Wer weiss Rat?

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sine
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Wer weiss Rat?

Beitrag von sine »

Meine Lieben!
Mein Anliegen ist etwas ungewöhnlich,aber ich glaube,ein paar unter euch sind begnadete Erzieher :wink:
Folgendes:Ich bilde im Moment meinen 4.Lehrling in Folge aus,Lehrzeit jeweils 4 Jahre.Ich habe schon vieles erlebt,wenn ich kein Verständnis habe,versuche ich jeweils,mich in dieses Alter zurückzuversetzen.
Unterdessen sind meine eigenen Kinder auch Teenager,ich sollte also up to date sein mit deren Verhaltensweise.
Mein Problem:Die jetztige Lehrtochter(16 J.)hat jetzt das 1.Lehrjahr durch.
Ihre Art ist,sagen wir mal,nervtötend.
Das Kind hat ein dermassen übersteigertes Selbstbewusstsein,dass es nicht zum Aushalten ist.Sie hat kein Gespür für die Stimmung ihres Gegenübers,kritisiert uns und gibt Verhaltenstips,es ist schwer zu beschreiben.Sie kann nicht unterscheiden,wann die Zeit zum Plaudern ist und wann die Zeit zum konzentriert arbeiten ist.Gegen Hinweise,dass sie im Moment stört,ist sie immun.Nach dem 1.Lehrjahr hatte man ein Gespräch,in dem mein Chef und ich diese Punkte zur Sprache gebracht haben.Kein Erfolg.
Niemand hat mehr Lust,mit ihr zusammenzuarbeiten und der Zeitpunkt naht,an dem jemandem der Kragen platzt.
Ich bin überzeugt,dass es eine pädagogisch geschicktere Methode gibt,als einen kräftigen Zusammensch...!
Aber wir stehen total auf dem Schlauch und kommen nicht darauf.Oder sind wir zu zimperlich(ihre Mutter ist vor 1/2 Jahr gestorben)?
Wenn ihr den einen oder anderen Tipp loswerden möchtet,bin ich euch sehr dankbar!!!
Eure genervte Sine :mies
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Manes
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Beitrag von Manes »

Hi @ all,

kenne mich mit dem schweizer arbeitsrecht nicht aus.
Sind disziplinarische Maßnahmen bei euch möglich??

Manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
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sine
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Beitrag von sine »

Keine Ahnung,ich musste mich bis jetzt noch nie mit solchen Massnahmen auseinandersetzen.Aber das ist sicher möglich.
Wir sind bei ihr natürlich zurückhaltender,wegen der Krankheit und dem Tod ihrer Mutter.
Könnte das sogar eine psychische Störung im Zusammenhang mit diesem
Schicksalsschlag sein?
Oder ist sie nur ein freches Gör,dem jemand Grenzen setzen muss?
Mein Chef hat übrigens 4 Kinder grossgezogen,längere Erfahrung mit Lehrlingen,ist aber auch ratlos.
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

Hallo, Sine!
Ich habe während meiner Tätigkeit als MTR auch Unterricht gegeben und war leitende Assistentin der Abteilung und damit Ausbildungsleitung, was die praktische Strahlentherapie anging. Nach meiner klitzekleinen Babypause von 9 Jahren habe ich Unterricht und Leitung abgegeben, aber so viel glaube ich sagen zu können: dieses Verhalten kann mit dem Verlust der Mutter sicher nicht erklärt werden, sondern hat auch charakterliche Gründe. Mag sein, dass der Tod der Mutter das Ganze verschärft. Ich würde aber andere psychische Reaktionen erwarten, bin aber blutiger (haha) Laie.
Ich würde ein Gespräch mit ihr führen, bei dem auch Kollegen dabei sind (allerdings ohne Tribunalcharakter), dabei noch einmal deutlich machen, dass es 5 vor 12 ist.
Falls das nicht hilft, könnte man (sie ist ja nicht volljährig) mit dem Vormund (Vater?) sprechen, vielleicht dringt der zu ihr durch.
Parallel würde ich mich erkundigen, ob man ein Lehrverhältnis auf Grund solcher unüberbrückbarer Gegensätze beenden kann. Wie ist sie denn in der Berufsschule? Oder gibt es das bei Euch nicht?
Bei uns stellt sich manchmal die Frage, ob man einen Examenswackelkandidaten irgendwie durchschleusen oder lieber an die armen Patienten denken soll, die von so jemand Unfähigem dann später vielleicht falsch behandelt würden....
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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sine
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Beitrag von sine »

Hallo,danke,dass ihr eure Gedanken dazu mitteilt.
Fachlich ist sie eben gut,sie begreift rasch und macht gute Noten in der Berufsschule.
Der Vater kennt nur seine Arbeit,er ist völlig überfordert mit seinen 2 Töchtern,die er jetzt plötzlich erziehen soll.
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wolle
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Beitrag von wolle »

Hi Sine,

habt Ihr kein Einzelbüro oder Abstellkammer .... - genannt Strafversetzung!
Oder mal im gemeinsamen Gespräch mit Chef, - Ihr mal klar machen, das das so nicht geht ....

