Intensive Aderlässe / TCM

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Barbara
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Registriert: Fr 21. Jul 2006, 15:12
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Intensive Aderlässe / TCM

Beitrag von Barbara »

Mit wenig Kenntnis, aber viel Interesse :-) habe ich nachzuvollziehen versucht, was das äusserst komplexe Gebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu diesem Thema erhellend beitragen könnte.

- Wie erklären sich daraus die enorme Erschöpfung und Kraftlosigkeit nach intensiven Aderlässen?
- Weshalb verbessern sich Gelenkbeschwerden nicht, sondern werden häufig gar intensiver?
- Während meinen „Forschungen“ ;-) sind mir diverse (westliche) Kräuter begegnet, welche hilfreich sein könnten.



[align=center]„Qi bewegt das Blut und Blut nährt das Qi“[/align]


Qi

Qi (auch Chi oder Ki geschrieben) ist ein grundlegender Begriff der TCM wie auch der chinesischen Philosophie. Die Bezeichnung Qi beinhaltet sehr viele verschiedene Aspekte und kann mit keinem anderen Wort angemessen übersetzt werden. Oft wird Qi mit "Energie" oder "Lebensenergie" übersetzt, doch hat Qi nicht nur energetische sondern auch materielle Qualitäten.

Funktionen des Qi:
- Quelle aller Bewegung und aller Aktivität
- Schutz, z.B. vor krankmachenden Einflüssen
- Umwandlung der Nahrung in andere, für den Organismus wichtige Substanzen
- Bewahren der Organe an ihrem Ort
- Erwärmen und Warmhalten des Körpers


Blut (Xue)

Der Begriff "Blut" hat in der TCM eine andere Bedeutung als in der westlichen Medizin. Xue fliesst nicht nur in den Blutgefässen, sondern bezeichnet alle zirkulierenden Flüssigkeiten des Körpers. Es geht bei dieser Substanz mehr um die Funktion als um physische Gegebenheiten.

Funktionen des Xue:
- Blut nährt den Körper als Form des Qi. Dauert ein Blut-Mangel länger an, kommt es zur Auszehrung und Erschöpfung.
- Blut feuchtet an. Augen, Haare, Haut, Nägel, Sehnen und Gelenke brauchen das Blut um nicht zu trocken zu werden.
- Blut ist die materielle Grundlage des Geistes Shen und Hun. Das Herz beherbergt Shen, die Leber Hun. Fehlt das Blut, so kommt es zu Schlafstörungen und Wortfindungsstörungen (Shen) sowie zu Sehstörungen und Träumen (Hun).


[align=center]„Eine Minderung der zirkulierenden Blutmenge führt auf Grund der engen Verwobenheit von Qi und Xue sofort auch zu einem Mangel an Qi.“[/align]



Brennessel:
(Chinesische Heilkunde)
- Bluthitze, Blutmangel
- Leber-Blut-Mangel, Leber-Feuchte-Hitze
- stärkt Nieren-Yin
- kühlt und klärt das Blut, wirkt antiphlogistisch
- löst Feuchtigkeit und fördert Diurese
- behandelt Miktionsbeschwerden bei gutartiger Prostatavergrösserung
- heilende Wirkung auf Haut, Schleimhaut und Gelenke

(Westliche Heilkunde)
Innerlich und äusserlich zur Unterstützung der Behandlung rheumatischer Erkrankungen. Innerlich: Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege, auch zur Behandlung und Vorbeugung von Nierengriess. Dabei ist auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Die Brennessel enthält viele verbreitet vorkommende Verbindungen. Die oberirdischen Pflanzenteile sind reich an Mineralsalzen, lösliche Kieselsäure, Aminosäuren, Vitaminen, Carotinoiden und Flavonoiden. Die antirheumatische Wirkung wird auf Caffeoyläpfelsäure zurückgeführt, die entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Diese Substanz kommt nur in der Grossen Brennessel vor.


Hirtentäschel:
(Chinesische Heilkunde)
- stillt Blutungen und behandelt Menstruationsbeschwerden
- hält Qi und Körperflüssigkeit im Inneren
- hält das Leberblut
- wirkt ausgleichend und regulierend auf das geschwächte Altersherz
- Leber-Blut Stagnation
- Leber-Blut Mangel

(Westliche Heilkunde)
Über die wirksamen Inhaltsstoffe gibt es nur widersprüchliche Angaben. Das Kraut enthält Glucosinolate, Phenolsäuren, Flavonoide, Stickstoffverbindungen und ist reich an den Mineralstoffen Calcium und Kalium. Hirtentäschel wurde innerlich verwendet bei starken Monatsblutungen und Zwischenblutungen, ist heute aber obsolet. Die Wirksamkeit einer äußerlichen Anwendung zur Blutstillung von Nasenbluten und oberflächlichen Wunden ist ebenfalls nicht belegt.


