Welcher Arzt ist zuständig bei HH?

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
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Lia
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Re: Welcher Arzt ist zuständig bei HH?

Beitrag von Lia »

Hallo Lisa,

bei genetischer Eisenüberladung steigen die Eisenreserven langsam an und recht stetig.
Serumferritin, wenn der Laborwert als Körpereisenanzeiger die Eisenreserven anzeigt, steigt langsam und eher stetig an, so nicht Eisen durch Aderlässe oder anderweitigen plötzlichen Blutverlust etc entzogen wird.

Wenn Serumferritin sich innerhalb sehr kurzer Zeit von ca 500 auf ca 1000 ng/ml erhöht, hat dies andere Ursachen als nur allein überschüssige Körpereisenreserven.
Denn Serumferritin zeigt an, wenn im Körper Ferritin aus Ferritin enthaltenem Gewebe (z.B. Leber, Knochenmark) freigesetzt wird und ist auch ein Entzündungsanzeiger bei Erkrankungen mit entzündlichen Prozessen.
Man sieht daher erhöhtes Ferritin im Rahmen verschiedener Erkrankungen. z.B. bei entzündlichen Erkrankungen, Infektionen, Lebererkrankungen, Tumorerkrankungen und Diabetes.

Wahrscheinlich ist Dein Ferritin im Zusammenhang mit Deinen Erkrankungen zu sehen.
Ich kenne Deine Laborzettel nicht, weiß nicht, ob weitere Laborparameter auffällig sind insb. Entzündungswerte (CRP) oder Leberwerte(GOT,GPT,GGT).

Du hast geschrieben, daß Hb und HKT hoch sind. Das kann verschiedene Ursachen haben, teils banale wie zu wenig Flüssigkeitszufuhr. Bei Menschen mit HFE-Hämochromatose sieht man aufgrund der hohen Eisenreserven häufig einen hohen Hb-Wert bei Diagnose, der sich dann nach Beendigung der intensiven Aderlaßtherapie auf niedrigerem Niveau als dem Ausgangsniveau stabilisiert. Aber auch das können wir von hier aus natürlich nicht beurteilen.

Dein Arzt wird nun abchecken, wie sich der sprunghafte Ferritinanstieg erklärt. Dies kann er u.a durch die Beurteilung Deines Gesundheitszustandes und Deiner Laborwerte.
Durch Eisenüberladung allein lässt sich der aktuelle Ferritinwert jedenfalls nicht erklären, da das Ferritin sprunghaft innert kurzer Zeit von 500 auf 1000 ng/ml auf das Doppelte gestiegen ist. Serumferritin als Anzeiger für Körpereisenreserven steigt eisenbedingt nicht sprunghaft aufs Doppelte an, es sei denn, man hat Eiseninfusionen bekommen.
Bei Menschen mit Hämochromatose sieht man zwar auch Sprünge, die haben dann in der Regel ebenfalls eine andere Ursache wie eine Leberschädigung, bei der Ferritin mobilisiert wird.

Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben, Du hättest durch das Eisen Deiner Kost den Ferritinwert verdoppelt. Das hat ganz sicher andere Gründe. Iss, was Dir schmeckt und Dir gut tut, da darf ruhig Eisen dabei sein. Muß natürlich nicht jeden Tag Lammsteak,Rinderleber usw sein, wäre eh nicht gesund, so viel rotes Fleisch und so :wink:

Konnte ich ein bischen aufklären? Mehr kann ich leider in Unkenntnis Deiner Laborwerte etc zu Dir nicht sagen. In jedem Falle sollte man mit Probeaderlässen bei Dir schonend vorgehen, auch wenn Hb hoch liegt. Kochsalzlösung ist gut und evtl sollte man weniger Blut abnehmen pro AL (Wie groß bist Du etwa, wie viel wiegst Du ungefähr?) und den AL im Liegen durchführen und eine Weile liegen bleiben nach dem AL.

Liebe Grüße

Lia
Lisa52
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Re: Welcher Arzt ist zuständig bei HH?

Beitrag von Lisa52 »

Hallo Lia

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Ich bin 59, habe etwas Uebergewicht (1,61 m/73 kg), davon ist aber viel Wasser, mein HA schätzt mind. 5 kg, wegen Oedemen im ganzen Körper (wohl wegen Hashimoto). Der AL wurde im Liegen gemacht und ich bin danach auch noch 1/2 h liegen geblieben, habe Kaffee und Wasser bekommen.

