erworbene Eisenüberladung

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
ThomasR
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erworbene Eisenüberladung

Beitrag von ThomasR »

Hallo zusammen!

Wie ich bereits bei meiner Vorstellung erwähnte, handelt es sich bei meiner Hämochromatose nicht um einen Gendefekt, sondern um eine erworbene Eisenüberladung.

Im November 2006 wurde bei mir im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung eine Fettleber und eine vergrößerte Milz festgestellt. Da ich weder übergewichtig bin, noch übermäßig Alkohol trinke, war die Ursache für die schlechten Blutwerte völlig unklar. Ich wurde daher zu einem Gastroenterologen geschickt, der u.a eine HFE-Genanalyse durchführen ließ. Die Mutationen C282, H63A und S65C konnten nicht festgestellt werden, so dass er eine hereditüäre Hämochromatose ausschloss. Er stellte allerdings eine Hyperlipidämie fest (erhöhte Konzentration des Cholesterins, der Triglyceride, und der Lipoproteine mit Verschiebung des relativen Anteils der LDL- bzw. VLDL-Fraktion). Außerdem diagnostizierte er mir am 02.05.2007 eine Polyglobulie, was laut Wikipedia eine durch gesteigerte Blutneubildung erhöhte Erythrozytenzahl oder Hämoglobinkonzentration im Blut bedeutet. Im Blutbild findet sich ein erhöhter Hämatokritwert – was immer das bedeutet :roll:

Nachdem mir kein Arzt sagen konnte, woher meine Fettleber resultiert, vermutete ich die Ursache in meiner recht ungesunden Ernährung. Beim surfen im Internet stieß ich immer wieder auf ein Buch von Dr. Sandra Cabot namens „Das Leber-Reinigungs-Programm“. Hierbei handelt es sich um eine 8-wöchige Ernährungsumstellung, die im wesentlichen auf dem Verzicht von tierischem Eiweiß und Fetten, sowie Zucker und allen „künstlichen Lebensmitteln“ (Glutamat etc.) basiert. Eiweißquellen für das LRP sind Hülsenfrüchte, Getreide, Samen und Körner in verschiedenen Kombinationen, Fisch und Meeresfrüchte sowie Hühnchen und Eier aus Freilandhaltung. Natürlich sollten auch alle anderen Speisen möglichst „bio“ sein. Hühnchen und Eier stehen allerdings nur in den beiden ersten und den beiden letzten Wochen auf dem Speiseplan. Während der gesamten Diät sind Milchprodukte sowie Butter und Margarine tabu. (Vollkorn-)Reis und Nudeln werden grundsätzlich ohne Salz gekocht und auch sonst ist die Ernährung sehr salzarm. Ich begann damit im Januar 2007.

Nachdem ich das Programm durchgezogen hatte, ließ ich meine Blutwerte erneut untersuchen. Meine GPT-Werte sind danach von 209 auf 98 gesunken. Allerdings stiegen die Ferritin-Werte schlagartig von 48.5 auf 1203 an. Sie sanken zwar am Ende auf 898, aber das ist ja auch nicht wirklich beruhigend. Ich wurde daraufhin im Juni 2007 zu einem anderen Gastroenterologen geschickt, der sich auf Fettstoffwechsel spezialisiert hat. Da ich nur Kassenpatient bin, durfte ich allerdings nicht zum Professor höchst persönlich, sondern nur zu einem seiner „Gehilfen“. Die Diagnose nach Sichtung meiner Unterlagen hieß dann einfach nur, ich solle mich einfach weiter gesund ernähren. Da könne man nichts machen, das sei halt erblich bedingt. Diese Aussage und vor allem meine Disqualifizierung als „behandlungswürdiger Patient“ haben mein Vertrauen in die Ärzteschaft dermaßen erschüttert, dass ich erst mal keine keine Lust mehr hatte, mich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

Die Krönung setzte dann noch ein Hautarzt drauf, den ich einige Wochen später aufsuchte, nachdem ich plötzlich Pigmentstörungen im Gesicht feststellte. Ich zeigte ihm auch meine Blutwerte und fragte ihn, ob die plötzlichen Hautveränderungen damit etwas zu tun haben könnten. Er winkte dies allerdings schnell ab und schickte mich mit den Worten „da kann man nichts machen“ wieder nach hause. Mittlerweile habe ich schon auf diversen Internetseiten gelesen, dass Pigmentstörungen und frühzeitiges Ergrauen der Haare als Folge einer Hämochromatose auftreten können. Meine Haare sind übrigens zwischenzeitlich an manchen Stellen schon sehr weiß.

