Hallo Vivienne,
auch von mir herzlich willkommen im Forum

Längerer Text, aber Du wolltest ja, daß ich hier schreibe

:
Gentestergebnis
Diese beiden heterozygot nachgewiesenen Mutationen sind meines Wissens auch in Kombination nicht wirklich relevant, führen ohne andere Faktoren nicht zu einer richtigen Hämochromatose, können wohl aber mit zu einem erhöhten Ferritin beitragen. (Die C282Y Mutation in Kombination mit einer der beiden führt schon eher zu einer Eisenüberladung, wobei auch dort andere zusätzliche Faktoren zu einer übermäßigen Eisenspeicherung beitragen und die Eisenüberladung meist nicht so stark ausgeprägt ist bei einer Homozygotie für C282Y.)
Fettleber bzw NASH
Starkes Übergewicht kann neben anderen Ursachen wie Medikamenten (Morbus Crohn-Medis?) zu einer Fettleber führen. Eine Fettleber ist meist symptomloser Zufallsbefund und in unseren Wohstandsbreiten sehr häufig.
Eine normale Transferrinsättigung paßt sehr gut zum Bild einer erworbenen Eisenüberladung, weil bei dieser Form die Transferrinsättigung meist unauffällig ist. Bei homozygoter HFE-Hämochromatose hingegen ist die Transferrinsättigung meist deutlich erhöht z.B. 80 oder 90%.
Aus der Fettleber kann sich eine NASH entwickeln, eine nichtalkoholisch bedingte Fettleberentzündung, die dann nicht mehr so unproblematisch ist wie eine Fettleber, weil auch sie weiterschreiten und im Laufe der Jahre in ungünstigem Fall zu einer Leberzirrhose werden kann.
Ob eine Fettleber oder schon eine NASH vorliegt, läßt sich meines Wissens nur durch eine Leberpunktion klären, kenne mich da aber aktuell nicht so gut aus. Eine NASH ist aber auch reversibel, so man die Leber entlastet.
Leberentlastung
Reduzierung des Körpergewichts
Die Entlastung der Leber ist das A und O- eine Umstellung der Lebens-bzw Ernährungsgewohnheiten der wichtigste Faktor für die Erholung der Leber, was bedeutet das vorhandene Übergewicht reduzieren, wie Dein Arzt anrät. Regelmäßige Bewegung, wenig bzw kein Alkohol, bis die Leber wieder fit ist.
Der Arzt kann gegebenfalls leberschädigende Medikamente durch andere mit ähnlicher Wirksamkeit ersetzen.
Der Ferritinwert kann schon allein durch diese wichtigen leberentlastenden Maßnahmen deutlich sinken.
Eine ganz schnelle Reduzierung des Körpergewichts ist übrigens zu vermeiden, da dies sich auf die Leber schlagen kann und sogar eine vormals gesunde Leber zu schädigen in der Lage ist.
Wenn bisherige Abnehmversuche nicht den gewünschten dauerhaften Erfolg für Dich brachten, sprich mal Deinen Arzt/Krankenkasse nach diesb. Angeboten an.
Eine kontinuierliche schrittweise Reduzierung des Körpergewichts ist wichtig, auch um ein erhöhtes Risiko für einen Typ II Diabetes zu vermeiden. Die Lebererkrankung NASH wird bisweilen als "Diabetes der Leber" bezeichnet und wie Diabetes TyII als ein Zeichen des Metabolischen Syndroms gesehen. Fast immer besteht bei NASH auch eine Insulinresistenz, welche Hauptursache für Typ-II Diabetes ist. Sicher wurde Diabetes schon gecheckt bei Dir.?
Reduzierung überschüssiger Eisenreserven
Neben Reduzierung des Körpergewichts sind bei deutlichem Verdacht auf Eisenüberladung vorsichtige, schonende Probeaderlässe, wie sie Dein Arzt macht, sinnvoll, weil sie diagnostisch weiterführen und natürlich die überschüssige Körpereisenreserven reduzieren, die bei Fettleber und NASH vorkommen können.
