Hallo Henry, nun komme ich dazu, meinen Beitrag zu schreiben. Du hast viele Punkte angesprochen und dazu Fragen gestellt, die recht komplex sind. Daher bekommst Du jetzt einen Rundumschlag

von möglichen Ursachen für dauerhafte Ferritinerhöhung und Wahrscheinlichkeiten. Langer Text
Allgemein: Ursachen für dauerhafte Ferritinerhöhung:
1
Lebererkrankung, Metabolisches Syndrom, Adipositas, Mangelernährung?
Ultraschall des bauchraums nach sturz : leber leicht vergrößert, ohne bindegewebliche Umformungen, keine Fettleber.
FLI 20 = Fettleber unwahrscheinlich, Leberwerte normal
Wenn kein Hinweis auf deutliche Leberschädigung und kein metabolisches Syndrom vorliegt, Fettstoffwechsel normal ist, Normalgewicht und keine Adipositas oder extreme Mangelernährung besteht, (letztere können ohne Leberschaden zu Ferritinerhöhung führen) gesunder Lebensstil vorhanden ist, ist Ferritinerhöhung durch Lebererkrankung oder metabolisches Syndrom unwahrscheinlich.
2
Eisenüberladung?
Erbliche Eisenüberladung? Wenn Transferrinsättigung normal,
besteht kein Hinweis auf erbliche Hämochromatose Typ 1 (häufigste Form)
Erbliche Eisenüberladung mit niedriger Transferrinsättigung gibt es wie folgt z.B. (sehr selten):
-Hämochromatose Typ4a macht meist keine Symptome und Aderlässe sind eher nicht angeraten, zumal sie auch nicht gut vertragen werden bei Typ4a. Erbgang ist autosomal-dominant.
-Aceruloplasminämie macht neben einem Diabetes weitere schwere Symptome, so eine Ursache fällt bei einem sich gesund fühlenden Menschen im Alter von mit 72 Jahren weg.
-Hyperferritinämie-Katarakt-Syndrom wäre noch eine seltene Erklärung für hohes Ferritin mit unauffälliger Transferrinsättigung und dem Aufreten von grauem Star, aber ohne Eisenüberladung der Leber. Erbgang ist autosomal-dominant.
-Benigne Hyperferritinämie ohne Katarakt macht keine Krankheitszeichen und ist ebenfalls sehr selten. Erbgang ist autosomal-dominant.
Erworbene Eisenüberladung?
Ernährungsbedingte Eisenüberladung und Eisenüberladung durch Eisensupplemente
Langjähriger Weinkonsum könnte m.E. eine Rolle bei dauerhaft erhöhtem Ferritin spielen. Im Rotwein sind zwar reichlich Polyphenole enthalten, Stoffe, welche die Aufnahme von Eisen pflanzlicher Herkunft hemmen, aber Alkohol kann die Eisenaufnahme aus dem sehr eisenhaltigen Rotwein erhöhen. Meiner Erfahrung nach - auch hier aus dem Forum- haben Rotweintrinker, die über viele Jahre regelmäßig Wein trinken, selbst auch in recht moderatem Maß und ohne Leberschaden, ein höheres Ferritin als z.B. Hämochromatose- Patienten ohne solchen Rotweinkonsum.
-Aderlass bei Hyperferritinämie bei Diabetes? Aderlässe könnten mehreren Studien zufolge die Insulinsensitivität erhöhen, es zeigte sich, dass bei Probanden die Veränderung der Insulinsensitivität auch noch 1 Jahr nach den Aderlässen anhielt. Ein paar vorsichtige Aderlässe wären also vielleicht einen Versuch wert, wenn Dein Allgemeinbefinden gut ist und der Hb ok, allerdings ist reine Laborkosmetik Quatsch, nur einen Wert herunterbringen zu wollen, ohne darin einen Nutzen zu suchen. Das wäre also mit dem Arzt zu diskutieren, Die Studien könnte ich bei Bedarf nennen.
