Hallo Elisa,
ähnlich wie beim Begriff "Hämochromatose" sieht man auch bei "Siderose" unterschiedliche Definitionen.
Siderose heißt meines Wissens eigentlich nur:
(vermehrte) Eisenablagerung (im Körper)
Dieser Begriff recht allgemeiner Natur sagt nichts aus
- über den Ort der Eisenablagerung im Organismus, welche(s) Organ(e),
- ob die Siderose lokal begrenzt ist (also auf ein bestimmtes Organ beschränkt ist) oder aber generalisiert ist (den ganzen Körper betrifft),
- über die Ursache,
- über den Ausprägungsgrad der Eisenablagerung.
Es gibt Siderosen im Rahmen verschiedener Erkrankungen in verschiedenen Organen z.B. Lunge, Knochenmark, Gehirn, Auge usw. und in unserem Kontext in der Leber.
Mit Siderose ist (bei uns Hämos und auch generell in der Medizin) häufig Eisenspeichererkrankung oder Hämochromatose als eine erbliche Erkrankung mit generalisierter Siderose durch genetisch bedingte vermehrte Eisenaufnahme oder erworbene Siderose durch Bluttransfusionen gemeint.
Manchmal findet man den Begriff als Abgrenzung von erblicher Hämochromatose zu erworbener Eisenüberladung.
Oder man findet ihn als Abgrenzung Eisenüberladung- meist nicht hochgradig- ohne Organschaden ("es liegt nur eine Siderose vor") im Vergleich zur Hämochromatose als manifeste eisenbedingte Organerkrankung mit hochgradiger Eisenüberladung. Diese Begriffbenutzung ist wohl bei Euch gemeint.
Siderose(n) das ist häufig als Synonym für Eisenspeichererkrankung(en) gebraucht, aus meiner Sicht nicht ganz richtig.
Eisenspeichererkrankungen gehören zu den Siderosen. Aber nicht jede Siderose ist eine Eisenspeichererkrankung aus meiner Sicht, da eine Eisenspeichererkrankung bedeutet, daß eine generalisierte Störung vorliegt, die Eisenspeicherung gestört ist, der Charakter einer fortwährenden dauerhaften vermehrten Eiseneinspeicherung weiter gegeben ist wie z.B. bei erblicher Hämochromatose. Hat ein Schweißer eine Schweißerlunge mit Eisenbelastung, dann steigen die Eisenspeicher nicht mehr weiter, wenn er mit seinem Beruf aufhört. Eine Siderose im Gelenk aufgrund von Blutungen verursacht durch einen Unfall ist ein einmalig passiertes traumatisches lokales Ereignis und nicht das Geschehen einer Eisenspeicherkrankheit.
Für mich ist eine Eisenspeicherkrankheit eine erbliche(Genveränderungen) oder erworbene ( z.B.wiederholte Bluttransfusionen) Erkrankung, deren Grundursache sowie die Tendenz zu weiterer Eisenspeicherung sich nicht abstellen läßt, sie daher nur symptomatisch mit Eisenreduktion dauerhaft therapiert werden kann. Aber vielleicht liege ich da falsch.
Siderose bei Hämochromatose
Siderose = Eisenablagerung bzw vermehrte Eisenablagerung, Eisenüberschuß, Eisenüberladung, hauptsächlich in der Leber.
Eine Siderose sieht man bei verschiedenen Graden der Eisenüberladung.
Eine manifeste Erkrankung Hämochromatose bezeichnet eine hochgradige Siderose (erblich bedingt oder erworben) plus eisenbedingten gravierenden Organschaden
Der Begriff Siderose ist daher von Nutzen bei einer Stadieneinteilung bei Hämochromatose:
Hat man nur die genetische Disposition für Hämochromatose, aber keine erhöhten Eisenspeicher, kein erhöhtes Speichereisen Ferritin und daher natürlich auch keine eisenbedingten Organschaden,
dann hat man weder eine Hämochromatose noch eine Siderose, sondern nur eine beobachtungswerte genetische Besonderheit.
Hat man die genetische Disposition und bereits überschüssiges Eisen im Körper aber noch keinen Organschaden, dann hat man zwar eine Siderose, aber noch keine manifeste Organerkrankung Hämochromatose.
Eine Aderlaßtherapie ist in diesem Falle präventiv. Da man noch nicht sicher weiß, ab welcher Ferritinhöhe eine präventive Aderlaßtherapie Nutzen bringt und welcher Zielbereich Ferritin ideal ist, widersprechen sich auch die Empfehlungen. Meist wird eine Aderlaßtherapie für C282Y Homozygote bereits bei nur leicht erhöhtem Ferritin angeboten.
Von erhöhtem Ferritin spricht man meist, wenn Ferritin Frauen vor Menopause >200 ng/ml, Männer und Frauen nach Menopause>300 ng/ml, aber auch da fehlt der Weisheit letzter Schluß...
Hat man die genetische Disposition und hochgradig überschüssiges Eisen eingelagert und bereits eisenbedingte gravierende Organschäden, dann hat man eine hochgradige Siderose mit Organschäden = Hämochromatose.
Durch die Aderlaßtherapie sollen die bereits eisenbedingt geschädigten Organe wieder fit oder zumindest entlastet werden sowie weiterer Schaden durch Eisenreduktion verhindert werden.
summasumarum: Siderose ist im Vergleich zu Hämochromatose der allgemeinere Begriff zu Eisenüberladung.
Hämochromatose gehört zu den Siderosen, eine Siderose muß aber keine Hämochromatose sein und muß auch nichts mit genetischer Disposition für Hämochromatose zu tun haben und nicht jeder mit genetischer Disposition zu Hämochromatose hat eine Siderose.
Aber man findet dazu selbst in Lehrbüchern für Mediziner:
Unter einer Siderose versteht man eine vermehrte Eisenspeicherung (vor allem in der Leber) mit entsprechenden hepatischen Schäden
Quelle
was aus meiner Sicht eher eine Definition für den Begriff Hämochromatose ist. Aus solch unterschiedlichen Begriffsdefinitionen entstehen die zwangsläufigen Mißverständnisse.
Liebe Grüße
Lia