quantitative Bestimmung der Lebereisenlast

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
Antworten
Felix_82
Frischling
Frischling
Beiträge: 18
Registriert: Fr 30. Jan 2015, 10:24

quantitative Bestimmung der Lebereisenlast

Beitrag von Felix_82 »

Hallo zusammen,

ich habe nun meinen Befund der kürzlich durchgeführten, ergänzenden MRT Untersuchung der Leber zur quantitativen Bestimmung der Eisenlast vorliegen. Leider finde ich hierzu keinerlei Referenzwerte, wodurch das Ergebnis momentan nicht besonders aussagekräftig ist.
Die Beurteilung besagt:
[...]Die Quantifizierung zeigt eine moderate bis starke Eisenüberladung mit einem Wert von 280 (+/- 50) Mikromol pro Gramm Lebergewebe[...]

Habt ihr zum Vergleich evtl. auch solche Befunde vorliegen, bzw. könnt mir entsprechende Referenzwerte nennen?
Kann man den Wert grob in eine absolute Eisenmenge in der Leber umrechnen?

Viele Grüße,
Felix
Benutzeravatar
Konrad
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 205
Registriert: Sa 12. Mai 2012, 11:13
Wohnort: München

Re: quantitative Bestimmung der Lebereisenlast

Beitrag von Konrad »

Hallo Felix,

nach welchem Verfahren wurde der Lebereisenwert bei dir bestimmt?
Bei mir wurde die Methode Uni Rennes verwendet, die einen relativ großen Unsicherheitsbereich hat.
Es gibt eine Studie, die die Aussagekraft dieser Methode untersucht hat:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20694471
Sie kommt zu dem Schluss, daß man bei einem LIC-Wert (liver iron concentration) von
1) unter 60 mikromol Fe/g Lebertrockengewicht eine Hämochromatose zu 100% (NPV) ausschließen kann.
2) über 170 mikromol Fe/g eine HC zu 100% (PPV) wahrscheinlich ist.
Blöderweise lag mein Wert natürlich dazwischen.

LG, Konrad
Felix_82
Frischling
Frischling
Beiträge: 18
Registriert: Fr 30. Jan 2015, 10:24

Re: quantitative Bestimmung der Lebereisenlast

Beitrag von Felix_82 »

Hallo Konrad,

es handelte sich bei meiner Messung ebenfalls um die Berechnung nach Universität von Rennes, Y. Gandon.
Ich vermute, dies wird in den meisten (kleineren) Klinken der Fall sein. Die Messungenauigkeit wurde ja auch mit +/- 50 angegeben..

Also ist so eine Untersuchung leider auch wieder nur als grober Anhaltspunkt anzusehen. :(
Trotzdem würde ich mich über eine Einschätzung zu meinem genannten Wert freuen. Liegt dieser im Rahmen für einen HHler in meinem Alter (32)?

VG, Felix
Benutzeravatar
Konrad
Alter Hase
Alter Hase
Beiträge: 205
Registriert: Sa 12. Mai 2012, 11:13
Wohnort: München

Re: quantitative Bestimmung der Lebereisenlast

Beitrag von Konrad »

Hallo Felix,

alles was ich jetzt sage unter dem Vorbehalt, daß ich kein Arzt bin und lediglich die Literatur studiert habe, die im Internet verfügbar ist.
Wenn der LIC-Wert (280 mikromol Fe/g) stimmt, dann liegt schon eine deutliche Eisenlast vor, wie auch dein Befund sagt (moderat bis stark).
M.E. ist dein niedriger Transferrinwert eine Bestätigung des Befunds; deine Erythropoese kann auf jede Menge lokalen Eisens zugreifen.
Der gesunde Erwachsene hat einen LIC-Wert zwischen 10 und 36 mikromol Fe/g.
Die Literatur tut sich schwer, sich auf einheitliche Schwellen zu einigen.
Rennes klassifiziert die Eisenlast bis 150 mikromol Fe/g als mild, 150 bis 300 moderat, und über 300 als schwer.
Wenn keine anderen chronischen Lebererkrankungen vorliegen, soll sich eine Leberzirrhose ab einem Wert von 400 mikromol Fe/g bilden.
Es gibt sehr vorsichtige Ärzte, die sagen, daß bei einer Fettleber (NAFLD) schon bei einem Ferritinwert von 1,5x den oberen Normalwert (60 mikromol Fe/g) eine Fibrose beginnen kann. Vermutlich spielen da noch andere Faktoren eine Rolle.

Es gibt eine ganz interessante Studie, die versucht eine Schwelle zwischen niedrig-gradiger (1 u. 2) und hoch-gradiger Fibrose (3 u. 4) zu definieren (4 ist dann schon Zirrhose):
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15784029
Die Unterscheidung ist daher wichtig, weil die Fibrosegrade 1 und 2 noch als umkehrbar gelten.
Die Schwelle ist vom LIC- bzw. HIC-Wert und dem Alter abhängig und liegt bei 479745 (mikrogram/g) x jahr. Wenn man das umrechnet, dann ergibt das 8590 (mikromol/g) x jahr und bei 32 Jahren eine Schwelle von etwa 268 mikromol/g. Demnach stände deine Fibrose gerade auf der Kippe, aber das ist natürlich nur Statistik.

Was sagt die Sonographie?
Wenn du Gewißheit über den Fibrosegrad deiner Leber haben willst, würde ich eine Elastographie (Fibroscan) machen lassen. Andererseits dürfte dies an der Therapie, daß man mit Aderlässen die Eisenkonzentration herunterbringen muß, nichts ändern.

LG, Konrad

Ergänzt: Olynyk-Studie
Antworten