welche Schmerzmittel für Hämos

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
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Andrea61
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welche Schmerzmittel für Hämos

Beitrag von Andrea61 »

Hallo,
bei meinen Gelenk- und Rückenbeschwerden nehme ich , wenns zu arg wird, in unregelmäßigen Abständen Ibuprofen. Jetzt habe ich allerdings eine sehr schmerzhafte Knochenhautentzündung und soll die Ibus hochdosiert über kürzere Zeitabstände nehmen. Als Alternative wurde mir Bromelain verschrieben, die überhaupt nicht gewirkt haben, weshalb wir wieder auf die Ibu zurückgekommen sind. Hat jemand eine andere Idee?

Liebe Grüße Andrea
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wolle
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Re: welche Schmerzmittel für Hämos

Beitrag von wolle »

Hallo Andrea,

ich habe immer Diclac genommen, bin damit gut klar gekommen, - da aber auch in sehr kleiner Dosis!
Da meine Gelenkschmerzen nicht so stark sind, - halt eben mal zwischendurch!

Diclac hat den Nachteil, das auf den Magen schlägt .... doch welches Medikament tut das irgendwann nicht!

Bitte spreche da auf jedenfall mit Deinem Arzt!

Gruß

Wolle :winke :hallo
LG Wolle
Mein HC Tagebuch: http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=83&t=352



Meine Daten:
Heteor H63D; Ferritin 1160/Transferin 289/ -sättigung 49%/ Eisen 35,4(2005) - Diabetes (09.2012) -
Abstinent (ab 2010 ) - Nichtraucher (auch schon ganz schön lange ) jetzt Erhaltungs-AL´s ( 56 / 25275 [gesamt Al / ml.] )
Stand: 12.2016
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Hanne
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Re: welche Schmerzmittel für Hämos

Beitrag von Hanne »

Hallo Andrea! :hallo

Bei mir kommt´s drauf an.
Ich nehme bei nicht so stark ausgeprägten Gelenkschmerzen entweder Ibuprofen oder Diclophenac (wobei mir Letzteres ziemlich auf den Magen schlägt).
Wenn´s schlimmer wird, nehme ich ein Kombipräparat aus Paracetamol 500mg + Codein 30mg. Das ist allerdings keine Dauerlösung, weil Paracetamol die Leber schädigt.
Bei extremen Gelenkschmerzen hat mir mein Arzt ein Kombi-Breitband-Antibiotikum gegeben, weil ich immer wieder rheumatische Schübe (auch mit Fieber) vor allem in den großen Gelenken habe. Bei mir ist ein Rheuma-Titer (ASL) sehr stark erhöht, daher hilft das Antibiotikum merkwürdigerweise sofort und am besten.

Du solltest aber – ungeachtet der Tipps die Du hier bekommen wirst - auf jeden Fall mit Deinem Arzt Rücksprache halten, damit bei Dir keine unerwarteten Nebenwirkungen auftreten.
Dein Arzt kennt Dich und Deine Befunde (und ggf. anderen Erkrankungen, die nichts mit der Hämochromatose zu tun haben) genau und darauf sollte auch Deine Schmerztherapie abgestimmt sein.

Ich wünsche Dir, daß Du – in Zusammenarbeit mit Deinem Arzt - eine geeignete Schmerztherapie für Dich findest.

Alles Gute und liebe Grüße! :winke
Hanne
Liebe Grüße :winke
Hanne
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Manes
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Re: welche Schmerzmittel für Hämos

Beitrag von Manes »

Hallo Andrea,

hier musst Du etwas rumexpirimentieren. Paracetamol und Ibuprofen haben eine relativ hohe Lebertoxizität, ASS, Diclofenac etwas weniger, sind dafür aber weniger Mageverträglich. Bei Novalminsulfon bin ich mir nicht sicher. Bei einer Knochenhautentzündung kannst Du aber nach meiner Meinung die Lebertoxische Wirkung vernachlässigen, weil Du zum einen das Medikament sowieso nicht über der zulässigen Tagesdosis nehmen solltest, zum anderen machts Du ja auch keine Langzeittherapie damit, so dass ein Schaden der Leber recht unwarscheinlich ist.
Übrigens für alle, die mit Diclofenac probleme mit dem Magen haben, das gibt es auch als Kombipräperat mit einem Magenschutz, da habe ich sehr gute Erfahrung gemacht. Auf Wunsch schicke ich den Produktnamen per pn.

