Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
Gina
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Gina »

Ne Antwort war schon längst überfällig. Man ich hab das Gefühl, dass irgendwer ständig die Uhr vor dreht. Ist der Patiententag wirklich schon wieder über 1 Monat her :frage

Ok, wie schon erwähnt hatte ich vor bei dem Tag in Köln dabei zu sein. Durch einen fetten Stau auf der A3 bin ich allerdings erst ab 11 Uhr angekommen.
Genau richtig um sich erst einmal ein einem leckeren Buffet zu stärken und die ersten Kontakte zu knüpfen. Mit der Thalassemie war ich bisher in Praxen und Kliniken ein Exot. Hier aber habe ich erstmalig gleich ein duzend auf einem Schlag getroffen. Wir waren gleich im Gespräch um unsere Erfahrungen auszutauschen und allein dafür hat sich dieser Tag für mich gelohnt.
Es waren erstaunlich viele Patienten und Angehörige anwesend waren (geschätzte 60-80 Leute) Alle mit ganz unterschiedlichen Erkrankungen und einer Gemeinsamkeit... Hämochromatose.
Das war schon ein echtes Erlebnis. Wie es im einzelnen von den Vorträgen her war werde ich zu einer anderen Zeit schreiben. Eines kann man jedoch schon jetzt sagen. Das große Interesse an diesem Thema hat dazu geführt, dass man so was wiederholen will. Voraussichtllich am 30.10 gleicher Ort.
Diesmal sollen jedoch mehr Erfahrungsberichte von Patienten kommen, wie sie mit der Hämochromatose im Alltag leben und umgehen.
Wer mehr darüber wissen möchte kann hier mehr erfahren http://www.leben-mit-transfusionen.de/h ... 35151.html
Dem nächst mehr von mir

Und jetzt wünsch ich allen eine gute Nacht :schlafgut
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Manes
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Manes »

Und wieder fehlt der Hinweis, dass die Chalatbildner für die meisten von uns nicht zugelassen sind. Lasst Euch nicht für dumm verkaufen. Der :al ist die effektivste, sicherste, nebenwirkungsärmste und kostengünstigste Therapie für die meisten von uns.

lg

Manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
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Elena
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Elena »

Manni`s Ausführung ist nur zu unterstreichen!!! :D

Liebe Grüße
Elena :winke
Das Gute - dieser Satz steht fest - / Ist stets das Böse, was man lässt. (Wilhelm Busch)
Gina
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Gina »

Jetzt bin ich ein bisschen irritiert. :? Bezieht ihr euch mit eurer Aussage auf meinen Text oder den Inhalt der Link.
In der Vergangenheit ist doch immer wieder darauf hingewiesen worden, dass die meisten HH nur eine Aderlasstherapie erhalten. Warum sich unnötig mit Chemie belasten und die Risiken der Nebenwirkungen auf sich nehmen, wenn es auch anders und schonender geht.
Ich würde ne Menge drum geben, wenn ich nur nicht mehr regelmäßig das Zeugs schlucken müsste. :weglauf
Der Grund warum ich hier berichte ist der, dass es verschiedene Formen einer Hämochromatose gibt und nicht alles sich durch regelmäßige :al therapieren lassen. Für solche Menschen sind diese Infos doch wertvoll :frage

Na,ich erzähl jetzt einfach ein bisschen weiter.
Die Vorträge hatten unterschiedlich gute Qualitäten. Bei fast allen Vorträgen wurde eingangs erwähnt, dass die HH in der Regel durch :al therapiert werden, danach ging man auf Ursachen und Therapie ein. Unterschiede zwischen den Chelatoren wurden erläutert. Natürlich versuchte man das Produkt von (Firmenname, geändert von Modi1) besonders gut dastehen zu lassen. Aber ich denke, dass die Betroffen sich schon ihre eigene Meinung gebildet haben.