Weinraute:
(Chinesische Heilkunde)
- befreit stagniertes Leber-Qi
- tonisiert und wärmt die Milz
- stimuliert und wärmt die Gebärmutter
- stärkt die Augen
- stärkt das Immunsystem, gegen Entzündungen
- bei Krämpfen, Tremor, Konvulsionen
- Sehschwäche durch Überanstrengung
- Müdigkeit
- Rheuma, Gicht, Lumbago, Gewebsverletzungen speziell der Knochen


Melisse:
(Chinesische Heilkunde)
- Hitze klärend, Herz, Leber und Geist positiv stützend, Schlaf fördernd
- Qi bewegend, Stagnationen lösend, Nerven entspannend, Krämpfe lösend
- Herz, Hirn, Nerven, Uterus und Essenz stärkend

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Melisse
1. durch ihre Wirkung auf das Zentralnervensystem beruhigend, stimmungsaufhellend und schlaffördernd wirkt.
2. die Verdauung fördert und harmonisiert, karminativ wirkt
3. in bestimmten Bereichen, besonders aber an der Peripherie, die Durchblutung durch Vasodilatation fördert und somit auch leicht Blutdruck senkend und schweisstreibend wirkt
4. auf die Muskulatur (sowohl glatte, wie auch gestreifte) krampflösend wirkt
5. antivirale Wirkung besonders gegen HSV 1 (Herpes) zeigt.
6. präventiv gegen Krebsentstehung durch positive Effekte auf oxydativen Stress wirkt
7. Einfluss auf Menstruationsstörungen hat

Äusserliche Anwendung: Einreibung gegen Gelenkbeschwerden


Mariendistel:
(Westliche Heilkunde)
Die leberschützenden Eigenschaften der Mariendistelfrüchte sind gut untersucht. Das wirksame Prinzip ist ein Gemisch verschiedener Flavonolignane, das als Silymarin bezeichnet wird und als Hauptbestandteil Silibinin enthält. Silymarin schützt die Leberzellen indem es die Zellmembran so verändert, dass Zellgifte nicht in die Zelle gelangen können, zudem besitzt es eine neutralisierende Wirkung auf freie Radikale und hat somit antioxidative Eigenschaften. Ausserdem wird die Regeneration der Leber durch Steigerung der Proteinsynthese gefördert. Daher eignen sich Zubereitungen zur Vorbeugung und Behandlung toxischer Leberschäden, sowie zur unterstützenden Therapie chronisch-entzündlicher Lebererkrankungen wie Hepatitiden, Leberzirrhose und Fettleber. Die wichtigste therapeutische Massnahme besteht aber trotzdem in der Vermeidung der Lebergifte. Bei chronischen Leberkerkrankungen ist meist eine Anwendung über längere Zeit erforderlich. Die Teezubereitung enthält kaum Silymarin, da es nur schwer wasserlöslich ist. Trotzdem sind Mariendistelfrüchte häufig Bestandteil von Leber-Gallen-Tees und werden zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden verwendet.


Herbstzeitlose:
(Westliche Heilkunde)
Alle Pflanzenteile enthalten Alkaloide, wobei das giftige Colchicin den größten Bestandteil ausmacht. Colchicin ist ein Zellgift. Es hemmt die Vermehrung vor allem der Zellen, die sich rasch vermehren, z.B. Leukozyten (= weiße Blutkörperchen). Colchicin hemmt die Beweglichkeit und damit auch das Einströmen von weissen Blutkörperchen in entzündlich verändertes Gewebe. Diese darauf beruhende entzündungshemmende Wirkung wird für die Behandlung des akuten, mit anderen Mittel nicht beherrschbaren Gichtanfall ausgenützt.


