Walburga/ hat geschrieben:Liebe Lia, lieber Manes.
vielen Dank für Eure raschen Antworten.
Besonders interessant ist ja der Ferritinanstieg bei fehlender CRP -Erhöhung bei HH, zur DD von z.B. Rheuma.
Ich glaube, daß viele Docs sowas gar nicht wissen.
Lt. Freud habe ich meinen Wermutstropfen wohl abgewehrt. :lol:
Liebe Grüße,
Walburga
Hallo Walburga,
Das CRP hilft zwar bei der Einschätzung, ob auffällig hohes Serumferritin+Gelenkschmerzen von Eisenüberladung oder aber von anderer Ursache herrührt und es hilft bei der Unterscheidung von Hämochromatose-Arthropathie und entzündlich-rheumatischen Autoimmunerkrankungen.
Jedoch kommt es bei entzündlichem Rheuma wie auch bei anderen chronischen Erkrankungen oft zu einer sog. Anämie chronischer Erkrankung (ACD). Dabei ist das Ferritin hoch oder erhöht. Sieht auf den ersten Blick also nach Eisenüberladung aus. Besieht man sich jedoch weitere Laborwerte- den niedrigen bzw erniedrigen Hb-Wert und die meist normale Transferrinsättigung und niedriges Serumeisen- so weist dies deutlich auf eine Anämie bei chronischer Erkrankung hin.
Es kann im Einzelfall recht kompliziert sein, welche Ursache eine Gelenkerkrankung hat.
Bei vielen entzündlich-rheumatischen Autoimmunerkrankungen findet sich ein erhöhter CRPWert, bei ruhenden Erkrankungen weniger hoch und bei Schüben deutlich ansteigend, so z.B. bei rheumatoider Arthritis.
Jedoch können Entzündungszeichen trotz Entzündungsaktivität auch fehlen, recht häufig ist dies bei der entzündlich-rheumatischen Gelenkmanifestation der Schuppenflechte (Psoriasisarthritis) der Fall. Beim "Schuppenflechterheuma", der Psoriasisarthritis, weisen recht häufig keinerlei Laborwerte auf diese entzündlich-rheumatische Erkrankung hin. Und nicht jeder, der Schuppenflechterheuma hat, hat überhaupt eine auf der Haut sichtbare, hinweisgebende Schuppenflechte.
Schuppenflechterheuma und Hämochromatose-Arthropathie können sich ähneln und verwechselt werden, wenn man nicht genau hinsieht.
Dazu kanns dann noch Menschen geben, die haben alles mögliche an "Läusen und Flöhen" zusammen, die haben Schuppenflechterheuma und dazu Hämochromatose mit Arthropathie und evtl. noch eine Anämie dazu.

Da wirds zu einer echten Herausforderung für Hämatologen/Immunologen und Rheumatologen....

Damit es niemandem in seinem Beruf langweilig wird.
Aber zum Glück für uns Patienten: meist ist Hämochromatose einfach zu diagnostizieren und meist ist bei den typischen Beschwerden bei diagnostizierter Eisenüberladung die Arthropathie tatsächlich eine Hämochromatose-Arthropathie. Oder "normale" (Poly-)Arthrose, welche auch die Allgemeinbevölkerung plagt. Spielt aber keine Rolle, da (Poly-)arthrose und Hämochromatose-Arthropathie ähnlich bis gleich therapiert werden, ohne Einsatz einer "Autoimmunrheuma"-Basistherapie. Daher ist eine Unterscheidung bei diagnostizierter und therapierter Hämochromatose nicht mehr wirklich relevant.
Relevant ist hingegen die Unterscheidung zwischen Hämochromatose-Arthropathie und den im Vergleich zu "normalen"Arthrosen selteneren entzündlich-rheumatischen Autoimmunerkrankungen. Bei diesen Autoimmunerkrankungen hilft eine Rheumabasistherapie, welche im besten Falle die Erkrankung sogar zum Ruhen bringt, und sie ist frühzeitig notwendig, wo andernfalls der Rollstuhl droht. Bei Hämochromatose-Arthropathie ist diese Basistherapie wirkungslos und aufgrund der dafür aber dennoch vorhandenen und beträchtlichen Nebenwirkungen absolut zu vermeiden.
Relevant ist auch eine Abgrenzung der Hämochromatose-Arthropathie von der "normalen" Arthrose, wenn eine Hämochromatose noch nicht diagnostiziert ist.
Nicht selten stellen sich undiagnostizierte Betroffene beim Rheumatologen vor aufgrund von Gelenkbeschwerden als erstem Symptom ihrer zugrundeliegenden Hämochromatose, und oft wird die richtige und rechtzeitige Diagnose genau dort verpaßt, beim Rheumatologen.
Daher mein Laborwertwunsch in des Rheumatologen Ohr: öfter mal Ferritincheck schadet nicht....
Liebe Grüße und Gratulation zum Ferritinerfolg
Lia