Radiosynoviorthese

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
pskau
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Radiosynoviorthese

Beitrag von pskau »

Hallo zusammen,

ich hab nun doch beschlossen, ein eigenes Thema für Radiosynoviorthese zu eröffnen.

Kurz RSO, Erklärung in Kurzfassung und mit laienhaften Worten.

Der Begriff setzt sich aus den Worten „radius“ (Strahl), „synovialis“ (Gelenkinnenhaut) und „orthesis“ (Wiederherstellung) zusammen.

Diese Therapieform wird bei chronisch entzündlichen Gelenkerkrankungen eingesetzt, bei der die Gelenkinnenhaut (andere Quelle spricht von Gelenkschleimhaut) dauerhaft entzündet ist, was, bei Nichtbehandlung zur Schädigung von weiteren, wichtigen Gelenkstrukturen wie Knorpel und Knochen oder weitergehend zu deren Zerstörung beitragen kann. Die Gelenkschleimhaut wuchert oft korallenartig und dringt dabei zerstörend in Knorpel, Knochen, Bänder und Sehnen ein. Schwerpunkte sind die Behandlung von chronischer Polyarthritis sowie „aktivierte“ Arthrose.

In Köln gibt es nur ganz wenig Erfahrung mit HH´lern, Prof. Mödder (Habil über Eisenstoffwechsel und -erkrankungen) hatte nur ca. 40 Patienten während seiner jahrelangen Praxiserfahrung (so seine Aussage). Obwohl der gelenkzerstörende Mechanismus der Eisenansammlung bei HH´lern offensichtlich noch immer nicht ausreichend erforscht zu sein scheint, wäre auch hier die Gelenkschleimhaut beteiligt. Somit könnte die RSO-Therapie auch in unserem Fall helfen. Aufgrund der geringen Probandenanzahl kann jedoch keine endgültige Prognose über den Therapieerfolg abgegeben werden. Studien o. ä. gibt es anscheinend nicht.

Durchgeführt wird die Therapie an Knie-, Schulter-, Ellenbogen-, Hand-, Hüft-, Sprung- und Finger- und Zehengelenken.
Behandelt wird mit speziellen radioaktiven Substanzen mit sehr geringer Reichweite und kurzer Halbwertzeit (d.h. die radioaktive Strahlung ist nur äußerst kurz und räumlich eng begrenzt) So wird verhindert, dass auch gesundes Gewebe zerstört würde. Es gibt in D 3 zugelassene Substanzen, die angewandt werden, je nach Größe des betroffenen Gelenks.

Als Voruntersuchung wird eine Gelenkszintigrapgie durchgeführt, eine hochempfindliche Methode zum Nachweis von entzündlichen Prozessen in den Gelenken. (Dauer mehrere Std., zwischendurch lange Pause) Es wird hierbei ein schwach radioaktives Mittel gespritzt, welches sich vermehrt an den entzündeten Gelenken ansammelt und bei den Aufnahmen sichtbar ist. Aufnahmen werden wenige Minuten nach der Spritze und 2 – 3 Std. später erneut gemacht.

Anhand der Aufnahmen kann dann entschieden werden, ob eine RSO sinnvoll ist.


LG Petra
Zuletzt geändert von pskau am Sa 5. Jan 2008, 14:54, insgesamt 1-mal geändert.
pskau
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Beitrag von pskau »

Weiter im Text:
Durchführung etc.

Nach den notwendigen Desinfektionsmaßnahmen und während Durchleuchtung des betreffenden Gelenks, wird mittels Punktionsnadel die radioaktive Substanz direkt in die Gelenkhöhle gespritzt. Danach muss das Gelenk unbedingt für 48 Std. ruhig gestellt werden, damit die Substanz auch da bleibt, wo sie wirken soll.

Die kurzzeitige, lokale Strahlung bewirkt, dass die Entzündungszellen abgetötet und vom Körper selbst „entsorgt“ werden. Die Gelenkinnenhaut verschorft nach und nach, die Schwellung des Gelenks geht zurück, die Innenhaut wird wieder dünn und glatt und erreicht so ziemlich den Normalzustand. Dies kann bis zu 6 Monaten dauern, meist tritt die Wirkung aber wesentlich schneller ein.