Interessant war auch zu hören, dass die Messung des Lebereisens z.B. durch Biopsie oder nichtinvasiv über SQUID, nicht so eine hohe Bedeutung zugemessen wird wie der Messung des Herzeisens mittels Cardio-MRT t2*. Die Erfahrungen sollen gezeigt haben, dass die Leber sehr regenerierungsfähig ist, während die Schädigung des Herzens durch Eisen größere Konsequenzen hat.

Es waren auch einige HHler anwesend. Es gab eine Zeit für Fragen, die im großen und ganzem recht gut beantwortet wurden.

Zum Schluss sprach noch ein Patientenvertreter mit sekundärer Hämochromatose und beleuchtete das Thema aus Patientensicht. Sein knapper Vortrag hat die Anwesenden Ärzte sehr beeindruckt. So entstand die Idee unter ihnen, beim nächsten Patiententag die Patienten mehr zu Wort kommen zu lassen. Ich persönlich fände es gut, wenn auch HHler vor Ort wären um von Ihrer Odyssee zu berichten um die Fachärzte nochmals zu sensibilisieren. Nach dem Motto "Nur schreiende Babys werden gefüttert"

Wenn Ärzte erfahren, wie es euch bis zu Diagnosestellung ergangen ist, wie lang der Weg bis zu Diagnose war, nur dann können sie Dinge verändern, die anderen vielleicht zu Gute kommen.
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Manes
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Manes »

Nein nein, Gabri, gar nix gegen Dich, sondern gegen die Ausführungen in dem von Dir eingestellten Link. Wie Du selbst auch schreibst, hat man ja auch versucht, das Produkt in ein besonders gutes Licht zu rücken.
Es geht einzig und alleine immer wieder darum, dass die Herstellerfirma, nach meinem Wissenstand zumindest, in noch keiner einzigen Veröffentlichung (außer dem Beipackzettel vielleicht) darauf hingewiesen hat, dass ihr Produkt in den Fällen von heriditärer Hämochromatose überhaupt keine Zulassung besitzt. Dass dieses Medikament bei diversen anderen Arten von Eisenüberladungen zugelassen und eine sehr gute Hilfe für die Betroffenen ist, steht außer Frage.
Gabri hat geschrieben:Bei fast allen Vorträgen wurde eingangs erwähnt, dass die HH in der Regel durch :al therapiert werden,
Ich möchte den Satz mal fortführen: "die Therapie kann aber auch durch einen Chalatbildner erfolgen."

Wo ist die Grenze?

Dies gaukelt u.U. vor, und wenn ich mich nicht irre, ist dies auch diversen Forumsusern schon passiert, dass die Behandlung der heriditären HC, mitteln dieses Chalatbildners erfolgen kann. Selbst die Ärzte können nicht alle Waschzettel lesen oder ließt Euer Arzt die Waschzettel, bevor er Euch ein Medikament verschreibt? Und wenn der Pharmareferent dies so sagt, wie Du es oben geschrieben hast, dann muss sich der Arzt darauf verlassen können. Trotzdem hat der Pharmareferent dann nicht gelogen. Er hat nur eben nicht die ganze Warheit gesagt. Genau dies ist das, was ich hier zu denken gebe, dass der Pharmariese, der hinter diesem Medikament steckt, nicht die komplette, detaillierte Wahrheit sagt und scheinbar solche Veranstaltungen dann auch noch nutzt, um zumindest Unsicherheiten zu stiften. Ich möchte nicht wissen, wieviele wenigerinformierte Personen nach einer solchen Aussage zu Arzt rennen und dann nach diesem Medikament fragen und es, weil man dem Arzt auch nicht die komplette Wahrheit gesagt hat verschrieben bekommen. Damit wird es dann unbewußt zum Off-Label-Use und der Pharmakonzern hat wieder eine Packung mehr an den Mann gebracht. Der Arzt steht dann auf einmal am Pranger. Leidtragender ist der Patient. Wundern würde mich nicht, dass es bei einer erhöhten Anzahl an nachgewiesener Off-Label-Use-Verordnungen sehr warscheinlich auch noch leichter ist, die Zulassung für den entsprechenden Anwendungsbereich zu erhalten.