lg

Manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
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Re: welche Schmerzmittel für Hämos

Beitrag von Abendflieger »

Hallo,
bei Schmerzproblemen nehme ich schon seit vielen Jahren "Celebrex 200 mg" . Es wirkt bei mir zuverlässig und vor allem, es macht keinerlei Magenprobleme und ist gut verträglich. Celebrex gehört zu den Coxx-Präparaten. Diese kamen vor ein paar Jahren in Verruf, weil man festgestellt hatte, daß nach jahrelangem, regelmäßigem Gebrauch das Risiko eines Herzinfarktes ansteigt. Ich bin der Überzeugung, daß dieses Risiko bei sporadischem Gebrauch zu vernachlässigen ist, und freue mich über die sehr gute Wirkung.
viele Grüße: Abendflieger
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Lia
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Re: welche Schmerzmittel für Hämos

Beitrag von Lia »

Hallo Andrea,

mein Beitrag wird etwas länger, weil dieses Thema von allgemeinem Interesse sein dürfte.
Hoffe das ist ok, Deinen Titel hast Du ja allgemein gewählt:
"welche Schmerzmittel für Hämos"

Bromelain habe ich früher mal lange und viel geschluckt und nie eine Wirkung gehabt und viel viel Geld gelassen. Aber es schadet eben auch nicht und man hat evtl die Placebo-Wirkung, die gerade bei Schmerzen einen enormen positiven Effekt haben kann. Daher ist so ein Versuch ärztlich durchaus gerechtfertigt. Aus meiner Sicht ist das ein Medikament, wo der Arzt dem Patienten sagt: "Sie müssen schon dran glauben". Allerdings gibts diesen Effekt auch bei Medikamenten mit Wirkungsnachweis.
Wikipedia sagt zu Bromelain:
Bromelain wurde in klinischen Studien bei Gelenkbeschwerden gegen Placebo und gegen NSAR getestet. Dabei fällt etwa jede zweite Studie negativ aus. Ein sicherer Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit von Bromelain fehlt."
Ich selbst nehme Diclofenac bei Bedarf, wenns sein muss. Es wirkt bei mir gut gegen Gelenkschmerzen und für mich sehr gut bei Migräne. Bislang habe ich keine Magenprobleme, ich passe aber auch auf. Mehr siehe unten.

Heute steht im Spiegel ein lesenswerter Artikel: "Verblüffende Sorglosigkeit" im Umgang mit Schmerzmedikamenten
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,802955,00.html
Auch ich kenne Leute, die rezeptfreie Schmerzmedikamente sorglos wie Bonbons einwerfen. Z.B. immer dann, wenn sie sich mal nicht so ganz fit fühlen, egal was der Arzt sagt oder ob sie überhaupt Schmerzen haben.

Die Dosierung von Schmerzmedikamenten sollte so gering wie möglich und nur so hoch wie nötig sein.
Bei Hämochromatosebetroffenen gilt der Leber besonderes Augenmerk. Eine zusätzliche Belastung einer evtl. vorgeschädigten Leber sollte möglichst vermieden werden.
Insbesondere Paracetamol ist ein Medikament mit potenziell hoher Giftigkeit für die Leber.
Aber auch die Dauereinnahme von NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac kann zu Leberschäden führen.
Zudem gibt es bei Schmerzmedikamenten diverse Risiken für Magen, Niere, Herz usw.
Es ist sinnvoll, den Arzt beim Verschreiben von Medikamenten auf bestehende Erkrankungen der Leber oder des Herzens usw. hinzuweisen, wenn er von diesen Erkrankungen des Patienten noch keine Kenntnis hat.
Die Einnahme sollte nur so lange dauern, wie es medizinisch sinnvoll ist und der Nutzen sollte gegenüber dem Risiko überwiegen. Nichtmedikamentöse Schmerztherapie wie Krankengymnastik und die Anleitung zu gezielter gelenkentlastender regelmäßiger Bewegung, das Erlernen von Entspannungsmethoden sind leider manchmal zu wenig im Blickfeld der Ärzte.