Dass ich mich dem Thema vor einigen Wochen wieder angenommen habe, verdanke ich einem Hausarzt, bei dem ich wegen einer banalen Grippe in Behandlung war und dem ich nebenbei von meinen Erlebnissen erzählte. Dieser schickte mich dann zu dem Hämatologen, der die Eisenüberladung durch Leberpunktion feststellte.

Was mich nun allerdings brennend interessiert, ist die Frage, warum die Ferritinwerte nach der Ernährungsumstellung so sprungartig angestiegen sind. Hatte ich die Eisenüberladung wohl schon vorher in der Leber und ist durch die Ernährungsumstellung das Eisen ins Blut gewandert? Oder ist die Ernährungsumstellung Schuld an der Eisenüberladung?

Da mein Hämatologe noch bis Ende des September im Urlaub ist, stelle ich die Frage einfach an die Expertenrunde hier. Meine Laborwerte habe ich einfach mal hier bereitgestellt. Vielleicht kann ja jemand etwas damit anfangen :wink:

Allen, die es geschafft haben, bis zum Ende meiner Ausführungen durchzuhalten, wünsche ich noch einen schönen Sonntag – dem Rest natürlich auch :lol:

Grüße, Thomas

P.S. ich hoffe, ich habe in der richtigen Rubrik gepostet
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dokanja
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von dokanja »

hallo thomas

später melden sich sicher noch die experten. ich kann leider nur mit halbwissen dienen.
sofern du tatsächlich konsequent warst bei deiner beschriebenen ernährungsumstellung , kann ich mir nicht vorstellen, dass dein speiseplan ansich grund für die ferritinerhöhung ist. liegt wirklich keine hämochromatose vor ??
wurden dir für deine erhöhten blutfette medikamente verordnet ? es gibt tatsächlich patienten, bei denen die fette wenig sinken, obwohl die ernährung umgestellt wurde. allerdings ist grundsätzlich bei übergewicht die stoffwechsellage oft ungünstig. bewegung hilft in jedem fall. ich persönlich halte sportliche betätigung für noch wichtiger, als alles aus dem teuren bioladen zu kaufen.

warst du schon mal blutspenden ? so ganz normal in einem blutspendedienst ? das könnte deinem hohen hämatokrit guttun ( hämakrotit sind die festen blutbestandteile ) und dem ferritin sowieso. bei einem hb-wert von über 18 könntest du dir das wahrhaftig leisten.

also, ran an die hanteln ;-))

liebe grüße

anja
ThomasR
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von ThomasR »

Hallo Anja,

eine Hämochromatose liegt schon vor, nur halt nicht genetisch bedingt, sondern in Form einer erhöhten Eisenablagerung in der Leber - eine sog. erworbene Hämochromatose halt. Nur frage ich mich, wodurch sie "erworben" wurde.

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich zwischen November 2003 und Juni 2004 unter sehr starkem psychischem Stress gestanden habe. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass so etwas auch eine Fettleber o.ä. auslösen kann. Meine Ernährung war während dieser Zeit auch nicht gerade ausgewogen - was sie eigentlich nie war ...

Blutspenden war ich noch nie. Mein Hausarzt hat mir gesagt, ich dürfe jetzt auch nicht mehr hin wegen der HC. Was besagt denn der HB-Wert?

Grüße, Thomas
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Lia
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von Lia »

Hallo Thomas,


wollte Dir eigentlich heute abend dazu schreiben.
Nur ist es ungeplanterweise spät geworden, so daß ich erst morgen im Laufe des Tages dazu komme, mir die Laborwerte durchzulesen.