Mögliche Nachteile:
· Es kann in den ersten Tagen zu einem „Reizerguss“ kommen.
· Sämtliche Nebenwirkungen wie bei Punktionen, z.B. Infektion
· „Hautnekrose“ durch Austreten der radioaktiven Substanz, durch „Nichtruhigstellung“ des Gelenks.
· Selten bleibt Therapieerfolg aus.

Vorteile:
· Ambulant, nur 2 Tage Ruhigstellung
· Keine Reha
· Kann wiederholt werden
· Gelenkfunktion wird verbessert oder vollständig wiederhergestellt.

Näheres auch unter
http://www.radiosynoviorthese-koeln.de
http://www.rheuma-liga.de
http://www.rheuma-online.de


Also, ich hab mich entschlossen, mein Sprunggelenk Mitte Jan mit RSO behandeln zu lassen und werde berichten.

Liebe Grüße Petra
pskau
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Beitrag von pskau »

... und last but not least

hast´s schon mal jemand gemacht?
(Unter "Suche" fand ich leider nur meine eigenen "Ergüsse")

Solong
Petra :D :gruebel :lesen
snoopy1961
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Beitrag von snoopy1961 »

Hallo Petra
danke für den Beitrag.Tönt ja äusserst intressant.Werd mal googeln und schauen ob sowas in der Schweiz auch möglich wäre.

lg Claudia
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Manes
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Beitrag von Manes »

Hm,

da muss man den Prof. evtl. mal fragen, warum er selber so eine Studie noch nicht inizieiert hat.

lg

Manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
pskau
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Beitrag von pskau »

Hi Mani,

Prof. sagte, dass er zu wenig Patienten mit HH für eine Studie hatte. Weiterhin erzählte er, dass er sich vor einem Vortrag , den er auf einer Veranstaltung, bei der mindestens HH ein Thema, wenn nicht das Komplettthema war, umfangreich informiert hat, was es denn neues im Bereich HH und Gelenkerkrankung gäbe. Er wäre sehr enttäuscht gewesen, dass sich in den letzten Jahren nichts oder nur wenig getan hätte, schließlich war er zu früheren Zeiten sehr in das Eisenthema vertieft (Habil, wie gesagt). Da er aber nun eine offensichtlich gutgehende Praxis für RSO hat, macht er da vermutlich auch nicht weiter.
Er wollte mir die korrigierte Fassung seines Vortags mailen, wenn der von der Lektorin? abgenickt ist, vermutlich wird er es aber vergessen.

Gruß Petra
pskau
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Beitrag von pskau »

Hallo zusammen,
habe gestern meinem Orthopäden eröffnet, dass ich eine RSO beabsichtige.
Er findet die Idee nicht schlecht, auch wenn er erst einmal komisch reagierte, weil die Idee nicht von ihm gekommen war.
Eine Garantie über die positive Wirkung gibt es zwar nicht, jedoch meint auch er, dass dieser Weg zunächst der OP vorzuziehen sein, weil bei der OP mein Sprunggelenk für die nächsten Monate nicht belastet werden kann, bei RSO sind es mal gerade 48 Std.
Gut fand ich seinen Vorschlag, sich mit meinem RSO-Prof. telefonisch über begleitende Maßnahmen seinerseits kurzzuschließen. Schließlich muss ja, wenn die akute Entzündung weg ist, das Knochenwachstum wieder angeregt werden und der weitere Verfall meines Gelenkes verhindert werden.
Ich werde berichten.
Liebe Grüße Petra
pskau
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Beitrag von pskau »

Hier also der versprochene Bericht über die Durchführung:

1. Ultraschall des Gelenks, auch hier wunderbar meine Knochendefekte zu sehen.
2. Lokale Betäubung, irgend ein Sprühzeug
3. Röntgen des Sprunggelenkes und zwar als bewegte Bilder in Echtzeitaufnahme
4. Beruhigende Worte des Profs und Erklärung, was er macht.
5. Nadel ins Gelenk, gut zu sehen auf dem Monitor (pickst etwas heftiger als beim Al, weil tiefer gestochen, Nadel aber dünner.
6. Kontrastmittel rein, Prof schaut, ob sich die Flüssigkeit genau da verteilt, wo sie hin soll.
7. radioaktives Zeug rein, Nadel raus
8. verpflastern, Schiene um den Fuß machen, um Knickbewegungen vorzubeugen, Verband drum, Rollstuhl
9. Kontrolle, ob sich das radioaktive Zeug auch im gelekt aufhält (anderer Apparat)
10. Fertig!!!! 1 Schuh auf dem Schoß, der andere am Fuß.
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Manes
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Beitrag von Manes »

