Wer kann mit meinen Werten etwas anfangen?

In diesen älteren Diskussionen der Vorjahre könnt Ihr lesen und auch weiter aktiv schreiben. Beachtet, dass sich der Stand der Forschung seitdem geändert haben kann. Es gibt inzwischen neue Empfehlungen und Leitlinien zur Diagnostik und Therapie.
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Nightlife
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Wer kann mit meinen Werten etwas anfangen?

Beitrag von Nightlife »

Hallo,

mein Gastro hat bei mir einen Verdacht auf Hämochromatose, folgende Werte waren im Blutbild:

Ferritin im Serum : 181 (30-400)
Transferrin im Serum: 2,6 (2,0-3,0)
Transferrinsättigung: 49% (16-50)
Ferritin: 175 (59-158)
GPT: 83 (< 50 )
Y-GT: 65 (< 60 )

Vor der Blutabnahme habe ich ein oder 2 Wochen durchgehend Kräuterblut getrunken.

Sind die Werte ein Zeichen für die Eisenspeicherkrankheit?
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Lia
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Re: Wer kann mit meinen Werten etwas anfangen?

Beitrag von Lia »

Hallo Nightlife,

herzlich willkommen im Forum. :winke
Schau mal auf Deinen Laborzettel, ob Du einen Laborwert verwechselt hast. Bitte auch die Einheiten dazuschreiben.
Ich vermute mal stark, das was Du als "Ferritin: 175 (59-158)" angegeben hast, ist das Serumeisen? Einheit wäre da µg/dl.

Liebe Grüße

Lia
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Re: Wer kann mit meinen Werten etwas anfangen?

Beitrag von Nightlife »

Hey,

Nein eigentlich habe ich mich nicht verstan. Unter FE steht 175. So steht es im laborbericht.
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Lia
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Re: Wer kann mit meinen Werten etwas anfangen?

Beitrag von Lia »

Nightlife hat geschrieben:Hey,

Nein eigentlich habe ich mich nicht verstan. Unter FE steht 175. So steht es im laborbericht.
Hallo, wieso solltest Du Dich nicht vertan haben? Es ergibt sich aus der Logik und schau mal hier:
http://www.haemochromatose-forum.de/for ... f=3&t=2610
Nochmals meine Bitte, Einheit mit angeben. Sonst kann ich nicht antworten, wird auch etwas anstrengend für mich und eigentlich möchtest Du doch etwas wissen, nicht ich.
Liebe Grüße

Lia
Nightlife
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Re: Wer kann mit meinen Werten etwas anfangen?

Beitrag von Nightlife »

Hey Tut mir leid. Dann hier die aktualisierten Werte:

Ferritin i.S. : 181 ng/ml (30-400)
Transferrin i.S. : 2,6 g/l (2,0-3,0)
Transferrinsättigung: 49% (16-50)
FE: 175 myg/dl (59-158)
GPT: 83 U/l (< 50 )
Y-GT: 65 U/l (< 60 )
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Lia
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Re: Wer kann mit meinen Werten etwas anfangen?

Beitrag von Lia »

ok, dann legen wir mal los:
Erste und wichtigste Fragestellung bzgl Hämochromatose ist immer: wie hoch ist Serumferritin?
Wenn Serumferritin im mittleren Normbereich des Labors liegt, bedeutet das: kein Hinweis auf Eisenmangel oder Eisenüberladung.

Nächste Fragestellung: Gibt es einen Hinweis auf bloße genetische Disposition für Hämochromatose, auch wenn aktuell (noch?) keine Eisenüberladung vorliegt?
Mit der genetischen Disposition für primäre Hämochromatose (Genkonstellation C282Y homozygot oder C282Y+H63D kombiniert heterozygot) hat man das Risiko, im Laufe des Lebens unbehandelt Eisenüberladung und Hämochromatose- Symptome zu bekommen. Als Erwachsener mit dieser Disposition hätte man zumindest eine deutlich erhöhte Transferrinsättigung, selbst wenn man (noch) keine übervollen Eisenspeicher hat.
Die Transferrinsättigung errechnet sich aus Serumeisen und Transferrin. (Rechner: http://www.med4you.at/laborbefunde/lbef ... in_sat.htm ) Menschen mit genetischer Disposition für primäre Hämochromatose haben ein normal bis niedriges Transferrin. Serumeisen hingegen ist bei ihnen deutlich erhöht. Das ergibt aus beiden Laborwerten typischerweise eine Transferrinsättigung um die 80% oder höher. Die Transferrinsättigung ist wie gesagt bei primärer Hämochromatose schon deutlich erhöht, lange Jahre, bevor das Ferritin auffällig wird.
Deine Transferrinsättigung aber ist im Referenzbereich.
Und auch dein Serumferritin ist im Referenzbereich.


