Hatte jemand Verdauungsprobleme?

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Akarius
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Hatte jemand Verdauungsprobleme?

Beitrag von Akarius »

Hallo zusammen,

ab meinem 18. Lebensjahr etwa plagten mich mehr und mehr Verdauungsprobleme (matschiger Durchfall, Blähungen, Verstopfungen, Völlegefühle). Je älter ich wurde, desto schlimmer wurde es. Mit etwa 24 begann ich ernsthaft nach der Ursache zu forschen, da es unerträglich wurde. Schließlich entdeckte ich, dass 95 % meiner Beschwerden verschwanden, wenn ich auf Gluten (Weizen etc.) verzichtete.

Auf der Suche nach der Ursache bekam ich eine Magen- und Darmspiegelung, wobei man aber nichts feststellte. Ein vorheriger Bluttest ergab jedoch einen Ferritinwert von ca. 1.000 (Der Gastroenterologe ließ mich übrigens 6 Monate auf die Magenspiegelung warten, statt einfach mal den Vorschlag zu machen nebenbei noch zum Hämatologen zu gehen :? ).

Da wie gesagt nichts festgestellt wurde ging ich also aufgrund des Ferritinwertes zum Hämatologen, der dann auch nach einem Gentest Hämochromatose bei mir feststellte. Glücklicherweise gab der Bluttest keinen Hinweis auf Schäden an Leber etc. und auch Gelenkprobleme plagten mich noch nie.

Nach knapp einem Jahr Aderlässen ist mein Ferritinwert nun auf Normalwert. Da ich den Verdacht hatte, die Glutenunverträglichkeit könnte mit der Hämochromatose zu tun haben, probierte ich vor einer Woche wieder Weizen zu essen. Und was soll ich sagen, die Verdauungsbeschwerden sind praktisch verschwunden! Bereits in den zwei Jahren zuvor testete ich ab und an, aber immer kam es zu den üblichen Beschwerden. Nun sind sie tatsächlich weg und ich bin überglücklich :D

Letztendlich kann ich von großem Glück sprechen, dass die Verdauungsbeschwerden kamen, sonst hätte man bei mir Hämochromatose wahrscheinlich erst viele Jahre später entdeckt mit diversen Organschäden. Nun bin ich 26 und habe keine weiteren Einschränkungen, als alle paar Monate einen Aderlass durchzuführen.

Meine Frage: Hat jemand ähnliche Erfahrungen was Verdauungsprobleme angeht? Oder bin ich da wirklich ein Einzelfall?
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Lia
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Re: Hatte jemand Verdauungsprobleme?

Beitrag von Lia »

Hallo Akarius,

herzlich willkommen im Forum :winken
Gut, dass man bei Dir Hämochroomatose erkannt hat, bevor es zu größeren Problemen kommen konnte.

Zu Deiner Frage kann ich sagen, Verdauungsprobleme scheinen bei Hämochromatose-Betroffenen gehäuft vorzukommen, dazu gibt es z.B. eine kleine Studie aus dem Jahr 2014, die bei Hämochromatose-Patienten häufig gastro-intestinales Entzündungsgeschehen feststellte, was laut Verfasser vermuten lässt, dass Eisenüberladung dafür verantwortlich sein könnte.
( Abstract Leider nur auf englisch:Endoscopic and histologic abnormalities of gastrointestinal tract in patients with hereditary hemochromatosis) Auf deutsch findet man leider wenig dazu.

Ich habe immer wieder mitbekommen, dass Betroffene von solchen Beschwerden berichten. Und das scheint auch nicht nur erst bei ganz hohem Ferritin so zu sein, aber ich müsste mich da mal näher belesen, leider ist die Studie im Volltext nicht frei verfügbar, ich kenne bislang nur das Abstract.
(Nur der Vollständigkeit halber: wenn man Bauchbeschwerden als Symptom liest bei Hämochromatose, bezieht sich das auf die Oberbauchbeschwerden rechts durch Lebervergrößerung. Ist dann allerdings nicht die Leber selbst, die schmerzt, sondern der Druck der zu großen Leber auf das umliegende Gewebe. Also nicht Durchfall und Beschwerden im unteren Bauchbereich.)

