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Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Sa 20. Feb 2010, 10:20
von longbowaw
Guten Tag,
ich möchte mich erst mal vorstellen. Ich bin 50 Jahre alt männlich und in Erwerbsunfähigkeitsrente. Bin insulienpflichtiger Diabetiker.

Ich habe da einmal eine Frage. Bei mir wurde 2001 ein Gentest Hämachromatose gemacht. Negativ!!!! Damals wurde änliche Werte gemessen wie heute.

Meine momentanen Werte haben mich doch ein wenig beunruhigt. Mir geht es zur Zeit ziemlich schlecht. Muskelkrämpfe im Rücken, Gelenkschmerzen LWS-Spondylartrose. Ständig schwankende Zuckerwerte.

Ferritin 756 ug/l
Transferinsättigung 43 %
Eisen 17,3 umol/l

Meine Frage: liegt bei mir nun trotzdem eine Eisenüberladung vor? Gibt es auch eine Eisenüberladung ohne positivem Gentest??

Nach Aussage meiner Ärztin liegt keine Hämachromatose vor. Ich muss aber auch dazu sagen das sie sich in dem Gebiet erst informieren musste :-(

Liebe grüße
Andreas

Re: Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Sa 20. Feb 2010, 14:29
von Lia
Hallo Andreas,

herzlich willkommen im Forum :winken

Ob bei Dir eine Eisenüberladung vorliegt, kann hier natürlich niemand sagen.
Das kann nur ein Arzt feststellen. Welche Ursache sieht Deine Ärztin für Dein dauerhaft erhöhtes Ferritin?

Hier ein paar allgemeine Hintergrundinfos zu erhöhtem Ferritin:
Bei Diabetikern ist erhöhes Ferritin keine Rarität.
Ein erhöhter Ferritinwert bedeutet nicht automatisch erbliche HFE-Hämochromatose. Bei der üblichen Form der erblichen Hämochromatose ist die Transferrinsättigung deutlich erhöht z.B.typischerweise bei 80 , 90% oder auch höher.
(Dies ist bei Dir nicht der Fall, von daher ist ein negatives Gentestergebnis zu vermuten, was sich bei Dir ja auch so bestätigt hat, es liegen keine HFE-Mutationen vor.)
Gibt es auch eine Eisenüberladung ohne positivem Gentest??
Eindeutiges Ja, es gibt auch Eisenüberladung ohne HFE-Mutationen.

Der Ferritinwert kann aber auch ganz ohne Eisenüberladung bei entzündlichen Prozessen und verschiedenen Erkrankungen erhöht sein, da Serumferritin auch als Entzündungsmarker gilt.
Dann gibt ein weiterer Entzündungsmarker gibt Hinweise auf eine entzündlich bedingte Erhöhung des Ferritins, der sog. CRP -Wert (C-reaktives Protein).

Ferritinerhöhung ohne positiven Gentest kann u.a. wohlstandsbedingt, bei Metabolischem Syndrom und Lebererkrankungen z.B. Fettleber und deren möglichen Folgeerkrankungen vorkommen. Dabei kann auch eine Eisenüberladung vorliegen.
Ein Fettleber findet sich in der westlichen Bevölkerung als Wohlstandsfolge häufig und macht meist keine Beschwerden. Auch die Leberwerte müssen nicht zwangsläufig erhöht sein. Jedoch kann die Fettleber fortschreiten zur Fettleberhepatitis und allmählich zur Leberzirrhose führen. Ist noch keine Zirrhose vorhanden, kann sich die Leber durch geeignete Entlastung wieder vollständig erholen.

Sind Deine Leberwerte auffällig? Hast Du Übergewicht? Trinkst Du viel Alkohol?
Reichlich Alkoholkonsum kann zu erhöhtem Ferritin führen. Bei der sog. Alkoholbedingten Fettleberhepatitis.
Alkohol ist in solchem Fall strikt zu vermeiden.
Übergewicht führt häufig zu einer Fettleber. Oft kann schon eine geringe Reduzierung des Körpergewichts die Fettleber rückgängig machen.
Auch bei Diabetes ist häufig eine Fettleber zu finden.
Ernährungsumstellung, viel Bewegung, Reduzierung oder Verzicht auf Alkohol sind Maßnahmen, welche das Ferritin senken können. Die Eisenreduktion durch Aderlässe bessert den Verlauf einer Alkoholisch bedingten Lebererkrankung, sowie der nichtalkoholisch bedingten Fettlebererkrankung und Insulinresistenz. ( Quelle http://www.haemochromatose.org/news/dgvs_kogress08.html Punkt 4.; Prof. Erhardt, Gastroenterologie/Hepatologie Uniklinik Düsseldorf

Ein vorhandener Diabetes läßt sich durch Reduktion überschüssiger Eisenspeicher besser kontrollieren.
Daher sind Aderlässe bei auch nur geringgradiger Eisenüberladung bei Diabetes (nicht nur) meines Erachtens sinnvoll.

