Hallo Sausl,
herzlich willkommen im Forum
Deine Genkonstellation H63D homozygot führt per se nicht zu einer Hämochromatoseerkrankung mit hochgradiger Eisenüberladung und schweren Organschäden, wenn nicht andere Faktoren vorliegen.
Daher spricht Deine Ärztin von einer milden Form. Bei dieser Genkonstellation ist das Ferritin meist nicht sehr erhöht.
So auch bei Dir.
Ob bei dieser Genkonstellation das Ferritin im Ferritin-Normbereich der Allgemeinbevölkerung gehalten werden soll oder aber das Ferritin wie bei der typischen Genkonstellation für Hämochromatose C282Y homozygot auf <50 ng/ml und in einem konsensbasierten Bereich von 20-50 oder auch 50-100 ng/ml, ist auch bei Experten umstritten.
Daher wird man widersprüchliche Meinungen auch von mit Hämochromatose erfahrenen Ärzten hören.
Die Frage ist, ob ein Ferritin Deiner Höhe in Deinem Alter überhaupt irgend ein Risiko darstellt. Dazu gibt es keine klaren Erkenntnisse, in wieweit und ab welchen Werten Eisen direkt und indirekt negative Auswirkungen haben könnte. Zudem gibt es viele verschiedene Mitspieler beim Thema Eisen. Eisenüberladene Menschen mit der üblichen erblichen Form der Hämochromatose sogar einen Eisenmangel in bestimmten Zellen (Makrophagen), dies nur, um zu verdeutlichen, daß es sich um ein diffiziles Thema handelt.
Und bei einem jungen Mädchen z.B. ist ein Ferritin von 348 ng/ml anders zu bewerten als bei einem 50 jährigen Mann.
Wichtig ist in jedem Falle, auch wenn Ihr Euch nicht für eine Aderlaßtherapie entscheiden solltet, ab und an das Ferritin zu kontrollieren.
In letzter Zeit kommt es im Forum häufig vor, daß die Betroffenen in einem Eisenmangel gehalten werden. Solch ein dauerhaftes Ausbluten ist zu vermeiden, zuwenig Eisen macht krank.
Zu den Schmerzen am Handgelenk und den Fingern kann man von hieraus natürlich nichts über die Ursache sagen.
Auch bin ich gerade überfragt, was HH-Arthropathie und Genkonstellation H63D homozygot angeht. Die mir bekannten Untersuchungen beziehen sich zumeist auf C282Y Homozygotie und C282Y/H63D kombiniert heterozygot.
Da müßte ich erst noch mal nachlesen, ob ich was zu H63D homozygot finde. Allgemein gesagt:
Die HH-Arthropathie insb. an den Fingern kann schon im Frühstadium auftreten. Die Schwere der Gelenkerkrankung korreliert mit dem Grad der Eisenüberladung.
Die Hämochromatose-Arthropathie unterscheidet sich von einern primären Arthrose v.a. durch eine andere Lokalisation des Gelenkbefalls: Die Hämochromatose-Arthropathie betrifft typischerweise die Grundgelenke, die sog. MCP Gelenke 2-5, insb. 2 und 3, mit vor allem radialseitigen hakenförmigen Osteophyten. Kannst Du mal dem Orthopäden sagen, Hämochromatose ist eine internistische Erkrankung mit Gelenkmanifestation und häufig wird bei erblichen Stoffwechselerkrankungen die frühzeitige Diagnose und damit rechtzeitige gezielte Therapie der Grunderkrankung beim Rheumatologen verpaßt.
Literatur für den Orthopäden: z.B. Zeitschrift für Rheumatologie 3/ 2010 "Arthrosen bei hereditären Stoffwechselerkrankungen", J.Zwerina, T.Dallos
Wenn Du das Suchwort Arthropathie in die Suchmaske im Forum eingibst, bekommst Du diverse Infos darüber, auch zur Behandlung.
Es ist voriges Jahr schon Rheuma und alle anderen möglichen Erkrankungen ausgeschlossen worden
Wie wurde der "Rheumaverdacht" ausgeschlossen? Gab es in der Vergangenheit eine Überweisung zum internistischen Rheumatologen?
Dein Forumsname klingt nach Bayern:
Solltest Du in der Nähe von Erlangen wohnen, könntest Du Dich mit gravierenden ungeklaren Gelenkproblemen mal in der Rheumatologie Uniklinik Erlangen-Nürnberg vorstellen bei Dr. Zwerina, der sich auch mit dem Thema Hämochromatose-Arthropathie auskennt.
Du siehst, auch wir können hier keine klaren Antworten geben, da eine definitive evidenzbasierte Antwort derzeit nicht existiert. Ich würde es so machen: ich würde bei H63D Homozygotie das Ferritin in einem "sicheren" Bereich (also weder Eisenmangel noch Eisenüberladung) bei ca. 100-150 herum ng/ml balancieren, etwas mehr oder weniger ist auch wurscht

.Evtl wird die Ärztin eine Stabilisierung des Ferritins auf Höhe Deines derzeitigen Ferritins bei ca. 300 ng/ml anstreben. Es gibt vereinzelt Empfehlungen in der Literatur, das Ferritin zu beobachten und erst bei Ferritinanstieg auf 1000 ng/ml mit Aderlässen anzufangen. Letzteres ist eine neue Ansicht nach Studienergebnissen, die direkte Eisenschäden (nicht indirekte eisenbezogene Risiken) untersucht haben und käme für mich aus allem, was ich über Eisen weiß, auch bei H63D Homozygotie nicht in Frage. So kann Eisenüberladung vom gesunden Körper evtl. gut bewältigt werden. Kommt es aber zu einer Erkrankung, bei der Eisenüberladung schädlich wirken kann ( z.B. Infektionen, Lebererkrankungen,Diabetes) kann der Körper damit evtl nicht mehr gut klarkommen und es besteht aus (nicht nur) meiner Sicht das unnötige Risiko, daß sich eine Erkrankung durch das überreiche Eisenangebot verschlimmert.
Falls Du gerne Blutspender werden möchtest, würde ich (notfalls feundlich hartnäckig) den Blutspendedienst darauf aufmerksam machen, daß Du nach neuen Erkenntnissen bei H63D homozygot keine Hämochromatose-Genkonstellation hast und damit aus dieser Sicht Blutspender werden kannst.
Teile doch mal mit, wie die Empfehlungen der Ärztin aussehen.
Liebe Grüße
Lia