Ich fordere hiermit ein komplettes Werbeverbot für Medikamente und die Pharmaindustrie!!!!

lg

Manni
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Lia
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Lia »

Hallo Gabri,

danke für Deinen Bericht! :)

Konnte an jenem Tag doch nicht und freue mich über Deine Rückmeldung.

Was Manes glaube ich aufstößt und was -wie er ja schon geschrieben hat- gar nicht gegen Dich gemeint ist:

In dem von Dir angegebenen Link unter der Überschrift, was man gegen Eisenüberladung tun kann, steht eben nur 1 Zeile:
"Bei Hämochromatose HIlFT ein Aderlass um... "

Bei einer "Hilfe" ist im Unklaren, ob die Hilfe effektiv oder sehr effektiv oder weniger effektiv, vollständige Abhilfe oder nur Teilhilfe ist.

3 Zeilen werden hingegen für die Chelatoren verwendet und dazu das Wort "SEHR EFFEKTIV" und davor das Wort "GENERELL" was dann etwas suggeriert und beim Leser einen Eindruck hinterlassen soll.
("Sehr effektiv" wirkt besser und vollständiger als nur "hilft". "Generell" wirkt so, als ob das Medikament wohl das generelle Mittel der Wahl sei und nicht vielmehr der Aderlaß. Hingegen ist ja unbestritten und objektiv gesehen der Aderlass das effektivere und auch das generellere Instrument gegen Eisenüberladung; also Eisenüberladung generell im Vergleich zu sekundärer Eisenüberladung im Speziellen.)
Diese Art der Berichterstattung über den Patiententag bedaure ich auch (und nicht Deine Berichterstattung :D, Gabri) und ich hoffe, daß die Zusammenarbeit und Kooperation der Herstellerfirma von den Interessensverbänden und Selbsthilfeorganisationen mit einem oder besser :wink: zwei offenen Augen und weitsichtigem Blick begleitet ist.

Kurzer Exkurs:
Wenn ein Internetauftritt einer Herstellerfirma, welche -auch wieder ein "generelles"- "Eisenüberladung" (also ohne Spezifizierung) in einem der mehreren Domainnamen hat, auch ein -ich glaube neues- Forum angeschlossen ist, wo man Fachleute fragen kann, so kann Pharmanähe auf den ersten Blick hauptsächlich ein Vorteil für fragende Patienten sein.
Fachleute, welche von der Herstellerfirma für die Betreuung des Forums beauftragt sind, kennen den "Waschzettel" genau, weil sie an oder nahe der Quelle sitzen und mit der Thematik vertraut sind. Sie können gute und wichtige Informationen zu den Medikamenten geben.
Dies ist jedoch bei aller Fachkundigkeit und Freundlichkeit das Gegenteil von unabhängiger Beratung. Und daran denkt der Patient wahrscheinlich meist nicht, wenn er sich überfachkundige und freundliche Antworten auf seine Fragen freut.
Wollte ein unabhängiges Forum solche Experten, würde dies wohl aus finanziellen, zeitlichen u.ä. Gründen nicht möglich sein, diese kompetenten Fachleute in ausschließlich unabhängiger, neutraler Tätigkeit für sich zu gewinnen.

Aber Gabri, genug meines Exkurses, :) der eigentlich in einen extra Thread gehört. Danke fürs Berichten und ich hoffe, beim nächsten Patiententag bin ich dabei. Würde mich freuen, auch mal Dich und andere Betroffene anderer Erkrankungen mit Eisenüberladung kennen zu lernen. :winke

Liebe Grüße

Lia
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Manes
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Manes »

Es ließ mir keine Ruhe, und da unsere Tochter jetzt gerade eh wg. Pseudokrupp inhaliert :down ...

also habe ich auf der von Gabri verlinkten Seite noch etwas herumgestöbert.

Zum Eisentag in Köln fiehl mir dabei auf, dass in den Interviews lediglich ein Doktor darauf Hinwies, dass dieses medikament zur Behandlung der sekundären Siderosen angewendet wird.

