Artikel von heute in Spiegel-online "Spurenelement: Ist Eisenmangel der Grund für meine Müdigkeit?"
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagno ... 91018.html
Mein Senf dazu: Dachte zuerst: wieder einer dieser Artikel zu Eisenmangel, bei denen mich regelmäßig eine Wut packt, weil sie Menschen dazu verleiten, jedes unspezifische Symptom als Eisenmangel zu deuten und sich in der Apotheke mit den Eisenprodukten zu versorgen nach dem Motto "viel hilft viel".
Aber nein. Kein Grund zum Wettern. Es wird auf die Gefahren von Eisenüberladung und auf Hämochromatose hingewiesen. Sogar die Hälfte das Artikels handelt darüber. Vermutlich deswegen, weil die Fachperson des Artikels Dr. Nielsen von der Eisenstoffwechselambulanz am UKE Hamburg ist. (Bei dem einige Hämochromatose-Betroffene hier im Forum in Behandlung sind und der beruflich sowohl mit Eisenmangel als auch mit Eisenüberladung zu tun hat.)
Fragt man sich, warum die Autorin nicht einen passerenden Titel gewählt hat, in dem Eisenüberladung vorkommt. Aber gut.
Den letzten Satz verstehe ich zwar nicht, weil auch die von ihm genannten übergewichtigen Menschen Eisenüberladung bekommen können, bei denen Aderlässe zu einer Verbesserung der Leberfunktion beitragen. Das wäre schon eine Eisenüberladung, die man in der Literatur durchaus als eine leichtgradige erworbene Hämochromatose bezeichnet (aber das ist vermutlich wieder die Definitionsfrage zum Begriff "Hämochromatose".) Haben wir auch hier im Forum.
Auch die Schutzmechanismen bei leicht erhöhten Eisenwerten gefallen mir- so knapp abgehandelt - nicht ganz. Stimmt zwar, deswegen haben die allermeisten Menschen mit leicht erhöhten Eisenspeichern keine direkt eisenbedingten Probleme und Panik ist da sowieso nicht angesagt.
Das Risiko bei Hämochromatose-Betroffenen für eine direkt eisenbedingte Leberzirrhose steigt erst ab einem Ferritin >1000 ng/ml deutlich an. Aber Schutzmechanismen bei leicht erhöhtem Eisen können ausfallen und erhöhte Eisenreserven unter bestimmten Umständen (z.B. Infektionen) doch negativ wirken. Das ist vermutlich mit ein Grund, warum Hämochromatose-Patienten in der Eisenstoffwechselambulanz Hamburg in einem (im Vergleich zu anderen Patienten) eher in niedrigem Erhaltungsbereich gehalten werden.
Wie viel Eisen ist sicher gesund? Das ist Diskussionspunkt hier im Forum und bei Fachleuten und wird es wohl auch noch eine ganze Weile bleiben, weil wir derzeit noch nicht sicher wissen, welche Höhe an Eisenreserven im Körper immer völlig unschädlich ist.
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Bei Artikeln in der Massenpresse werden Zusammenhänge knapp und allgemeinverständlich erklärt. Aber die Autoren der Artikel können sich zumeist nicht in kurzer Zeit so tief in eine Materie einarbeiten, um sorgfältig darauf achten zu können, dass es bei der Vereinfachung und Verknappung nicht zu Missverständlichem oder Fehlern kommt, aber ich freu mich, dass wieder einmal in einem Massenmedium auf Eisenmangel UND Eisenberladung hingewiesen wurde.
Liebe Grüße
Lia
Artikel von heute zu Eisenmangel (und Überladung!)
Re: Artikel von heute zu Eisenmangel (und Überladung!)
Hallo Lia,
ich geb auch mal kurz meinen Senf dazu. Wenn ich falsch liege, weiss ich auch nicht.
Die noch gesunden Leberzellen erhalten dann aber dieses frei gewordene Eisen wieder über das Blut zurück, müssen es rausfiltern und einlagern. Das wäre im Prinzip ein Umlagerungsprozeß von Eisen aus nicht mehr funktionierenden Zellen in noch gesunde Zellen.
Dazu kommt das Eisenrecycling beim Blutzellenabbau, was auch verstoffwechselt werden muss.
lg
ich geb auch mal kurz meinen Senf dazu. Wenn ich falsch liege, weiss ich auch nicht.
Ich habe dazu gelesen, dass bei Zellumbau in der Leber (egal ob F-Leber, Nash, Fibrose, Zirrhose) das gespeicherte Eisen aus den Zellen wieder freigesetzt wird und die Blutwerte ansteigen.Lia hat geschrieben: Den letzten Satz verstehe ich zwar nicht, weil auch die von ihm genannten übergewichtigen Menschen Eisenüberladung bekommen können, bei denen Aderlässe zu einer Verbesserung der Leberfunktion beitragen. Das wäre schon eine Eisenüberladung, die man in der Literatur durchaus als eine leichtgradige erworbene Hämochromatose bezeichnet (aber das ist vermutlich wieder die Definitionsfrage zum Begriff "Hämochromatose".)
Die noch gesunden Leberzellen erhalten dann aber dieses frei gewordene Eisen wieder über das Blut zurück, müssen es rausfiltern und einlagern. Das wäre im Prinzip ein Umlagerungsprozeß von Eisen aus nicht mehr funktionierenden Zellen in noch gesunde Zellen.
Dazu kommt das Eisenrecycling beim Blutzellenabbau, was auch verstoffwechselt werden muss.
Das würde erklären, warum mir mein Super-Doc erklärt hat, dass ich ein 3faches Risiko für Lebererkrankungen auch ohne extremen Ferritnwert habe und ich alles mögliche und unmögliche unbedingt (ver)meiden soll, was ein zusätzliches Risiko für die Leber sein könnte.Lia hat geschrieben: Aber Schutzmechanismen bei leicht erhöhtem Eisen können ausfallen und erhöhte Eisenreserven unter bestimmten Umständen (z.B. Infektionen) doch negativ wirken.
lg