3
Diabetes (Gehört eigentlich teilweise mit zum ersten Stichwort 1 oben zu Metabolisches Syndrom..)
Hohes Ferritin gilt als Risikomarker für einen Diabetes und kommt bei Diabetes nicht selten vor. Ursachen sind m.W. noch nicht letztlich erforscht.
Die Korrelation der Höhe des Serumferritins mit HbA1c zeigte in Studien den Hinweis, dass die Blutzuckereinstellung oder eine Fehlregulation der glykämischen Kontrolle das Serumferritin durch entzündliche Prozesse oder oxidativen Stress oder eine Kombination aus den beiden beeinflussen, da beide eine wichtige Rolle bei der Entstehung von DM Typ2 spielen könnten. (Quelle für letzten Satz, den ich aus dem Englischen übersetzt habe:
http://www.ijcbr.com/serum-ferritin-and ... -mellitus/ (aus volltext pdf)
Serumferritin ist bei Diabetikern Studien zufolge höher als in Kontrollpersonen und Serumferritin steht in einer positiven Korrelation mit der zunehmenden Dauer des Diabetes. Zudem zeigte eine Studie mit schlecht eingestellten Diabetespatienten, dass Serumferritin erhöht war, so lange der Blutzucker nicht gut reguliert war.
4
Maligne Erkrankung? Tumor?
Wenn Allgemeinzustand bis auf Diabetes altersentsprechend hervorragend ist, bisher keine hinweisgebende Laborwerte festzustellen sind, schließt das einen Tumor natürlich nicht aus, aber eine Hyperferritinämie kann sich auch durch früheren langährigen Rotweinkonsum und einen vorhandenen Diabetes m.E. wohl bereits vollständig erklären.
Krebserkrankungen mit hohem Ferritin sind oft hämatologisch z.B. akute Leukämie. Hohes Ferritin sieht man auch bei Leber-und Pankreaskrebs und weiteren Krebserkrankungen. Hierzu würde ich mit dem Arzt Rücksprache halten, der Dich, Deinen Gesundheitszustand und Deine Laborwerte kennt.
5
Nierenerkrankungen?
Nierenwerte vermutlich ok?
6
Rheuma oder andere entzündliche Erkrankungen?
Wenn kein Hinweis auf entz. Rheuma, Crp unauffällig, keine Rheumaschub erkennbar, hat eine Ferritinerhöhung andere Ursache. (Was für ein Lupus wurde ausgeschlossen, SLE? Das würde man merken, wenn man einen aktiven SLE-Schub hat, nicht nur an hohem Ferritin und anderen auffälligen Laborwerten, sondern an massiven körperlichen Beschwerden. Das Vorliegen eines SLE wurde bei Dir untersucht, aber nicht bestätigt. Auch andere Rheuma-Erkrankungen wie z.B. die von Dir genannten Kollagenosen können entzündungsbedingt oder durch Anämie chronischer Erkrankung hohes Ferritin machen, aber da es vermutlich keinen Hinweis auf eine rheumatische Erkrankung gibt, da es Dir gesundheitlich gut geht, wird der Arzt vermutlich andere Ursachen naheliegender finden. Ferritinwerte sind da übrigens nicht extrem hoch. Das ist nur bei speziellen rheumat. Autoimmunerkrankungen wie Morbus Still so und dann hinweisgebend auf die Erkrankung.)
