niedriger Eisenspiegel als Krebsprophylaxe??

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Manes
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niedriger Eisenspiegel als Krebsprophylaxe??

Beitrag von Manes »

Huhu,

Lia hatte woanders folgenden Link eingestellt: http://www.pm-magazin.de/de/wissensnews/wn_id110.htm

U. a. heisst es dort

[edit Moderation: Zitat: "]Da Krebszellen große Mengen an Eisen verbrauchen, um bei der Zellteilung ihre DNS zu reproduzieren, finden sich darin auch wesentlich höhere Konzentrationen des Stoffes als in normalen Zellen. Die Krebszellen können aus dem einfachen Grund mehr Eisen aufnehmen, weil sich an ihrer Oberfläche mehr Transferrin-Rezeptoren befinden. Diese binden die Eisenteilchen und schleusen sie in das Zelleinnere.[" Quelle: obiger Link]


Da stellt sich mir doch die Frage, ob man mit der Senkung des Eisenspiegels und des Transferrin eine Vermehrung der Tumorzellen nicht zumindest hemmen kann.


lg

Manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
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BirgittaM
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Re: niedriger Eisenspiegel als Krebsprphylaxe??

Beitrag von BirgittaM »

Wenn das mal so einfach wäre...! :down
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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Lia
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Re: niedriger Eisenspiegel als Krebsprphylaxe??

Beitrag von Lia »

Hallo,

der Körper selbst verfügt bereits über die Fähigkeit, die Eisen vorzuenthalten (engl. iron withholding system), z.B. die Eisenaufnahme aus der Nahrung zu senken.
Dies passiert u.a. bei Infektionen durch Erreger und auch bei chronischen Erkrankungen (Anämie chronischer Erkrankung) und Tumoren (Tumoranämie)
iron withholding systeme (engl) http://www.medscape.com/viewarticle/410697_3

Oft geht der Schuß nach hinten los, wenn man z.B. bei Tuberkulose gegen Anämie Eisen verabreicht, welches der Körper extra -einfach gesagt- zurückgehalten hat. Die Tuberkulose wird dann schlimmer.

Ein Bakteriologe aus den USA, dessen Frau meines Wissens Hämochromatose hat(te?), hat sehr viel über das Thema Eisen und Infektionen geforscht und publiziert. Ich habe ein Buch von ihm mit einem großen Kapitel zum Thema, welches ich aber nur mal vor einem Jahr überflogen hatte, um mich später damit mal gründlich auseinanderzusetzen, zumal der Eisenstoffwechsel soooo kompliziert ist und vieles noch unklar ist-(Jedoch brachte mich das Überfliegen bereits zu der vorläufigen persönlichen Ansicht, daß ich im Zweifelsfall, was meine langfristige Gesundheit angeht, mit einem niedrigeren Eisen -wenn mans so pauschal sagen möchte- besser fahre als mit viel Eisen intus. Kurzfristig kann viel Eisen für die optimale Blutbildung meine körperliche Leistungsfähigkeit wohl eventuell erhöhen. Falls man einen optimalen Sauerstofftransport als Wettbewerbsvorteil z.B. im Sport nutzen möchte, könnte das kurzfristig also ein Vorteil sein.) Ich werde mich eher nach Weihnachten mal daran setzen, weil mich dieses Thema sehr interessiert, gerade was das Thema Eisenangebot in Wohlstandsländern und die Frage Krebsrisiko angeht.

Und es ist ein gutes Thema zum Fachsimpeln. Und dieses Thema hat auch Einfluß darauf, welcher Zielbereich Ferritin ideal ist- ob der neulich diskutierte Ferritinzielbereich von 200 ng/ml und höher für Hämochromatosebetroffene nicht nur kurzfristig keine nachteiligen Folgen hat, sondern auch kein erhöhtes Risiko besteht, langfristig ein erhöhtes Risiko für Infektionen und Krebserkrankungen zu haben und wie ein mögliches Risiko im Vergleich zu den Folgen niedrigen Ferritins wiegt.

Desweiteren wäre interessant, wie Langzeitstudien die als für Senioren "normal" geltenden Ferritinwerte im oberen Normbereich für Senioren bewerten. Ob nicht doch ein erhöhtes Erkrankungs- und Mortalitätsrisiko da ist, wenn Senioren ein für die Altergruppe noch als normal angesehenes Ferritin von beispielsweise > 400 ng/ml aufweisen.
Es gibt schon Studien zur ungefährenThematik, die ich irgendwann mal zusammenkramen möchte, wenn es meine Zeit erlaubt....
Spannendes Thema: Sollte es sich herausstellen, daß ein hohes, heute noch als normal betrachtetes Ferritin eben doch einen Risikofaktor für Krankheitsentstehung darstellt, dann würde der neue Trend zur Blutspendeanwerbung für Senioren nicht nur gegen die Blutknappheit helfen, sondern auch gegen ein etwaiges erhöhtes Krankheitsrisiko und man hätte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen :pfeif

Liebe Grüße

Lia
Zuletzt geändert von Lia am Mi 21. Okt 2009, 23:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Lia
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Re: niedriger Eisenspiegel als Krebsprphylaxe??

Beitrag von Lia »

Hier ein deutscher Link zum Thema. (Auch bei nicht so speziellem Interesse fürs Thema läßt dieser Link ohne Hintergrundwissen und Medizinlexikon ganz gut das Wesentliche erfassen.)

http://www.antibiotikamonitor.at/05_6/05_6_04.htm#7

Da steht übrigens auch wieder was über die Wirksamkeit des Eisenchelators Deferoxamin bei Malaria drin (siehe das Thema Artemisinin)

Liebe Grüße

Lia
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