Mutant (nicht ganz ernst gemeint)

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Manes
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Wohnort: Kreis Düren, wo der Hahn bald nicht mehr regiert

Mutant (nicht ganz ernst gemeint)

Beitrag von Manes »

Also, ich weiss ja nicht, wie es Euch geht, aber bei mir ist das so, dass meine Kollgen schon mal fragen, was es denn so mit meiner Eisengeschichte auf sich hat. Wenn ich denen dann erkläre, das es sich dabei um einen Gendefekt handelt, dann schließe ich dann meistens mit den Worten: Wenn Du es einfach haben möchtest, dann bin ich ein Mutant.

Eben aber, als ich auf der Schüssel saß, feststellen musste, dass meine Tochter recht hat, wenn sie behauptet, ich hätte ein Loch in meiner Jeans, kamen mir doch so folgende gedanken. Was ist denn, wenn wir das Spiel mal rumdrehen. Wenn es denn so gewesen ist, dass früher, also, so vor ganz langer Zeit, als der Mensch noch Jäger und Sammler war, eigentlich alle Menschen die genetische Veranlagung zur Hämochromatose in sich trugen? Sinn und Zweck wäre gewesen, bei einer Verletzung, man hätte ja beim Sammeln über eine Wurzel stolpern können und dabei einen sehr großen Blutverlußt durch Abriss des linken Nagels der Kleinzehe erleiden können, schneller wieder Blut nachgebildet wird.
Irgendwann, vor nicht mehr ganz so langer Zeit, als sich der Mensch sich dann entschloß nicht mehr Jäger und Sammler, sondern Ackerbauer und Viehzüchter zu werden, hat sich dann unter großer evolutionärer Anstrengung folgendes ereignet: Irgendein menschlicher Körper hat festgestellt dass die Menschheit eigentlich gar nicht mehr so an den riesigen Blutverlusten durch wurzelstolpernden Zehennagelverlusten leidet und somit die Notwendigkeit für diese genetische veranlagung als überflüssig befunden hat. Also ist besagter menschlicher Körper vor noch ein klein wenig weniger als nicht ganz so langer Zit hingegangen und hat beschlossen eine Mutation zu bilden, die die unkontrollierte Aufnahme von Eisen in eine kontrollierte Aufnahme von Eisen umwandelt. Anschlließend ist der menschliche Körper, welcher mit dieser Mutation geboren worden ist, hingegangen und hat eine Aufwand / Nutzen Abwägung getan. Das Ergebnis dieser Aufwand / Nutzen Abwägung ist dann gewesen, dass er die Mutation an seine Nachkommen weitergegeben hat.

Dieser Vorgang zu Zeiten des Lebenswandels der Menschheit hat sich an mehreren menschlichen Körpern ereignet und wurde somit immer öfter vererbt, was dann dazu führte, dass es heutzutage wesentlich weniger Menschen mit der Veranlagung als ohne gibt.

Daraus lassen sich zwei Punkte schließen:
1. Menschen, mit genetisch bedingter Hämochromatose halten gerne an alt bewährtem fest, sind also eher konservativ
2. und dass ist viel wichtiger für meine Psysche; NICHT ICH BIN DER MUTANT; SONDERN DIE ANDEREN :lollen

lg

Manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
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Lia
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Beitrag von Lia »

Ich sehe das auch so: man muß sich die Dinge so zurechtlegen, daß es für die Psyche paßt. Und:
Der Mensch ist eh eine Mutationssammlung.
Ohne Mutationen wären wir heute immer noch Urwelteinzeller :hua

Liebe Grüße


Lia
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fenja
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Beitrag von fenja »

Interessante Überlegung. Allerdings spricht dagegen, dass wir in etwa in einem Verhältnis von 1/400 vorkommen. Ich denke eher, dass es damit zu tun hat, dass es eine Mutation ist, die Geschlechtsreife und Reproduktion nicht beeinträchtigt bzw. nicht zu früh beeinträchtigt. Da wir in der Steinzeit und auch später ja selten über 20-30 Jahre hinausgekommen sind und uns da schon fleissig vermehrt hatten, ist es meiner Ansicht nach vielleicht ein Gendefekt, der nicht zur negativen Auslese geführt hat. So wie Huntingdon's, z.B., das ja auch erst spät und somit nach der Fortpflanzung auftritt...