7
Anämie chronischer Erkrankung, andere Anämien mit erhöhtem Ferritin
(Nur) Wenn eine Anämie besteht, ist an eine der folgenden erworbenen oder erblichen Ursachen zu denken:
Eisenbefundtabelle
http://www.med4you.at/laborbefunde/lbef ... abelle.htm
Hinweis: Die Zahlen 1-7 sind nicht nach Häufigkeit der Ursache geordnet, sondern dienen nur der besseren Orientierung, es gibt sicher auch noch weitere mögliche Ursachen, aber das ist schon mal eine Menge
Deine Fragen:
Hämochromatose: ? Sättigung spricht erstmal dagegen. Aber: gibt ja auch andere formen.... ? siehe 2
Ermittelt werden muß wieder das serum-eisen, denn bei Tumor müßte es nach unten gehen bei HC nach oben, oder? Bei Tumoranämie geht Serumeisen runter. Aber nicht zwangsläufig ist Serumeisen niedrig bei hohem Ferritin durch ein Tumorgeschehen. Hohes Ferritin durch Tumor ist nicht gleichbedeutend mit Tumoranämie.
Allgemeine fragen:
- Kann man von einer gleichbleibenden Entwicklung des Ferritinwertes ausgehen, dh. zurückrechnen? Entstehung? Bei den drei Messungen des Ferritins ergibt sich bei Dir ein Trend nach oben. Man kann aber nicht zurückrechnen, zumal wenn nicht klar ist, was das hohe Ferritin verursacht. Am ehesten noch könnte man rechnen, wenn jemand erbliche Hämochromatose hat, wie viel pro Monat ungefähr an Eisen im bisherigen Leben aufgenommen wurde bei gleichbleibender Ernährung, abzüglich besonders eisenverbrauchender Faktoren etc. aber auch das lässt sich nicht wirklich berrechnen und ergibt m.E. keinen praktischen Nutzen.
- Bei einem Tumor soll ja das Ferritin erklärbar sein durch den zellabbau und das damit freigesetzte Ferritin. Und das niedrige Eisen durch den verbrauch beim Wachstum???
Entzündliche Vorgänge setzen Ferritin frei, so auch entzündliche Vorgängen bei Tumoren. Zudem können Tumore vermehrt Ferritin bilden und freisetzen, z.B. produzieren die Leukozyten von Patienten mit akuter Leukämie 4 mal mehr Ferritin als Leukozyten gesunder Personen. Dies sind aber komplexe Vorgänge und vermutlich gibt es mehrere Faktoren bei Tumoren und malignen Erkrankungen, insbesondere in fortgeschritteneren Stadien, die zusammen ein hohes Serumferritin ergeben.
- Gibt es ernährungsbedingte gründe für hohes Ferritin. z.b. habe ich aus Unerfahrenheit mit lchf extrem!!! viel fett gegessen, das ja in der leber zu ketonkörpern umgeandelt werden muß.... gibt es sowas wie überlastung er leber?? Ja gibt es, aber vermutlich wird Dein Arzt Deine Leber aktuell bis auf den kleinen Befund als ziemlich fit beurteilt haben, oder?
-Macht es sinn, einen diagnostischen aderlaß zu machen neben dem tumorausschluß? Meine Überlegung: Falls HC ist das ja noch der anfang, nach unterschiedlichen berichten beginnt organschädigung bei 800 - 1000. siehe 2
Kurzum: Diabetes und langjähriger Rotweinkonsum könnten aus meiner Sicht bei einem Mann von 72 Jahren ein dauerhaft hohes Ferritin von ca 800 ng/ml ausreichend erklären. Das schließt das Vorhandensein eines Tumor- /malignen Geschehens natürlich nie aus. Hier halte ich eine Rücksprache mit dem Arzt für sinnvoll, ebenso zu Deiner Frage, ob ein paar vorsichtige Aderlässe bei DIabetes sinnvoll sein könnten oder nicht. Man kann feststellen, ob Deine Leber eisenbeladen ist, dazu braucht man heute keine Leberbiopsie mehr, es gibt schonende Methoden. Auch hierzu kannst Du Deinen Arzt befragen.
Hoffe, ich konnte als Laie mit Hintergrundinfos etwas weiterhelfen, konkret kann das nur der Arzt beurteilen.
Berichte doch mal, wie es bei Dir weitergeht!
Liebe Grüße
Lia