Ich kann mir das schon recht nervig vorstellen, bin selbst eher ruhig, und brauche für meine Arbeit diese auch, - und da ich sensibel bin kriege ich schon mal bzw. oft das gekiecher aus dem Nachbarbüro mit, - dann gibts erst mal eine superdringliche E-Mail, mit entsprechenden Vermerk, oder ich schlage fast die Wand ein, - und wenn das nicht hilft, muss ich meinen Faulen A..... bewegen und ins Nachbarszimmer gehen.... dort sitzen echt 2 Schnattertanten.... durch unser gesamtheitlich Situation ( von 900 Ma ca. 700 entlassen, ist unser Verwaltungsgebäude zu groß für den verbleibenden rest, unsere Abtlg. von 100 Leuten, geschrumpft auf 20, - ziehen wir mal wieder um, und mein Pech wird sein, das ich aus meinem Einzelbüro mir wohl ein Büro mit den 2 Schnattertanten teilen darf .... - wenn ich dann noch die Arbeit habe!!!

:au
LG Wolle
Mein HC Tagebuch: http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=83&t=352



Meine Daten:
Heteor H63D; Ferritin 1160/Transferin 289/ -sättigung 49%/ Eisen 35,4(2005) - Diabetes (09.2012) -
Abstinent (ab 2010 ) - Nichtraucher (auch schon ganz schön lange ) jetzt Erhaltungs-AL´s ( 56 / 25275 [gesamt Al / ml.] )
Stand: 12.2016
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Lia
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Beitrag von Lia »

Hallo,
Das Kind hat ein dermassen übersteigertes Selbstbewusstsein,dass es nicht zum Aushalten ist.Sie hat kein Gespür für die Stimmung ihres Gegenübers,kritisiert uns und gibt Verhaltenstips,es ist schwer zu beschreiben.Sie kann nicht unterscheiden,wann die Zeit zum Plaudern ist und wann die Zeit zum konzentriert arbeiten ist.Gegen Hinweise,dass sie im Moment stört,ist sie immun.Nach dem 1.Lehrjahr hatte man ein Gespräch,in dem mein Chef und ich diese Punkte zur Sprache gebracht haben.Kein Erfolg.
Niemand hat mehr Lust,mit ihr zusammenzuarbeiten und der Zeitpunkt naht,an dem jemandem der Kragen platzt.
Ich bin überzeugt,dass es eine pädagogisch geschicktere Methode gibt,als einen kräftigen Zusammensch...!
Hab zwar pädagog. Erfahrung, aber kenne mich da auch nicht aus- anderes Berufsfeld- Ich würde, wie Birgitta schon sagt, mich an eurer Stelle im Hintergrund erkundigen, welche rechtlichen Möglichkeiten und ob es fachlich versierte Ansprechpartner zu diesem Problem gibt- keine Ahnung ob es so was gibt, ich habe keine Lehrlinge.
Wenn da keine ratgebende Ansprechsstelle oder Person, dann würde ich wohl so vorgehen
Wenn Ihr wißt, wie die Möglichkeiten aussehen:
Gespräch mit Dir, Deinem Chef und dem Lehrling.
wie Birgitta schon sagt, ohne Tribunalcharakter.

-sagen, daß Ihr fachlich mit ihr zufrieden seid.
- daß sie aber momentan nicht die über die nötige soziale Kompetenz verfügt, um in einem Team arbeiten zu können, dies aber erforderlich ist, und zwar nicht nur für die hießige Lehre sondern für das gesamten Berufsleben.
-fragen, ob sieselbst bemerkt, daß sie mit ihrer Art aneckt. Ob sie sich selbst unwohl fühlt mit der momentanen Situation.
Ob sie Interesse hat, daran etwas zu ändern, was aber heißt an sich- (Erwerb sozialer Kompetenz) zu arbeiten.
Wenn sie das will, bekommt sie von Euch als Leherenden Unterstützung.
Weil ihr Ihr ZUTRAUT, daß sie das lernen kann.
(Im Vertrauen bzw Einzelgespräch fragen, ob sie Probleme hat, die sie zu so einem Verhalten bringen, wenn Ihr den Eindruck habt, daß da mehr dahinter steckt als nur eine momentane spätpubertäre Haltung
(Tod der Mutter, Probleme mit dem Vater, die durch Tod der Mutter jetzt verstärkt werden oder behandlungsbedürftige tieferliegende psych. Störung.) ggbfalls Hilfestellung anbieten, psych. Beratungsstelle nennen o.ä.

