Eisenüberladung bei Tieren

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
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Lia
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Eisenüberladung bei Tieren

Beitrag von Lia »

Hallo,

Für Hanns und andere, die im Kaffeeklatschforum beim Thread
"Auch Hämovögel kommen um Aderlässe nicht rum"
http://www.haemochromatose-forum.de/vie ... php?t=1114 nachdenklich geworden sind, hier mal ein Beitrag Tiere und Eisenüberladung.

Auch im Tierreich kommt Hämochromatose vor.
Insbesondere Wildtierarten in Gefangenschaft sind betroffen.
Tukane, Beos und Papageien gehören zu den Vogelarten, die gefährdet sind zumindest in Gefangenschaft eine Hämochromatose zu entwickeln.
Aber auch bei Pferden, Hunden und Nutztierarten kommt Eisenüberladung vor.

Dies liegt hauptsächlich daran, daß die Futterhersteller unbedacht mit Eisensulfat - gut aufnehmbarem Eisen- angereichertes Futter herstellen.
Das Obst und Körnerfutter der ursprünglichen Umgebung enthält viel weniger und schlechter verwertbares Eisen.
Manches Wildfutter verschiedener Tierarten enhält zudem große Mengen an Tanninen und anderen Inhaltsstoffen, welche die Eisenverwertbarkeit senken. Ist das Futter in der Gefangenschaft anders strukturiert in der Zusammensetzung, bzw fehlt zum Beispiel der eisenhemmende Stoff, nehmen die Tiere vermehrt Eisen auf und werden krank.

Bei Nashörnern ist die Hauptnahrung in der Wildnis eine Akazienart mit einem Inhaltsstoff, welcher bei der Aufnahme von Eisen hemmend wirkt. In Gefangenschaft fällt diese Nahrung weg. In der Vergangenheit schwierig, Nashörner in Gefangenschaft zu halten, weil die Tiere häufig krank wurden und schliéßlich an Krankheiten eingingen. Wie sich herausstellte, war Eisenüberladung zumindest mit die Ursache für den schlechten Gesundheitszustand . Da nun das Problem erkannt ist, kann man gegensteuern und die Tiere erhalten eisenarme Diät.

Auch im Tierreich eine genetische Komponente, zumal bestimmte Tierarten besonders gefährdet sind.
Man vermutet, daß sich z.B. der Organismus der Nashörner an die eisenhemmende Nahrung ihrer Umgebung angepaßt hat und dementsprechend wenig Eisen braucht, um gut zu funktionieren bzw ein bischen Zuviel fatale Auswirkungen hat.

Ein weiterer Aspekt: Tiere in Gefangenschaft (genauso wie Menschen in Zivilisation :wink:) leiden seltener an blutentziehenden Parasiten als Tiere in ihrer ursprünglich von der Evolution "angedachten" Umgebung.
Parasiten entziehen dem Körper indirekt Eisen, da das Eisen beim Wirt zur Blutneubildung benötigt wird. (Aderlässe sind fur uns Hämos ja auch sowas wie künstliche blutsaugende Viecher.. Vampire etc :wink: )

weitere Informationen gibt es wieder mal so gut wie nicht in deutscher Sprache

deutschsprachig:
- http://www.uni-giessen.de/fsvet/downloads/voegel.pdf Auf S.6 kurze Beschreibung der Hämochromatose bei Symptom Gefiederstörungen , Diagnostik und Therapie von Hämochromatose bei Vögeln

allgemein(engl.)
http://www.ironoverload.org/ferritin.htm

Vögel (engl.)
http://www.mynahbird.com/articles/iron/iron.html
http://www.lorikeets.com/hemochromatosis.htm

Nashörner (engl.)
http://www.mercola.com/2004/aug/4/iron_zoo_animals.htm
http://hemochromatose.tripod.com/aa/rhino.html
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entre ... stractPlus



Liebe Grüße


Lia
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Manes
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Beitrag von Manes »

Blutsaugende Fleder bekommen auf einmal einen ganz anderen Stellenwert bei mir.

lg

Manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
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fenja
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Beitrag von fenja »

Hallo Lia,

superinteressant, danke!
V.a., dass Tier sich eine Hämochromatose bzw. eine Eisenüberladung anfressen können, denn das können Menschen ja eigentlich nicht, oder? Bei uns liegt doch eher daran, dass wir das Eisen nicht ausscheiden können - stimmt das so? Nicht, dass ich da Familie und Freunden einen Stuss erzähle...

Mani: eben. Ich werde meine Haustiersituation überdenken. Probleme mit normalen Fledermäusen hatten wir (also damals noch wir) mal, das war Echt ätzend. Die waren überall: in den Schuhen, in Jacken und Taschen, in den Vorhängen... Aber vegetarische, ganz kleine. Nervig war's aber trotzdem!

LG, Fenja
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Manes
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Beitrag von Manes »

Muss Dich leider enttäuschen Fenja,

das ganze Eisen, elches wir aufnehmen, nehmen wir durch unsere Nahrung auf, egal ob fest oder flüssig.

lg

Manni
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Lia
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Beitrag von Lia »

Nachtrag deutschsprachige Texte als Abstracts- (jeweils bis zum Artikel durchscrollen)

Eisenspeicherkrankheit bei Tapiren
http://www.aazv.org/associations/6442/f ... 1_2006.cfm

Eisenspeicherkrankheit beim Nilflughund
http://www.aazv.org/associations/6442/f ... 2_2005.cfm

Liebe Grüße

Lia
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fenja
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Beitrag von fenja »

Hallo Mani,

ja klar nehmen wir es über die Nahrung auf, aber das Problem ist ja, dass wir es, genetisch bedingt, nicht ausscheiden können, oder?
Wenn ich das richtig verstehe haben die Nashörner aber ein anderes Problem, nämlich dass das eisenhaltigere Futter ihnen eine Hämochromatose verpasst. Die ist aber nicht erblich, sondern eben angefressen. Stimmt das so?

LG, Fenja
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Manes
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Beitrag von Manes »

Jo, so isses,

wobei sicherlich auch die Frage erlaub sein muss, ob es da nicht auch eine genetische Form gibt.

lg

Manni
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fenja
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Beitrag von fenja »

Grübel... vielleicht ist es ja gar kein Keltengen... würde auch mein Hautbild erklären...
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