Hallo Jürgen,
willkommen zurück
Habe keine Erfahrung mit EDTA und werde wohl auch keine damit machen, jedenfalls nicht in punkto Hämochromatose.
Das Thema dürft bei vielen mit Interesse verfolgt werden, daher möchte ich ausführlich schreiben, auch wenn Deine Fragestellung war, ob jemand eigene Erfahrungen gemacht hat. Ich habe versucht, alle Quellen objektiv zu betrachten und hier wiederzugeben. Jedoch stach es mir so ins Auge, daß ich eindeutige Stellung beziehe und die Seite, die pro EDTA ist werde ich hier nicht reinstellen, weil es sonst ein Werbelink wäre.
Die Medikamentengruppe der Chelatbildner besteht aus Medikamenten, die in der Lage sind, bei Vergiftungen je nach Wirkstoff unterschiedliche Gifte aus dem Körper zu bringen.
Bei der chronischen Vergiftung Eisenüberladung durch Hämochromatose kommen Deferoxamin und der neue Eisenchelator Deferasirox zum Einsatz, welche aufgrund schlechterer Wirksamkeit und der möglichen gravierenden Nebenwirkungen nur dann eingesetzt werden, wenn Aderlässe nicht möglich sind . Diese Chelatbildner eignen sich speziell dafür, das sehr "harte" Metall Eisen aus dem Körper zu bekommen.
Andere wie EDTA haben ihre Stärken bei nicht so "ganz harten" Metallen und kommen daher bei Cadmium oder Bleivergiftungen zum Einsatz. Auch sie haben Nebenwirkungen. Bei Zinn-, Blei- und Cadmium-Intoxikationen gilt Calcium-Natrium-EDTA als Chelatbildner der ersten Wahl. (Und interessant für Menschen, die viel Wert auf "natürlich" legen: EDTA ist ein grundwassergefährdender Stoff. )
http://www.ecomed-medizin.de/sj/ufp/Abs ... ikelId/992 Kritische Zusammenfassung einer Zeitschrift für Umweltmedizin:
Die Wikipedia-Seite von Lex spiegelt gut das wieder, was ich sonst dazu im Netz gefunden habe.
Hier noch eine speziell zu EDTA:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ethylendia ... s%C3%A4ure
Seiten, die betreffend EDTA Empfehlungen oder besonderes Engagement aussprechen wie z.B. der Webauftritt eines Bundes von Ärzten zu klinischer Metalltoxikologie, befassen sich thematisch "seltsamerweise"

überhaupt nicht mit Hämochromatose (Eisen) und Morbus Wilson (Kupfer) oder der seltenen Argyrie (Silber) die ja nun eindeutig Metallvergiftungen sind. Es geht auch nicht um Erkrankungen wie Thalassämie oder Myelodysplastisches Snydrom o.ä., wo man reichaltigen Stoff zur Diskussion von Eisenchelatoren mit Inhaltsstoffen Deferoxamin oder Deferasirox hätte, auch nicht in deren Votragsreihen und Workshops.
Desweiteren gehören ihnen keine Ärzte von Eisenstoffwechselambulanzen, Leberambulanzen o.ä. an, sondern hauptsächlich Allgemeinmediziner und Ärzte für Naturheilverfahren oder ausschließliche Privatpraxen.
Dies läßt aus meiner Sicht nur einen einzigen Schluß zu.
Die Kosten für 1 Infusion werden mit ca. € 120 -150 angegeben.
Mindestens ca. 25-30 Infusionen werden benötigt, steht da, wobei je nach Schwere jedoch individuelle Festlegung möglich und sinnvoll sei. Danach sei Erhaltungstherapie mit 1 Infusion pro Monat empfehlenswert.1 Infusion dauert 3-4 Stunden. Da kommt einiges zusammen an Geld und Zeitaufwand. Wieso so viel Geld? Ist EDTA so teuer herzustellen, Ist EDTA ein neues Medikament, für das Unsummen an Geld nötig waren zur Entwickung und zu Studien, bis es dann jüngst zu Zulassung kam? Nein
Zum Thema Studien: Keine Studie zu Arthrose, keine Studie zu Hämochromatose-Arthropathie, jedenfalls nicht auf dieser betreffenden Webseite zu finden.
Und es konnte -laut dem Artikel in Wikipedia u.a. kein Nutzen für für Arteriosklerose nachgewiesen werden, obwohl es auf der Webseite des Ärztebundes immer noch steht. (Man sehe hierzu noch mal in Lex wikipediaLink.)
Ich bezweifle, daß sich ausgerechnet diese Ärzte mit den besonderen Gegebenheiten der Hämochromatose-Arthropathie auskennen. Übrigens kommt ein lokales Zuviel an Eisen auch bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen durch den entzündlichen Vorgang selbst zustande.