Liebe Grüße


Lia
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von ThomasR »

Hallo Lia,

ich freue mich schon auf deine Analyse :D

Grüße, Thomas :winken
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BirgittaM
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von BirgittaM »

Hallo, Thomas!
Das Hb (Hämoglobin) ist der rote Blutfarbstoff, an dessen Eisenkern sich der Sauerstoff anlagert und so in die Organe transportiert wird. Er sitzt in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Man kann ihn absolut, d.h. in einer bestimmten Blutmenge,messen oder auch als Hb-Gehalt pro Ery (MCH).
Fällt der Hb-Wert unter ein bestimmtes Level, werden die Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Man ist schlapp, müde, leistungsunfähig, kurzatmig - grob zusammengefasst fühlt man sich Sch****... Während der intensiven AL-Therapie kann er stark absinken, spätestens ab ca. 10 g/dl ziehen die meisten Docs die Notbremse, dann ist erst einmal Pause mit Bluten. Steigt der Hb-Wert schnell wieder an oder fällt kaum ab, geht man davon aus, dass noch größere Eisenreserven da sind.
Ich kenne die sekundäre H. nur als Folge von Blutbildungsstörungen oder Bluterkrankungen, die häufige Erythrozyten-Transfusionen erfordern. Wie und ob man sie sich sonst noch erwerben kann, weiß ich nicht :gruebel - sicher aber Lia, die wird dir dazu ja noch schreiben. :D
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
ThomasR
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von ThomasR »

Danke Brigitta - jetzt bin ich wieder etwas schlauer :wink:

Grüße, Thomas
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Lia
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von Lia »

Hallo,

nun komme ich dazu, Dir zu antworten.

Ferritin:
Bei untherapierter angeborener Hämochromatose speichert sich das überschüssige Eisen über die Zeit immer weiter an, d.h. man kann ein allmähliches Ansteigen des Ferritinwerts beobachten.
Bei nicht behandelter erworbener Eisenüberladung (bei verschiedenen Erkrankungen oder auch bei unerkannter Mutation mit zusätzlichen Faktoren sozusagen teilgenetisch :wink: multifaktoriell zum Beispiel häufig im Rahmen des metabolischen Syndroms oder bei übermäßigem Alkoholkonsum) kommt die Eisenüberladung auch nicht "über Nacht", sondern schreitet weiter fort.
Das Ferritin im Serum zeigt die im Körper gespeicherten Eisenreserven an, jedoch ist es auch ein Entzündungsmarker: Ferritin kann bei entzündlichen Prozessen ansteigen. In solchem Falle spiegelt das Serumferritin nicht die Körpereisenreserven wieder. Das Ferritin kann entzündungsbedingt sprunghaft ansteigen.

Ernährungsumstellung:
Durch eine Ernährungsumstellung wandert nicht das gesamte gespeicherte Eisen ins Blut.
Hast Du in dieser Zeit radikal abgenommen? Das mag eine Fettleber nämlich gar nicht. (Sie kann durch schnelles Abnehmen sogar erst entstehen.)

Leberpunktion/Laborwerte/weiteres Vorgehen
Die erhöhte Eisenkonzentration in der Leber ist, wie Du schreibst, durch eine Leberpunktion erwiesen. Was meinte der Arzt, der die sie durchgeführt hat? Hast Du den Bericht vorliegen?
Wurde auch eine Entzündung der Leber festgestellt?
Wurden Entzündungswerte wie CRP in der Zwischenzeit nochmals gemessen? (Wurde nur ein Mal gemessen laut Deiner Tabelle und zwar vor dem Anstieg des Ferritins. Da war der CRP-Wert ebenso wie das Ferritin unauffällig.)
Die Tabelle zeigt diverse Aufälligkeiten verschiedener Laborwerte, wie sie im Rahmen einer Leberschädigung vorkommen können. Ob zusätzlich noch andere Ursachen für die Auffälligkeiten vorhanden sein könnten, kann und darf ich als Laie natürlich nicht sagen. Was wurde bisher dazu gesagt?
Da würde ich den Termin beim Hämatologen Ende September abwarten, der ist auf die Zuordnung von Laborwerten spezialisiert. Wenn Du magst, teile doch mal mit, was er sagt (z.B. per PN)

Wichtig neben Laborbefunden: Gibt es gesundheitliche Beeinträchtigungen?
Oder gab es zu Zeit der Diät erstmals gesundheitliche Beschwerden?
Anlass für die vielen Laboruntersuchungen waren wohl die erhöhten Leberwerte und Routineuntersuchungen?
Wichtig ist nun, schon bis zum Hämatologentermin Ende September: kein Alkohol, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung, damit einige der Laborwerte wieder besser aussehen und Deine Leber auch :wink: .