Aber alles viel zu ernst... Mani, eigentlich mag ich den Gedanken, ein "Adult Mutant Hemo" zu sein... :lol:

LG, Fenja
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Tom
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Beitrag von Tom »

Ich habe ja bei meiner Vorstellung schon betont, daß mir Optimismus und Fröhlichkeit wichtig ist. "Adult Mutant Hero" (den Audruck kennt Google noch nicht mal!) gefällt mir auch. Aber dazu, mich gegenüber den Nichtmutierten zu erheben reicht es dann doch (noch) nicht. Sorgen macht mir jetzt allerdings das "nicht beinträchtigt bzw. nicht zu früh" bei Fenja. Als NeuMutantErkannterUndDarumNochNichtGanzKundiger meine Frage: Wann denn?
Viele Grüße
Tom
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fenja
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Beitrag von fenja »

Adult Mutant HEMO, bitte... :)

Was Fortpflanzung angeht: es kann in sehr fortgeschrittenem Stadium zu Eisenablagerungen in der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) kommen, was dann zu Störungen sowohl der sexuellen Funktionen als auch Unfruchtbarkeit führen kann. Ist aber eine eher seltene Erscheinung und tritt eigentlich nur bei *enorm viel und wo soll ich das Zeug jetzt bloss hintun* Mengen auf. Also keine Sorge, du bist noch jung und früh diagnostiziert, da noch nichts beschwert sein :wink:
Und wie du sicher schon gemerkt hast, sind hier einige Eltern!

LG, Fenja
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Tom
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Beitrag von Tom »

Ist jetzt ja echt peinlich. Ich hab mir Deinen Beitrag bestimmt 5 Mal durchgelesen und immer "Hero" gelesen. Au weia. Oder Freud lässt grüßen bei dem strotzenden Selbstbewußtsein als Edelmutation...
Den anderen Punkt betreffend: zu einem Sohn (allerdings schon 5 Jahre alt) hat es bei mir auch noch gereicht; außerdem hatte ich bisher nur von nachlassender Libido als (späteres) Symptom gelesen. Aber ich bin literaturmäßig auch noch nicht so weit vorgedrungen.
Ciao
Tom
Hanns
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Beitrag von Hanns »

Hat man uns nicht lange genug eingeredet, wir hätten einen Gendefekt, reif für den Mülleimer der Evolution? Ich will das Wort Gendefekt nicht mehr hören, immerhin laufen 90% der genetisch veranlagten HHler frei (d.h. ohne Aderlässe und Gelenkbeschwerden) herum, genießen das Leben und werden alt. Die Gründe dafür, dass bei uns der Eisenstoffwechsel entgleist ist, werden wir schon noch herausfinden.

Seit sie gentechnisch herummurksen, dabei Abermilliarden von Mäusen verkrüppeln und hinrichten, gibt es bald für alles einen Gendefekt. Es gibt dann irgendwann keinen mehr, der keinen Defekt hat! Die wenigen, die dann noch keinen entdeckten Defekt haben, mögen sich dann erst einmal als die Krone der Schöpfung vorkommen und Sperma und Eizellen einfrieren lassen, bis man feststellt, dass sie auch einen Defekt haben. Wenn dann endlich alle einen Defekt haben, muss sich keiner mehr besser vorkommen als der andere; dann kann man sich zusammensetzen und überlegen, ob nicht der vermeintliche Defekt gerade auch etwas über die Stärke aussagt. Und dann wird man sich überlegen, wie man sich mit seinen Stärken gegenseitig unterstützen kann (ihr kennt ja die Geschichte vom Blinden und vom Lahmen). Aber da ist noch ein langer Weg hin, und bis dahin werden wohl noch weitere Abermilliarden von Mäusen ins Gras beißen.