Man weiß bei Hämochromatose außerdem noch gar nicht, ob der Mechanismus, der überschüssiges Eisen in die Organe ablagern läßt, tatsächlich auch ursächlich ist für die Gelenkbeschwerden. Desweiteren haben die Gelenkbeschwerden bei der Hämochromatose-Arthropathie unterschiedliche Erscheinungsbilder hin von arthrosemäßigen bis entzündlichen Verläufen z.B. als Pseudogicht.
Viel mehr ist da bekannt über die Wirkung des althergebrachten (althergebracht finde ich hierbei treffend

aus alt mach neue Geldquelle) EDTA:
Eine gründliche Auflistung von Argumenten gegen neue "Indikationen" für EDTA gibt es hier:
http://www.umweltdaten.de/gesundheit/monitor/chelat.pdf`
und hier steht auch was:
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/f ... pharm7.htm
Wie bei anderen Schwermetall-Antidoten könnte es nach längerer Anwendung zu einem Mangel an Metallen und Spurenelementen kommen. Nach kurzfristiger Einnahme wurden hingegen bislang keine klinisch relevanten Einflüsse auf diese Spiegel gefunden.
Die Chelatbildner-induzierte Umverteilung der toxischen Schwermetalle im Organismus kann die Vergiftungssymptomatik verstärken. Bei einigen Chelatbildnern konnte gezeigt werden, dass die Chelattherapie nicht nur zu einer gesteigerten renalen Metallelimination, sondern auch zu einer Umverteilung des Metalls im Organismus mit einer Anreicherung des toxischen Metalls in kritischen Organen, zum Beispiel im Gehirn, geführt hat (4, 9, 10..).
http://www.ecomed-medizin.de/sj/ufp/Abs ... ikelId/992
Bei chronischen Metallvergiftungen wie sie in der Umweltmedizin diskutiert werden, ist der Einsatz dieser Chelatbildner aufgrund der heute vorliegenden Datenlage jedoch nicht zu rechtfertigen. Indikation, Dosierung, Applikationsform, Dauer, Sicherheit und klinischer Benefit einer Chelattherapie sind bei chronischen Metallvergiftungen noch nicht ausreichend untersucht. Auch bringt der Mobilisationstest mit DMPS zur Beurteilung einer amalgambedingten Hg-Belastung keinen wesentlichen Erkenntnisgewinn gegenüber der spontanen Hg-Ausscheidung im 24-Stunden-Urin.
Mein deutliches Fazit für mich ist, daß ich mir sowasnicht reinziehen würde und ich siehe meine Ausführungen in Johns Thread natürliche kostenfreie und Methoden mit erwiesener Wirksamkeit vorziehe. Bei Gelenkbeschwerden Bewegung, Bewegung, Bewegung- mit möglichst wenig Gelenkbelastung, gesunde Ernährung, selber hergestellte pflanzliche Präparate, die vielleicht noch meinen Speiseplan ergänzen und dann mit etwas Kosten verbunden Physiotherapie mit gegeb. Schmerztherapie usw.
Man kann an uns Patienten ein auf gut deutsch gesagt "Schweinegeld" und sich eine goldene Nase verdienen mit etwas geschickter Manipulation unter Aussnutzung des Placebo-Effekts. Dies muß man wohl auch bedenken, wenn man sich auf eine privat zu bezahlende EDTA-Therapie einläßt. Zur Geldmacherei, und dem nicht zu vernachlässigenden Grund, warum dem Bekannten die EDTA-Chelation geholfen hat, habe ich schon jüngst einige Gedanken aufgeschrieben:
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... a&start=15
Ich möchte nochmals das Neben-Thema "alternativ versus schulmedizinisch" aufgreifen:
Bei "alternativenTherapieempfehlungen", deren Verfasser übrigens meist werbende Hersteller der Nahrungsergänzungsmittelindustrie oder Hersteller alternativer Medizinprodukte sind, wird oft die "schulmedizinsche""böse" Pharmaindustrie verantwortlich dafür gemacht, daß die alternative Methode oder alternative Therapie trotz ihrer viel besseren Wirksamkeit noch so unbekannt sei.
Argument der Nahrungsergänzungsmittelindustrie (bzw. Argument von deren Vertretern z.B Multi-Level-Marketing oder der Patienten, die diese Mittel favorisieren) ist, daß die Pharmaindustrie die natürlichen Therapien nicht wahrhaben will oder ihre Wirksamkeit abstreitet, weil die Pharmaindustrie sonst ihre Produkte nicht mehr so gut an den Mann bekommt. Dieses Argument findet sich immer wieder -und oft nicht zufällig eingestreut-auch in Internetforen.
Neutral gesprochen ist es aber vielmehr ein Kampf ums Geschäft zwischen Nahrungsergänzungsherstellern und Pharmaherstellern. Beide kämpfen um möglichst große Marktanteile, oft wohl auf Kosten der Patienten, die dazwischen stehen und von beiden Seiten manipuliert werden können.