Ausserdem gibt es da noch eine Patientenbroschüre zum Download im Angebot. Hier wird folgender maßen vorgegangen:
Die Reihenfolge:
Therapie
Medikament A) alt und unpraktikabel
Medikament B) viele gefährliche !! Nebenwirkungen
Medikament C) (zufällig vom herausgeber der Infobroschüre) einfach in der Anwendung, drei Eisenüberladungsformen als Zulassungsbereich angegeben, Nebenwirkungen sucht man vergeblich
Aderlaß: Ich zitiere:"Da der Aderlass als sehr belastend gilt, wird diese Möglichkeit der Eisenreduktion heutzutage allerdings nur noch selten genutzt."
Was Sie bei der Chalattherapie beachten sollten: Auch hier erlaube ich mir zu zitieren: "Wie bei jeder medikamentösen Therapie kann es nach Einnahme von Eisenchelatoren zu Nebenwirkungen kommen. Die häufigsten sind Übel keit, Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Die Beschwerden klingen normalerweise binnen weniger Tage wieder ab."

Was fällt mir auf? Der Aderlaß ist quasi in Klammern gesetzt, sowohl was die Anordnung der Beschreibung (wird von den Chalatbildnern eingeklammert) wie auch, was die Beschreibung angeht. Bei der Bemerkung über die Häufigkeit bin ich vor Lachen fast vom Stuhl gefallen, und das um diese Uhrzeit (02:35Uhr). Die Nebenwirkungen bei der Chelattherapie hören sich doch rivhtig harmlos an, oder? So ein bischen Bauchweh mit Blähungen und Durchfall :schweb , :? ach Gott noch, stellen wir mal hinten an, wird schon keinem auffallen, es könnte ja auch von den Bohnen vom Mittagessen sein :lollen

Persönliche Zusammenfassung von der Website und Eisentag:
Das Sponsernde Pharmaunternehmen sieht den Hauptschwerpunkt seines Sponsoring im Bereich der sekundären Siderosen. An den Ausführungen zum Eisentag, wie auch an der Website läßt sich dieser Schwerpunkt unzweideutig erkennen. Dies hat seine Berechtigung in der Zulassung des entsprechenden Medikamentes. Natürlich möchte man da sein Medikament an den Markt bringen und stellt es deshalb als besonders gut dar, ist auch vollkommen legitim. Aber, nach dem Motto, wenn dabei dann auch noch Patienten unser Medikament bekommt weil er es vom Arzt verschrieben bekommen hat, der es eigentlich gar nicht bekommen darf, stört uns dies auch nicht, wir haben es ja nicht zu verantworten, werden die anderen Therapieformen schlechtgeredet ohne die genaue Trennlinie zu ziehen.
Der Satz: "Die Eisenchalatbildner haben nur für die Behandlung von drei Formen der Eisenüberladung ein Zulassung" (oder so ähnlich formuliert) hätte einiges Klargestellt. Das Verhältnis dieser Aussage zur allgemeinen Aussage Eisenüberladung kann medikamentös behandelt werden, liegt auf der Webseite und allem Anschein nach lag es auch beim Eisentag sehr zu gunsten der allgemeinen Aussage. Ich habe die spezielle Aussage nur zweimal gefunden, die allgemeine aber wesentlich häufiger.
Also beides eher auf sekundäre Siderosen ausgelegt. Dies erkennt aber nur der vorher schon Informierte. Diejenigen, die sich da zum ersten Mal informieren, könnten in die Falle laufen.

:nene :nene :nene :nene :nene :nene :nene

so, genug geschimpft,

gute Nacht (03:06Uhr, zumindest nach meiner Uhr)

Achso, ich habe übrigens beim suchen nirgendwo einen frei zugänglichen Waschzettel zu dem Medikament gefunden.

