Hallo Claudi, herzlich willkommen im Forum auch von mir
Frauen Deines Alters haben selten bereits eine ausgeprägte Eisenüberladung. Monatlicher Blutverlust bedeutet Eisenverlust, normalerweise kann sich selbst bei genetischer Disposition zu HFE-Hämochromatose in diesem Alter noch nicht relevant viel Eisen ansammeln.
Aber es gibt eben immer wieder Ausnahmen, z.B. bei dauerhaftem Ausbleiben des monatl Blutverlustes oder bei seltenen besonderen Formen der Hämochromatose oder Kofaktoren.
Durch eine Leberbiopsie kann man
Eisenüberladung diagnostizieren, die Eisenverteilung und Lebereisenkonzentration feststellen und es lassen sich Hinweise oder diagnostische Klarheit in Bezug auf Art und Ausmaß eines Leberschadens gewinnen.
Eine Leberbiopsie zur Diagnose einer Hämochromatose braucht es nicht, wenn man Mutationen findet, die ausreichend die Diagnose sichern. Zur Diagnose von HFE- Hämochromatose hat der Gentest die Leberpunktion abgelöst. Vermutet man Kofaktoren, dann kann eine Leberbiopsie sinnvoll sein.
Eine Leberbiopsie kann aus Sicht des Arztes notwendig sein, wenn Ferritin >1000 ng/ml liegt und/oder Hinweise auf einen Leberschaden vorliegen und aus meiner Sicht wichtig- andere bildgebende Verfahren nicht denselben diagnostischen Gewinn bringen.
Gib im Forum mal die Suchworte "Leberbiopsie"und"Leberpunktion"ein, es steht schon einiges dazu im Forum.
Leitlinien der EASL 2010 auf deutsch, lade Dir das doch mal runter, da steht sehr viel zu Hämochromatose allgemein, Leberbiopsie sowie zu bildgebenden Verfahren
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=3&t=1826)
Hier stehen auf englisch diverse kritische Fragestellungen zur Notwendigkeit einer Leberpunktion des ehemaligen Leiters der niederländischen Hämochromatose-Vereinigung.
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... 000#p16192
Ich will selbst keinen Rat geben, das muß jeder für sich entscheiden. Es ist ein Routineeingriff, auch wenn er wie alle Eingriffe nicht ohne Risiken ist. Kann nur meine subjektive Sicht der Dinge schreiben: Es sollten alle anderen nichtinvasiven Verfahren Vorzug haben, nur wenn dieses nichtinvasive Vorgehen nicht ausreicht, würde ich bei entsprechender Einsicht in die Notwendigkeit einer Leberbiopsie zustimmen, da ich eher etwas eingriffsresistent und damit bisher gut gefahren bin, möchte aber diesen meist gut vertragenen Eingriff nicht verteufeln.
Klar ist, eine Leberbiopsie bringt immer nur eine Momentaufnahme eines Stückchen Lebergewebes.
Das kann aufschlußreich sein, kommt aber immer auf die Fragestellung an, was man denn sehen möchte.
In Deinem Fall kann es sein, daß man sehen möchte, warum das Ferritin bei Dir trotz Monatsblutung für eine Frau Deines Alters so hoch ist, ob die Ferritinhöhe im Blut die tatsächliche Höhe des Lebereisens widerspiegelt und wie das Eisen in der Leber verteilt ist, was Rückschlüsse auf die Ursache der Eisenüberladung zuläßt. Dann stellt sich die Frage, ob der Erkenntnisgewinn das therapeutische Vorgehen ändert.
Und es kann sein, daß man sehen möchte, wie der Zustand Deiner Leber bei Ferritin >1000 ng/ml aussieht, um einen ernsten Leberschaden auszuschließen. Denn auch bei unauffälligen Leberwerten kann ein Leberschaden vorliegen, normale Leberwerte schließen einen Leberschaden nicht aus. Hier könnten nichtinvasive bildgebende Verfahren auch Hinweise geben. Hier stellt sich ebenfalls die Frage, ob zu erwarten ist, daß der Erkenntnisgewinn durch Leberbiopsie relevant für das therapeutische Vorgehen ist.
Dies würde ich mit dem Arzt besprechen, fragen, warum genau er eine Leberpunktion vornehmen möchte und welche Relevanz der Erkenntnisgewinn für die Diagnostik und Therapie für Dich vermutlich hat.
Klar ist, kein Patient kann zu einer Leberpunktion gezwungen werden, es ist also Deine freie Entscheidung.
Klar ist auch, eine Leberbiopsie als Momentaufnahme einer Probe von Lebergewebe darf nie nur aus rein medizinischem Interesse heraus motiviert sein, sie muß immer einen diagnostischen oder therapeutischen Erkenntnisgewinn versprechen, also zum Nutzen des Patienten angeraten sein.
Das wärs für heute.
Frage doch mal Deinen Arzt und wenn Du magst, dann poste, warum er die Leberbiopsie möchte, dann kann man hier mehr dazu schreiben. Wie steht es mit der genetischen Diagnostik. Liegt ein Gentestergebnis vor? (Vielleicht habe ich was überlesen, bin schon ziemlich müde und Hirn und Laptop lahm

)
Laß Dich auf jeden Fall nicht "krank fühlen", es ist gut, wenn Du Dich gut fühlst, und die Ärzte sind vorsichtig, es geht um Ausschluß einer ernsten Lebererkrankung, nicht um deren Bestätigung. Und es ist Routinevorgehen der Ärzte.
Und die Leber ist ein sehr regenerierungsfreudiges Organ, ist noch kein irreparabler Leberschaden im Sinne einer Zirrhose vorhanden, kann sich die Leber nach Entfernung der leberschädigenden Eisens wieder vollständig erholen.
Die meisten Leute hier im Forum haben Glück und auch trotz Ferritin >1000 keine irreparablen Organschäden.
Hoffe, das hat Dir Mut gemacht.
Ach ja, und Schweizer gibts hier auch, nicht sehr viele, aber es gibt sie!Kannst auch mal auf der Landkarte gucken
Liebe Grüße
Lia