Ihr sagen, daß ihr derzeitiges Verhalten nicht akzeptabel ist und sie sich dadurch selbst das (Berufs)leben schwer macht. So es nicht weitergehen kann.
Wenn sie daran nichts ändern MÖCHTE, dann sähe der Betrieb sich leider gezwungen, sie nicht weiter zu beschäftigen.

Würde also deutlich die GRENZEN zeigen und mitteilen, daß die Grenzen bzw Regeln zum sozialen Miteinander von ihr überschritten werden und ihr momentanes Verhalten nicht tolerabel ist.
Hilfestellung anbieten, wenn sie WILLENS ist, entspr.soziales Verhalten zu lernen.
Ihr ganz klar zu erkennen geben, wann so ein "unsozialer Moment" ist, der allen das Leben schwer macht. Dabei Hilfestellung bieten, wie es besser geht.
klar die Grenzüberschreitung mitteilen, und zwar dann, wenn es gerade passiert. Nicht erst eine Woche später....
Dabei muß sicher sein von Eurer Seite, daß sie Euch als Verantwortliche (u.a. die Androhung von Verlust der Lehrstelle bei dauernder Grenzüberschreitung) ERNST nimmt.
LOB, wenn sie Fortschritte macht, auch kleine positive Signale ihrerseits verstärken durch entsprechend freundliche Reaktion.
HILFE anbieten, für Situationen, in denen sie nicht weiß, wie sie sich verhalten soll. Klasse wäre, wenn sie so viel VERTRAUEN faßt, daß sie Euch um Rat frägt, in potentiellen Konfliksituationen.

Ist n bischen konfus geschrieben, mehr fällt mir auf die Schnelle auch nicht ein. Viel Erfolg!

Liebe Grüße
Lia
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

Das könnte Sine sich ausdrucken und als roten Faden mit in´s Gespräch nehmen.
Echt spitze, Lia. :danke
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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sine
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Beitrag von sine »

Aber hallo!
Es war echt hilfreich,eure Beiträge zu lesen!Es war schon gut,dass ich es mal aufgeschrieben und dann wie aus Distanz betrachtet habe.
:arrow: Mir ist klargeworden,dass Duldung des Zustandes weder uns noch ihr dienlich ist.
Unser Team ist räumlich getrennt.Die kleine Filiale betreibe ich alleine und ich bilde sie dort aus.Da ich nicht 100% arbeite,ist sie den Rest der Woche im Hauptgeschäft.
Nach heutiger Rücksprache mit Chef und Mitarbeitern werde ich morgen mit ihr reden.
Lias Gedanken sind sehr klar und eine grosse Hilfe.Und die anderen Beiträge haben alle auf das selbe gedeutet:Uebertriebene Rücksichtnahme ist nicht angebracht.
Ich bereite mich auf das morgige Gespräch vor und mache mir noch ein paar Notizen.
Wolle wünsche ich,dass sein Alptraum nicht Realität wird... :nana
Nochmals herzlichen Dank an euch alle! :blumen
Sine
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sine
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Beitrag von sine »

Guten Tag allerseits.
Ich berichte kurz von meinem gestrigen Gespräch mit der Lehrtochter:
Das Wichtigste ist,das sie froh war,dass jemand mit ihr offen geredet hat.
Sie hat die Missstimmung im Team gespürt,aber wäre nicht darauf gekommen,dass es mit ihrem Verhalten zu tun haben könnte... :roll:
Ein Grund ist sicher ihre Unreife.
Erstaunlich ist,dass sie es als ihre Pflicht erachtet,ihre Mitmenschen auf deren Fehler aufmerksam zu machen!! :shock:
Ich habe ihr deutlich klar gemacht,dass dies in der Art nicht mehr toleriert wird und sie hat versprochen,sich zusammenzunehmen.
Sie ist sogar dankbar,wenn wir sie jeweils darauf hinweisen,wenn "es" passiert.
Sie ist sich auch des Nutzens dieser Erkenntnisse für ihr Privatleben bewusst.
Ich bin froh,dass es nun ausgesprochen ist,meine Mitarbeiter und der Chef auch.
So haben wir jetzt eine Grundlage.Wenn sie sich nicht an das Besprochene hält,werden wir als nächstes ihren Vater informieren.
So viel zu unserem Unterforum "Lebenshilfe",nochmals vielen Dank fürs Mitdenken.
Sine
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