Im Glossar sind diese beiden Stichworte evtl interessant: Fettleber http://www.haemochromatose-forum.de/wik ... :Fettleber
NASH= nichtalkoholisch bedingte Fettlebererkrankung http://www.haemochromatose-forum.de/wik ... rhepatitis

Falls noch nicht geschehen, sollte die Ursache(n) für das eindeutig erhöhte Ferritin gesucht werden und dann entsprechend Maßnahmen ergriffen werden, die mit Beseitigung der Ursache(n) zu einer Normalisierung des Ferritins führen.

Liebe Grüße :)

Lia

Re: Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Sa 20. Feb 2010, 17:41
von Manes
Huhu Andreas,

willkommen hier im Forum. Lia hat schon das geschrieben, was mich auch noch interessieren würde.

lg

Manni

Re: Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Sa 20. Feb 2010, 18:37
von BirgittaM
Willkommen im Forum! :hallo

Re: Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Sa 20. Feb 2010, 19:19
von Elena
Hallo Andreas, :hallo

auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.
Lia hat Dir ja schon bestens geantwortet. :D

Liebe Grüße
Elena :winke

Re: Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Mo 22. Feb 2010, 10:19
von longbowaw
Hallo,
danke erstmal für die so umfangreiche Aufkklärung and dich Lia. Alle anderen möchte ich erstmal begrüßen. Nach Auskunft meiner Ärztin habe ich leicht erhöhte Leberwerte wobei es wohl eine Fettleber ist. Als Diabetiker habe ich seit einiger Zeit heftige Probleme mit meiner Insulin Einstellung. Muss deshalb am Freitag in eine Diabetikerklinik im Harz zum neu einstellen. :?

Zum Alkoholkonsum kann ich sagen, das ich im letzten Jahr sicherlich ein wenig übertrieben habe. Partnerschatliche Trennung usw. usw. Seit Herbst 2009 gibts nur ab und zu ein Glas Wein, ansonsten 1-2 Teelöffel Klosterfrau Abends in den Tee nichts. Weil chron. Schmerzen. Kann leider keine Schlafmittel nehmen, da ich sonst eine Unterzuckerung nicht mitbekommen würde.
Leberwerte
GGT 78
GOT 31
GPT 50

CRP nicht vorhanden

Habe in den letzen Monaten wohl aber auch noch was am Darm gehabt. Pilzbefall!! Den ich behandeln musste. Seit Zeitumstellung im Oktober immer wieder Hypos.

Lg
Andreas

Re: Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Mo 22. Feb 2010, 18:21
von BirgittaM
Hypos? :gruebel

Re: Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Mo 22. Feb 2010, 20:33
von Lia
Hallo,

Leber und Leberwerte
GGT ist leicht erhöht. Sehr häufig in der Allgemeinbevölkerung ist dafür übermäßiger Alkoholkonsum verantwortlich. Kann auch durch den Diabetes bedingt sein.
Deine Leberwerte (erhöhtes GGT und unauffällige GPT,GOT) passen zu einer Fettleber.

Wichtig ist, bei Hinweisen auf einen Leberschaden z.B. Fettleber ganz auf Alkohol verzichten, so es Dir irgendwie möglich ist, laß Alkohol ganz weg. Die Leber ist ein regenerierungsfreudiges Organ.Wenn Deine Leber wieder fit ist, kannst Du später wieder in Maßen Alkohol trinken. Gönne Dir genug Bewegung und gesunde Ernährung. Wg Diabetes kommst Du ja in die Klinik, das ist gut. Sprich dort am besten auch noch mal Deinen Ferritinwert an. Wahrscheinlich wird man Dir dort etwas wie folgt sagen:
... ist Alkohol vor allem ein Zellgift, das verschiedene Organe des Körpers angreift, die möglicherweise schon durch einen Diabetes mellitus vorgeschädigt sind. Diabetiker, deren Leber gerade mit der Alkohol-Entgiftung beschäftigt ist, sind akut der Gefahr einer Unterzuckerung ausgesetzt.
Quelle http://www.netdoktor.de/Krankheiten/Dia ... -5291.html
(@Birgitta, Unterzuckerung ist mit Hypo gemeint )
Ist eine Eisenüberladung vorhanden, sollte die -siehe meinen vorigen Beitrag- mit Aderlässen entfernt werden.

Nach dem Klinikaufenthalt mit besserer Einstellung des Diabetes, entsp. Ernährung, Alkoholkarenz sowie genug Bewegung werden Deine körperlichen Beschwerden wahrscheinlich abnehmen, das wünsche ich Dir jedenfalls :daumen :D

Liebe Grüße und alles Gute für Deinen Aufenthalt in der Klinik :winke

Lia

Re: Nur genetische Hämachromatose?

Verfasst: Mo 22. Feb 2010, 20:52
von BirgittaM
Dacht ich es mir doch... :gruebel Danke, Lia! :D