Noch ein Wort zu Deinen Ärzten,Hautveränderungen und Hyperlipidämie:
Diese Hautveränderungen, von denen man im Internet bei Hämochromatose immer liest, sind kein Frühzeichen und nicht jede Hautveränderung hat mit Hämochromatose zu tun. Allerdings kennen sich die meisten Hautärzte mit Hämochromatose-Hyperpigmentation nicht aus, ganz einfach deswegen, weil das Thema fast nie im Praxisalltag der Hautärzte auftaucht. Und der berühmte Bronzediabetes(Trias Bronzefarbton, Zirrhose, Diabetes), von dem man im Internet als alte Bezeichnung für Hämochromatose liest, der kommt nur beim Vollbild lange unerkannter Erkrankung vor. Seit Einführung des Gentests dank besserer Früherkennung sehr sehr selten. Persönlich kenne ich niemanden damit, viel häufiger ist z.B- ein "Aschton" der Haut, der bei/nach Therapie wieder weggeht. Welcher Art ist sind die Hautveränderungen, die Du festgestellt hast? :
Hyperlipidämie kann grundsätzlich erblich bedingt sein oder seltener Folge einer anderen Grunderkrankung (sekundäre Hyperlipidämie). Da wirst Du bei dem Termin beim Hämatologen mehr erfahren, bzw. Du kannst auch fragen. Ärzten darf man Fragen stellen und ich habe eigentlich immer gute Erfahrungen gemacht. Wichtig ist, daß man sich auf Arzttermine als Patient vorbereitet und die Fragen so präzise als patientenmöglich formuliert.

Allerdings sind Ärzte nicht immer geschickt im Umgang mit ihren Patienten. Heutzutage muß jeder Arzt einfach damit rechnen, daß Patienten im Internet nachsehen, ob es dem Arzt gefällt oder nicht. Das Internet als leicht zugängliche
(Des-)Informationsquelle ist Segen und Fluch zugleich: bei Hämochromatose liest man im Internet häufig nur vom Vollbild dder Erkrankung mit den schlimmen Folgeschäden. Die meisten Betroffenen sind aber -und zum Glück- in einem frühen Stadium diagnostiziert. Sie werden verunsichert beim Lesen der gängigen Internetseiten und suchen und finden an sich vermeintliche Zeichen von Folgeerkrankungen und bekommen Angst. Bei anderen Erkrankungen (nicht bei Hämochromatose, dafür sind wir als Patientengruppe zu uninteressant) werden von bestimmten Gruppierungen sogar gezielt manipulative Informationen oder Desinformationen ins Internet "gepflanzt", so daß zuständige Ärzte sich häufig mit "fehlgeleiteten" und "sich informiert fühlenden" Patienten rumschlagen müssen.

Viele gute Internetangebote von Selbsthilfegruppen nehmen Ärzten jedoch Arbeit ab, indem sie mit gutem Informations-und Beratungsangebot sich für Betroffene Zeit nehmen, die die Ärzte heute nicht mehr zur Verfügung haben.
Schön wäre es, wenn die Ärzte daran denken würden und ihre internetverunsicherten Patienten meinetwegen kurz, aber freundlich und vor allem verständnisvoll :wink: aufklären.

Liebe Grüße

Lia
Zuletzt geändert von Lia am Mi 3. Sep 2008, 10:56, insgesamt 6-mal geändert.
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von Lia »

PS Also bei welchem Arzt hast Du Ende September einen Termin? Sie klingen ähnlich:
Hepatologe =Facharzt für Lebererkrankungen
Hämatologe= Arzt, der sich Erkrankungen des Blutes und mit der Bestimmung von Blutwerten und ihrer Zuordnung zu Erkrankungen auskennt.
ThomasR
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von ThomasR »

Hallo Lia,

herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort!

