Hallo Fry,
entschuldige tausendmal

, dass Du vom Krankenhaus aus hier schreibst und auf Deine Frage keine Antwort bekommst. Liegt daran, dass ich selbst nicht so fit bin. Daher heute auch nur ne oberflächliche Version, kannst mich gerne später mal erinnern, dass ich mich da nochmal ransetze.
Erstmal das Wichtigste: wie geht es Dir jetzt? Hoffe, sehr viel besser!
(...)
gibt es Erkenntnisse zu erhöhter Thromboseneigung bei vorliegender HHC?
Verschiedene Mechanismen u. Riskofaktoren können das Risiko für die Entstehung einer Thombose/Thromboembolie erhöhen.
Wie ist das mit Eisenüberladung bzw. Eisenüberladung bei genet. Hämochromatose/C282Y-Homozygotie?
Dazu muss ich zum Hepcidin näher posten, denn Hepcidin ist Gegenstand der Forschung auch zum Thromboserisiko.
Die Hepcdinspiegel sind je nach Form/Ursache der Eisenüberladung sehr unterschiedlich. Das hauptsächlich in der Leber gebildete Eiweiss Hepcidin ist der Hauptregulator für die Eisenaufnahme. Es wirkt hemmend auf die Eisenaufnahme des Körpers und kann normalerweise je nach Eisenbedarf runter- oder hochreguliert werden. Bei C282Y-Homozygotie klappt das so nicht, C282Y Homozygotie bedeutet genetisch bedingt dauerhaft ungenügend Hepcidinfunktion und damit mangelnde Regulierungsfähigkeit. Der Körper "denkt" vereinfacht gesagt, er hätte Eisenmangel und nimmt ungebremst Eisen auf. Aus Hepcidinmangel bzw. Dysfunktion resultiert daher die typische Eisenüberladung bei Hämochromatose. = Das ist die Eisenüberladung bei der die Transferrinsättigung hoch ist, was man als Hämochromatose im eigentlichen Sinne definiert (EASL-Leitlinien).
Aber bei anderen Formen der Eisenüberladung, bei denen die Betroffenen nicht ein Hepcidindefizit haben, sondern die Regulierung funktioniert, sieht man statt Hepdicinmangel HOHE Hepcidinspiegel.
Hepcidin und Thromboserisiko:
Erhöhte Plasmaspiegel von Hepcidin werden mit einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien in Verbindung gebracht. Hohe Eisenspiegel im Körper könnten das Risiko also erhöhen. (Da reden wir aber wie gesagt nicht von C282Y Homozygotie.) laut dieser Untersuchung: ("Plasma hepcidin is associated with future risk of venous thromboembolism", Blood Adv. 2018, Ellingsen et al.
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC5998931/)
So wie ich es sehe, erhöht aber auch Hämochromatose-Eisenüberladung (also i.d.R bei C282Y-Homozygotie) das Risiko für venöse Thrombosen.
1.Hämatokrit kann bei Hämochromatose-Patienten (insb. mit hohem Ferritin, die noch keine Aderlässe hatten) leicht erhöht sein, wodurch das Thromboserisiko sich zumindest etwas erhöhen dürfte. (Aufgrund überhohen Eisenangebots steht viel Eisen für die Bildung roter Blutkörperchen zur Verfügung, daher oftmals leicht erhöhte Blutzähigkeit, zeigt sich an etwas erhöhtem Hämatokritwert und bedeutet etwas erhöhtes Thromboserisiko.)
Zudem:
2.Ein höherer genetischer Eisenstatus ist mit einem erhöhten Thromboserisiko assoziiert, fand eine Studie im JAHA journal of the American Heart Association, 2019: "Effects of Genetically Determined Iron Status on Risk of Venous Thromboembolism and Carotid Atherosclerotic Disease: A Mendelian Randomization Study" Dipender Gill et al.,
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/JAHA.119.012994
Es wurde dort nicht der HFE-Genstatus angeschaut, sondern Biomarker für genet. Eisenüberladung (erhöhtes Serumeisen, Ferritin und Transferrinsättigung sowie niedrige Transferrinlevel). Transferrinlevel niedrig und Transferrinsättigung hoch sieht man bei der genetischen C282Y-Hämochromatose.
Ergebnis: (übersetzt Zitat)
"Es wurde festgestellt, dass ein höherer Eisenstatus das Risiko für venöse Thromboembolien erhöht, das Risiko für Karotisplaque verringert und keine signifikanten Auswirkungen auf die Intima-Media-Dicke der Halsschlagader hat.
Diese Ergebnisse unterstützen frühere Studien, die darauf hindeuten, dass ein höherer genetischer Eisenstatus eine schützende Rolle bei der Atherosklerose spielt, aber das Thromboserisiko aufgrund von Blutstauung erhöht."
Kurzum: Sowohl Eisenüberladung mit Biomarkern für genetisch bedingt hohen Eisenstatus (wie bei C282Y Homozygotie=erbl. Hepcidinmangel, Hepcidin NIEDRIG) scheint das Thrombose-/Thromboembolierisiko zu erhöhen als auch die Eisenüberladung anderer Ursache= Eisenüberladungszustände mit HOHEM Hepcidinspiegel.
Wie das Risiko bei Hämochromatose aussieht, wenn der Hepcidinspiegel zwar dauerhaft niedrig bleibt, aber auch Ferritin in Erhaltungsphase auf Zielbereich gesenkt ist, müsste ich mir mal gesondert ansehen. Vermutlich bleibt auch weiterhin, bei Ferritin in Erhaltungsphase, potentiell ein erhöhtes Risiko, da der niedrige Hepcidinspiegel relevant ist.
Das wärs für heute!
Ein schönes Wochenende

und
liebe Grüße
Lia