Jetzt fehlt ja nur noch die Wirkung
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
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Beitrag von pskau »

11. Unterlagen einpackenlassen, mit Rolli zum Auto und Chauffeur bringen lassen und ab nach Hause aufs Sofa. Darf mit der Ferse auftreten, Toilettengang erlaubt, ansonsten 48 Std. Ruhe im Karton und im Fuß.
12. Nach 48. Std, Schiene ab und normal - Schongang laufen, nach einer Woche wieder voll trainigsfähig.

1. Abend: Einsetzen eines leichten Kribbelns Steigerung zu leichten bis mittelprächtigen Schmerzen im Gelenkbereich, nicht zum schreien, aber vorhanden, also Kühlpackung drauf = besser.
Treppensteigen sehr beschwerlich, also nicht zu viel trinken, da 1 Etage ziwschen Sofa und Klo.
Tag danach: Fuß schmerzfrei, zum ersten Mal seit Wochen gesunde Gesichtsfarbe. Erklärung 1: Es wurde Cortison gespritzt, das steht so im Merkblatt, ich weiß aber nicht, ob ich es bekommen habe, da kommt so ein "Fash" wohl schon mal vor. Erklärung 2: Ich habe leichtes Fieber, kann es aber jetzt nicht messen, weil Thermometer ist 2 Etagen weit weg und ich bin so schlecht auf der Treppe.

Monate später: Hab ich hoffentlich Glück und einen Therapieerfolg. Sonst wartet noch immer das Messer auf mich und wochenlanges Fuß-Nicht-Gebrauchen-Können, viel, viel AUa und was weiß ich noch alles.

Also wenn ich dass mit einem Pieks umgehen kann, wäre ich sehr, sehr glücklich.

LG Petra

Nächster Kontrolltermin Ende März, ich werde berichten.
pskau
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Beitrag von pskau »

.... und natürlich bin ich gespannt auf die Rechnung.
:D
Petra
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Beitrag von pskau »

Nächster Nachtrag,

ich hab tatsächlich leicht erhöhte Temperatur (37,2) °C um die Einheit nicht zu vergessen. Ja -- und kalte Füße :D

Solong Petra
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Beitrag von pskau »

Zunächst einmal letzter Nachtrag:
Temperatur hat sich am Tag 2 nach der Behandlung wieder normalisiert, Fuß schmerzt überhaupt nicht mehr, ab Nachmittag durfte ich wieder normal laufen, was auch ohne irgendwelche Auffälligkeiten gut ging.
Sprint hinter meiner radfahrenden Tochter her, die auf einen Straßenübergang zusauste, ging auch ohne Probleme.

Gespritzt wurde: Rhenium-186-Sulfid mit 75 MBq (2mCi)
Die nächsten Monate bringen Aufschluss darüber, ob es erfolgreich gewesen ist.

Liebe Grüße Petra

Kontrolle in 2 Monaten, danach noch mal nach 4 weiteren Monaten.
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

Super, Petra! Das klingt gut!
Das mit dem Kurzstreckensprint hinter einem Kinderfahrrad her kenne ich auch. Ich dachte immer, ich kann wegen der Knie nicht rennen, aber weit gefehlt: ich konnte! Der Schlüsselreiz muss wohl einfach stimmen.... :shock: :erschreck
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
pskau
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Beitrag von pskau »

Und noch ein Nachtrag, die Rechnung ist nämlich da.
Gut 800 Euronen

Fußzwischenbericht: Nach Belastung teilweise leichte Schmerzen.
Rosenmontag hatte ich es etwas übertrieben, da tat der Fuß nach dem Zugbesuch und anschließenden Tanzen im Gewühl und Kneipe so richtig doll weh.
Ansonsten habe ich den subjektiven Eindruck: es geht aufwärts.
1. Kontrolle Ende März, dann kann ich auch berichten, ob sich schon ein bisschen Knochen nachgebildet hat, was ja letztlich das Ziel dieser Angelegenheit war. Im Vordergrund natürlich: Schmerzfreiheit = keine Entzündungen mehr.
Herzliche Grüße :D
Petra
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