Hallo,
über die letzten Monate hatte ich in Sichtweite auf den beiden großen Werbeplakaten Eisenthemen:
rechts die Werbung für das neue Eisengetränk und links daneben ein ebenso riesen Plakat mit der Aufschrift, daß helfen jedem gut stünde, vom- jawoll von unserem beliebten Blutspendeinstitut.
sorry für den nun folgenden längeren Kommentar, aber den halte ich für wichtig

:
Warum Eisen so positiv beworben wird?- aus Eisen mach Gold. Wäre ich in der Werbebranche, würde ich es genauso machen, zumal das Wort Eisen gut positiv besetzt werden kann durch z.B. solche Assoziationsketten
"stählern =Muskeln= bin topfit= bin stärker als meine Konkurrenten"
oder
"eisenhart=Härte und mentale Stärke =Durchsetzungsvermögen= bin topfit= bin stärker als meine Konkurrenten"
Klar ist, Eisenmangel gibt es, ist bei jungen Frauen häufig und Eisenmangel gehört (ärztlich diagnostiziert und ärztlich) therapiert und die Körpereisenspeicher auf ein gesundes Maß gefüllt. Aber was ist "gesundes" Maß?
Für die Industrie ist es klingelndeKasse, wenn Ferritin" künftig in Höhen bis zur "magischen"Marke 1000 ng/ml als gesund gilt.
Das Szenario könnte grotesk gesagt dann so aussehen- Werbemacher würden sagen:
Aus Ferritin um die 100ng/ml machen wir ein latentes Eisenzuwenig-syndrom. Ein paar Jahre später setzen wir das allmählich auf 200 ng/ml . Und so weiter. Man muß es nur ins Bewußtsein der Bevölkerung reinimpfen, so ein Eisenmangelgefühl bei Unwohlseingefühl aller Art und bei diffusem Leistungsschwächegefühl.
Irgendwann fühlt sich auch noch einer mit Ferritin 600 eisenmangelgefühltmüde. "Eisenmangel macht müde, müde ist gleich Eisenmangel"- also Pille, Saft,Infusion etc. so rät die beste Freundin, die es aus der Frauenumschau hat, der Discounter, Apotheker, Heilpraktiker, Eisenmangelgefühlarzt usw, ruhig noch etwas zu nehmen.
Wir werben mit Eisen nach dem Motto "viel hilft viel" , Bevölkerung soll denken, je mehr Eisen Ihr kauft, desto gesünder seid Ihr.
Die letzten Zeilen wurden von der Werbebranche bereits umgesetzt.
Emsig werkelt die Werbebranche erfolgreich suggerierend am Thema Nahrungsergänzung, Vitamine+Mineralstoffe. Auch zu Eisenmittelchen gab es schon diverse solche Werbung.
Angesichts der neuen Erkenntnisse zu "gesundem Ferritinwertbereich", gerechtfertigt aus der HEIRS-Studie, soll die Zielgruppe in meinem angedachten Szenario also nicht nur bei nachgewiesenem Eisenmangel Eisen vom Arzt verschrieben bekommen, sondern sollte bei einem Eisenmangelgefühl Produkte einnehmen, um leistungsstark mit den anderen Menschenkonkurrenten mithalten zu können.
Zielgruppe sind alle. Jeder findet sich in einer Risikogruppe für Eisenmangel(-gefühl) wieder. Nicht nur junge Frauen und Mütter, nein natürlich alle Senioren, alle, die irgendwann mal Sport machen, Kinder sowieso, aus denen soll ja was werden usw.
So jedenfalls könnte das Szenario einer verdienerfreundlichen Ausdeutung der Ergebnisse HEIRS-Studie aussehen, einer großangelegten neuen Studie. (Ergebnisse für die Compoundler habe ich schon beschrieben) Diese Studie ist übrigens die Ursache dafür, daß manche Ärzte bei Hämos plötzlich keine Aderlässe unter Ferritin 1000 ng/ml machen wollen. Ich bin dabei, die Literatur durchzulesen. Ich gebe demnächst dazu eine deutsche Darstellung. Profitieren werden zeitlich gesehen überlastete Hausärzte, da sie nun weniger Aderlässe vertreten können, aber vor allem profitieren werden Wellnessindustrie und Pharmaverdiener, ob mit oder ohne Eisenmangelgefühlsyndromentdeckung.
Von mir nur schon mal so viel dazu: Ich bin sehr gegen Ausbluten von Hämos und favorisiere für mich keinen sehr niedrigen Ferritinzielbereich. Aber keine HEIRS- Studie wird mich dazu bringen, Körpereisenreserven von Ferritin in Nähe zu 1000 ng/ml, sei es für Normalbevölkerung, Kombiniert-Heterozygote oder homozygote Hämos, als "gesund" zu erachten.
Grund: Nie zuvor hat die Menschheit Gelegenheit gehabt, so viel Eisen anzuhäufen wie heute in der westl Wohlstandsgesellschaft. Von der Natur sind solch hohe Eisenspeicher beim Menschen jedoch nicht vorgesehen.
Liebe Grüße
Lia