Kunst oder Grusel?

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Magneto
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Kunst oder Grusel?

Beitrag von Magneto »

Als ich zu meinen ersten Aderlässen ging waren die Wände des Labors mit Postern in A1 geschmückt. Abgebildet waren fotografierte Werke eines Künstlers der wie wir Betroffener ist (leider weiß ich den Namen nicht mehr - Thomas irgendwas).
Er hat sich immer sein Blut mitgeben lassen und dieses in Szene gesetzt. So sah man z.B. einen tiefen Essteller mit Blut in dem Sardellen lagen, oder eine Blutlache in der ein Glas stand und Ähnliches.
Ich empfand das als schockierend. Besonders weil ich ein Frischling war. Auch fand ich den Ort der Präsentation nicht passend zumal Viele ja Probleme mit ihrem eigenen Saft haben.

Was sagt ihr dazu?

Der hat glaube ich auch eine Website. Die habe ich aber noch nicht gefunden.

Grüße Magneto
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Lia
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Re: Kunst oder Grusel?

Beitrag von Lia »

Hallo Magneto,

danke für Deinen Beitrag!
Auch ne kreative Art, Hämoblut zu verwerten, wenns schon mancher Blutspendedienst nicht haben möchte. Find ich gut
Vielleicht meldet sich der Künstler ja hier im Forum? Thomas X, falls Du das liest, schreib doch mal.
Kann verstehen, daß Du das nicht gerade passend fandest.
Auf der anderen Seite eben kreativ, so damit umzugehen.

Vorsicht, jetzt wirds albern....hoffe, das ist ok.
Nicht ganz so künstlerisch, aber irgendwie passend zu "Sardelle in Blut", hab ich hier auch noch was nettes :wink: ":
Wer noch nicht genug Blutgesudel gesehen hat, ich habe -wars gestern?- in eine Doku gezappt, wos ringsum in der Straße nur so sudelte in Taiwan- und gleich wieder weggezappt...:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,284138,00.html
In Taipeh riechts sowieso dank Dauersmog nicht so lecker,aber da bin ich froh, nicht dabei gewesen zu sein.
Zu dem Phänomen Walexplosion gibts sogar nen Artikel bei Wikipedia mit Untertitel Walexplosion in Kunst und Kultur.
Das wär mal was für die Documenta,
http://de.wikipedia.org/wiki/Walexplosion

Wer sich die Dokumentation von N24 und das ganze Gesudel ansehen möchte hier die Youtubelinks.
(Habe die Doku angesichts der Schweinerei nicht weiter verfolgt, werde mir die Links mal in einer blutglüschtigen Stunde zu Gemüte führen :faul )
Teil 1 http://www.youtube.com/watch?v=4sjV8aKHBI4
Teil 2 http://www.youtube.com/watch?v=aqw9WATa ... re=related
Teil 3 http://www.youtube.com/watch?v=p0LtvY3X ... re=related
Teil 4 http://www.youtube.com/watch?v=M2bovrBz ... re=related
Teil 5 http://www.youtube.com/watch?v=NU66EXbZ ... re=related

Einen schönen blutarmen :gaehn Abend macht sich jetzt mit Gruß an Euch alle :winke

Lia
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Hanne
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Re: Kunst oder Grusel?

Beitrag von Hanne »

Hallo Allerseits!
Ich habe kürzlich was im Fernsehen gesehen: da hat auch ein Maler mit eigenem Blut gemalt (ob der auch beim Aderlassen war, weiß ich nicht). Ich glaube das war der hier, obwohl es im Internet noch Einiges in der Art (Wortspiel Art/Kunst – haha) gibt:
http://www.vincentcastigliaart.com
Na ja, Geschmackssache würde ich sagen.
Aber in einer Arztpraxis finde ich das gar nicht so lustig. Mir macht Blut zwar wirklich nix aus, weil ich einschlägig chirurgisch vorbelastet bin („wo Blut, da Leben“ und „schlimm ist´s erst, wenn´s nicht mehr blutet“), aber für Patienten…. Nee, geht gar nicht…
Und den geplatzen Wal finde ich auch nicht sehr prickelnd...
Liebe Grüße!
Hanne
Liebe Grüße :winke
Hanne
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Lia
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Re: Kunst oder Grusel?

Beitrag von Lia »

Hallo,

Ob man in eine Arztpraxis solche Bilder setzen muß, ist die eine Frage. Wenigstens war es das Labor und nicht das Wartezimmer...
Hätte man aber wohl besser in den Aufenthaltsraum des Personals gesetzt.
Finde Blutbilder in Arztpraxen nicht angebracht, auch wenn ich jetzt damit kein Problem hätte, aber es gibt genug Menschen, die Angst vor Blut haben und für die Blut zudem zudem eine mythische Bedeutung hat. Da sollte man Rücksicht nehmen.