Ginseng:
(Westliche Heilkunde)
Der Ginseng wird schon seit Jahrtausenden in der chinesischen Medizin als adaptogenes Mittel benutzt, d.h. durch die Anwendung sollen Anpassungsfähigkeit und Abwehrkräfte des Organismus verbessert, sowie die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Durch Ginseng kann allerdings nicht die sportliche Leistungsfähigkeit Gesunder verbessert werden! Für die Wirkung verantwortlich sind die Ginsenoside, ein Gemisch aus verschiedenen Triterpensaponinen. Die Zusammensetzung und Gehalt variieren mit Anbaugebiet, Alter der Pflanze und Art der Behandlung, so dass sich Präparate ohne genaue Angabe der verwendeten Qualität sich praktisch nicht vergleichen lassen. Weiterhin werden blutzuckersenkende und blutgerinnungshemmende Wirkungen beschrieben. Die Anwendung zur allgemeinen Stärkung und Kräftigung, bei nachlassender Konzentrations- und Leistungsfähigkeit oder in der Rekonvaleszenz sollte kurmässig, d.h. über einen längeren Zeitraum jedoch nicht länger als 3 Monate erfolgen.


Taigawurzel:
(Westliche Heilkunde)
Die Taigawurzel wird als billigere Alternative zum Ginseng zur Steigerung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit bei Erschöpfungszuständen, während der Rekonvaleszenz und im Alter verwendet. Obwohl sich die beiden Pflanzen in ihren Inhaltsstoffen unterscheiden, sollen jedoch die Wirkungen ähnlich sein. Man bezeichnet diese zusammenfassend als adaptogen, d.h. die körperliche Leistungsfähigkeit und Widerstandskraft soll unspezifisch gesteigert werden. Die Taigawurzel enthält Lignanverbindungen, Phenylpropane, Cumarine, Sterole, Saponine und andere Verbindungen, die mit Eleutherosid A bis M bezeichnet werden. Diese Substanzen wirken immunstimulierend und fördern die Anpassung des Körpers an Stresssituationen. Weiterhin soll die Taigawurzel antiviral, blutzuckersenkend, blutgerinnungshemmend, cholesterinsenkend, blutdrucknormalisierend und östrogenartig wirken, sowie Zellen gegen Gifte schützen können. Sportler verwenden Zubereitungen aus der Taigawurzel um ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern und den Muskelaufbau zu fördern.
Diese Wirkungen sind nicht in klinischen Untersuchungen belegt, sie sind aber auch nicht auszuschließen. Die Anwendung sollte kurmäßig über höchstens 30 Tage erfolgen, nach einer Therapiepause von 2 bis 3 Wochen ist jedoch eine weitere Anwendung möglich.
Geh schon mal voraus, sagte die Reue zur Sünde, ich komm dann später nach...
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

Danke, Barbara - das ist interessant!
Wenn ich das so lese, könnte die Weinraute die Lösung all meiner Problemchen sein - schau´n wir mal!
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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rb25
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Beitrag von rb25 »

Ja es ist wirklich interessant... mir hat es die Melisse angetan. Nimmt man sie als Tee zu sich oder frisch oder... ?
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Manes
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Beitrag von Manes »

Danke Barbara,

werd diesbezüglich mal auf dich zurückkommen, wenn hier mal wieder ein bißchen ruhe einkehrt.

lg

manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
pskau
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Beitrag von pskau »

Sehr interessant, Barbara,

Weinraute klingt gut, irgendwelche Anhaltspunkte, wie man das Kraut zu sich nimmt?

LG Petra
pskau
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Beitrag von pskau »

Hi
zu der Stichwortsammlung möchte ich noch ein paar hinzufügen, stand nämlich ein interessanter Artikel im Geo 02/2008
Ginko
http://www.geo.de/ginko

Johanniskraut:
http://www.geo.de/johanniskraut

Umckaloabo
http://www.geo.de/umckaloabo

Echinacea
http://www.geo.de/echinacea

Liebe Grüße an Kräuterhexen und -hexenmeister
Petra
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Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo Petra

Ich habe keine eigene Erfahrung damit, aber hier etwas dazu gefunden:
Die Blätter der Weinraute kann man als Tee trinken, von dem man täglich maximal drei Tassen trinken sollte (nicht mehr).

http://www.heilkraeuter.de/lexikon/weinraute.htm
Liebe Grüsse
Barbara
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pskau
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Beitrag von pskau »

Hi Barbara,
danke für den Tip.
Ich gehöre bei solchen Dingen ja eher zu den Skeptikern, andererseits, wenns dem Füßchen helfen könnte, vielleicht ja doch, werde den Link mal weiterverfolgen. Mein Orthopäde will mir ja unbedingt eine Magnetresonanztherapie angedeien lassen, ich bin mir nur nicht sicher, ob er nicht auch gerne sein Gerät amortisieren will. Da überlege ich auch noch. Tee trinken würde da einfacher und weniger zeitaufwändig sein.
Merci und liebe Grüße
Petra
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