Viele Hämochromatosebetroffene mit dauernden Gelenkschmerzen müssen jedoch häufig oder regelmäßig Schmerzmedikamente nehmen. Wie Manes schon sagt, muß bei NSAR, besonders bei Diclofenac, aber auch bei anderen NSAR wie Ibuprofen oder Aspirin auf den Magen geachtet werden, evtl. wird ein begleitender medikamentöser Magenschutz verschrieben. Bei Magenrisikopatienten evtl. auch bei den als magenfreundlicher geltenden C0X-2 Hemmern. (welche wiederum andere Risiken haben)
Nie auf nüchternen Magen nehmen.
Keinen Alkohol zu Schmerzmedikamenten
Nicht ohne Anweisung des Arztes weitere Schmerzmedikamente einnehmen, denn Kreuzreaktionen zu anderen Schmerzmitteln sind häufig.

Zum Augenmerk auf die Leber:

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/i ... p?id=30764
Zitat: "Bei zwei Drittel der medikamentös induzierten Fälle ist Paracetamol für das akute Leberversagen verantwortlich, das letzte Drittel entfällt auf andere Arzneistoffe, insbesondere Antibiotika und NSAR, sowie pflanzliche Arzneimittel"

Paracetamol
Wiederholt zuviel Paracetamol bringt die Leber in Gefahr, so lautet die Überschrift eines Artikels.
Gerade heute steht übrigens so ein Fall in der Presse (engl. Zeitung).Eine junge Frau nahm gegen Schmerzen nach einer Routineoperation über einen Zeitraum etwas mehr als die vom Arzt verschriebene Menge Paracetamol ein, bekam einen gravierenden Leberschaden und verstarb eine Woche nach einer Lebertransplantation. Ihr Körper hatte das Spenderorgan nicht angenommen.
Man kann also nur davor warnen, auch nur etwas mehr über einen längeren Zeitraum einzunehmen, als vom Arzt angeordnet.
Hier der Artikel: http://www.deutsche-apotheker-zeitung.d ... efahr.html

Kurzum und allgemein gesagt: Wenn man um ein Schmerzmedikament nicht herum kommt: Man kanns nicht über einen Kamm scheren. Der Arzt wird das individuell richtige Schmerzmedikament aussuchen;
je nach Vorerkrankung: Ein leberfitter Hämo mit Magenproblemen bekommt ein anderes Medikament als ein Hämo mit Leberschaden und fittem Magen.
Nichtmedikamentöse Ansätze zur Schmerzminderung und Stärkung der Selbstheilungskräfte sollten ausgeschöpft werden, um die medikamentöse Therapie nur auf notwendiges Maß zu beschränken.

Andrea, ich kann Dir leider nicht konkreten Rat geben. Nur eben, nochmal Rücksprache mit dem Dich behandlenden Arzt zu halten, er kennt Dich, die aktuellen Beschwerden und Deinen sonstigen Gesundheitszustand.

Liebe Grüße

Lia
Zuletzt geändert von Lia am Do 15. Dez 2011, 16:49, insgesamt 2-mal geändert.
Andrea61
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Re: welche Schmerzmittel für Hämos

Beitrag von Andrea61 »

Hallo und vielen Dank für die umfangreiche Aufklärung.

Dass Paracetamol besonders schädlich für die Leber ist, wusste ich und bin auf Anraten meiner ehemaligen Ärztin auf Ibu umgestiegen. Im Prinzip ist aber wohl jedes Mittel schädlich und die einzige Alternative wird wohl sein, die Schmerzen so lange auszuhalten wie nötig. Oweh.... Zur Zeit geht es aber etwas besser mit meiner Knochenhautentzündung, ich bekomme Massage, die zwar auch recht schmerzhaft ist, aber zumindest nicht die Leber angreift. :wink:

Jetzt gehe ich erst mal in Urlaub und wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Als guten Vorsatz hab ich mir vorgenommen, mich wieder öfters im Forum blicken zu lassen.

Liebe Grüße
Andrea
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Lia
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Re: welche Schmerzmittel für Hämos

Beitrag von Lia »

Hallo Andrea, habe meinen Beitrag noch n bischen geputzt.
"die Schmerzen so lange auszuhalten wie nötig. Oweh"
So weit würde ich nicht gehen, ist auch wieder nicht gesund. Ich würde mit dem Arzt sprechen, wie sehr Dir die Schmerzen zu schaffen machen und er soll Dir was raten.

Vielen Dank für die guten Wünsche, auch Dir schöne Feiertage :winke und den Vorsatz fürs neue Jahr finde ich super :D
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