Dein Serumeisen ist zwar über dem Referenzbereich, aber:
Ein einmalig erhöhtes Serumeisen sagt nichts aus. Serumeisen ist schon während des Tagesverlaufes starken Schwankungen unterworfen und zudem nahrungs(-eisen)abhängig. Serumeisen ist also kein aussagekräftiger Laborparameter, erst recht, wenn der Patient bei der Blutabnahme nicht nüchtern war. Ein einmalig erhöhtes Serumeisen reicht für den Verdacht auf (genetische Disposition für) Hämochromatose nicht aus.
Bei Hämochromatose ist neben dauerhaft erhöhtem Serumeisen auch die Transferrinsättigung dauerhaft sehr hoch und von Eisenüberladung ( =Eisenspeicher übervoll) spricht man erst, wenn das Ferritin deutlich ansteigt.
Du kannst Dir mit diesem Hintergrundwissen nun selbst die Antwort geben, ob konkret bei Deinen Werten überhaupt ein Verdacht auf Hämochromatose vorliegt.

Wenn die Leberwerte GPT und Gamma-GT erhöht sind, so weist dies darauf hin, dass die Leber muckt.
Bisweilen sind die Leberwerte nur bei 1 Messung erhöht und bei der nöchsten Messung wieder unauffällig, die Ursache für die Leberwerterhöhung liegt evtl. schon in der Vergangenheit. Wenn die Leberwerte aber dauerhaft auffällig sind, wird der Arzt mit dem Patienten überlegen, woher das kommen kann. Zu viel Alkohol? ungesunde Ernährung? Übergewicht? dauerhafte Medikamenteneinnahme? Drogen? Auch Erkrankungen, bei denen die Leber mitreagiert, sind häufige Ursache für leicht erhöhte Leberwerte.
Auch durch steigende Eisenüberladung bei Hämochromatose muckt irgendwann die Leber und das zeigt sich an erhöhten Leberwerten. Hat man aber gar keine Eisenüberladung, sprich hat man kein erhöhtes Ferritin, so haben erhöhte Leberwerte eine andere Ursache.

Was sagt Dein Arzt außer Hämochromatose? Hat er noch was gesagt? Was sagt Dein Hausarzt zu der Sicht des Gastroenterologen?
Auf Hämochromatose zu untersuchen, indem man den Gentest macht, tut nicht weh, macht aber nicht immer Sinn, z.B. wenn kein Verdacht auf Hämochromatose besteht, weil die Laborwerte nicht zu einer Hämochromatose passen.
Konkret: Ich wette, man findet maximal 1 Mutation - die macht alleine noch keine Hämochromatose und ist sehr häufig in der Allgemeinbevölkerung. Oder man findet überhaupt gar keine Mutation.
Bei den Leberwerten sollte man dranbleiben und wenn weiter erhöht, nach einer Ursache suchen. Besprich das mal mit Deinem Arzt.

Eine Frage aus Neugier: Warum nimmst über mehrere Wochen "durchgehend" Eisensäfte ein?

So, das wärs erstmal von mir, wenn noch Fragen sind, frag ruhig. Und schreib doch mal , wie es bei Dir weiter geht. Ist auch für Mitlesende in ähnlicher Situation hilfreich.

Liebe Grüße

Lia
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Lia
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Re: Wer kann mit meinen Werten etwas anfangen?

Beitrag von Lia »

Hallo miteinander,

nach vielen Jahren Forumsarbeit bekommt man einen Riecher. Deswegen sage ich heute mal meinen Senf dazu: Gibt Leute, die nicht mal einen Gruß unter ihre Beiträge setzen können und die sich auch keine Mühe bei ihren Beiträgen geben. Gerade diesen Leuten fällt ein "Danke" richtig schwer. Aber es ist eigentlich nicht wirklich schwer, man kann soziales Verhalten lernen. Werden leider immer mehr Leute, die im Ego-Trip gefangen sind, obwohl die altersmäßig längst aus der Pubertät....

@nightlife Du hast von mir einen Beitrag bekommen, bei dem Du selbst mitdenken musst und der es Dir nicht zu einfach macht, das fand ich wichtig- zumal Ferndiagnosen nicht erlaubt sind. Zu Drogen, Alkohol und Medikamenten habe ich ja schon geschrieben. Können Leberwerte erhöhen, außerdem auch wenn man zum Bodyboosten stofft und solche Sachen. Sollte man alles trotzdem dem Doc sagen, trauen sich aber gerade die Leute nicht, von denen ich oben geschrieben habe, darum mein Tip.

Liebe Grüße und Euch und auch Dir, nightlife, ein schönes Wochenende!

Lia
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