blutspende statt AL

Hier könnt Ihr in Kaffeeklatsch-Themen der früheren Forumsjahre stöbern und schreiben.
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Lia
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Beitrag von Lia »

Hallo,

ich werde eben noch mal ernst, auch wenn Dokanjas Thema bislang im Kaffeeklatsch steht ....dann höre ich damit auf :wink:

Es ist ein heikles Thema, nicht nur bei der Blutspenderegelung.
Was tun, wenn bestehende Vorschriften unsinnig sind, sogar schädlich für die Mitmenschen.

Bei Hämochromatose halte ich die bestehende Regelung für völlig unnsinnig. Sie bedeutet in meinen Augen Verschwendung, Vergeudung von wertvollem und dringend benötigten Blut.
Mittlerweile ist das Wissen um Hämochromatose seit Einführung des Gentestes so weit gediehen, daß man die Betroffenen meist vor Organschäden diagnostizieren und therapieren kann, so fallen frühere Gegenargumente ( Folgeschäden wie Diabetes etc, kontinuierlicher Medikamentengebrauch usw) in den allermeisten Fällen weg.

Was also tun, wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen?
Wenn es hauptsächlich um die Freiwilligkeit als Argument geht? (Man spricht uns die Freiwilligkeit ab, da wir ja immer wieder zum Aderlaß müssen, um gesund zu bleiben.)
Haben wir Hämochromatosebetroffenen nicht genauso das Recht, zu entscheiden, ob wir unser Blut, das wir sowieso für unsere eigene Therapie "loswerden" müssen, als Blutspende zur Therapie anderer Mitmenschen dienen zu lassen?

Was macht man als Bürger, wenn eine bestehende Regelung unsinnig oder gar schädlich schädlich für das Allgemeinwohl ist?
Man versucht den Dialog mit verantwortlicher Stelle.
Bei Nichterfolg anschließend mit übergeordneter verantwortlicher Stelle. Bei Nichterfolg?
Ja was macht man als verantwortlich denkender Hämochromatosebetroffener dann? Man ist im Zwiespalt.
In punkto Hämochromatose:
Einerseits fühlt man die moralische Verpflichtung, angesichts der ständigen "Rotkreuz-Blutnotstandsappelle" sein Blut nicht wegzuwerfen und daher Blutspenden zu gehen, obwohl es nicht erlaubt ist oder man hat andererseits ein schlechtes Gewissen, weil das Blut sinnlos "in den Gulli läuft" und vielleicht gerade ein Mensch sterben könnte, weil nicht genug Blutkonserven mehr vorhanden sind, wenn Blutnotstand herrscht.


Liebe Grüße

Lia
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

Lieber Knoote!
Das Blutspende-Thema hat einige Brisanz.
Als pragmatischer Mensch stehe ich auf dem Standpunkt, dass mein Blut (das nicht einen pathologischen Wert aufweist, abgesehen vom zu niedrigen Ferritin) sicher niemandem Schaden zufügt. Würde ich nicht explizit nach HH gefragt, würde ich sie auch nicht erwähnen.
Ich empfinde die Ablehnung unseres Blutes als unsinnig und zynisch, deshalb gehe ich mit solchen "Gesetzen" flexibel um, ohne wissentlich die Unwahrheit zu sagen - so wie Anja.
Wenn du mit dem Auto zu schnell unterwegs bist, gefährdest du dich (allein deine Sache) und Andere im Straßenverkehr - und dein Knöllchen oder Fahrverbot ist eine gerechte Strafe dafür.
Spendest du dein gesundes (!) Blut, gefährdest du niemanden und jede Strafe dafür wäre in meinen Augen ein Schildbürgerstreich (was steht eigentlich auf unerlaubtes Blut spenden? Austrinken?)!
Ich könnte jetzt auch keine optimale Lösung präsentieren, aber die gängige Praxis ist Verschwendung von Resourcen in Reinkultur! Stell dir vor, wie viel Gutes man beim DRK mit dem Geld bewirken könnte, das jetzt in seitenlange Bettelannoncen um Blutspenden investiert wird, wenn die Leute ein bisschen über den Beutelrand hinaus gucken würden!
(Ups - da war ja noch ein Beitrag....! Bei Ähnlichkeiten möchte ich beteuern, dass ich nicht abgeschrieben habe...!)
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

ICH HABE NICHT ABGESCHRIEBEN!!!!
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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Knoote
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Beitrag von Knoote »

Hallo Brigitta,

muss jetzt noch was klarstellen, nicht das Ihr Denkt ich wäre der Raser und Autobahnrambo, ich wollte damit nur klarmachen das ich kein Moralapostel bin, und wenn ich etwas schneller Fahre tue ich es vorausschauend mit genügend Sicherheitsabstand.
Die Frage ist für mich wenn wir bei der Blutspende die HH verschweigen, wie hoch kann dann eine Strafe ausfallen, ist das Körperverletzung auch wenn es sich unsinnig anhört. Wäre Interessant dazu mal einen Juristen zu hören.

Ich hoffe Ihr versteht jetzt was ich meine.

Gruß vom Knoote
Diagnose am 13.03.2008: homozygote HFE-Gen-Mutation C282Y
Ferritin ng/ml 4546 / Eisen 288 / Sättigung 96,5% / GOT 99 / GPT 193 / GGT 58 Guckst du hier: http://www.css-jd.de/al/al.html
Wende dich stets der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.
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christiane
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Beitrag von christiane »

Deshalb hab ich den Weg über die Eisenstoffwechselambulanz im UKE gewählt, was in Hamburg natürlich einfacher ist, als anderswo.