Ich könnte mir gut vorstellen, dass Beschwerden, wie Du sie schilderst mit Eisenüberladung in Zusammenhang stehen könnten und reversibel sind nach erfolgreichem Eisenentzug, wenn diese Entzündungsprozesse verschwinden. (Dass vermutlich reversibel, steht z.B.:hier (engl.,S.30)
Kurzum, Was Du berichtest, ist also wohl kein Einzelfall.

Schnelldurchgang durch die Suchmaschine des Forums mit "Durchfall" gibt Treffer, stellten sich aber oft andere Ursachen heraus, z.B. gravierender Durchfall als mögliche (Wechsel-)wirkungvon Medikamenten. Zöliakie bringt auch diverse Treffer.
Zöliakie scheint bei Hämochromatose-Betroffenen überdurchschnittlich häufig vorzukommen, sagen Untersuchungsergebnisse.

Man nimmt derzeit an, dass an der Modeerscheinung "Glutensensitivität" etwas dran ist, also auch einige Menschen ohne Nachweis für die schwerwiegende Erkrankung Zöliakie Inhaltsstoffe von Weizenprodukten nicht gut vertragen (ob das Gluten dafür verantwortlich ist, ist m.E. nicht sicher, es könnte auch ein Inhaltsstoff sein, vor dem sich die Pflanzen vor Fressfeinden schützen) Ob das tatsächlich bei Dir mit Eisen zusammenhängt, da kann man natürlich nur spekulieren. :) Wie gesagt, ich halte es für gut möglich.
Auf jeden Fall klasse, dass Deine Ernährung wieder problemlos geht und Du Dich gut fühlst. Das ist sicher eine Riesen Erleichterung. :daumen

Liebe Grüße

Lia
bella
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Re: Hatte jemand Verdauungsprobleme?

Beitrag von bella »

hallo,
erhebliche darmprobleme hatte ich schon als 16 jährige. schmerzursache wurde nach 7 jahren erkannt: überkopfgroße Tumore im kleinen becken, hormonabhängig, kein krebs. sie kamen erst nach mehreren operationen binnen 3 jahren nicht mehr wieder.
leider sind dauerhafte Probleme geblieben. durch stau-niere, Darmstenose und zahlreiche Divertikel hatte ich Beschwerden. inzwischen sind sie in der regel unterhalb der schmerzgrenze, die verdauungsbeschwerden rauben mir allerdings oft den schlaf, seitdem ich Rentnerin bin ist das nicht mehr ganz so zermürbend.
da ich konsequent auf schmerz- und Schlafmittel verzichten konnte holte ich mir auf anraten einer Ärztin Melatonin. das ist wohl auch entzündungshemmend und hilft mir zu besserem schlaf. auch leicht entzündliche darmbeschwerden bessern sich dadurch bei mir.
Magnesium brauche ich regelmäßig, entkrampfungsmittel konnte ich absetzen, sind ja wohl nicht ganz unumstritten. darmkrämpfe habe ich nicht mehr so oft.
da ich ein einziger Organismus bin glaube ich, daß bei mir ein systemfehler im sinne eines dominoeffekts zu autoimmunkrankheiten usw usw geführt hat. bei uns im ruhrgebiet sagt man: alles hängt mit alles zusammen. trotz alldem konnte ich glücklicherweise ein beruflich und familiär erfülltes leben aufbauen.
-die verdauungsbeschwerden und der gestörte schlaf machen meiner Aufmerksamkeit und dem konzentrationsvermögen aber zu schaffen. ich werde bestimmt nicht schlauer dadurch. eine wirkliche lösung habe ich nicht gefunden in all den jahren.

grüße von bella
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Hanne
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Re: Hatte jemand Verdauungsprobleme?

Beitrag von Hanne »

Hallo Akarius, :hallo

Erst mal herzlich Willkommen hier bei uns!
Zu Deiner Frage:
Mir ging es genauso, nur ging es bei mir früher los (so mit 12,13?). Ich hatte sämtliche Zustände, die ein Bauch samt Verdauungstrakt nur so haben kann. Viele Jahre, unzählige dumme Sprüche und einige Bauchoperationen (Blinddarm, Galle, Gallengänge, Lebertumoren, Gebärmutter) später, nach der intensiven Aderlaßphase, waren die meisten Beschwerden auf einmal weg. :D Also denke ich auch, daß das wohl irgendwie zusammen hängen kann.

Ich wünsche Dir (und mir) ein gutes, möglichst bauchschmerzfreies Leben! :daumen
Liebe Grüße :winke
Hanne
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