ein interessantes Thema und interessante Gedanken, die so hier noch nie im Forum aufgetaucht sind, Hanns.

Möchte aus Zeitgründen


Ich versuche mal ungefähr, den heutigen Stand der Forschung zu Hämochromatose darzustellen.
Auf den ersten Blick ist "unsere" Hämochromatose Typ 1(= die häufigste Form der Hämochromatose die hier im Forum vertreten ist)
eine Erkrankung, die durch nur eine "Sorte" Genveränderung (C282Y oder H63D bzw in Kombi) hervorgerufen wird.
HH ist jedoch weniger eine monogene als eine multifaktorielle Erkrankung, stellt sich jetzt heraus. Und es wird geforscht. Ich bin guter Dinge, daß es irgendwann keine Hämochromatose-Erkrankungen mehr geben wird. Entweder wird Gentherapie zum Einsatz kommen oder (was mir persönlich bei Hämochromatose lieber ist) eine Hepcidinpille (Erklärung unten) o.ä.
Modifizierende (verändernde) Faktoren:
Eisen hoch durch
Alkohol
Virus-Hepatitis
gesteigerte Eisenaufnahme aus der Nahrung (viel Fleisch)
Fettleibigkeit (besonders bei Frauen)
Modifier-Gene :
verstärkend
-zusätzlich noch eine heterozygote HAMP,HJV usw Mutation, also eine Mutation, die bei homozygotem Vorliegen die juvenile Form der Hämochromatose verursacht.
-zusätzlich noch eine Mutation im HP 2-2 (Haptoglobin Gen), verstärkt Krankheitsbild
Abwesenheit von "B2m" fördert die Eisenspeicherung im Mausmodell (mehr dazu engl. http://www.jci.org/cgi/content/full/105 ... FIRSTINDEX
Eisen runter durch
Malabsorption: Erkrankungen die bei Unmutierten eine Eisenaufnahme aus dem Dünndarm erschweren und bei Nichtmutierten zu Eisenmangel führen (z.B. Zöliakie, Morbus Crohn)
Blutverlust: chronische Blutungen, meist gastro-intestinaler Blutverlust (Blutungen im Magen-Darmtrakt), best. Medikamente (Aspirin u.a.), Parasiten (Hakenwürmer u.a.)
erhöhter Eisenbedarf bei Schwangerschaften
modifizierende Gene z.B. im Mausmodell waren Mäuse homozygot für die sog. mk mutation in DMT1 and the Hfe knockout allele fitter als unmutierte (Quelle jci.org)
Genveränderungen, die bei Nichthämos Eisenmangelanämien verursachen (Quelle auch jci.org)
Beispiel für verschiedene Ausprägung der Gelenkbeteiligung-
Gründe, warum die Gelenkproblematik besonders ausgeprägt sein kann:
-zusätzlicher oxidativer Stress
-zusätzlich genetische Prädisposition für Arthrose (Es sind mittlerweile solche Genmutationen bekannt)
- ausgeprägte Schmerzwahrnehmung, Schmerzempfinden kann durch Psyche. Auch unterschiedliche Schmerztwahrnehmung hat erbliche Faktoren.
Eisenaufnahme aus der Nahrung/Eisenstoffwechsel
Wieviel Eisen aus der Nahrung aufgenommen wird ist abhängig vom Eisengehalt
der Nahrung, der Art der aufgenommenen Eisenverbindungen, dem
Gehalt der Nahrung an verschiedenen Zusätzen, der Azidität des Magensafts (wie sauer der Magensaft ist)
sowie von der Darmmotiliät (wie "bewegungsfreudig" der Darm ist)
Der Eisenstoffwechsel isteine komplizierte Angelegenheit, so wird die
Resorption durch diverse Botenstoffe reguliert, welche die aktuellen Bedürfnisse des Körpers signalisieren.
Auch hier zeigt sich, wie kompliziert der Eisenstoffwechsel ist: Zitat"Bei Störungen in der hepatischen Signalkaskade mit der Folge der gestörten
oder verminderten Hepcidinsynthese, kann es zur Eisenüberladung kommen,
wobei Störungen auf verschiedenen Ebenen zustande kommen können."
Quelle http://tobias-lib.ub.uni-tuebingen.de/v ... _DHPLC.pdf
(An der Universitätsklinik Heidelberg wird an Hepcidin geforscht:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/E ... 301.0.html )
psychische Auslöser:
Ich halte genau Hämochromatose = vermehrte Eisenanspeicherung für eine derjenigen Erkrankungen, die weder durch die Psyche bedingt noch durch sie ausgelöst werden.
Allerdings kann Hämochromatose auf die Psyche wirken und Müdigkeit und Depressionen auslösen oder schon bei noch nicht durch Organschäden betroffenen HHlern, der Umstand genetisch sich irgendwie "defekt" zu fühlen anstelle, sich nur etwas"besonders" oder individuell