Manni
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Lia »

Hallo,

Manes, tatsächlich wird der Aderlaß in dieser Broschüre als sehr belastend dargestellt.
http://www.leben-mit-transfusionen.de/d ... /17167.pdf Da kann man nur hoffen, daß damit nur die Patienten mit Transfusionssiderosen gemeint sind. :gruebel , Aderlässe wären da allerdings nicht nur sehr belastend, sondern aus meiner Sicht wohl eher deutlich Quatsch. Und diese spezielle Patientengruppe ist bei der allgemeinen Vorstellung der Eisenentzugstherapie Aderlaß nicht explizit genannt, auch wenn die Broschüre nur an diese Patientengruppe adressiert ist.

Gabri, ich hoffe, Du nimmst es nicht übel, daß dieser Thread etwas ausufert. Da es aber doch irgendwie genau zum Thema gehört, paßt es hier rein.
Ich freue mich, wenn Du hier künftig wieder über Patiententage (ob mit oder ohne Herstellerinitiative/subvention) hier berichtest. :daumen

Liebe Grüße :winken

Lia
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Manes »

Kennt Ihr eigentlich die Preise von dem Medikament? Ich habe heute mal in der Fachliteratur für Mediziner geschaut, was die zu dem Medikament schreiben. In meinen Augen das krasse Gegenteil von der Patientenbroschüre. Die in der Patientenbroschüre angegebenen Nebenwirkungen werden in der Fachliteratur als häufig auftretend beschrieben. Von einem abklingen nach einigen Tage ist dort überhaupt keine Rede. Dazu kommen noch Kopfschmerzen, Hautausschlag, Juckreiz und Proteinurie. Wie gesagt alles als häufig beschrieben. Als sehr häufig wird hier eine Erhöhung des Kreatininspiegels angegeben, was dann auch die Anwendungsbeschränkung bei Nierenfunktionsstörungen erklärt.
Wie gesagt, ich bin nicht grundsätzlich gegen das Medikament. Aber hier wird in meinen Augen mit Halbwahrheiten gespielt und das zu Lasten von den Patientn.

lg

Manni
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Manes »

Ich schieb noch einen hinterher:

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=28553

davon ist in der aktuellen Broschüre auch noch nicht mal ansatzweise die Rede, obwohl in der Fachinformation die Kreatininveränderung als sehr häufig angegeben wird.

lg

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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Marie »

Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Meinung allein dastehe, aber ich finde die Beiträge zu dem Eisenchelatbildner ziemlich einseitig u. unsachlich.
Als Indikation für das Präparat wird die Behandlung der transfusionsbedingten Hämosiderose angegeben, sonst nichts.

Auch gibt es ausreichend Informationen über Anwendung u. Nebenwirkungen:
http://ch.oddb.org/de/gcc/resolve/point ... o,14556875.

Ich nehme mal an, dass das Mittel verschreibungspflichtig ist, und ich erwarte von einem Arzt, dass er sich ausreichend über die Medikamente informiert, die er mir verschreibt - auch wenn er vielbeschäftigt ist.
Und ich selbst kann mich ja auch sachkundig machen.

Für Patienten mit transfusionsbedingter Hämosiderose ist dieses oral einzunehmende Präparat sicher ein Fortschritt u. eine große Hilfe bei der Behandlung der Eisenüberladung.

Viele Medikamente haben teils heftige Nebenwirkungen u. sind dennoch nützlich im Krankheitsfall.
Nutzen u. Schaden müssen halt genau abgewogen werden.

Hier im Forum denkt sicherlich niemand daran, vom bewährten AL auf einen Chelatbildner umzusteigen, deshalb sind wir auch nicht die richtigen Adressaten für die "Aufklärung" zu diesem Präparat.
Und diejenigen, die darauf angewiesen sind, weil sie eben keinen Aderlass machen können, sollten nicht durch drastische Darstellung möglicher Nebenwirkungen verunsichert werden.
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Manes »