Grüße
Hans

(nach ein leichten Anflug von Pessimismus)

PS: Oh Schreck, Tom! Jetzt wo Du's sagst: Ich lese auch nur noch "Hero"!
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wanderer
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Beitrag von wanderer »

Liebe Humangenetiker,
stellt Euch mal vor, irgendjemand findet heraus, dass wir HH´ler immer mehr werden. Das wäre doch ein evolutionärer Vorteil für uns.
So funktioniert Evolution.
Wenn sich das wirklich bestätigen sollte, lasst uns darüber nicht arrogant werden.
:)
Ich bevorzuge Begriffe wie "Mutation" oder "Variante" anstatt "Defekt".
Mag sein, dass ich meinen möglicherweise existierenden "Defekt" nicht wahrhaben will und mich deshalb in kleinliche Begrifflichkeiten versteige.
Sei´s drum: Übermorgen habe ich meinen ersten Aderlass.
Ich stelle mir vor, es sei wie ein Ölwechsel, der ja auch regelmäßig erfolgen sollte.

Liebe Grüße an Euch

wanderer :roll:
Hanns
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Beitrag von Hanns »

Hallo Wanderer,
will Dich bei der Gelegenheit auch im Forum willkommen heißen.
Da diese genetische "Veranlagung" doch relativ selten vorkommt, könnte man sie schon als "Besonderheit" ansehen - deshalb muss man sich ja noch nicht als was Besseres fühlen, andere haben schließlich auch Besonderheiten.
Viel Spaß beim ersten Aderlass! (Ein erster Tip von mir: Hinlegen!)

Freundliche Grüße nach Norden
:weglauf Hans
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wanderer
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Beitrag von wanderer »

Danke,
Han(n)s.
Wir werden uns sicher im Forum häufiger sehen.
Heißt Du Hans oder Hanns?
Ein gutes Leben noch .

wanderer
time is on my side.
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fenja
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Beitrag von fenja »

Hallo Leute,

Hero/Hemo - das ist *total normal* und, finde ich, im Prinzip eine superinteressante Sache, nämlich eine kleine Direktdemonstration der menschlichen Wahrnehmung, d.h. der selektiven, subjektiven Wahrnehmung. Da wird der Biounterricht lebendig, nicht wahr... :D

Hans, meiner Meinung nach hast du in deinem pessimistischen Anfall nicht Unrecht: was ist schon normal, und davor, so etwas festzulegen, sollte man sich sowieso hüten. Woher sollen wir es auch wissen? Schliesslich ist Normalität nur ein Zahlenspiel - je mehr, desto normaler; zumindest kriegt man den Eindruck.
Was ich spannend finde ist, warum viele Leute homozygot sind und die Krankheit bzw. der Defekt im Eisenstoffwechsel gar nicht einsetzt. Weiss man eigentlich dazu etwas?

Tom, na siehst du - wenn's schonmal geklappt hat und du jetzt bei AL-Therapie bist, mach dir keine Sorgen...

Wanderer: alles Gute für den ersten AL. Kleiner Tipp: sei hinterher nett zu dir und nimm's locker für den Rest des Tages. Das Bäumeausreissen würde ich auf's Wochenende verschieben.

LG, Fenja
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Tom
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Danke.

Beitrag von Tom »

Hallo heroische Hemos und besonders Fenja,
ist wirklich interessant. Dir Fenja übrigens noch ein danke für das "jung". Das habe ich schon länger nicht mehr gesagt bekommen :D Fühle mich machmal in der letzten Zeit, besonders in den paar Minuten die ich immer im Wartezimmer des Internisten auf den Beginn meines ALs warten muß, furchtbar alt...
Habe gesehen daß uns zwei Monate trennen- Du bist ja wirklich noch jung :wink: . Schönen Tag noch. Tom
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