(mehr zu Quantitative Phlebotomie=Quantitative Aderlässe, Probeaderlässe
Zitat"Most health care providers consider quantitative phlebotomy the confirmatory test of choice"
http://www.cdc.gov/ncbddd/hemochromatos ... /index.htm
(online training course for primary care providers) Hier auf dieser Seite eines Onlinetrainings für medizinisches Personal werden quantitative Aderlässe zur Feststellung einer Eisenüberladung als Testmittel der Wahl empfohlen.Anhand des Hb-Werts läßt sich eine Eisenüberladung nachweisen oder ausschließen. Menschen mit Eisenüberladung vertragen viele Aderlässe in kurzen Intervallen. Menschen ohne Eisenüberladung nicht, daher auch die Sperrintervalle bei den Blutspendern.)
Laborwert Ferritin
Ferritin reflektiert nicht immer Eisenüberladung. Es kann auch durch entzündliche Prozesse erhöht sein, wie Dein Arzt Dir schon mitgeteilt hat z.B. bei chron-entz. Autoimmunerkrankungen, Lebererkrankungen u.ä. Bei Morbus Crohn, einer Erkrankung, welche durch Entündungsschübe gekennzeichnet ist, kann der Ferritinwert falsch hoch ausfallen. Menschen mit Morbus Crohn, insb. mit fehlenden Darmstücken leiden sogar oft unter Eisenmangel und dies bei evtl erhöhtem Ferritin.
Durch andere Entzündungsmarker läßt sich die wahre Ursache für erhöhtes Ferritin einschätzen. Ist der Entzündungsmarker CRP ebenfalls erhöht, dann spricht eine Ferritinerhöhung für einen entzündlichen Prozess. Dies scheint bei Dir wohl nicht der Fall zu sein, wenn ich dies recht gelesen habe. Wahrscheinlich wird Dein Arzt dennoch auch bei normalem CRP und sehr wahrscheinlichem Eisenüberschuß bei Dir aufgrund dieser Erkrankung besonders vorsichtig vorgehen mit probeweisen Aderlässen und gut auf Deinen Hb aufpassen.
Zu Leberpunktion ja oder nein
Die vordringliche Frage, ob zum jetzigen Zeitpunkt eine Punktion sein muß, zumal Du Bedenken hast, hat Dein Hausarzt ja schon beantwortet.
Der hohe Ferritinwert würde sich aus meiner Laiensicht schon durch das Übergwicht bzw die sonographisch festgestellte Fettleber als auch zusätzlich durch die zwei heterozygoten HFE-Mutationen erklären.
Normalisieren sich Leberwerte und Ferritin nicht nach Reduzierung des Übergewichts und nach vorsichtigen Aderlässen, kann man immer noch weitersehen, ob eine weitergehende Diagnostik Sinn macht.
Ich persönlich bin pauschal gesagt gegen eine Leberpunktion zu rein diagnostischem Zwecke nur zum Nachweis einer Eisenüberladung, auch wenn dies in Diagnoseschemata zu Verdachtsfällen bei unklarem Gentest zu lesen ist. Eine Eisenüberladung läßt sich in unklaren Fällen -siehe oben- auch durch anderweitige Maßnahmen wie nichtinvasive bildgebende Verfahren oder quantitative Aderlässe nachweisen.
Um aber einen Leberschaden nachzuweisen, bzw Art und Ausmaß festzustellen, kann eine Punktion der Leber angeraten sein, wie der Internist schon sagte. Wenn aber sehr wahrscheinlich ist, daß ein reversibler Schaden, also kein hochgradiger Leberschaden vorliegt und die sehr wahrscheinlichen Ursachen bereits gefunden sind und aus ärztlicher Sicht keine für den akuten Zustand des Patienten relevante diagnostische Frage drängt, braucht es meines Erachtens keine Punktion- da würde ich als Patient keinen solchen Eingriff machen lassen.
Eine Leberpunktion ist ein Routineeingriff, zu dem die Suchfunktion des Forums unter den Stichworten Biopsie oder Punktion einiges ausspuckt. Viele hier im Forum haben den Eingriff hinter sich und sind gut damit klargekommen. Sollte so ein Eingriff notwendig sein, können durch ein Gespärch mit dem Arzt und Informationen und Erfahrngen im Forum mögliche Ängste genommen werden.
Kurz: Risiko und Nutzen sollten wie bei jedem invasiven Vorgehen abgewägt werden und der Nutzen sollte klar überwiegen.
Aber das Thema ist bei Dir ja nun schon geklärt.
Das wärs erst mal von mir,
liebe Grüße
Lia