Marie hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Meinung allein dastehe, aber ich finde die Beiträge zu dem Eisenchelatbildner ziemlich einseitig u. unsachlich.
Als Indikation für das Präparat wird die Behandlung der transfusionsbedingten Hämosiderose angegeben, sonst nichts.
Nein, Marie, mit dieser Meinung stehst Du nicht alleine da. Da stimme ich mit Dir sogar vollkommen überein, bis auf den Punkt der Unsachlichkeit. Ich habe bewußt immer wieder die mangelnde öffentliche Informationspolitik des Herstellers zu diesem Produkt angemahnt, weil diese in meinen Augen eindeutig auf den Verkauf dieses Produktes ausgelegt ist. Es geht mir hier ausschließlich um Infomaterial des Herstellers. Die von Dir angegebene Seite ist eine öffentlich zugängige Website, die Ihre Informationen (sehr warscheinlich sogar herstellerunabhängig, obwohl Herstellergesponserd) zur Verfügung stellt. Vom Hersteller habe ich keine frei verfügbaren, so detaillierte Informationen gefunden, sondern nur wenig detaillierte Ausführungen. Die Diskussion, was man zwischen den Zeilen lesen kann oder auch nicht, haben wir zwei hier schon mehrfach angerissen. Hier tun sich bei uns eindeutig wieder Unterschiede auf. Ich habe es getan, was aber macht derjenige, der nur liest: "Es handelt sich um eine Medikament zur Behandlung einer Eisenüberladung." ??
Marie hat geschrieben:Ich nehme mal an, dass das Mittel verschreibungspflichtig ist, und ich erwarte von einem Arzt, dass er sich ausreichend über die Medikamente informiert, die er mir verschreibt - auch wenn er vielbeschäftigt ist.
stimmt, habe ich sinngemäß auch geschrieben, aber mach doch mal den Test und frage deinen Arzt einfach einmal nach ausführlichen Informationen zu dem Wirkstoff Verapamil. Die meisten werden aller Voraussicht nachschauen müssen, obwohl es tausendfach verschrieben wird. hat der Arzt dann noch deine Erwartung erfüllt. Es gibt einfach zu viele Medikamente.
Marie hat geschrieben:Und ich selbst kann mich ja auch sachkundig machen.
auch richtig, aber in aller Regel fängt man an sich selbst zu informieren, wenn man
a) das Medikament schon hat
b) und evtl. die Nebenwirkungen schon aufgetreten sind.
Marie hat geschrieben:Für Patienten mit transfusionsbedingter Hämosiderose ist dieses oral einzunehmende Präparat sicher ein Fortschritt u. eine große Hilfe bei der Behandlung der Eisenüberladung.
auch richtig, und ich habe nie etwas anderes, sondern auch genau das mit anderen Worten, geschrieben
Marie hat geschrieben:Viele Medikamente haben teils heftige Nebenwirkungen u. sind dennoch nützlich im Krankheitsfall.
Nutzen u. Schaden müssen halt genau abgewogen werden.
gebe ich Dir vollkommen Recht, auch hier habe ich nie etwas anderes behauptet
Marie hat geschrieben:Hier im Forum denkt sicherlich niemand daran, vom bewährten AL auf einen Chelatbildner umzusteigen, deshalb sind wir auch nicht die richtigen Adressaten für die "Aufklärung" zu diesem Präparat.
Ich weiss nicht, ob hier jemand daran denkt, auf einen Chalatbildner anstatt dem bewährten :al umzusteigen. Aus eigener Erfahrung kann ich Euch allen aber mitteilen, dass ich kurz nach meiner Diagnosestellung daran gedacht habe, mit meinen Ärzten die Chalatbildner zu diskutieren. Unterlassen habe ich es deshalb, weil damals nur die Infusionspumpe mit einer Dauer von 5-8 Stunden täglich im Raum stand, für mich persönlich absolut indiskutabel. Die Nebenwirkungen waren damals die gleichen wie heute und wurden auch heruntergespielt. Von der engen Behandlungszulassung habe ich erst später erfahren, eben weil kaum bis gar kein Informationsmaterial durch den Hersteller zur Verfügung gestellt wird.
Marie hat geschrieben:Und diejenigen, die darauf angewiesen sind, weil sie eben keinen Aderlass machen können, sollten nicht durch drastische Darstellung möglicher Nebenwirkungen verunsichert werden.
Dies ist auch gar nicht Sinn des Ganzen.
Nochmal. Chalatbildner sind für einige von (hier vor allen Dingen die Transfusionsbedingten) Eisenüberladung Betroffene ein Segen. Dort haben diese auch ihre absolute Berechtigung.
Sinn der Angelegenheit sind mehrere Punkte:
a) Wenn der Hersteller im Zusammenhang mit der öffentlichen Bewerbung seines Medikamentes, eine Behandlungsmethode, die weniger als 1/100 des Medikamentes kostet, diese Behandlungsmethode als äußerst belastend darstellt und die Nebenwirkungen seines Medikamentes als relativ harmlos und schnell abklingend bezeichnet, was sich dann in den Fachinfomationen auch nur als halbe Warheit herausstellt, dann ist dies eindeutig nicht richtig. Hier geht es diesbezüglich um Klarstellung
b) Klarstellung des Zulassungskriterien
c) das Sponsoring bei diversen Veranstaltungen, hier durch die Pharmaindustrie, zu hinterfragen. Überall wird der Lobbyismus beklagt. Dies ist auch eine Form von Lobbyismus
d) zukünftige Leser dieses threat eindeutig darauf hinzuweisen (dies unterlässt der Hersteller in meinen Augen), dass dieses Medikament für die Siderosen, wo die :al Therapie das Mittel der Wahl ist, nicht zugelassen ist, und dass die, in meinen Augen, betriebene Schlechtmacherei der :al durch den Hersteller nur dem Zweck dient, sein eigenes Produkt möglichst oft zu verkaufen.
e) Klarzustellen, was der Hersteller öffentlich betreibt und was dahintersteckt.

