in der nächsten Woche geht es los: Ich fahre am Mittwoch nach Neustadt in Holstein, um am Donnerstag mein neues Knie zu bekommen. Diesmal ist es das linke, das rechte wurde bereits vor gut vier Jahren erneuert, und auch meine neuen Hüften (vor gut drei Jahren) stammen von dort. Vermutlich haben sie mich schon vermisst...
![Very Happy :D](./images/smilies/icon_biggrin.gif)
Zum Einstimmen auf das, was mich (und damit auch euch) in den nächsten Wochen erwartet, habe ich mal ein paar kleine Aufzeichnungen von mir herausgesucht. Da kommen gleich Erinnerungen hoch.
Damals also wars...
Die haben hier übrigens eine "Geheimwaffe": Signore Lorenzo, der für mich zuständige Physiotherapeut italienischer Herkunft, der einmal am Tag in mein Zimmer schwappt. Leider nicht so der Typ "isch habbe gar keine Auto", sondern eher wie ein rekordverdächtiger Eisverkäufer, klein, untersetzt, ununterbrochen redend und dabei chronisch gut gelaunt.
Mit Hilfe dieses Mannes schaffen sie es wahrscheinlich, die Leute hier schnellstmöglich auf die Füße zu bekommen, man strengt sich nämlich unweigerlich an bis über die Grenzen, damit er bloß schnell wieder geht.
Eine Art "Ballett" mit dem Bein? - Gerne, gar kein Problem, Hacke, Spitze, Hacke, Spitze...
Die Motorschiene auf 50° Beugung einstellen? - Signore, wenn SIE das meinen, kein Thema!
Noch eine Runde um die Station? - Aber sicher, wir haben ja für hinterher noch Eisbeutel im Kühlschrank.
Warum die anderen (im Schnitt 20 Jahre älteren) Herrschaften hier allerdings stets mit sympathisch-ruhigen Therapeuten unterwegs sind, lässt mich schon in so manche Grübelei verfallen.
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Besonders erfreulich ist aber, dass meine Anstrengungen in Bezug auf die Anweisungen von Signore Lorenzo Früchte getragen haben: Er war heute so zufrieden, dass er ganz schnell wieder gegangen ist.
Er mausert sich mittlerweile nämlich vom "Eisverkäufer" zum "Gondoliere", weil er neuerdings mitten in meine Übungen hinein immer anfängt, irgendwas zu singen. So mache ich also meine Gangbildverbesserungsrunden auf dem Flur in Begleitung eines stets lachenden und vor sich hin trällernden, dicklichen Herrn in weiß, während mein Knie aussieht wie von Dr. Frankenstein zusammen getackert und von dunkelblau bis gelblich-grün in den schönsten Farben schillert, alles zusammen abgerundet mit den altbewährten, weißen Anti-Thrombose-Strümpfen (Gut, dass ich eine leichte Outdoorhose darüber trage!)... Ich weiß nicht, ich weiß nicht..., was da wohl noch alles kommt?
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Jahahaaaa...
Wie ihr sicher alle wisst, wird in Neustadt die weltberühmte Vorabend-Serie "Küstenwache" gedreht wird, die man ja unbedingt kennen muss bzw. spätestens wenn man gehbehindert und gelangweilt im Krankenhaus ist, zwangsläufig kennenlernt...
Heute nun haben sie vor "meiner" Klinik gedreht: Für die Szene "ein Arzt kommt aus dem Krankenhaus, im Hintergrund steht eine Krankenschwester, dann spricht der Arzt mit den Herren der Küstenwache (darunter der Held, Kapitän Ehlers), während ein älteres Ehepaar das Gebäude verlässt" haben ungefähr 30 extrem wichtige Leute (ausgestattet mit Sicherheitswesten und Sprechfunk) einen halben Tag lang den Parkplatz blockiert und echte Krankenhausinsassen und deren Besuch immer nur schubweise durchgelassen - einen Riesenaufriss, aber vermutlich handelt es sich dabei um DIE Schlüsselszene der produzierten Folge!
Der "Arzt" war übrigens sofort als solcher zu erkennen, er trug nämlich als eindeutiges Erkennungszeichen seiner Zunft ein Stethoskop um den Hals, wobei ich finde, dass auch ein Untersuchungsspiegel an der Stirn unbedingt dazu gehört, merkt ja sonst kein Mensch, dass der Mann Arzt und wichtig ist! (Das haben die echten Ärzte hier übrigens alle noch nicht kapiert...) Die "Schwester" war natürlich in OP-Grün gewandet, auch ganz klar..., das fehlte zwar noch der Mundschutz, aber die war auch nicht sooo wichtig.
Die Szene wurde mindestens zehn Mal gedreht, vielleicht auch deshalb, weil die echten Besucher nach langen Minuten des Wartens oft nicht mitbekommen haben, dass jetzt nur das "ältere Ehepaar" raus gehen durfte, so dass immer wieder vollkommen unauthentisch wirkende Besucher oder gar (ungeschminkte) Kranke (!) mit im Bild waren - und das vor einem Krankenhaus! Geht ja gar nicht.
Der Höhepunkt kam dann aber doch in der Cafeteria, wo die Crew der Küstenwache und das oberwichtige Filmvolk verköstigt wurden. Da saß Kapitän Ehlers nämlich am Nebentisch - und hat mir zugelächelt...
Hach...
![lach :lach](./images/smilies/new_smilies/icon_lol.gif)
Mit dem Signore hatte ich dann ein Jahr später noch mal das Vergnügen, da haben wir uns überraschenderweise ganz gut verstanden. Mal sehen, ob wir auch diesmal wieder aufeinanderprallen werden. Ihr werdet es erfahren, in der nächsten Folge von "Neustädter Geschichten rund ums Knie"!
![winke :winke](./images/smilies/new_smilies/bs.gif)