Hashimoto und Hämochromatose

Hier könnt Ihr in Fachsimpeleien früherer Jahre stöbern und schreiben.
Antworten
Bine45
Frischling
Frischling
Beiträge: 8
Registriert: Do 29. Nov 2012, 19:59

Hashimoto und Hämochromatose

Beitrag von Bine45 »

Liebe Forumsmitglieder!

Im November habe ich die Diagnose Hämochromatose bekommen. Da ich seit Jan.2012 mit Schwindel zu kämpfen habe, hatte ich meiner Hausärztin gebeten mal den Ferritinwert zu testen. Dabei wurde ein zu hoher Wert festgestellt. Mein Sohn wurde auch gestestet und hat das Gleiche. Es wurde ein Gentest durch geführt und es hat sich bei mir und meinem Sohn bestätigt. 2 Aderlässe haben wir schon hinter uns. Nun geht es mir seit dem letzten AL noch beschissener als vorher, fühlt sich fast wie Ohnmachtsanfälle an und begleitet mich auch tagsüber, Beine sind wie Watte, nächtliches Schwitzen und beim Autofahren habe ich auch schon diese Symptome gehabt. Das ist so ein Scheiss Gefühl, so als ob ich in Ohnmacht falle, fängt mit kribbeln im Bauch an oder ein heißes Gefühl. Es lässt sich so schlecht beschreiben. Was mir noch Sorgen macht, meine Oberlippe ist ein bissel taub, heute nicht mehr so schlimm. Meine Zähne fühlen sich an, als ob die unter Spannung stehen. Was ich eigentlich fragen wollt, kann es auch von der SD kommen? Vllt. brauch ich ne höhere Dosis... Montag habe ich einen Termin bei meinem SD- Arzt. Was die HC betrifft, wie geht ihr damit um? Hoffentlich findet sich hier jemand, der den gleichen Mist hat wie ich. Mich zieht das ziemlich runter :(

L.Gr.
Benutzeravatar
Lia
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 5869
Registriert: Mo 15. Mär 2004, 16:08

Re: Hashimoto und Hämochromatose

Beitrag von Lia »

Hallo Bine,

Dein Ausgangsferritin zeigt mit 500 ng/ml keine hochgradige Eisenüberladung an.
Bei einem Ferritin von 500 ng/ml ist NICHT von richtigen Organschäden auszugehen, wie ich in Deinem anderen Thread schon geschrieben habe.
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... 835#p30835

Studien geben Hinweise, dass hochgradige Eisenüberladung im Sinne Vollbild Hämochromatose die Funktion der Schilddrüse beeinflussen kann.
Autoimmunthyreoiditis: Eisenablagerungen in der Schilddrüse bei hochgradiger Hämochromatose könnten diese Schilddrüsenerkrankung möglicherweise fördern, dies konnte jedoch bislang nicht bewiesen werden.
(Quellen: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18299688,
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2857452/ )

Wie die allermeisten diagnostizierten Frauen mit genetischer Hämochromatoseneigung hast Du KEINE hochgradige Eisenüberladung, daher kein Risiko für manifeste Organschäden und Eisenablagerungen in die Schilddrüse sind unwahrscheinlich. Zuerst lagert sich bei erblicher HFE-Hämochromatose das überschüssige Eisen in der Leber ab, erst wenn die Leber mit Eisen übervoll ist, sucht sich der Eisenüberschuss andere Depots wie z.B. die Schilddrüse.

Eisenmangel kann vermutlich schon bei milder Ausprägung die Schilddrüsenfunktion stören.
(Quelle: edoc.ub.uni-muenchen.de/10485/1/Lorenz_ ... hannes.pdf )
Geringgradige Eisenüberladung hingegen führt wohl nicht zu Störungen der Schilddrüsenunktion. (Stand der mir bekannten Untersuchungen.) In 2 Studien fand man bei der Häufigkeit von Schilddrüsenunter-oder S.überfunktion keinen Unterschied zwischen C282Y Homozygoten und Kontrollgruppe.
(Quelle: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3349544/ )
Bei einer älteren Studie von 1983 hatten alle homozygoten Frauen eine normale Schilddrüsenfunktion, wohingegen man bei Männern mit erblicher Hämochromatose, wahrscheinlich aufgrund deutlich hochgradigererer Ausprägung der Eisenüberladung, Schilddrüsenerkrankungen 80 mal häufiger als bei der Allgemeinbevölkerung fand.
(Quelle: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6625774 )

Ist die Diagnose Hashimoto gesichert oder vermutest Du das nur?
(Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine real existierende Erkrankung, die aber wie Borreliose und ADS mitunter unseriös als "Mode-Diagnose" missbraucht wird. Gerade bei diesbezüglichen Internetforen ist Vorsicht geboten. Sei am Rand erwähnt.)
Ich würde für solch deutliche und vielfältige Beschwerden, wie Du sie schilderst, als erfahrener Hämochromatose-Laie :wink: nicht (allein) diese ersten zwei Aderlässe dafür verantwortlich machen. Sondern ich würde die Beschwerden dem Arzt schildern und vielleicht könnten sie zumindest teilweise mit Deinen Angstattacken bei den Aderlässen in Zusammenhang stehen. Das kann aber nur Dein Arzt beurteilen.
Wie gesagt, Angststörungen sind ebenso ernst zu nehmen wie Erkrankungen körperlichen Ursprungs. Daher gehören psychische Störungen genauso fachmännisch diagnostiziert und behandelt wie eine Hashimoto-Thyreoiditis oder eine Hämochromatose.

Liebe Grüße

Lia
Bine45
Frischling
Frischling
Beiträge: 8
Registriert: Do 29. Nov 2012, 19:59

Re: Hashimoto und Hämochromatose

Beitrag von Bine45 »

Danke Lia,
du hast das sehr gut erklärt...
Die Diagnose Hashimoto steht fest.
Morgen muss ich wieder zum AL... Mein Wert ist schön gesunken. Bin mal gespannt, wie der Wert bei meinem Sohn aussieht. Beim letzten mal war er ziemlich depri, weil der Wert leicht angestiegen ist.
L.Gr. Sabine
Benutzeravatar
wolle
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 4768
Registriert: Mi 6. Jul 2005, 18:48
Wohnort: Zu Hause

Re: Hashimoto und Hämochromatose

Beitrag von wolle »

Hallo Sabine,

schön das Du Dich hier wieder gemeldet hast, - und alles Gute für den AL, ggf. auch für Deinen Sohn!

Gruß

Wolle :hallo
LG Wolle
Mein HC Tagebuch: http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=83&t=352



Meine Daten:
Heteor H63D; Ferritin 1160/Transferin 289/ -sättigung 49%/ Eisen 35,4(2005) - Diabetes (09.2012) -
Abstinent (ab 2010 ) - Nichtraucher (auch schon ganz schön lange ) jetzt Erhaltungs-AL´s ( 56 / 25275 [gesamt Al / ml.] )
Stand: 12.2016
Antworten