Nun hoffe ich, mit meinem neuen Feritinwert von 12 auch zur Spende zugelassen zu werden. Habe den neuen Wert erst heute erfahren und werde Dr. Nielsen/UKE mal fragen, obs jetzt geht.

Nach der Untersuchung mit dem Biomagnetometer war der Ferritinwert ja noch zu hoch mit ca. 67. Es brauchte 4 AL, um auf 12 zu kommen .

Aber nun hab ich die Hoffnung, 4 x pro Jahr Blut zu spenden und gut ist!
Naja, mal sehen, ich werde Euch informieren.
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Manes
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Wohnort: Kreis Düren, wo der Hahn bald nicht mehr regiert

Beitrag von Manes »

Wollte ja eigentlich hier nix mehr schreiben, jetzt habt Ihr mich aber doch soweit bekommen:

Ausgelöst wurde das durch die Diskussion rund um die rechtliche Frage.

Wie sich der eine oder andere noch erinnern kann, habe ich vor ca 1,5 Jahren eine das Thema betreffende Petition beim Deutschen Bundestag auf den Weg gebracht. Diese wurde abgelehnt.

Sinngemäß lautete die Begründung zur Ablehnung, dass die HC ansich kein Ausschlußgrund darstellt, allerdings der Aufwand um die Folgeerkrankungen der HC festzustellen, und damit den Schutz des Spenders und Empfängers sicherzustellen, den Nutzen der Spende nicht deckt.
Somit ist das die Blutspende für HCler grundsätzlich nicht verneint, unter der Voraussetzung, dass die entsprechenden Folgeerkrankungen im Rahmen der Spendertauglichkeitsuntersuchung ebenfalls geklärt werden.

Die juristische Diskussion sollte sich hier also wenn, dann nicht darum drehen, ob der HCler spenden darf oder nicht, sondern vielmehr um den Punkt, ist es es juristisch inkorrekt, die HC bei der Spendertauglichkeitsuntersuchung zu verschweigen und damit dem Spendeinstitut nicht die Möglichkeit zu nehmen, die höchstmögliche Sicherheit für Spender und Empfänger sicherzustellen?

Es gibt Spendeinstitute, die nehmen auch Blutspenden von HCler, siehe Christianes Beispiel oder auch meinen Fall. Aber, diese Institute lassen einen nur zur Spende zu, wenn eine gründliche Untersuchung durchgeführt worden ist. Und damit bewegen sich dann alle in einem rechtlich sicheren Rahmen.

Dies ist meine rechtliche Interpretation des ganzen als Nichtjurist.

Meine persönliche Meinung zu dem ganzen Getue rund um diese Geschichte möchte ich Euch aber auch nicht vorenthalten. Ich denke, dass ich alleine schon durch die Petition gezeigt habe, dass es in meinen Augen unsinnig ist, HCler nicht zur Spende zuzulassen. Allerdings kann ich auch nur bei der Ablehnungsbegründung den Kopf schütteln, weil die Folgeerkrankungen der HC grundsätzlich auf jedem Fragebogen der Spendeinstitute abgefragt werden, somit ist diese Begründung für mich eigentlich schon hinfällig. Allerdings ist es so, dass ich mich zumindest in meinen Augen auf rechtlich sehr wackeligem Boden befinde, wenn ich die HC verschweige. Deshalb war ich froh, dass ich eine Uniklinik in der nähe habe, die mein Blut nimmt und dabei auch noch so nett ist, und mir dafür einen Gutschein für irgendwas oder bares in die Hand drückt. Um mich auf diesen rechtlich doch sehr wackeligen Boden zu begeben, die HC bei der Untersuchung zu verschweigen, dafür sind mir im Zweifelsfalle meine Finanzen und meine Freiheit lieber. Dies mag jeder mit sich selbst ausmachen. Das jeder, der zur Blutspende geht, damit eigentlich anderen Helfen möchte, ist mir vollkommen klar. Auch wenn Ihr sicher seit, dass es dem Empfänger nicht schadet, denkt diesbezüglich etwas mehr an Euch.


Übrigens wird man selbst als HCler nur max 4 Mal als Frau und 6 Mal als Mann per anno zur Spende zugelassen. Dies deckt z.B. bei mir aller voraussicht nach noch nicht mals die Menge an Erhaltungs :al


lg

Manni
"Sie waren Menschen wie wir. Aber wenn wir in der Stille an den Kreuzen stehen, vernehmen wir ihre gefasst gewordenen Stimmen: Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht, dass Friede bleibe, Friede den Menschen, Friede den Völkern.“ Theodor Heuss, Bundespräsident am 17.08.1952 zur Einweihung des Ehrenfriedhofes Hürtgen.
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BirgittaM
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Beitrag von BirgittaM »

Lieber Knoote!
Natürlich betrachte ich dich nicht als fahrendes Sicherheitsrisiko, ich wollte lediglich den für mich deutlichen Unterschied zwischen den beiden "Vergehen" veranschaulichen. Wir sind doch alle begnadete Autofahrer, oder? :wink:
Und ich schreib hier jetzt auch nix mehr...
Gruß, Birgitta

Ärzte vollbringen Wunder, die sich manchmal erst in einer anderen Welt manifestieren (unbekanntes Genie).
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