Nur deshalb habe ich einseitig geschrieben. Dies ist meine Sicht der Dinge und scheinbar nicht nur meine.

Es geht nicht darum, Gerris Beiträge hier in ein schlechtes Licht zu stellen, sondern, ich bin ihm dankbar für seine Hinweise und Berichte.

Ich hoffe, dass ich dies damit gut genug erklärt habe. Ich dachte allerdings, dass dies vorher schon geklärt war, so kann man sich vertun.

Wenn ich mich nicht irre, dann habe ich das irgendwo hier im threat auch schon geschrieben. Ich gebe es nochmal wieder Ich bin der Meinung, dass der Eisentag, der Anlass zu diesem threat war, genau wie das Medikament, eher für die sekundären Siderosen gedacht war. Auch hier mangelte es an der entsprechenden Klarstellung und bei beiden spielt der hersteller des Medikamentes eine wesentliche Rolle. Nach meiner Information sind die sekundären Siderosen wesentlich seltener als die primären. Also spricht man mit dieser ungezielten Werbung einen größeren Personenkreis an, damit man im Zweifel nicht vor leerem Haus steht.


schönen Abend noch

Manni
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Marie »

Hallo Manni,

danke für Deine ausführlichen Erklärungen (ich muss mich aus Zeitmangel kurz fassen).

Hast Du schon einmal daran gedacht, Dich mit Deinem Anliegen direkt an den Hersteller zu wenden?
http://www.novartis.de/index.shtml
Auch wenn sich dann nichts ändert - zumindest müssten sie "Farbe bekennen"!

Liebe Grüße Marie :winken
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Manes »

Jo, hab ich,

aber...

aus diversen Gründen liegt die Warscheinlichkeit sehr Nahe, dass vom Hersteller das hier sowieso gelesen wird.

lg

Manni

P.S. Ich überlege es mir trotzdem einmal. Interessant wäre die Antwort schon.
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Re: Patiententag zum Thema "Leben mit Eisenüberladung"

Beitrag von Lia »

Hallo Gabri,

da ich nicht weiß, wie Du Deine Benachrichtigungsfunktion zu PNs aktiviert hast, hinterlasse ich hier eine Nachricht:

Du hast Post :) , habe Dir eine PN geschrieben.

Liebe Grüße

Lia
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