Unser Körper befindet sich noch im selben Zustand wie in der Steinzeit. Er hat sich nicht anatomisch wesentlich verändert seit der Steinzeit bzw besser gesagt seit der Zeit der Kelten

Jemand, der das lebensnotwendige Eisen besonders gut anspeichern kann, war damals im Vorteil. Man wurde ja nicht so alt wie heute, selbst homozygot betroffene Männer konnten aufgrund von Blutverlust (Parasiten, Verletzungen....) , evtl anderer Ernährung und früherem Sterbealter längst nicht so viel Eisen anspeichern wie heutzutage.
Die HFE-Mutation hat sich erfolrgreich durchgesetzt. Sie bot Vorteile. Es wird sogar diskutiert, ob zumindest heterozygote Menschen manche Krankheiten wie z.B. die Pest besser überlebt haben.....( http://www.klinik.uni-mainz.de/Zentrall ... matose.pdf S.20 )
Somit müßten diejenigen, die Eisen "gut" anspeichern können, eigentlich als besonders "fit" gelten. Aber unsere heutige Wohlstandsgesellschaft macht uns einen Strich durch diese Rechnung.
(mehr dazu unter
evolutionärer Vorteil:
http://tobias-lib.ub.uni-tuebingen.de/v ... _DHPLC.pdf )
Im Hämokörper kommt es zu einem Mißverständnis, welches in unserer eisenreichen Zeit oft folgenschwer ist und zu Hämochromatose führt:
Der Dünndarm wird vom Körper nicht darüber informiert, daß der Körper schon eisenüberbeladen ist. Der Dünndarm "denkt" au weia, Körper hat Eisenmangel und schafft an Eisen heran, was er nur kriegen kann

Dieses Mißverständnis kommt durch einen angeborenen Gendefekt zustande, nicht etwa durch einen psychischen Defekt.
Meine Meinung zu Hämochromatose ist, daß bei dieser Erkrankung genügend modifizierende Faktoren gegeben sind, um die Psyche z.B die genannten ungelösten Konflikte, Traumen, emotionale Zustände, Überlastungen usw. hier nicht als Auslöser zu vermuten.
Insbesondere die Gene sind für den Grad der Eisenüberladung verantwortlich und damit für die Ausprägung der Erkrankung. Hämochromatose ist eine multifaktorielle Erkrankung, soviel der Stand heutiger Forschung.
Meine Sicht zur Ausprägung der Erkrankung an den verschiedenen Organen:
Zwei Hämos mit gleicher Ferritinhöhe, einer hat Leberschaden, der andere nicht. Warum?
Jeder hat andere "schwache Organe". Auch ohne Psyche. Z.B. wiederum durch die Gene. Also wieder die modifizierenden Faktoren, zusätzlich belastende Einflüsse: Wer ohnehin schon die Leber belastet durch Fettleibigkeit, hohen Alkoholkonsum etc, wird eher einen Leberschaden bekommen als jemand, der gleichen Lebereisengehalt hat, aber sich leberschonend ernährt. Indirekt kann der Zustand der Leber jedoch durch die Psyche mitbeeinflußt sein, weil übermäßiger Alkoholkonsum und Adipositas durch psychische Konflikte gefördert werden können.
Jedoch eine ganz entscheidende Rolle spielt die Psyche meines Erachtens für die Krankheits- bzw Schmerzbewältigung

Liebe Grüße
Lia