

Heute war ich mit meiner Kollegin Heike in der Impfsprechstunde des Betriebsärztlichen Dienstes des UKD ( dienstags von 12.30 h bis 15.30 h),um uns von potentiellen Multiplikatoren zu Endhaltestellen der Neuen Grippe zu verwandeln.
Diese Idee hatten Viele, sehr sehr Viele

12.30 h: wir nähern uns dem Gebäude des BÄD, ca. 10 Leute stehen schon vor der Tür (die Anmeldung liegt im 1. Stock dieses Gebäudes), es wird gewitzelt. Die ersten Leute kommen mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck heraus, scheint also losgegangen zu sein. Gut, dass es nicht regnet.
13.00 h: wir sind schon im Gebäude, allerdings noch nicht bis zur Treppe gelangt. Die Ersten gehen die Treppe hinauf, um zu gucken, wo das Ende der Schlange ist und kehren leicht geschockt zurück, Menschenmengen auch in der 1. Etage. Es gehen Menschen einfach an der Schlange vorbei - böse Blicke und schadenfrohes Gemurmel, als sie wieder herunter kommen. Wäre ja noch schöner...!

13.30 h: Wir sind bis zur Anmeldung vorgedrungen, es muss ein Zettel ausgefüllt werden.






13.40 h: unser Kollege Efim kommt uns entgegen, der war um 12 schon als einer der Ersten da. "Es geht jetzt schneller!", sagt er, " Die haben noch einen 2. Impfraum aufgemacht." Hoffnung macht sich breit. Neben uns verspricht eine Frau ihrem Sprößling am Handy, ihm einen Döner mitzubringen, wenn sie hier fertig ist. Man frozzelt angesichts der Menschenmengen, sich T-Shirts drucken zu lassen mit dem Spruch "Schweinegrippenimpfung am 3.11 im UKD - ich war dabei!" Ein Doc, der neben uns steht, organisiert zu aller Belustigung die Ambulanz für den nächsten Tag per Handy. Es geht ca. 20 Minuten lang keinen Zentimeter weiter. Die ersten ätzenden Kommentare zum UKD werden gemacht. Der Sauerstoff wird knapp.
14.30 h: Türen klappen, Arzthelferinnen gehen mit gesenktem Blick geschäftig vorbei. Eine der 4 Ärztinnen im BÄD verschwindet in einem Impfraum, alle beobachten sie, aber keiner fragt etwas. Das wird sich ändern. Die ersten guten Ratschläge werden gemacht: Reihenimpfung wie früher, Massenaufklärung über Lautsprecher, anwesende Ärzte und anderes medizinisches Personal impfen "wild" auf dem Flur, u.s.w. Fahrt über Grund: 0 Meter. Sauerstoff auch gegen 0. Aber Fenster aufmachen geht gar nicht: na klar, es zieht...

15.00 h: der Doc mit der Ambulanz verschluckt sich an seiner Fanta. Ich sage:"Jetzt bloß nicht husten! Wer hustet, wird nicht geimpft!" Alles lacht, schon ein bisschen hysterischer Unterton. Ein Anderer meint: "Meiden Sie Menschenansammlungen... hahaha..."
Die aushängenden Plakate zur Suchtprävention und über den Umgang mit Kanülen können wir schon auswendig. Fahrt über Grund: 0 Meter. Einer macht nun doch das Fenster auf, was sich vorteilhaft auf den Sauerstoffgehalt der Raumluft auswirkt.

15.15 h: eine Arzthelferin geht hastig vorbei, wird aber von einem entnervten Wartenden angesprochen. Darauf sagt sie ganz stolz:" Wir machen jetzt den 3. Impfraum auf!"


Um 15.30 h endet eigentlich die Impfsprechstunde. Wir malen uns das Szenario aus, wie das Personal unbemerkt das Gebäude verlässt: Höhenrettung der Feuerwehr, Abseilen an Bettlaken.... Einer sagt, dann würde er aber seine Position auf dem Flur mit einem Edding an der Wand markieren und nächsten Dienstag sich genau da wieder aufstellen. Das spinnen wir noch ein bisschen weiter. Das Personal traut sich schon lange nicht mehr ´raus.
15.30 h: Finaaaale, nach genau 3 Stunden. Impfung und Narhalla-Marsch.

In der wartenden Menge entdecken wir noch unsere Kollegin Martha und 2 Physiker. Arme Schweine...

18.00 h: bisher habe ich keine Nebenwirkungen außer dem Gefühl, 3 Stunden meines Lebens sinnlos verplempert zu haben. Wenn ich morgen auch nur den Hauch von Krankheitszeichen habe, mach ich mir einen gemütlichen Tag im Bett! So!

Aber mach ich ja doch nicht...