Nun zu deinen Fragen:

Durch die Ernährungsumstellung habe ich 10 % Körpergewicht verloren.

Den Bericht von der Leberpunktion habe ich leider nicht vorliegen. Den muss ich mir erst noch vom Hämatologen besorgen.

Ob die CRP-Werte zwischendurch noch mal gemessen wurden, kann ich nicht sagen. Ich habe mir vom Hausarzt bzw. vom Hämatolgen (kein Hepatologe ) alle Datenblätter der Blutuntersuchungen ausdrucken lassen und diese in die Tabelle eingetragen. Evtl. haben die Gastroenterologen diese Werte geprüft. Ich kann ja mal versuchen, mir von denen die Laborwerte zu besorgen.

Zu den auffälligen Leberwerten wurde mir bisher nur gesagt, dass das erblich bedingt sein könne und dass ich einfach nur gesünder leben müsse.

Während der Diät gab es keine gesundheitlichen Beschwerden. Ansonsten kann ich nur von den genannten Pigmentstörungen berichten und dass ich ein wenig unter Antriebsarmut leide. Die Pigmentstörungen äußern sich durch weiße Stellen (Flecken) im ansonsten dunklen Haar und durch weiße Flecken im Gesicht, die besonders dann auffallen, wenn der Rest der Haut durch Sonne gebräunt wird, wobei ich die Sonne seit den Pigmentstörungen eher meide.

Alkohol trinke ich schon seit November 2006 keinen mehr. Vorher habe ich auch nur selten Alkohol konsumiert.

So, ich hoffe, ich habe nichts vergessen :wink:

Grüße, Thomas
Hanns
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von Hanns »

Hallo Thomas,

sorry, bin etwas spät dran.
Danke erst mal für die ausführlichen Berichte, die ich mit großem Interesse und Anteilnahme gelesen habe. Ich habe den Eindruck, dass Du versuchst, den Hintergründen und Ursachen Deiner Krankheit auf die Spur zu kommen; das gefällt mir, und darin will ich Dich bestmöglich bestärken.

Ich selbst bin kein Experte, aber seit bei mir Hämochromatose festgestellt worden ist, hab ich mich so viel und so intensiv mit Medizin beschäftigt, wie in meinem ganzen bisherigen Leben nicht. Und soweit es meine Zeit erlaubt, werde ich damit weitermachen. Ich versuche den Dingen auf den Grund zu gehen, und wenn mir die naturwissenschaftliche Medizin keine oder keine befriedigenden Antworten geben kann, habe ich keine Berührungsangst auch auf alternativ-medizinische Ansätze zurückzugreifen, sofern sie mir glaubwürdig erscheinen.

So bin ich zu der Auffassung gelangt, dass Hämochromatose heilbar ist (nicht nur therapierbar), noch wahrscheinlicher erscheint mir eine Heilung bei jemandem wie Dir, bei dem, ohne genetische Veranlagung, diese Krankheit zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt ausgebrochen ist. Ich hab ganz zu Beginn meines Forumslebens hier mal meine Überlegungen zur Diskussion gestellt
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=3&t=1059
und bin dabei auf interessante Fakten gestoßen:

:arrow: Hämochromatose kann auch bei Menschen auftreten kann, die keine genetische Veranlagung haben (erworbene Hämochromatose, so wie bei Dir); und das ist gar nicht so selten. In der Forschungsarbeit, die ich durchgesehen habe, waren es sogar etwa 40 % und das waren nicht nur Übergewichtige und Alkoholiker.

:arrow: Auch bei vielen, die die genetische Veranlagung haben, stellt sich zeitlebens keine Hämochromatose ein. Der Anteil dürfte zwischen 30 und 90 % liegen, je nachdem welche Symthome man für die Feststellung der Krankheit definiert.

