Hallo,
offtopic
muß eben meinen Senf zu diesem Link geben. Mir ist nicht ganz klar, wer der Verfasser dieses Artikels im untenstehenden Link ist. Es ist der Link einer Klinik, in jedem Falle richtet er sich aufgrund der Wortwahl primär an medizinische Fachkreise. Darin ist so vieles falsch, daß ich mich dazu zu Wort melden MUß, auch wenn dies etwas off-topic in diesem Beitrag ist und eher ins Forum Fachsimpelei gehört.
http://www.kkhviechtach.de/kkhv/aktuell/Gentests.pdf
Das Genschema finde ich sehr gut, wir sollten auch mal eines erstellen und dann ins Forum in die Informationen setzen.
Seite 18
Hämochromatose FE>150 mg%
mg % diese Einheit kenne ich und auch die Medizinwelt für Serumeisen nicht
Ferritin>500 ng/ml, Transferrinsättigung>50%
Man hat des öfteren den Eindruck, solche Ferritinangaben werden erwürfelt.

(die meisten Fachleute stimmen überein, daß Ferritin bei Männern =/<300 ng/ml und bei Frauen =/<200 ng/ml als bessere verdächtige Werte für das mögliche Vorliegen einer Hämochromatosedisposition anzusehen sind)
Wenn beim Schema für den Diagnoseweg
Alkoholmißbrauch
mit Ja beantwortet wird, ist Hämochromatose laut diesem Artikel unwahrscheinlich.
Dies stimmt nicht. Wieso sollten bei Alkoholikern Hämochromatosemutationen seltener vorkommen als in der Normalbevölkerung? Vielmehr ist Alkoholmißbrauch einer der modifizierenden Faktoren bei Hämochromatose. Alkoholiker mit Hämochromatosedisposition erkranken im Schnitt früher und schwerer an Symptomen der Eisenüberladung als Nichtalkoholiker.
hetreozygot
für heterozygot ist nur einer von vielen Flüchtigkeitsfehler auf den 218 Seiten.
Aderlasstherapie/ICL670
ICL670 = Eisenchelatbildner Deferasirox
Wieso wird hier auf einen bestimmten Eisenchelator hingewiesen? Hier sehe ich einen möglichen Hinweis auf zweckdienliche Quellen zu sekundärer Hämochromatose, welche in diese Informationen eingeflossen sein könnten. Dies wirft für mich die Frage auf, ob den Lesern (zumeist Fachpersonal) ICL670 etwa als gleichwertige Standardtherapie bei hereditärer Hämochromatose neben der Aderlaßtherapie suggeriert werden soll, da die beiden Begriffe Aderlaßtherapie und ICL670 kommentarlos nebeneinander stehen.
ICL670 ist ein anderer Name für den einmal täglich oral einzunehmenden Eisenchelatbildner mit Inhaltsstoff Deferasirox und Produktnamen ("Ex"- und ein grüner Edelstein

ergibt das Wort). Bei hereditärer Hämochromatose ist der Aderlaß (aufgrund Wirksamkeit, Verträglichkeit, Kosten) heutzutage immer noch klar DIE Therapie der Wahl. ICL670=Deferasirox ist für die Therapie erblicher Hämochromatose nicht zugelassen und auch bei sekundärer Hämochromatose nur unter bestimmten Voraussetzungen. Bei hereditärer erblicher Hämochromatose kann der Einsatz von ICL670 aufgrund der Risiken derzeit nur als Off-Label-Use erwogen werden bei besonderen Problemstellungen, wenn etwa eine Aderlaßtherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend ist.
Verlaufskontrolle jährlich.
Verlaufskontrolle von was? Und das dann jährlich?
Zumindest eine jährliche Verlaufskontrolle der Eisenwerte, also jährliche Messung des Ferritins, um die ausgeglichene Eisenbilanz dauerhaft zu erhalten, ist Unsinn. (Desweiteren wäre auch eine jährliche Verlaufskontrolle z.B. die Leber betreffend in Form von bildgebenden Verfahren bei asymptomatischen Homozygoten mit bei Diagnose geringradiger Eisenüberladung nicht sinnig usw.)
S.22
Weiter heißt es widersprüchlicherweise auf Seite 22, daß bei homozygoten Personen engmaschige Kontrollen des Eisenstoffwechsels nötig seien. Eine jährliche Verlaufskontrolle ist nicht gerade als engmaschig zu bezeichnen. Wie man dann also auf eine jährliche Verlaufskontrolle auf Seite 18 kommt, erklärt sich mir nur dadurch, daß man ohne entsprechendes Wissen über Eisenüberladung bei sekundärer Hämochromatose "abgeschrieben" hat, für welche andere Therapieempfehlungen gelten als bei hereditärer Hämochromatose.
Der nächste Satz auf Seite 22 ist falsch, daß beim
Anstieg von Transferrin
(!!!) oder Ferritin eine prophylaktische Aderlaßtherapie durchgeführt werden sollte.
Bei Hämochromatose ist Transferrin typischerweise (im Gegensatz zu Eisenmangel) vermindert und nicht erhöht.
Hier wurde Transferrin und Transferrinsättigung verwechselt, denn die Transferrinsättigung ist derjenige wichtige Eisenlaborparameter, der neben dem Ferritin bei Hämochromatose steigt.
Ich hoffe, daß kein Arzt nun diesem Ratschlag folgt, keiner bei steigendem Transferrin prophylaktische Aderlässe macht

.
(Med4you hat übrigens genau diesen Fehler in ihren ansonsten sowohl guten als auch laienverständlichen Informationen zu Laborwerten.)
Kurz und (nicht) gut:
Hier fehlt meines Erachtens das nötige Wissen über hereditäre=erbliche Hämochromatose und die nötige Sorgfalt bei der Recherche.
Zudem Schreibfehler.
Vielleicht wurde als Grundlage für den Text hauptsächlich bestimmte Literatur einer Herstellerfirma gewählt. Solche Literatur bietet schwerpunktmäßig nachvollziehbarerweise Informationen zu sekundärer Eisenüberladung und zu Eisenchelatbildnern.
Zudem kann ich beim Lesen des Textes nicht ausschließen, daß suggeriert werden SOLL, Deferasirox stelle bei erblicher Hämochromatose eine gleichwertige Alternative zur Aderlaßtherapie dar, was definitiv nicht der Fall ist (Off-Label-Use, Nebenwirkungen s.o.). Zumal die letzten beiden Seiten zu Hämochromatose sich mit Eisenchelatoren befassen und darauf verzichtet wird, klar zu schreiben, daß bei erblicher Hämochromatose die Aderlaßtherapie derzeit ganz klar die Therapie der Wahl ist und Medikamente nur eingesetzt werden, wenn Aderlässe nicht möglich sind oder bei Einzelfällen sehr hochgradiger Eisenüberladung zusätzlich zur Aderlaßtherapie.
Leider ist häufig derartige Literatur zu finden, welche sich ja immerhin an medizinisches Fachpersonal richtet, und das ist das Gefährliche daran: Ärzte handeln diesen Informationen gemäß an ihren Patienten.
(Dies kann nicht nur für den Patienten sondern auch für den Arzt negative Folgen haben. Der Arzt haftet für beim Patienten durch Off-Label-Use von Medikamenten entstandene Schäden und trägt in solchem Falle die volle Verantwortung.)
Liebe Grüße
Lia