsbilder bekannt.

Es liegt nahe zu vermuten, dass ein Übergewicht der Eisenwirkung zu Verhärtungen in den Gelenken führt. Und dieser mit einer zusätzlichen Betonung des Kupfers begegnet werden kann.


Kupfer im Blut

WP beschreibt die besonders interessante Beziehungen des Kupfers zum Blut, nicht zuletzt sei Kupfer auch für die Blutbildung erforderlich, und gewisse Anämieformen könnten nur mit der Kupferwirkung geheilt werden. Das Kupfer selbst findet sich hauptsächlich im Serum, in dem ein bestimmter Kupferspiegel eingehalten wird. Dabei gibt es ein Zusammenspiel mit dem Serumeisen. Laut WP beträgt der Serumeisenspiegel beim Mann im Mittel 118 µg/dl, bei der Frau nur 88 µg/dl, der Serumkupferspiegel dagegen beim Mann 106 µg/dl und bei der Frau 107 µg/dl, etwa genausoviel. Das heißt, dass das Kupfer-Eisen-Gleichgewicht bei der Frau zum Kupfer hin neigt, beim Mann hingegen zum Eisen.

Unabhängig von den geschlechtsspezifischen Tendenzen, scheint es also ein Eisen-Kupfer-Gleichgewicht im Organismus zu geben. Das erscheint mir für uns HH'ler wichtig zu sein, weil bei uns ja meistens auch die Serumeisen-Werte zu hoch sind, d.h. bei Ausbruch der Krankheit wahrscheinlich ein Eisenübergewicht gegenüber dem Kupfer gegeben ist. Außerdem wird uns ja mit den Aderlässen auch das Kupfer entzogen, und wer weiß, wie schnell das wieder ersetzt wird (aus Körperreserven oder Nahrung). Übrigens ist die Leber das mit Abstand kupferhaltigste Organ.



So viel fürs Erste. Natürlich musste ich jetzt viel Wissenswertes aus dem Büchlein von WP zunächst einmal unterschlagen, um Euch nicht zu erschlagen. Ich hoffe aber, Euer Interesse vorausgesetzt, dass ich noch Gelegenheit haben werde, das Geschriebene zu ergänzen und zu vertiefen.

Zusammenfassend will ich folgende Schlussfolgerungen ziehen:

:arrow: Aus der Erkrankung HH und den Aderlässen kann sich ein Ungleichgewicht zwischen Eisen und Kupfer ergeben, woraus wiederum Gelenkbeschwerden entstehen können.

:arrow: Die Gelenkbeschwerden sind dann noch wahrscheinlicher, wenn jemand zusätzlich eine Veranlagung zum Kupfermangel hat. Dies könnte auch ein weiterer Faktor sein, der das Auftreten der HH begünstigt. Das Auftreten vorzeitiger Haarergrauung kann ein Hinweis auf diese Veranlagung sein.

:arrow: Bestimmte Phänomene der Haut (von Juckreiz bis roten Flecken) könnten mit diesem Ungleichgewicht zusammenhängen.

:arrow: Wenn wir unsere Kupfer-Blutwerte herausfinden, wissen wir mehr.

Grüße
Hans
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Barbara
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Beitrag von Barbara »

Auch hier etwas zum Thema Eisen / Kupfer (es geht allerdings um Futter für Rindviecher, soll uns aber nicht weiter stören :wink: ):
Neben der Tatsache, dass futtermittelrechtliche Grenzwerte tangiert werden, wirkt aber Eisen zunehmend störend bei der Spurenelementversorgung unserer Rinder. Bekanntlich ist Eisen ein Antagonist für die Verwertung von Kupfer, Zink und Mangan. Am Beispiel Kupfer wird dies am deutlichsten. Bereits Gehaltswerte von über 400 mg Eisen in der Rationstrockenmasse können die Kupferverwertung um die Hälfte reduzieren. Bei Gehalten von über 1.600 mg bleibt nur noch ein Fünftel des Kupfers verfügbar (Standish et al. 1969). Bedenkt man, dass für Kupfer die empfohlene Bedarfsempfehlung bei 10 mg je kg Futtertrockenmasse und der rechtliche Grenzwert bei 35 mg Kupfer je kg (88 % TM) liegt, ist bei Eisengehalten über 1 g in der Futtertrockenmasse eine bedarfsdeckende Kupferversorgung eigentlich nicht mehr realisierbar. Dies führt zwangsläufig dazu, dass zunehmend Kupfermangelerscheinungen diagnostiziert werden, obwohl weit über die Bedarfsempfehlung hinaus Kupfer gefüttert wurde.
http://www.smul.sachsen.de/de/wu/Landwi ... _12293.htm
Liebe Grüsse
Barbara
Geh schon mal voraus, sagte die Reue zur Sünde, ich komm dann später nach...
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

Muh....
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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