Ein "alternatives" Mittel ist eventuell wirksam, es wird aber natürlich nicht wirksamer durch die Tatsache, daß es "gegen böse Schulmedizin" ist. (Bis auf den Placeboeffekt: Selbst wenn das "alternative" Mittel nicht wirksam ist, könnten durch erfolgreiche Suggestionen wie "ich bin gegen das Böse und gegen Ausbeuter und habe Kraft dagegen" - Selbstheilungskräfte, Kräfte gegen die Erkrankung geweckt werden und sich so eine psychologisch bedingte Wirksamkeit eines eigentlich nicht wirksamen Mittels ergeben, sich also ein Placeboeffekt aufbauen...)
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... 425#p16425
Ein paar Gedanken von mir zum Placeboeffekt allgemein.
Der Placeboeffekt per se verursacht keine Produktionskosten. Unsere Selbstheilungskräfte gibt es für umsonst, weil sie in uns sind und wir sie "nur" zu wecken müssen.
Wenn Nahrungsergänzungs-oder Pharmaunternehmen ein Mittel bewerben, das den Käufern für ihr Geld nur den Placeboeffekt bietet und dies aber nicht deklariert ist, dann ist dies meines Erachtens arglistige Täuschung.
Leider funktioniert der Placeboeffekt umso besser, je weiter der dafür zurückzulegende Weg ist, je größer die Anstrengungen sind, je mehr Geld dafür ausgegeben wird und je teurer der verabreichende Behandler ist.
Dieser Umstand verführt Geldmacher, sich auf Kosten der Patienten zu bereichern, die den Placeboeffekt sprich die Aktivierung ihrer Selbstheilungskräfte eigentlich für umsonst haben könnten.
Bestimmte Sekten bzw. Wirtschaftsunternehmen mit sektenartiger Struktur arbeiten so, daß sie damit den Kunden (welche sich in einer physischen und psychischen Notlage befinden) sowohl das Geld abziehen als ihnen auch geschickt ihre Ideologie unterjubeln und sie durch Manipulieren psychisch abhängig machen. Auf diese Weise schlagen sie mehrere Fliegen mit einer Klappe: Geldkassieren+ Manipulation in psych. Abhängigkeit, damit der Manipulierte seinerseits Geld machen muß, um dieses dann an das sektenartige Wirtschaftsunternehmen abzugeben. Sie verdienen dann also doppelt. Stichwort Schneeballsystem. Gerade der Nahrungsergänzungsmittelmarkt ist betroffen, daher heißt es wachsam sein.
Fair bei einem Placebomedikament wäre, wenn drauf stünde, daß es ein Mittel mit Placebowirkung ist.
Leider wäre dann der Placeboeffekt hinfällig. Denn sobald man weiß, daß es Placebowirkung ist, funktioniert sie nicht mehr.
Nachtrag: die letzte Zeile stimmt nicht, daher ein Nachtrag am 16.03.2011: nach neuen Erkenntnissen gibt es auch einen positive Placeboreatkion, wenn man weiß daß man ein Placebo einnimmt. Kommt auch drauf an, unter welchen z.B ärztlich kommunikativen Umständen das Placebo eingenommen wird.
Ich bin für mich der Meinung, daß ich meine Selbstheilungskräfte lieber aktiviere, in dem ich meinen Ingwer fresse, mich in die Natur bewege, mich selbst motiviere, genieße, Gedankenstopp betreibe usw. Das kostet mich bis auf den Ingwer nichts. (Wobei die Kosten für den Ingwer sowieso in meinen Lieblingsspeiseplan enthalten sind und er nachgewiesenermaßen nicht nur Placebokräfte hat und Bewegung nachgewiesenermaßen Stoffwechselvorgänge in Gang bringt und Glückshormone ausschütten hilft. Maßnahmen, die auch ohne Placeboeffekt positiven Nutzen haben. Daher ziehe ich als Geizschwabe zur Aktivierung meiner Selbstheilungskräfte immer solche kostenfreien Maßnahmen mit integriertem Mehrfachnutzen kostenpflichtigen fragwürdigen Maßnahmen vor.
Interessant dabei auch die Argumenteliste für Scharlatane der Verbraucherliste Bayern zu Nahrungsergänzungsmitteln. Sie paßt aber auch für andere Therapien bestens:
http://www.verbraucherzentrale-bayern.d ... 1072A.html
Wenn man eine Webseite besucht, die sich in besonderem Maße für EDTA einsetzt , wird man bzgl. solcher Argumente fündig. Und Vorsichtig muß man auch immer sein, wenn es um Amalgam"ausleitung" geht, auch damit wird jede Menge Geld gemacht. Und das findet sich da natürlich auch.
Daher habe ich nie EDTA gegen Hämochromatose-Arthropathie eingesetzt und werde es wohl auch nicht einsetzen.
Liebe Grüße
Lia