Der Hepatologe hat im Mai eine Leber-Sonografie gemacht > leichte Fettleber (kein Alkohol!), die Laborwerte schliessen eine autoimmune Lebererkrankung aus. ALAT (GPT) ist 62,0 IU/l (Ref.Wert 5-50).
Es liegt auch eine Insulinresistenz vor (Diagnose 2004). Bisher hatte ich den BZ aber ohne Medikamente im Griff. Seit Mai sind aber zu meiner Beunruhigung die Werte gestiegen. Ob das mit dem steigenden Ferritin einen Zusammenhang hat :frage

Das CRP war immer unauffällig, Rheumafaktoren auch. Eine Infektion habe ich auch nicht.

Du hast mir am 21. August geschrieben: "Hat der Arzt mal von einer Ferroportin-Mutation gesprochen?
Diesbezüglich würden Probeaderlässe keinen diagnostisches Ergebnis bringen, da man mit dieser Mutation Aderlässe meist nicht so gut verträgt."
Wie kann dieses "nicht vertragen" denn aussehen? Ich fühle mich seit dem AL am Freitag gar nicht gut: noch müder als vorher, dazu fast dauernd schneller Puls (um 100). Oder ist das bei euch auch so?



Liebe Grüsse
Lisa
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BirgittaM
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Re: Welcher Arzt ist zuständig bei HH?

Beitrag von BirgittaM »

Hallo, Lisa!
Ich hatte gar keine Beschwerden nach den ALs bis auf ein einziges Mal, da wäre ich ohne Infusion wohl nicht so schnell wieder von der Liege aufgestanden. Am Abend war/bin ich immer ein bisschen gemütlicher als sonst, aber spätestens am nächsten Tag ist alles vergessen.
Aber es gibt auch Etliche, die immer lange was von ihrem AL haben, so wie du.
Es muss nicht unbedingt ein Hinweis darauf sein, dass du diese besondere Mutation hast.
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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Lia
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Re: Welcher Arzt ist zuständig bei HH?

Beitrag von Lia »

[quote="Lisa52"]

Hallo Lisa,

was Du hier beschreibst, wären bekannte mögliche Ursachen für erhöhtes Serumferritin:
-Übergewicht
-Fettleber
-Insulinresistenz

Insulinresistenz(Diagnose 2004). Bisher hatte ich den BZ aber ohne Medikamente im Griff. Seit Mai sind aber zu meiner Beunruhigung die Werte gestiegen. Ob das mit dem steigenden Ferritin einen Zusammenhang hat ?
Ansteigendes Serumferritin könnte meiner Laienansicht nach in Zusammenhang mit einer Verschlechterung der Insulinresistenz zu sehen sein. Zumal diese meines Wissens negative Auswirkungen auf eine bereits bestehende Leberschädigung hat, was dann das Ferritin ebenfalls erhöhen kann.
Frage Deine Frage aber konkret zusätzlich Deinen Arzt, er ist der dafür kompetente Ansprechpartner.

Im Mai zeigte die Sonographie eine leichte Fettleber. (Die haben sehr viele Menschen, vor allem diejenigen mit Übergewicht). GPT ist erhöht.
Eine Fettlebererkrankung ist eine mögliche und häufige Erklärung für erhöhtes Ferritin. Evtl besteht bei Dir eine nicht alkoholisch bedingte Fettleber mit aktuell entzündlicher Reaktion, was ich natürlich nicht beurteilen kann, aber eine Erklärung für das deutlich gesteigene Ferritin wäre.
Einer Insulinresistenz kommt eine zentrale Rolle für das Entstehen einer Fettleber zu.
Es ist kein Zufall, wenn Übergewicht (gemeint ist starkes Übergewicht=Adipositas, was Du nicht hast), Fettlebererkrankung und Insulinresistenz zusammen auftreten.
Erhöhtes Ferritin kann dabei Zeichen der Leberschädigung als auch Zeichen von Eisenüberladung sein.