Auf der anderen Seite fehlt in unserer Phase der in unseren Breiten momentan kriegsfreien Wohlstandszeit oft der Bezug zu dem, was noch vor einigen Generationen auch schon schlimm, aber auch häufig war und irgendwie zum Leben dazugehörte. In vielen Teilen der Welt noch dazugehört.
Man sah Leute sterben, und man sah sie blutend und mit Verletzungen. Heute sieht man das nur noch selten. Keine Kriege in unserer Nähe. Das Sterben und Siechen (auch von Tieren, die wir essen) wird aus der Gesellschaft herausgehalten, was ja irgendwie auch gut ist. Man hat auch so schon genug um die Ohren.
Früher konnte man Menschen mit Echtblut daher damit wohl nicht so schockieren, wie es heute möglich ist.

Zum Kunst-Blut (auch n Wortspielchen :wink: )
Die Unmengen von Kunstblut in Filmen und auf Theaterbühnen schockieren meiner Ansicht nach nicht, sondern schaffen eher Distanz zu den Bluttatsachen der Realität und erzeugen jedenfalls bei mir Langeweile (Hitchcock war eben für mich der große Meister der Spannung und Grusels).
Es ist die Frage, inwieweit die blutschockerfahrenene Filmegucker bei einem realen Anblick von Blut u.ä. bei einem Unfallverletzten fähig sind, den Real-Schock zu überwinden und zu helfen. Ich glaube, die Filmblutroutine nützt nicht.

Liebe Grüße

Lia, kunstbluterfahren :) ....
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Lia
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Re: Kunst oder Grusel?

Beitrag von Lia »

Zu dem Thema Blut sehen, Töten und Essen- heute im realen Leben seltener Grusel und Schock, früher normaler Alltag z.B. für Kinder auf dem Bauernhof

Thema des Tages heute in der Hunderunde war das Steinzeitprojekt einer Schule mit Tötung eines Kaninchens- vor Augen der Kinder.
So künstlich hergestellt "wir machen einen auf Steinzeit" mußte für die Kinder recht furchtbar sein.Hier, wers nachlesen will. Ich hätte als wohlbehütetes Kind nicht ohne traumatische Folgen zusehen können. (Das weiß ich, weil ich ein Haustiertötungserlebnis hatte und jahrelang immer wieder Alpträume darüber) Auf der anderen Seite bin ich sicher, daß ich ein Tier selbst töten könnte, wenn ich großen Hunger hätte, weil ich trotz Tierliebe ein "Fleischmensch" bin.
Vielleicht weil ich C282Y homozygot einen genetisch bedingten Eisenhunger nach gut verfügbarem Eisen habe?
(Das wäre mal ein Forschungsthema, ob C282Y Homozygote (und Menschen mit Eisenmangel) instinktiv besonders eisenreiche Nahrung wählen. Bei mir ist das definitiv so, Fleisch je röter desto besser und besonders eisenreiche Gemüse)

Tenor dieser Beiträge im Thread könnte meiner Sicht nach sein, daß wir heutzutage ein (froh bin ich drum) zwar dankbar distanziertes, aber auch verkrampftes Verhältnis dazu haben, und es fällt uns nicht leicht, damit umzugehen, wenn wir plötzlich damit konfrontiert werden.

Liebe Grüße

Lia
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Hanne
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Re: Kunst oder Grusel?

Beitrag von Hanne »

Lia hat geschrieben: Thema des Tages heute in der Hunderunde war das Steinzeitprojekt einer Schule mit Tötung eines Kaninchens- vor Augen der Kinder.
Hi!
Ja, das mit dem geschlachteten Hasen habe ich auch mitgekriegt (auch ohne Hunderunde - was ist das, Lia? Hast Du ein Schnuffeltier, mit dem Du spazierengehen darfst? Ich habe nur noch meinen Kater siehe mein Avatar- der ist in dieser Beziehung nicht so anspruchsvoll, eher im Gegenteil!... ). Ich persönlich hätte zwar keine Probleme mit Hasenschlachten (bin als Kind in den Ferien immer mit unseren Tiroler Ferienhausnachbarn - die sind Bauern - abgehangen und da haben wir sogar geholfen), finde es in der Schule jedoch nicht so toll. Die armen Eltern von diesen Kindern, die wissen sicher manchmal gar nicht, was sie dann mit ihren Kids machen sollen!
Liebe Grüße!
Hanne
Liebe Grüße :winke
Hanne
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BirgittaM
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Re: Kunst oder Grusel?

Beitrag von BirgittaM »

Als Kind der Documenta-Stadt Kassel hab ich, was Kunst oder das Dafürhalten derselben anbetrifft, schon Einiges erlebt, auch Unappetitliches.
Das Problem bei den von dir beschriebenen Arrangements ist nicht das Foto an sich, sondern der Ort, an dem es ausgestellt ist.
Wenn ich in eine Ausstellung oder ein Museum gehe, rechne ich mit solchen speziellen Dingen und nehme leichten Grusel billigend in Kauf.
Bei einer Blutabnahme oder einem AL hätte ich, bitte schön, nicht gern Grusel :nana.
Ehrlich: eine in Blut schwimmenden Sardelle ... :guck
Da lob ich mir doch die Mackes, Hunderwassers oder Monets, die als Drucke zu Hunderten in den Arztpraxen hängen! :daumen
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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