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Leider kommt es immer wieder vor, daß Ärzte Betroffene aufgrund Nichtreagierens trotz bekannter Symptome oder Laborwertauffälligkeiten Hämochromatose viel zu spät diagnostizieren, nämlich erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und Schäden eingetreten sind. Das ist angesichts dieser leicht diagnostizierbaren und präventiv gut behandelbaren Erkrankung kaum zu fassen.
Es ist aber allerdings auch so, daß im Studium kaum etwas über Hämochromatose gelehrt wird. Man hört als Medizinstudent mal kurz was von Bronzediabetes und schlimmen Folgeschäden und das wars. Zudem gibt es aufgrund der Therapie mit medikamentenfreien Aderlässen keine Pharmareferenten, welche Hämochromatose ins Blickfeld rücken könnten.
Ich kann verstehen, daß Ihr den Hausarzt nicht einfach so davon kommen lassen wollt.
Ob ihn aber tatsächlich moralisch gesehen so starke Schuld trifft, daß er verklagt werden sollte, kann man von außen nicht sagen, zumal ich sowieso die Hintergründe bzw den Verlauf nicht kenne und mich das nichts angeht

. Kann Euch dabei verstehen. Würde mich mal interessieren, wie der Hausarzt reagiert hat, als nun die Diagnose stand.
Von der Rechtssituation her ist aus meiner Sicht sehr fraglich, wie aussichtsreich eine Klage aufgrund der Gelenksituation wäre. Denn es kommen zwar aseptische Nekrosen, jedenfalls zumindest Hüftkopfnekrosen bei Hämochromatose vor, Morbus Preiser bzw. aseptische Kahnbeinnekrose ist mir nicht als typische Manifestation einer Hämochromatose-Arthropathie untergekommen und M.Preiser tritt zudem auch im Rahmen anderer Erkrankungen auf.
Die Krankheitszeichen und radiologischen Veränderungen bei Arthropathie der Hämochromatose sind allgemein nicht pathognomonisch = so charakteristisch für Hämochromatose, daß man daran die Erkrankung sicher erkennen kann.
Die bei der Hämochromatose-Arthropathie zu beobachtenden radiologischen Veränderungen und Krankheitszeichen finden sich auch bei diversen anderen Erkrankungen
Diese Manifestationen einer Hämochromatose-Arthropathie (HCA genannt) , sind charakteristisch, aber eben nicht pathognomonisch:
Zitat aus "Die Arthropathie der Hämochromatose, Rihl/Keller 2004
Arthropathie der HH
Für die HCA charkteristisch sind jedoch:
a) ein bevorzugter Befall von MCP II–III mit einer
ausgeprägteren Gelenkspaltverschmälerung im
Vergleich zu den oft mitbetroffenen MCP IV–V;
b) hakenförmige („hook-shaped“) Osteophyten, die
oft von der radialseitigen distalen Epiphyse der
Metacarpalia ausgehen. Ähnliche osteophytäre
Ausziehungen finden sich auch im Bereich von
Schultern, Ellbogen, und Hüften;
c) eine diffuse Beteiligung der Handgelenke, ohne
die für die fortgeschrittene RA typische Dissoziation
von Os scaphoideum und Os lunatum
und ohne radiocarpale Destruktion;
d) der gelegentliche Nachweis einer röntgentransparenten
Zone („radiolucent zone“) im Bereich
des Femurkopfes. Dieser Befund wird als HCAspezifisch
gewertet.
unter c) Os scaphoideum = Kahnbein
Zudem kann wohl nicht nachgewiesen werden, daß eine rechtzeitige Diagnose und Therapie die Gelenkbeschwerden vermieden oder vermindert hätte.
Die Gelenksbeschwerden lassen sich durch eine Aderlaßtherapie sehr häufig nicht lindern, sie ist also bezogen auf die Hämochromatose-Arthropathie eher als schlecht wirksam bis unwirksam einzustufen.
Aussichtsreicher dürfte es wohl mit Leberschäden durch Eisenablagerungen aussehen.
Die steigenden Leberwerte sind ja dokumentiert. Welches Ausmaß hat der Leberschaden Deines Mannes?
Die Leber reagiert hervorragend auf die Eisenentfernung durch die Aderlaßtherapie, vorausgesetzt, es liegt noch kein irreversibler Leberschaden vor, kann sich die Leber wieder vollständig erholen. Wird die rechtzeitige Diagnose verpaßt und es liegt bereits ein irreparabler Leberschaden im Sinne einer Zirrhose vor, dann kann die Leberzirrhose durch die Aderlässe nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Eisenablagerungen in der Leber lassen sich als kausale Ursache für eine Leberzirrhose durch Hämochromatose nachweisen, könnte mir das also aussichtsreicher vorstellen, falls so ein Schaden vorliegt.
Das wärs erst mal von mir,
alles Gute für Dich und Deinen Mann
Liebe Grüße
Lia