Ich bin überzeugt, dass es für den Beginn der übermäßigen Eiseneinlagerung zusätzlicher auslösender Faktoren bedarf. Diese kennen wir aber noch nicht. Es ist nach meiner Einschätzung auch nicht zu erwarten, dass sie in nächster Zeit von der naturwissenschaftlichen Medizin gefunden werden, denn die gängige Lehrmeinung geht von einem Gendefekt aus und von einer kontinuierlichen Eiseneinlagerung im Lauf der Jahrzehnte. Sie werden lieber noch jahrzehntelang nach genetischen Einflussfaktoren fahnden, (denn dafür gibt es zur Zeit reichlich Forschungsgelder) als sich mit naheliegenderen auslösenden Faktoren zu beschäftigen (das gilt auch für andere Krankheiten, z.B. Krebs, siehe SZ von heute). Ich denke, dass die Hypothese der lebenslangen Eiseneinlagerung auf Dauer nicht haltbar sein wird.

Es sei noch erwähnt, dass die Hämochoromatose bei einem Teil der erblich veranlagten Patienten wieder weggegangen ist. Dies äußert sich so, dass der Ferritinwert nach der Aderlasstherapie einfach nicht mehr wesentlich ansteigt. Solche Fälle gab es auch schon hier im Forum.

Zu dem was Du geschrieben hast, fällt mir noch Folgendes ein (nur als Anregungen):

:arrow: Eine befreundete Heilpraktikerin (die ich sehr schätze) hat mir gesagt, dass z.B. bei Depressionen immer die Leber mitbetroffen ist, so dass man bei Zuständen der Schwermut, passiver Unzufriedenheit, Überdrüssigkeit u.ä. immer auch die Gesundheit der Leber mit im Auge behalten sollte. Schwermut geht auf die Leber, Ärger auf die Galle und unterdrückter Zorn schlägt sich auf den Magen - sowas konnten uns noch die alten Hausärzte erklären.

:arrow: Ein Anstieg des Ferritinwertes von ca. 50 auf 1200 µg/l innerhalb von nur 5 Monaten ist in der Tat bemerkenswert, umso mehr als er gerade mit der Zeit zusammenfällt, in der Du Deine Leberdiät gemacht hast.
Nach meinem Verständnis befindet sich ein Organismus und die Gesamtheit seines Stoffwechsels normalerweise im Gleichgewicht. Er versucht sich immer wieder in dieses Gleichgewicht zu bringen, sich gewissermaßen zu harmonisieren. Sogar ein Körper, der sich lange Zeit ungesund ernährt hat, hat sich solch ein Gleichgewicht geschaffen, damit er normal funktionieren kann.
Wird dem Körper nun eine zu schnelle oder zu starke Veränderung aufgezwungen, kann er sich unter Umständen nicht schnell genug daran anpassen und gerät aus dem Gleichgewicht; er entgleist. Ich halte es daher nicht für ausgeschlossen, dass eine strenge Diät, auch wenn sie der Gesundheit dienen soll, solch eine Entgleisung auslösen kann, ebenso wie andere gravierende Veränderungen, wie z.B. das spontane Rauchenaufhören, das plötzliche Beenden einer vorher regelmäßig betriebenen sportlichen Betätigung, aber auch Trennungen, Traumen usw..
Die Betrachtung von Gleichgewichten ist in anderen medizinischen Traditionen, z.B. Ayurveda, ganz selbstverständlich. Krankheit ist dort Zeichen eines Ungleichgewichtes, und man versucht, dem Organismus wieder ins Gleichgewicht zu verhelfen. Soviel dazu.

:arrow: Vielleicht interessiert Dich, dass Hämochromatose auch bei Tieren auftritt. Wir haben uns darüber hier im Forum im Rahmen zweier Threads unterhalten und amüsiert:
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=4&t=1114
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=3&t=1123
Allerdings konnte Hämochromatose bisher nur bei Tieren in Gefangenschaft :idea: festgestellt werden.

Soviel von mir für's Erste. Ich hoffe, dass wir Dir weiterhelfen können, und erwarte neugierig die Ergebnisse Deiner eigenen Forschungen.

Gruß

Hans
:weglauf
ThomasR
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von ThomasR »

Hallo Hanns,

vielen Dank für dein ausführliches Statement! Dein Beitrag und auch die Links haben mich sehr nachdenklich gemacht, was die möglichen Ursachen angeht. Man kann natürlich viel spekulieren und auch viel auf seelische oder sonstige Einflüsse schieben, aber man sollte es sicher nicht außer Acht lassen. Besonders interessant fand ich deine Aussagen bezüglich der "Störungen des Gleichgewichts" aufgrund "zu krasser" Veränderungen. Davon hatte ich in den letzten Jahren so einige ...

