es besteht aus meiner Sicht der dringende Verdacht, dass durch die Entgleisung des Eisenstoffwechsels bei vielen von uns auch die Eisen-Kupfer-Balance gestört worden ist. Dadurch ließen sich einige unserer Beschwerden, besonders die Gelenkprobleme, erklären. Die Zusammenhänge, die mich zu dieser Ansicht gebracht haben, hab ich im Spezialforum-Fachsimpelei unter „Das Eisen-Kupfer-Gleichgewicht" gepostet:
http://www.haemochromatose-forum.de/vie ... php?t=1070
Um herauszufinden, ob da was dran ist, müßten wir unsere Kupfer-Blutwerte kennen. Diese werden aber noch seltener untersucht als z.B. die Serumeisen-Werte. Kupfer gilt nämlich als Spurenelement des Bluts.
Bevor Ihr Euch jetzt mit Eifer dranmacht und Euren Ärzten einheizt die Kupferwerte zu bestimmen, will ich noch von meinen Erfahrungen damit berichten:

Der Internist lächelt mich überlegen an und sagt etwas süffisant: „Sie meinen wohl, dass sie außer der Eisenspeicherkrankheit auch noch die Kupferspeicherkrankheit haben, eh?"
In meiner Inneren erhitzt sich Bluteisen zur Rotglut, und ich denke mir: Was meint denn der, auf welchem geistigen Niveau ich funktioniere. Ich bleibe ruhig, schließlich kann der arme Mann ja nicht wissen, welch kühne Theorien ich spinne. Wenigstens will ich die Muskeln spielen lassen, denk ich, und murmle: „Nein, ich glaube nicht, dass ich Morbus Wilson (so heißt nämlich die Kupferspeicherkrankheit) habe, aber ..."
Er unterbricht mich und verkündet: „Kein Problem, das können wir schon. Aber es gibt da einen viel besseren Wert, der uns darüber Auskunft geben kann. Da messen wir das Coeruloplasmin!"
Mist, denke ich mir, kann der nicht einfach machen, was ich will? Wie ich dann recherchiert habe, ist das Coeruloplasmin tatsächlich ein guter Kupfer-Anzeiger, darauf komm ich weiter unten noch zurück.
In dem Befund, den er dann eine Woche später meiner Hausärztin geschickt hat, stand dann nur drin: „... im Normbereich Coeruloplasmin." Das Datenblatt der Laborergebnisse hat er auch meiner Hausärztin nicht geschickt, das hab ich mir dann nachträglich zufaxen lassen.
Demnach betrug mein Coeruloplasmin-Wert 0,24 g/l (entspricht 240 mg/l, entspricht 24 mg/dl), der Normbereich war mit 0,20 - 0,60 g/l angegeben - also unterer Normbereich. Ein Blick ins www.laborlexikon.de zeigt hingegen einen Normbereich von 25 - 63 mg/dl! Da lieg ich also knapp unter der unteren Grenze!!!
Das Serumeisen hingegen war mit 163 µg/dl zwar niedriger als letztes Mal, aber trotzdem am oberen Grenzwert. Das zusammen deutet schon auf ein Ungleichgewicht von Eisen-Kupfer-Anteilen hin.

„Das können wir nächste Woche machen", meinte sie, weil sie aus irgendwelchen Gründen das Blut beim AL nicht abzweigen wollte.
„Dann können wir ja auch Serumkupfer und Coeruloplasmin messen lassen", plappere ich eifrig (während mir das Blut aus dem Leib rinnt).
„Ja, das können wir schon", sagt sie, „aber ob es die Kasse bezahlt, bezweifle ich. Ich schau mal nach, was es sie kosten würde, diese Werte zusätzlich bestimmen zu lassen."
„Sie könnten es doch mit 'Verdacht auf Kupfermangel' begründen", fügte ich fragend hinzu.
„Aber Herr Hanns", wand sie mit leicht vorwurfsvollem Ton ein, „Kupfermangel ist doch keine Krankheit!"
Pause - „Ach sooooo!", meinte ich staunend. Wieder was dazugelernt!
Blutentleert zuhause angekommen (mit letzter Kraft gewissermaßen) schaff ich es, meinen Computer zu starten und google mich mit „Kupfermangel" durch.
Was ich feststelle, ist so zirka folgendes: Kupfermangel gibt es als Krankheit - (!) - bei Pferden, bei Schafen, bei Rindviechern und sogar bei Schweinen. Ich geh nächstes Mal zum Tierarzt!!! Da wird mir geholfen!
Spaß beiseite. Irgendwo zwischen Ernährungs- und Naturheilkundlern gibt es auch den Kupfermangel - und auch verschiedene Sympthome. Aber bei uns ist es wahrscheinlich ja nicht der Kupfermangel allein, sondern das gestörte Eisen-Kupfer-Gleichgewicht. Irgendwo hab ich gelesen, dass man in der Rheumatologie in früheren Zeiten den Serumeisen-zu-Serumkupfer-Verhältniswert als Kennzahl verwendet hat.
Ihr seht also, geneigte Freunde der unabhängigen Forschung, es ist gar nicht so leicht, an seine Kupferwerte zu kommen. Die Erfahrung lehrt, dass es die Spezialisten (Internisten oder Hämatologen) leichter haben, diese Untersuchungen bei der Kasse abzurechnen, als die Hausärzte. Auf jeden Fall sollte man auf die Verblüffung der Ärzte gefasst sein. Mit dem Eisen-Kupfer-Gleichgewicht braucht man gar nicht zu kommen, denn das kennen sie schlichtweg gar nicht. Bei meiner Hausärztin hatte ich nichts zu verlieren, da sie mich sowieso für verrückt hält.
Folgendes Argument könnte gut ankommen, zumal es wahrscheinlich auch die Wahrheit ist: „Vielleicht ist mir durch die Aderlässe zu viel Kupfer abhanden gekommen; das könnte man doch mal überprüfen."
Als Kupfer-Anzeiger können zwei Blutwerte bestimmt werden:


Die beiden Blutwerte hängen sehr stark zusammen, da im Normalfall nur ganz wenig freies Kupfer im Serum enthalten ist. In einer Doktorarbeit aus dem Jahr 2006
http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv? ... 356989.pdf
wird bekräftigt, dass das Kupfer fast nur in Form von Coeruloplasmin im Blut herumgeistert, immerhin ist das Coeruloplasmin ja auch Bestandteil des Blutserums. Dort ist sogar ein einfacher mathematischer Zusammenhang zwischen diesen beiden Blutwerten dargestellt, wobei sich Labor-spezifische Abweichungen ergeben können.
Wenn ich das nächste Mal meine Blutwerte überprüfen lasse, dann werd ich sowohl das Serumkupfer als auch das Coeruloplasmin messen lassen, um zu sehen, wie diese mathematische Formel hinhaut. Dann kann ich mir künftig die Messung beider Werte sparen und von dem einen auf den anderen umrechnen.
So, jetzt hab ich Eure Zeit aber genug beansprucht.
Viele freundliche Grüße