Wahrscheinlich hat Dich Dein Arzt im Mai bereits darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig sowie effektiv Ernährungsumstellung, allmähliche Gewichtsreduktion und regelmäßige Bewegung bei dieser Gesundheitskonstellation sind. Zudem kann man therapeutisch auch an den einzelnen Baustellen ansetzen.
Eisenüberladung, welcher Ursache auch immer, kann als zusätzlicher leberschädigender Einfluß mit zur Entstehung einer Lebererkrankung bzw der Verschlimmerung einer Lebererkrankung beitragen. Hier sind Aderlässe einerseits sinnvoll, um die Leber zu entlasten, darauf weisen zumindest verschiedene Studien hin. Aderlässe bei erhöhtem Ferritin (ob als Zeichen von Eisenüebrladung oder als Zeichen von Leberentzündung) bessern zum andern die Insulinresistenz.

Hier ein Link zum Thema Insulinresistenz (zwar in Ärztedeutsch, aber einiges kann man als Laie verstehen)
http://www.diabetes-deutschland.de/archiv/5269.htm

Das mit der Ferroportinmutation als mögliche erbliche Non-HFE-Eisenüberladung vergiß mal. Ich habe leider laut gedacht und das ist nicht immer gut, sorry. Sollte Dein Arzt den Ferritinwert nicht über die bestehenden Befunde erklären können, dann kann man es immer noch rauskramen.
Das Nichtvertragen der Aderlässe würde sich so zeigen, daß man bei einer der beiden Formen der Eisenüberladung durch Ferroportinmutationen bei zu aggressiver Aderlaßtherapie zügig Richtung Anämie marschieren würde.

Nein, nach den Aderlässen hatte ich keinen hohen Puls. Allerdings war ich auch immer müde und mußte mich ausruhen und war deutlich nicht so sportlich leistungsfähig.

Liebe Grüße

Lia
Zuletzt geändert von Lia am So 11. Sep 2011, 23:00, insgesamt 1-mal geändert.
Lisa52
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Re: Welcher Arzt ist zuständig bei HH?

Beitrag von Lisa52 »

Hallo Birgitta und Lia

Herzlichen Dank für eure Antworten und Lias Informationen (zu so später Stunde!). :blumen

Es hängt sicher alles irgendwie zusammen. Allerdings esse ich ja seit eh gesund und ich sehe eigentlich keinen Grund, weshalb der BZ ansteigen müsste. Den Artikel über Insulinresistenz kannte ich übrigens schon.

Eigentlich habe ich eher das Gefühl, die Leber ist die Ursache (seit etwa einem halben Jahr zunehmend Oberbauchdruck, Uebelkeit, Juckreiz). Aber ich habe ja im letzten Jahr nicht anders gegessen als vorher auch (diabetesgerecht und leberschonend) :frage

Aber was wirklich zuerst war, das Huhn oder das Ei, ist wohl die Frage. Werde den Arzt am 9. September nochmals auf die verschiedenen Sachen ansprechen, und dann muss ich wohl erst mal abwarten, was mit den weiteren AL's heraus kommt.

Liebe Grüsse
Lisa
Elisa
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Re: Welcher Arzt ist zuständig bei HH?

Beitrag von Elisa »

hallo Lisa,
ich habe erst heute alle Deine Beiträge hier gelesen. Am Anfang hast Du über Muskelschmerzen und Kribbeln geschrieben.
Da Du kein Fleisch ißt könnte ja ein B12-Mangel vorliegen, der ja dieses Kribbeln verursachen kann. Für die Muskeln wäre Magnesium gut. Hast Du diese Baustellen schon getestet ?
Da ich persönlich auch an Hashimoto erkrankt bin erfahre ich sehr viel über Vitaminmangel im Schilddrüsenforum.
Kurze Erklärung : Ich hab keine Hämochromatose - ich habe hier für meinen Mann angefragt.
LG Elisa
Lisa52
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Re: Welcher Arzt ist zuständig bei HH?

Beitrag von Lisa52 »

Hallo Elisa

Ich habe deinen Eintrag erst jetzt gesehen, war lange nicht mehr im Forum...

Mein Vitamin B12 ist sehr in Ordnung (sogar erhöht). Und Magnesium gehört bei mir seit der Hashimoto-Diagnose zum "täglichen Brot"!

Ich habe übrigens gerade einen neuen Beitrag erstellt unter "Da bin ich wieder! Eure Einschätzung?"

Liebe Grüsse und danke für deine inputs!

Lisa
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