Hallo Blasi,
Vorsicht lang- ich versuche Dir einiges zu erklären:
Bei Therapie und möglichen Folgen von Hämochromatose muss man nach Stadien unterscheiden:
je nachdem, was zum Zeitpunkt der Diagnose vorliegt:
- -hochgradige Eisenüberladung mit gravierenden eisenbedingten Organschäden- Leberwerte erhöht
- mittelgradige Eisenüberladung mit geringen Organschäden, reversiblem Leberschaden- Leberwerte erhöht- oder
- geringe Eisenüberladung ohne Organschädigung- Leberwerte meist unauffällig
- bloße genetische Disposition ohne Eisenüberladung- Leberwerte und Ferritin unauffällig
Je nach Grad der Eisenüberladung/Leberschädigung sieht man Auffälligkeiten bei den Leberwerten.
Je nach Grad der Eisenüberladung ist ein aggressives Vorgehen bei der Aderlasstherapie notwendig: um bei hochgradiger Eisenüberladung die Leber "in letzter Minute" vor einem irreparablen Leberschaden zu retten oder aber es werden bei geringgradiger Eisenüberladung Aderlässe nur als eine kurze präventive Maßnahme eingeleitet, um die leicht überschüssigen Eisenreserven zu entfernen und dann in Erhaltungsphase zu balancieren.
Es gibt kein klar evidentes Vorgehen bei der Aderlasstherapie. Aber es besteht Konsens, hochgradig eisenbelastete Patienten auf einen niedrigen Zielwert zu bringen, z.B. Ferritin einmal <20 ng/ml, um das an diversen betroffenen Organen des Körpers abgelagerte überschüssige Eisen sicher entfernt zu haben.
Bei Hämochromatosepatienten mit Leberzirrhose besteht auch nach erfolgreicher Eisenentzugstherapie immer ein deutlich erhöhtes Risiko für die Bildung eines Leberzellkarzinoms. Diesbezügliche Vorsorgemaßnahmen sind daher bei diesen Patienten wichtig.
Aber:
Ein Anfangsferritin von 400 ng/ml bedeutet eine sehr
geringe Eisenüberladung.
(Bei einigen Laboren ist 400 ng/ml für Männer sogar noch Normbereich- für junge Frauen hingegen wäre 400 ng/ml allerdings schon deutlich ungewöhnlich.)
So eine leichte Eisenbelastung reicht nicht aus, um die Organe eisenbedingt zu schädigen.
Das (nur) in der Leber abgelagerte überschüssige Eisen, welches auch einfacher zu mobilisieren ist als Eisen bei hochgradig betroffenen Patienten, lässt sich durch wenige Aderlässe entfernen.
Es besteht keine klare Evidenz, welcher Zielwert und welcher Erhaltungsbereich bei leichtgradiger Eisenbelastung von C282Y Homozygoten ideal ist.Und es besteht auch kein einheitlicher Konsens bei den Ärzten. Es gibt Ärzte, die machen auch bei leichtgradiger Eisenbelastung Aderlässe bis Ferritin einmalig unter 20 ng/ml gefallen ist. Andere Ärzte sagen sogar, gar keine Aderlässe, solange das Ferritin nur so geringgradig erhöht ist und keine direkten eisenbedingten Schäden machen kann. (Z.B. bei älteren Patienten. Oder bei Compound-Heterozyogten, deren Transferrinsättigung zumeist deutlich niedriger liegt als bei C282Y Homozygoten)
Dein Arzt hält Dein Ferritin im Normbereich und hat aufgrund der nur leichtgradigen Eisenbelastung keine einmalige Ferritinsenkung auf z.B. 50 ng/ml oder 20 ng/ml gemacht. Auch dieses Vorgehen ist gut begründet: er hat Dich damit sicher vor Eisenmangelsymptomen bewahrt und ist damit auf der sicheren Seite.
(Ich selbst, Laie, favorisiere auch bei nicht hochgradiger Eisenüberladung eine einmalige Eisenreduktion auf ca. 50 ng/ml oder einmalig etwas darunter mit gutem Blick auf den Hb-Wert)
Je Hämochromatose-erfahrener der Arzt, desto besser ist seine individuelle "Feinabstimmung" möglich. Bei leichtgradiger Hämochromatose hat man größeren Spielraum als bei hochgradiger Eisenüberladung. Gradmesser ist das Ferritin. Allerdings halte ich bei allen Betroffenen eine Transferrinsättigung von nicht dauerhaft über 70% für sinnvoll. (Deine Transferrinsättigung ist 40%, also im Normbereich.)
Zur GGT: Bei einem Ausgangsferritin von ca 400 ng/ml ist aus Laiensicht kein eisenbedingter Hämochromatose- Organschaden anzunehmen. Und auch nicht eine eisenüberladungsbedingte Vorsorgenotwendigkeit wie bei Hämochromatosepatienten mit zu Diagnosezeitpunkt hochgradiger Eisenüberladung.
Der Arzt ignoriert Deine auffällige GGT nicht, das ist gut. Eine GGT Erhöhung hat bei Ausgangsferritin von 400 ng/ml aber wie gesagt nichts mit Hämochromatose zu tun, sondern hat eine andere Ursache. Diese will der Arzt finden, falls GGT bei erneuter Messung immer noch so hoch ist. Du kannst Deinen Arzt natürlich fragen, ob man man schon vor Mitte April nochmal GGT messen kann, wenn Du bald wissen willst, was los ist. Und ich würde ihm- auch wenn immer wenig Zeit ist- Deine Fragen stellen.
Untenstehend Link zu derzeitigen Hämochromatose- Leitlinien (als pdf zum runterladen die deutschsprachige Kurzfassung AASL und EASL)
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=3&t=2050
Liebe Grüße
Lia