Heute hatte ich endlich einen Termin bei meinem Hämatologen. Aufgrund meines Befundes hat er noch mal mit dem Pathologen gesprochen, der meine Gewebeproben untersucht hat. Der Pathologe schließt bei mir eine Hämachromatose aus, weil die Eisenablagerungen hierfür nicht typisch seien. Jetzt bin ich wieder keinen Schritt weiter ... ich poste einfach mal den Befund:


Material und Klinik:
Mengini-PE Leber bei unklaren Transarminasenerhöhungen, Hepato-Splonomegalie

Makroskopischer Befund:
Zwei 3,2 und 1 cm lange und jeweils 0,1 cm dicke Sternzylinder

Histologischer Befund:
Lebergewebe mit zahlreich getroffenen Portalfeldern, die keine wesentliche fibröse Vergrößerung aufweisen, keine vermehrten entzündlichen Zellinfiltrate enthalten und peripher scharf begrenzt sind. Die kleinen Gallengänge erscheinen intakt.

Die Leberzellen entahlten
Fett: mäßig bis reichlich
Lipofusoin: sehr spärlich
Eisen: sehr spärlich

Die Sternzellen enthalten
Eisen: mäßig bis reichlich

Die Läppchenarchitektur ist intakt. Die Parenchymzellen sind teilweise etwas geschwollen mit verminderter Zytoplasmaanfärbbarkeit. Mallory-Körperchen oder Zelluntergänge zeigen sich nicht. Die Sternzellen erscheinen hin und wieder etwas knötchenförmig vermehrt.

Beurteilung:
Das Lebergewebe zeigt eine deutliche Parenchymverfettung (beginnende Fettleber) mit leichten regressiven Veränderungen der Hepatozyten sowie eine mäßig deutliche Sternzell-Siderose. Zeichen einer akuten oder chronischen Fettleberhepatitis sind nicht vorhanden.
Die Sternzellen-Siderose kann z.B. Ausdruck einer Hämolyse sein.
Ein zirrhotischer Umbau liegt nicht vor.


Soweit der Bericht - ich hoffe, ich habe ihn richtig abgetippt.

Mein Hämatolge hat mir empfohlen, trozdem wöchentliche Aderlässe zu machen, um zu sehen, ob der Ferritinwert dadurch gesenkt wird. Er meint, dass bei mir evtl. eine erblich bedingte Fettstoffwechselstörung vorliegt.

Was immer es ist - es bleibt spannend :wink:
Marie
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von Marie »

Hallo Thomas,

mir scheint es denkbar, dass Du mit Deiner "Leberentgiftung" einiges Eisen aus der Leber mobilisieren konntest, und wenn das jetzt durch Aderlässe entfernt wird, ist das sicher sinnvoll.
Die Frage bleibt: woher kommt es bei Dir zur Speicherung?

Ich wünsch' Dir viel Erfolg bei der Klärung dieser Frage!


Liebe Grüße Marie :winken
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Lia
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von Lia »

Hallo Thomas,

gerne hätte ich Dir heute geantwortet, akuter Zeitmangel und Infekt lassen dies frühestens ab morgen spätabend zu.

Liebe Grüße

Lia
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BirgittaM
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Re: erworbene Eisenüberladung

Beitrag von BirgittaM »

Hallo, Thomas!
Die weißen Flecken, die du beschreibst, können die "Weißfleckenkrankheit" (sinnig, gell) oder auch Vitiligo sein. Guckst du hier http://www.medizinfo.de/hautundhaar/vit ... tart.shtml . Inwieweit diese Erkrankung bei dir mit dem hohen Ferritin und den Veränderungen in der Leber zusammenhängt (und ob überhaupt), weiß ich leider nicht. :gruebel
Ansonsten schreibe ich hier lieber nichts aus meinem medizinischen Halbwissen (zumindest, was HH angeht, bei Strahlentherapie bin ich schon entschieden sattelfester), schließlich wird Lia dir noch antworten, da geht nix drüber hier im Forum! :wink:
Gruß, Birgitta

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