Hallo Christiane,
danke Dir und Sprotte für den Link.
Für die nicht englisch sprechenden Mitleser gebe ich mal eine Inhaltsangabe zum Thema.
In dem Link der Englischen Hämochromatose Vereinigung (Haemochromatosis Society UK) steht, was Prof. Brissot sagte.
Prof. Brissot von der Universität Rennes in Frankreich ist ein ausgewiesener Experte in Sachen Hämochromatose.
Er weist auf die Wichtigkeit des Laborwertes Ferritin hin. Und auch die Transferrinsättigung ist wichtig für die Diagnostik bei Hämochromatose, weil Serumferritin auch durch andere Ursachen als Eisenüberladung erhöht ausfallen kann (Metabolisches Syndrom, Alkoholmissbrauch und Infektionen bzw.entzündliche Prozesse).
Serumferritin reflektiert das hauptsächlich in der Leber eingelagerte Speichereisen.
Ferritin ist das Protein für die Einspeicherung von Eisen. Die Transferrinsättigung hingegen ist das Protein, welches für den Eisen-Transport zuständig ist. Prof.Brissot nimmt ein Schiff als Bild dafür, (Ich habe das immer mit einem Lastwagen verglichen...

Egal, welchen Transporter man nimmt: Ist der Transporter mit Eisen übervoll, kann nicht mehr alle Eisenladung sicher transportiert werden) Ungebundenes, "ungesichertes" Eisen ist giftig und führt zu den Schäden der Hämochromatose.
Während der intensiven Phase der Aderlässe, wenn die Körpereisenspeicher noch klar eisenbeladen sind, ist die Transferrinsättigung nicht so erheblich, aber gegen Ende der intensiven Phase sinkt die Transferrinsättigung und wird dann laut Prof. Brissot wieder ein wichtiger Eisenparameter.
In der Erhaltungsphase, nachdem die überschüssigen Eisenspeicher erfolgreich entleert und nur noch Erhaltungsaderlässe notwendig sind, um die Eisenbalance zu erhalten, wird die Transferrinsättigung relevant, weil Werte von 75% und höher enzeigen, dass Eisen wieder aus der Balance geht und das System wieder Eisen lädt. Hier ist Herr Prof.Brissot der Ansicht, dass Serumferritin unter 50 ng/ml gehalten werden soll und die Transferrinsättigung unter 50%. Das bezeichnet er als die 50/50 Regel.
Die Hämochromatose-Vereinigung in Großbritannien schreibt, dass die Mitglieder der Vereinigung und auch andere Hämochromatose-Patienten die Klarheit in dieser Regel schätzen werden und viele behandelnde Ärzte nicht um die Relevanz der Transferrinsättigung wissen und nicht immer die Testung regulär vornehmen wollen. Zudem gäbe es Berichte, dass einige Patienten mit hoher Transferrinsättigung weiter ernste Symptome aufwiesen, auch wenn das Ferritin sehr niedrig sei.
Mein Senf dazu: Das ist alles natürlich stimmig und auch bekannt. Nur halte ich diese Regel für zu starr, auch wenn sie schön einfach ist. Sie birgt m.E. das Risiko, Betroffene mit niedrigem Ferritin in einen symptomatischen Eisenmangel zu bringen, wenn man vergisst, dass eine steigende Transferrinsättigung auch auf "iron avidity" hinweisen kann = "Eisengier" bei individuell zu niedrigem Ferritin bei zu vielen Aderlässen in der Erhaltungsphase in zu kurzer Zeit. Das sollte man m.E unbedingt vermeiden. (zu "iron avid" und zu "labil iron pool", ungebundenem Eisen bei Transferrinsättigung >70 % die habe ich ja in der Vergangenheit mehrfach gepostet und auch in den Leitlinien einen Exkurs reingeschrieben.) Außerdem glaube ich, dass man auch mit einem höheren Ferritin in der Erhaltungsphase gefahrlos gut fahren kann, so empfehlen die Leitlinien einen Rahmen von dauerhaft Ferritin 50-100 ng/ml, auch wenn einzelne Ärzte auch niedrigeres Ferritin empfehlen. Wie bereits geschrieben, hängt m.E. das individuell ideale Ferritin/Transferrinsättigung von individuellen Gegebenheiten, dem Ausmaß der Eisenüberladung zu Diagnosezeitpunkt und von der Expertise des behandelnden Arztes ab.
Die Berichte, nach denen Patienten mit höherer Transferrinsättigung weiter über ernste Probleme klagen, können so stimmen, aber evtl auch durch Eisenmangelsymptome (Müdigkeit, Erschöpfung)= einem tatsächlich schlechteren Gesundheitszustand, oder aber auch durch das Wissen einer nicht idealen Transferrinsättigung (Nocebo-Effekt)= einem gefühlt schlechteren Gesundheitszustand bedingt sein. Klar ist, eine dauerhaft hohe Transferrinsättigung ist nicht gut und sollte vermieden werden.
@Christiane, kannst Du Sprotte mal fragen, ob Brissot da was erwähnt hat von "iron-avid"?
@

Caro Kunozerus:
Wie hoch waren Ferritin und Transferrinsättigung vor dem letzten Aderlass?
Wurde zu ungefähr geichen Uhrzeit Blut abgenommen, jeweils nüchten?
Wenn vor dem letzten Erhaltungsaderlass Ferritin höher, aber Transferrinsättigung niedriger war, so würde ich, wären es meine Werte, jetzt erstmal keinen Aderlass machen. Würde abwarten, ob die Transferrinsättigung mit etwas steigendem Ferritin wieder sinkt. So würde man das Risiko von Eisenmangelsymptomen vermeiden.
Liebe Grüße Lia